Montag, 23. August 2010
Festivalbericht Mountains of Death
Ach ja, der liebe Sommer. Einmal mehr hat er uns dieses Jahr schon gehörig verarscht. Erst ist es Wochenlang extremst heiss, trocken und auch gern mal schwül, dann wirds wieder fast 2 Wochen lang regnerisch und knappe 20° kühl, nur um dann wieder auf 27° anzuschwellen wenn wir uns in unserem kleinen dreier-Grüppchen vom lauschigen Aargau aus in Richtung Muotathal im Kanton Schwyz bewegen.
Aber dann, am Freitag Nachmittag schlug der Sommer 2010 wieder zu: Regen. Eine gute Stunde lang Regen. Der zuvor beinahe trockene Untergrund verwandelte sich schnurstracks in lustig-weichen Matsch und für den Dreck gab es kein Halten mehr. Schuhe, Hosen, Pullis und Shirts sollten sowieso klar sein - aber am meisten leiden letztendlich dann sowieso die Zelte darunter, die man in mühseliger Handarbeit daheim (alleine) putzen darf. Hooray for Boobies!

Muotathal ist nicht nur irgend ein kleines Bergkaff, nein, es ist wohl DAS super Bergkaff schlechthin für Freunde der lauten todesbleihaltigen Musik. Seit nunmehr 10 Jahren organisiert man dort, am Arsch der Welt, das sog. "Mountains of Death" Festival - das einzige Open Air in der Schweiz welches sich einzig und allein einer einzigen Musikrichtung widmet: dem Brutal Death Metal. Und auch im heurigen Jubiläumsjahr konnte das Line-Up mit allerhand grossen Namen auftrumpfen: Disavowed, Inveracity, Necrophagist, The Black Dahlia Murder, Dying Fetus und Suffocation bildeten hierbei die (persönliche) Spitze des Eisberges und sorgten für so manchen verspannten steifen Nacken sowie literweise Bierkonsum im Publikum.
Es war ein Festival wie man es im Muotathal jedes Jahr zu sehen bekam und alles kam einem irgendwie vertraut vor. Und doch gab es kleine aber feine Änderungen, die das Festivalleben teilweise angenehmer und teilweise aber auch einiges mühseliger machten...

- Barbetrieb
Irgendjemand im Organisationsteam hatte die Idee, das Bargeld an der Bar gegen Konsumkarten auszuwechseln. Heisst, anstatt jedes Getränk einzeln zu bezahlen, musste man sich für 50.- CHF an einer separaten Kasse eine solche Karte holen, auf der dann die konsumierten Getränke abgestrichen wurden. Dies führte jedoch zu sehr vielen unzufriedenen Gesichtern.
1. war die Schlange um an jene Karten zu gelangen teilweise meterlang
2. hatte man NULL Überblick über den eigenen Konsum, da NIRGENDS die Getränkepreise angeschrieben und auf der Karte keine Beträge vermerkt waren. Da stand nur eine simple "-1" pro Feld, was auch immer das letztendlich heissen sollte. Jedenfalls hätten die Barkeeper ohne weiteres zu viele Felder abstreichen können und kaum einer hätte es gemerkt, da jegliche Kontrolle fehlte.
3. eine solche Konsumkarte verliert sich schneller als Bargeld - und wer diese verliert, verliert damit auch deren Restwert. Genau so wer nicht daran denkt, den Restwert der Karte bis zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder gegen Bargeld umzutauschen. Absoluter Schwachfug und hirnrissiger Mumpitz.

- Hygiene
Erstmals in diesem Jahr stellte der Veranstalter einen Duschwagen bereit - eine wunderbare Idee, welche von vielen genutzt wurde, wenn auch das Wasser direkt von der eiskalten Muota abgepumpt wurde und sich das Vergnügen beim Duschen somit in Grenzen hielt. Der negative Aspekt der ganzen Sache war jedoch, dass dadurch ein Klowagen weichen musste, bzw. stattdessen ein normalgrosser und ein kleiner hingekarrt wurden; anstelle von 2 normalgrossen wie ansonsten üblich. Das führte zu weitaus grösseren Schlangen wenn man seinem Geschäft nachgehen wollte. Natürlich könnte man auch einfach irgendwo in den nächsten Busch pissen oder wie es einige taten: einfach zwischen zwei Zelte stellen und dann los. Aber um ehrlich zu sein bin ich nicht gerne ein solch asoziales Arschloch. Da steht ein Klo, also bin ich auch geneigt jenes zu benutzen um weder andere Festivalbesucher zu verärgern noch die netten Leute welche das Gelände zur Verfügung stellen.
Die Schlange allerdings war im Grunde noch das kleinste Problem an der ganzen Sache. Die Wagen selber waren bereits am zweiten Tag (Freitag Nachmittag gegen 15 Uhr) dermassen verdreckt, vollgepisst und wahrscheinlich auch noch vollgeschissen, dass man jegliche Lust verlor etwas zu konsumieren, da man ansonsten noch gezwungen war, sich auf eine dieser Toiletten zu setzen bei welchen das komplette Innere genau so aussah wie es roch: nämlich absolut widerlich.
Die Frage ist nun, ob die Schuld bei Besuchern oder Veranstaltern zu suchen ist; am logischsten erscheint mir beides. Auf der einen Seite zu viele asoziale, besoffene Besucher denen einfach scheissegal ist wer als nächstes seine Notdurft verrichten muss und auf der anderen Seite Veranstalter die sich nicht um so was kümmern. Dabei zeigen Beispiele wie das noch kleinere "MehSuff Metal Festival" dass es auch anders geht: Nette kleine DixieKlos mit Spülung, die allmorgendlich abgepumpt und täglich mehr als 1x kontrolliert und ggf. gereinigt wurden.

