Samstag, 17. September 2011
Festivalbericht "Meh Suff 2011"
Es sind oftmals alljährlich wiederkehrende Ereignisse auf die man sich besonders freut. Früher waren es Weihnachten, Ostern und Neujahr, heute sind es eben Dinge wie Musikfestivals. Das "Meh Suff Metal-Festival" ist eines davon und ging am 09. und 10. September in die sechste Runde. Völlig logisch, dass auch ich zum bereits dritten Male mit dabei sein musste...


Location
Das Gelände des Meh Suffs befindet sich auf dem "Balmen", oberhalb der zürcher Gemeinde Hüttikon. Mit dem Auto erreicht man den Parkplatz von Baden aus in rund 15 Minuten, kommend von Zürich benötigt man etwa 30. Wer über keinen fahrbaren Untersatz verfügt, fährt mit den ÖV bis nach Otelfingen und wird von dort aus mit dem (relativ kleinen) Shuttlebus abgeholt, der fast den ganzen Tag hin und her fährt.

Beim Parkplatz angekommen, gilt es sein Gepäck zu schultern und die etwa 300 Meter vom Parklatz bis zum Camground durch einen lauschigen Wald zurückzulegen. Dahinter erwartet den Besucher eine Festivalübliche Wiese mit Absperrband und Drahtzaun um zu verhindern, dass sich die Camper an Orten breit machen, wo sie nicht sollten. Hierbei anzumerken wäre, dass der Campingplatz in diesem Jahr dem Besucheransturm fast nicht gewachsen war. Wer erst am Freitag Abend anreiste, hatte fast keine Chance mehr, einen geeigneten Platz zu ergattern.
Eine Anfahrt per Auto bis zum Camping ist des weiteren nicht möglich - wer also zu viel Gepäck dabei hat, muss sich entweder etwas einfallen lassen, oder den Weg mehrmals zurücklegen.
Positiv: selbst wer (noch) kein Ticket besitzt, kann sich bereits mit seinem Zelt breit machen. Einzig eine Platzgebühr von CHF 5.- wird erhoben, sowie eine Abfalltasche im Gegenwert von CHF 5.- ausgehändigt. Wer diese, mit Müll gefüllt, am Sonntag zurückbringt, erhält die Kohle zurück. Wer keinen Müll produziert oder mit seiner Gruppe nicht alle Taschen braucht, guckt in die Röhre. Ein grundsätzlich tolles System gegen die Verschmutzung des Areals - allerdings nicht komplett durchdacht.

Kommen wir zum schlechtesten Aspekt des ganzen Festivals: der Einlass zum eigentlichen Gelände. Wie jedes Jahr bestand der Ein-/Ausgang aus einem Biertisch samt Kassierer der gleichzeitig die Tickets kontrollierte, jemandem der das Festivalbändchen um das Handgelenk des Besuchers schlang und einer dritten Person, welche die Aluschlaufe am Bändchen befestigte - abgesichert durch 2-3 Securitas. Da es nur eine Kasse gab und somit nur eine Person auf einmal bedient werden konnte, bildeten sich sehr schnell Schlangen mit einer Wartezeit von bis zu 30 Minuten. Aber da es, wie bereits erwähnt, letztes Jahr nicht anders war, sollte hier mal ein klares Wort gesprochen werden. So geht das einfach nicht, liebe Organisatoren. Das ist einfach nur abgrundtief schlecht. Ein Festival welches grade mal ~700 Besucher zu bewältigen hat, sollte wenigstens im Stande sein, dies viel schneller zu tun. Sehr schwach.

Ansonsten verfügt das "Meh Suff" über alles was der geneigte Festivalgänger so benötigt. Überduchschnittlich saubere Dixie-Klos, ein Duschwagen, (relativ wenige) Merchandise-Stände, ein mittelgrosses Bierzelt, ein Met-Stand und diverse Verpflegungsmöglichkeiten. Das ist auch dringend nötig, da es kaum möglich ist, sich mit einem kurzen Fussmarsch in einem nahe gelegenen Supermarkt mit Lebensmitteln o.ä. einzudecken - so was ist nämlich schlichtweg nicht vorhanden. Umso begrüssenswerter war die Tatsache, dass man jeweils am Morgen ein Frühstück mit Kaffee, Säften und Brötchen im Angebot hatte.


Festivalbetrieb
Über die Laune eines Besuchers entscheidet auch immer der reibungslose Verlauf des Festbetriebes - und hier hat sich das "Meh Suff" dieses Jahr so einige Punkte dazuverdient, mal abgesehen vom bereits erwähnten problem an der Kasse.
Der Zeitplan der Bands wurde mit einer Verspätung von maximal 10 Minuten immer eingehalten, es gab nie Soundprobleme und auch keine Engpässe bei Getränken oder Esswaren. Im Gegenteil: damit nicht alle immer an der selben Bar ihr Bier beziehen mussten, hat man extra in der Nähe der Bühne einen Wagen eingerichtet, bei welchem es nur abgezapften Gerstensaft gab - schliesslich das meistverkaufte Getränk des gesamten Wochenendes. Auch wenn die Besucherzahlen weit unter denen jeglicher anderer Festivals liegen, so ist diese Neuerung dennoch sehr begrüssenswert, da man kaum mehr als 5 Minuten auf seinen Becher warten musste.


