Samstag, 28. Mai 2011
Konzertreview "The Black Dahlia Murder"
"The Black Dahlia Murder" ist ein Name, den man in den letzten Jahren immer häufiger gehört hat. Mit Auftritten an renommierten und namhaften Festivals wie Wacken, Brutal Assault, Deathfest, Ozzfest, With Full Force, Summer Breeze und nicht zuletzt dem schon fast legendären Mountains of Death Festival konnten sie in der Szene bereits so einige Anhänger um sich scharen. So ist es vor allem die Energie bei ihren Auftritten welche zu überzeugen weiss. Der Elan den die 5 Jungs aus Detroit an den Tag legen wenn sie ihre ganz eigene Form des Melodic Death Metal zelebrieren, wirkt enorm mitreissend und greift dann auch recht schnell auf das Publikum über.
So geschehen auch gestern in einem kleinen Club im schweizerischen Kanton Aargau. Doch eines nach dem andern.


Location
Das "Böröm Pöm Pöm" [ja, der Club heisst wirklich so!] in Oberentfelden ist mit Zug und Regionalbahn ab Aarau relativ gut zu erreichen, schwierig wird je nach dem höchstens die Heimfahrt - abhängig davon, wie lange das Konzert eben dauert. Wer es jedoch wieder zurück nach Aarau schafft, kommt von dort aus bis sicher 2 Uhr nachts problemlos noch richtung Bern, Basel oder Zürich.
Der Club selber befindet sich in einem Industriegebiet und bietet genügend Parkmöglichkeiten für die doch eher kleine Anzahl an Besuchern. Mit gerade mal 200 Leuten ist der Raum nämlich bereits zum bersten gefüllt, wobei es die Platzverhältnisse nicht gerade einfacher machen.
In der hinteren Ecke stehen 2 Sofas und eine elektronische Dartscheibe, die ca. 5 Meter lange Bar nimmt dann ebenfalls noch einiges an Platz weg und gegenüber davon will auch noch der Tontechniker samit Mischpult beschäftigt werden. Hinzu kommt, dass einzelne Stützpfeiler/Säulen sowie kleine Stehtische den verbleibenden Platz ebenfalls nochmals schmälern. Man kann sich also durchaus vorstellen, wie das da drin bei nur 200 Leuten bereits zu und her geht.

Aufgrund der Säulen ist es dann auch nicht gerade einfach, einen Platz zu ergattern, bei dem man auch die komplette Band zu Gesicht kriegt. Ganz klar, je näher man am Geschehen ist, desto besser.

Ebenfalls zu erwähnen ist die Hitzeentwicklung, die auf solch engem Raum natürlich schnell unangenehme Werte aufweist. So ziemlich jeder Besucher hat einiges an Körperflüssigkeit verloren und auch die Bands haben ordentlich transpiriert. Durch die damit entstandende stickige Luft war zeitweise auch das atmen nicht mehr ganz so angenehm.

Akkustisch war an diesem Abend jedoch alles in bester Ordnung. Die Herren am Mischpult haben ihre Arbeit gewissenhaft und sehr ordentlich erledigt, der Sound aus den eher kleinen Lautsprechern klang satt und voll, ohne Details zu verschlucken - und dies selbst bei den zwei Supportacts.
Abgesehen davon dass die linke Box zwischendurch mal für 5 Sekunden still war, war hierbei also alles in bester Ordnung.

Schön auch, dass man in Oberentfelden an die Raucher denkt, für die man im Flur, gegenüber des Merchandise-Standes, extra ein belüftetes Fumoir eingerichtet hat. Wer also jeweils keine Lust darauf hatte, die zwei Stockwerke bis zum Eingang zu überwinden, durfte sich dort in die doch etwas stickige Raucherhöhle begeben.

Insgesamt erhält die Location von mir 6/10 bangende Metallköpfe.


Preise
Drei Bands sorgten an diesem Abend für die Unterhaltung, 35.- wollten die Veranstalter dafür sehen. Dies ist, verglichen mit anderen Konzerten, im gehobenen Durchschnitt aber angesichts der Qualität der Bands dennoch vertretbar.
Die Getränkepreise waren hingegen durchaus im fairen Bereich angesiedelt. Mit 5.- konnte man einen halben Liter Bier und mit 3.- einen 3dl Becher eines Softdrinks oder Bieres im Offenausschank erstehen. Während Flaschenbiere mit 6.- zu Buche schlugen, kann ich über den härteren Alkohol kein Urteil fällen, da ich mich diesem nicht gewidmet habe.

Die Preise für T-Shirts und CDs waren ebenfalls im absolut vertretbaren Rahmen angesiedelt. Wer die neue Scheibe von "The Black Dahlia Murder" erstehen wollte, musste dafür 20.- auf den Tisch legen, während es für ein T-Shirt nochmals 5.- mehr waren. Die beiden Supportacts überreichten ihre Waren dem Volke für durchschnittlich 5.- weniger.

