Battlefuuuuuu 3 - eine Kolumne
Man kennt das. Man wartet lange auf ein Spiel, da man schon die Vorgänger sehr mochte - und als es endlich erscheint, gibt es unzählige Punkte die grundsätzlich den totalen Zorn darstellen und einem den Spass daran so richtig vermiesen können. Aber fangen wir einfach mal von vorne an..
Wer Battlefuuuu 3 (oder Battlefield 3, wie es eigentlich heisst) im Laden oder per Download ersteht, braucht zuerst einmal ein Konto bei der hauseigenen Downloadplattform von Electronic Arts. Diese nennt sich "Origin" und soll mit dem Grosserfolg "Steam" konkurrieren. Doch was macht eine solche Plattform aus?
- Günstige Spieletitel, die im Laden aufgrund von Verpackung etc. weitaus mehr kosten
- Haufenweise Spiele kleiner Entwickler, die ansonsten keine Möglichkeit hätten ihr Spiel zu vermarkten
- eine einfache Möglichkeit, seine Spiele auf dem neuesten Stand zu halten
- Eine Freundesliste dank der man stets in jedes beliebige Spiel eines Kumpels einsteigen kann
- im besten Falle (so wie bei Steam) einen Sevrerbrowser der direkt in die Plattform installiert ist, und dank dem man die Sevrer problemlos on-the-fly wechseln kann wie es einem beliebt.
So. Das hat "Origin" eigentlich alles nicht. Es gibt mit ausnahme einiger Browserspiele bislang nur EA-Titel und diese sind nur marginal günstiger als im Laden, die Freundesliste ist komplett sinnlos, da man über die in keine Spiele einsteigen kann und einen Serverbrowser sucht man bislang ebenfalls vergebens. Grundsätzlich dient "Origin" also bis auf weiteres bloss als Downloadplattform für EA-eigene Titel sowie Patches zu den installierten Spielen. Eine Konkurrenz zu "Steam" sieht für mich jedenfalls anders aus.
Manch einer kommt aber erst gar nicht dazu, diese tollen nicht-enthaltenen Features von "Origin" zu geniessen, da ihn bereits die AGB derart abschreckt, dass er seinen Rechner wohl gleich an EA schicken könnte, was wohl den selben Effekt hätte. Glücklicherweise wurden diese dubiosen AGBs mittlerweile angepasst, da ein junger deutscher Anwalt Einspruch eingelegt und EA angeprangert hatte. So stand unter anderem in der Vereinbarung, dass EA das Recht hat, die Festplatte(n) des Users komplett zu scannen um so z.B. illegal erworbene oder gecrackte Titel aufzuspüren, was mit einer Sperrung des Benutzerkontos verbunden wäre. Oder aber, EA dürfe wahllos Nutzerdaten sammeln und ggf für eigene Zwecke verwenden, beispielsweise um gezielter zu werben.
Dies sind nur zwei der Textstellen, die glücklicherweise wieder gestrichen wurden und die "Origin" nun zu nichts schlimmerem mehr machen als "Steam" bereits ist.
Grundsätzlich teilen sich beide Varianten sowieso das selbe Problem: jedes gekaufte Spiel ist an den eigenen Account gebunden und kann somit nicht einfach weiterverkauft werden. Ob man sich damit anfreunden kann, bleibt also letztendlich jedem selbst überlassen.
Kommen wir aber zum Spiel selbst: Battlefield 2 war ein Klassiker auf so manchen LAN-Parties und auch die beiden Bad Company-Ableger (Teil 1 jedoch nur auf Xbox 360) erfreuten sich grosser Beliebtheit. Neu war beispielsweise die hohe Zerstörungskraft von Panzern, Granaten und Raketen, die schon mal ganze Häuser in Schutt und Asche legen konnten. In BF3 wurde das ganze erneut ausgebaut - auch wenn sich der Fortschritt in Grenzen hält. Beworben wurde die neue "Frostbite 2 Engine" mit noch grösserer und realistischerer Zerstörung, was allerdings nur teilweise zutrifft. Zwar sehen Trümmerteile zerstörter Bauwerke besser aus als zuvor, allerdings hat jedes Haus nach wie vor seine Sollbruchstellen und knickt nicht einfach genau dort ein, wo man eben seine Rakete hingepfeffert hat. Es werden immer genau die Selben Löcher in Hauswände gerissen, egal aus welchem Winkel und mit welcher Waffe. Dem Spass tut dies keinen Abbruch, aber es wird den Vorschusslorbeeren bei weitem nicht gerecht.
Ein weiteres Manko an BF3: die Maps sind teilweise viel zu gross. Natürlich ist es um Längen realistischer, wenn man mit seinem Panzer ein wenig Raum und Platz hat zum manövrieren - aber es kommt einfach zu oft vor, dass man irgendwo spawnt und dann beinahe minutenlang durch die Pampa rennen muss, bis man mal bei der Action eintrifft. Dies ist zugegeben jedoch nicht immer Schuld der Entwickler, denn zu oft gibt es einfach auch dumme Spieler, die ihren Panzer/Humvee/Helikopter einfach mal alleine davonkutschieren, ohne auf weitere Passagiere zu warten, die dann eben auf sich gestellt sind... FFFUUUUU!