Sauberkeit und Hygiene
Die Abfallpolitik mit den ausgehändigten -taschen mag nicht komplett durchdacht worden sein, hat aber enorm zur Sauberkeit des Festivals beigetragen. Weder auf dem Campground noch vor der Bühne stiess man auf Berge von Müll, u.a. auch deshalb, weil die meisten ihre Becher an die Bar zurückbrachten um ihr Pfand zu kassieren.
Sehr positiv auch, dass man hier - wie bereits schon im letzten Jahr - auf die saubersten Dixie-Klos stösst, die mir jemals untergekommen sind. Immer genügend Klopapier vorhanden, keine Exkremente innerhalb der Kabinen verteilt, dank integrierter Spülung überdurchschnittlich sauber und jeden Tag 1x entleert. Hiervon könnte sich manch anderes Festival (oder deren Besucher) eine dicke Scheibe abschneiden.


Lärmbelästigung
In diesem Punkt trifft man auf eine hübsche Kontroverse der Betreiber. In ihrem Festival-ABC schreiben sie klar und deutlich, dass sich die Besucher mehrheitlich ruhig verhalten sollen, auch auf dem Parkplatz, vor allem nachts. Und was macht der Veranstalter? Er befeuert die Soundanlage im Bierzelt bis 6 Uhr morgens mit relativ lautem Metal jeglicher Art. Glücklich ist, wer im Auto auf dem Parkplatz nächtigte - denn an Schlaf ist bei so was kaum zu denken.


Bands und Stimmung
Der wichtigste Aspekt eines Festivals: was taugt das Line-Up und wie sehr gehen die Fans dabei mit?
Erneut traf sich auf dem Hüttikerberg ein buntes Sammelsurium aus Death-, Black- und Folk-Metal Bands, womit eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Dieses Jahr las sich das Billing wie folgt:

Freitag, 09.09.2011
15:00 - 15:30 Big Ball (30min)
16:00 - 16:45 Excruciation (45min)
17:15 - 18:00 Tribes Of Cain (45min)
18:30 - 19:15 Requiem (45min)
19:45 - 20:30 Nargaroth (45min)
21:00 - 22:00 Marduk (60min)
22:30 - 23:30 Vital Remains (60min)
00:00 - 01:00 Eluveitie (60min)
01:30 - 02:15 Oral Fistfuck (45min)

Samstag, 10.09.2011
12:30 - 13:00 Soulless (30min)
13:30 - 14:15 Obscurity (45min)
14:45 - 15:30 Leng Tch'e (45min)
16:00 - 16:45 Setherial (45min)
17:15 - 18:00 Fleshless (45min)
18:30 - 19:15 Desaster (45min)
19:45 - 20:30 Manegarm (45min)
21:00 - 21:45 Vomitory (45min)
22:15 - 23:15 Legion Of The Damned (60min)
23:45 - 00:45 Gorgoroth (60min)
01:15 - 02:00 Hyperium (45min)

Sehr positiv anzumerken ist, dass alle Bands so klangen wie sie sollten - egal ob sie ihren eigenen Mischer dabei hatten oder nicht. Selbst komplex zu mixende bands wie "Eluveitie" mit ihren zig Instrumenten konnten überzeugen und somit blieb der eine oder andere Fauxpas vom letzten Jahr glücklicherweise aus.
Letzendlich ist die Qualität des Line-Ups vom eigenen Geschmack abhängig, aber die Veranstalter haben es geschafft, einen Spagat diverser Stile hinzulegen, mit dem alle irgendwie befriedigt wurden. Selbst wer kein Fan von Black-Metal ist, konnte sich problemlos in aller Ruhe auch die Vertreter jenes Genres anhören.
Für mich persönlich stach allen voran "Manegarm" aus dem Billing heraus. Die 5 Schweden boten eine solide und abwechslungsreiche Performance und sorgten für eine sehr lockere sowie gute Stimmung beim versammelten Publikum. Qualitativ zu überzeugen vermochte hingegen fast jede Band. Kaum Fehler, gute Setlisten, Kontakt zum Publikum und viel Sympathie. Hier zeigt sich einmal mehr, dass ein kleines, familiäres Festival durchaus seine Vorteile gegenüber den grossen Vertretern geniesst.
Ob man für die gebotenen Bands aber die verlangten CHF 89.- entrichten wollte, bleibt jedem selbst überlassen. Zusammen mit den 10.- für Camping und Abfalltasche sowie dem Konsum von Getränken, Lebensmitteln, usw. war es bei weitem kein günstiges Wochenende - aber ein umso witzigeres.


Fazit
Auch meine dritte Anreise zum "Meh Suff" kann als erfolgreich bezeichnet werden. Trotz meiner arbeitsbedingten späten Ankunft am Freitag Nachmittag kam ich in den Genuss der meisten Bands die mich interessierten, konnte mich zur Genüge mit meinen Begleitern unterhalten sowie einiges an "Flüssignahrung" konsumieren und dank Übernachtung im Auto war ich sogar das ganze Wochenende lang einigermassen fit und brauchbar.
Letztendlich bleiben mit dem eher happigen Eintrittspreis von 89.- sowie der langen Schlange vor der Kasse nur 2 Kritikpunkte am ganzen Festival - abgesehen davon war es auch dieses Jahr ein Genuss, der sich 2012 hoffentlich wiederholen wird.