Aargauer Preispolitik und fairer Merchandise ergeben hier also eine Gesamtpunktzahl von hübschen 8/10 bangenden Metallköpfen.


Bands
Die Bandauswahl war mit 3 Acts nicht sonderlich gross, aber sorgte dennoch für Abwechslung. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass es kaum etwas vergleichbares wie "The Black Dahlia Murder" gibt und sich auch die beiden Supportacts von einander unterschieden.

Den Anfang machten "Some Kind of Noise" aus der Umgebung mit einer Mischung aus Metalcore und Deathcore. Viele Breakdowns, ab und zu eingestreute Blastbeats und ein teilweise schon fast komplexer Aufbau der Songs rückten die Jungs in ein gutes Licht und sie konnten eindrucksvoll zeigen was sie so drauf haben, während erste Violent Dancer ihre (extrem nervigen und dämlich anzusehenden) Bewegungen vollführten und der Rest der anwesenden Gäste gediegen mit dem Kopf nickte.
Nach einem 30-minütigen Set und einer kurzen Umbaupause ging es dann auch gleich weiter mit

"Breakdown of Sanity" - einer Combo die nun bereits mit dem zweiten Longplayer auf sich aufmerksam macht. Ihr treibender Metalcore kann am treffendsten mit Bands wie "Parkway Drive" verglichen werden und stiess beim Publikum auf viel Wohlwollen. Erneut gab es bescheuerte Tanzeinlagen und einige wirbelnde Köpfe zu sehen, während die Berner Gielen sich als wahre Energiebündel entpuppten. Somit konnten sie die Entscheidung, beim Open Air Gränichen spielen zu dürfen, gekonnt untermauern und bestimmt noch den einen oder anderen Anhänger dazugewinnen.
Leider war es dann der Manager von "The Black Dahlia Murder" welcher den Jungs einen Strich durch die Rechnung machte und ihr Set nach nur 15-20 Minuten beendete, weil die Nordamerikaner auf die Bühne sollten. Eine doch eher zweifelhafte Entscheidung, gemessen daran dass der Auftritt von "Breakdown of Sanity" sehr gut ankam und man des weiteren absolut im Zeitplan war. Sehr schade.

"The Black Dahlia Murder" konnten für diese Entscheidung dann immerhin entschädigen. Mit bester Laune präsentierten sich die 5 Herren dem rappelvollen Böröm Pöm Pöm und gaben eine gute Stunde lang eine gelungene Mischung aus alten und neuen Tracks zum Besten. Man spielte sich einmal quer durch die Diskografie und zurück, erzählte zwischen den Songs kleinere Anekdoten, heizte das Publikum immer wieder von neuem an und erlaubte sich in erster Linie keinen einzigen Fehler.
Stets perfekt im Takt sassen auch die Soli von Gitarrist Ryan Knight bis zum letzten Ton und es wahr eine reine Freude, den Musikern bei ihrer Arbeit zuzuhören - und zuzusehen. Trevor Strnad wirbelte so gut es ihm auf der kleinen Bühne möglich war hin und her, interagierte mit dem Publikum und genoss es sichtlich, derart gefeiert zu werden.
Die Stimmung war bei Songs wie "Deathmask Divine" oder "Statutory Ape" auf dem absoluten Höhepunkt und man brachte selbst einen kleinen Circle Pit auf die Reihe. Der Spass war der Band regelrecht ins Gesicht geschrieben und sie genossen dieses kleine, publikumsnahe Clubkonzert in vollen Zügen.

Vor und nach der Show gab es auch genügend Gelegenheiten, sich mit den, wirklich sehr netten, Herren zu unterhalten, Fotos zu schiessen, usw. Diese Bodenständigkeit und Offenheit sorgte dann auch für viel positive Resonanz und eine wirklich gute Grundstimmung und gab dem Abend eine ganz eigene Note.

Auch wenn die Auswahl bei dem Preis nicht sonderlich gross war, so konnte sie durch ihre Qualität überzeugen, wobei natürlich vor allem "The Black Dahlia Murder" für extrem viel Nackenschmerzen sorgten. Somit hagelt es hier 9/10 bangende Metallköpfe.


Fazit
Einmal mehr wurde bewiesen, weshalb Clubkonzerte einem Festival oftmals vorzuziehen sind. Klar, die Location hat durchaus ihre Nachteile und eignet sich nur bedingt für diese Art von Konzerten, aber das hat meinen Spass kaum gemindert. Keine Parkprobleme, faire Preise und drei nette bis grandiose Acts sorgten für sehr viel Spass - gerne wieder!

23/30 begeisterte, bangende Metallköpfe untermauern dieses Review.

Ich und Trevor von TBDM
Trevor approves!