- Campingplatz
Wie so manch anderes Festival steht das MoD Jahr vor Jahr vor dem Problem der Expansion. Zum Jubiläum gab es nicht nur ein Programm für 3 Tage anstatt nur für 2, sondern man rechnete dementsprechend auch mit mehr Besuchern.
Im letzten Jahr fanden sich 1300 Leute im Thal ein, heuer waren es mit über 1400 nochmals mehr. Das Problem dabei: der Zeltplatz blieb im Grunde gleich gross. Wohin also mit all den neuen Schlafunterkünften die man vorheriges Mal noch nicht begrüssen durfte? Es war am südlichen Ende des Campingplatzes eine leichte Ausdehnung zu erkennen, aber es war kaum vorstellbar, wie dort 100 zusätzliche Besucher Platz finden wollten.
Für das nächste Festival sollte man sich wohl oder übel nach einer neuen Campingstätte umsehen, da nicht zu erwarten ist, dass das Open Air plötzlich wieder an Masse verliert.

- Lärm
Betrunkene sind laut, einverstanden. Gegen die kann man wenig unternehmen, ebenfalls einverstanden. Aber ist es wirklich notwendig, dass man im Bierzelt bis MORGENS UM FUCKING SIEBEN UHR in einer Mords Lautstärke Death Metal laufen lässt, damit es unter Garantie auch der schwerhörigste Arsch ohne Ohren in der hinterletzten Ecke des Campingplatzes noch hört?!
Natürlich ist es nicht der Sinn eines Festivals, dass man dort 12 Stunden pro Nacht schläft. Aber wer nicht schläft, ist nicht fit, wer nicht fit ist, hat keinen Bock auf Party und wer keine Party macht, konsumiert weniger Alkohol und sorgt damit für weniger Einnahmen. Ist dies der Sinn der Sache? Fein - für mich ist es dennoch das hirnloseste was ich an einem Open Air jemals erleben durfte. Und das waren doch schon so einige. Dafür sollte man die Betreiber wirklich schlagen dürfen.


Trotz des wirklich tollen Bandangebots und des mehr als fairen Eintrittspreises (von der überteuerten Verpflegung mal abgesehen), war es wohl eines meiner letzten Festivals, weil ich langsam irgendwie zu alt bin für die Scheisse. Ich bin zwar erst knappe 26, aber so langsam vergeht mir die Lust darauf, meinen Rucksack mit allem Möglichen vollzustopfen, das 8,5kg Zelt unter den Arm zu packen und damit über irgendwelche aufgeweichten Wiesen zu marschieren. Denn ein Auto hab weder ich noch meine jeweiligen Festivalbegleiter und so langsam wirds mir einfach zu bunt mit dem ganzen Bullshit.
Ich habs jetzt wieder gemerkt, wie sehr mir nach den 3 Tagen alles weh tat weil ich so wenig geschlafen hab weil 1. die "Matratze" viel zu hart ist und 2. bis spät in den Morgen irgendwelche Besoffenen laut rumbrüllen oder der Veranstalter bis morgens um 7 Death Metal laufen lässt welchen man bis zum Campingplatz hört. Ich hab pro Nacht wenn's gut kommt also vllt. 4 Stunden geschlafen und das sogar mehr als nur unbequem - mir schmerzt jeder einzelne scheiss Muskel im Körper und selbst das Geniessen der Konzerte wurde spätestens am Samstag (Abend) langsam zur Qual.

Das Line-Up ist fast jedes mal grossartig und nirgendwo sonst krieg ich für mein erarbeitetes Geld so viele tolle Bands aus dem Brutal Death Genre zu sehen - nicht zuletzt weil es das einzige Festival dieser Art in der ganzen Schweiz ist. Aber auf diese Weise kann ich nicht mehr, wirklich. Denn zu guter Letzt muss ich auch jedes verdammte Mal nachdem ich campen war, mein riesen Zelt daheim im Alleingang säubern, weil ich alleine wohne und es auf dem Campingplatz sowieso nicht wirklich sauber wird.

Für dieses Jahr steht noch genau ein Festival an, am 10. und 11.09. und dann ist Sense. Das wird höchstwahrscheinlich mein letztes Open Air werden, danach hab ich die Schnauze voll davon und ich beschränke mich auf Clubkonzerte.


Nichts desto trotz noch einige Impressionen in Bild und Ton:
Inveracity live: http://www.youtube.com/watch?v=5UEC6qtHp8M
Black Dahlia Murder live: http://www.youtube.com/watch?v=VO4aR432MH8
Dying Fetus live: http://www.youtube.com/watch?v=D4tBgekHDmU
Suffocation live: http://www.youtube.com/watch?v=_U26d2At61A

Die schlechte Bild- und Tonqualität beruht hierbei auf meinem Handy, welches kurzfristig für die Digitalkamera einspringen musste, weil bei jener der Akku den Geist aufgegeben hatte. Somit lässt alles ein Wenig zu wünschen übrig ^^

Fotos gibts hier: http://www.facebook.com/album.php?aid=18470&id=1729073221&l=eeb8ceaea2