Und apropos Spawnpunkte - die Entwickler haben es noch immer nicht geschafft, die Spawnpunkte einigermassen intelligent zu setzen. Nehmen wir mal an, bei Flagge A (die noch dem eigenen Team gehört) hat sich ein Gegner verschanzt. Da man das natürlich nicht weiss, steigt man eben bei Flagge A ins Spiel ein um von dort aus weiter zum nächsten Punkt zu stürmen. Ha! Weit gefehlt! Kaum setzt man einen Fuss auf die Spielwelt hört man einen Schuss und man liegt erneut verblutend im Dreck. Es muss ja ungemein schwierig sein, die Spawnpunkte so zu verteilen, dass man vielleicht ein paar Meter vom Gegner weg spawnt anstatt direkt vor seinem Gesicht. Bravo DICE und ein grosses FFFUUUUU nach Schweden!
Besonders schön war das Spielerlebnis ja als Farbenblinder. Während es bei Bad Company 2 einen separat aktivierbaren Farbenblindenmodus gab, der den Teammitgliedern sowie den Gegnern komplett andere Symbole über ihren Köpfen gab; hat man dieses Feature in BF3 schmerzlich vermisst. Somit war für viele - mich eingeschlossen - die Kennzeichnung beider Teams einfach hellgrün. Laut anderen sei es eigentlich gelb und grün, aber für einen farbenblinden war beides schlicht hellgrün und somit absolut unmöglich zu unterscheiden. Das ist dann auch besonders amüsant, wenn man an einem Gegner vorbeirennt und denkt, es handelt sich hierbei um einen Kollegen.. bis dieser einem eine Ladung Schrot in den Rücken ballert. Schönen Dank auch DICE und erneut ein riesiges FFFUUUUUU an eure Adresse! Immerhin wurde dieses Manko durch den neuen Patch behoben und auch farbenblinde können sich nun auf das Spielgeschehen konzentrieren.
Sich darauf zu konzentrieren wär ja grundsätzlich auch kein Problem, wenn es denn einfach funktionieren würde. Hier mal eine kleine Auflistung der Punkte die abgehakt werden müssen, bevor man einen Fuss auf das virtuelle Schlachtfeld setzt - für all jene, die mit der Materie BF3 nicht vertraut sind:
1. Den Browser seiner Wahl starten
2. ins Battlelog einloggen (so eine Art Facebook für BF3, mit integrierter Freundesliste, Serverbrowser, Statistiken, usw.)
3. Origin manuell starten (optional, da dieses beim betreten eines Servers sowieso geladen wird)
4. im Battlelog-Serverbrowser den Server seiner Wahl suchen
5. Dem Spiel beitreten und hoffen, dass es auch funktioniert.
Denn hier kommen wir zu einem erneuten Problem: die Fehlermeldungen des Battlelogs sind nicht immer.. sagen wir.. aussagekräftig. Es kommt gerne mal vor, dass dort einfach steht "Could not join hame (.)" oder auch "You were disconnected from the server", wie auch "You've been disconnected from EA Online". Wieso, erschliesst sich einem in den meisten Fällen nicht, da es bei einem zweiten Versuch in der Regel funktioniert.
Nehmen wir an, es klappt und das Spiel fängt an zu laden. Dann kann es auch schon mal vorkommen, dass man sich nach 1-2 Minuten wundert, wieso man noch immer nicht den Bildschirm vom Spiel sieht. Beim Blick in die Taskleiste merkt man dann, dass sich das Spiel beim Laden aufgehängt hat - also nochmals von vorne. Hat man es dann tatsächlich geschafft und man betritt den Server, kommt es möglicherweise vor, dass einem der Server nicht passt. Entweder ist die Performance schlecht, die Teams sind unausgeglichen, oder die Anzahl der Spawntickets ist so hoch, dass man locker einen ganzen Tag auf der Map verbringen könnte... in jedem anderen Spiel könnte man in diesem Fall problemlos einfach so den Server wechseln. Zum Beispiel indem man "Steam" aufruft und sich einen neuen aussucht. Aber geht das auch bei BF3 und "Origin"? Ha! Träumt weiter! Das wären schliesslich intelligente Ideen und solche umzusetzen sieht sich EA wohl nicht imstande. Nönö. Stattdessen muss erstmal das Spiel beendet werden, dann wechselt man zurück ins Battlelog und wählt sich dort einen neuen Server aus - und das Glücksspiel beginnt von vorne.
Das Battlelog hat durchaus seine Vorteile! Der Serverbrowser ist übersichtlich und verfügt über einen Filter, in dem sich alles mögliche einstellen lässt. Zudem kann man seine eigene Freundesliste führen und über diese stets in ein Spiel seiner Freunde einsteigen - sofern der Server noch Platz bietet. Aber ganz ehrlich, beim Stichwort Funktionalität? .. FFFUUUUUU!
Des weiteren hat der neueste Patch auch wieder seine eigenen Bugs mit sich gebracht: bei einigen Spielern funktioniert beispielsweise der zuvor reibungslos vorangegangene Mapwechsel nicht mehr. Stattdessen sitzt man vor einem schwarzen Bildschirm in dessen Ecke ein kleines "loading" steht, aber mehr passiert selbst nach 5 Minuten nicht mehr. Da hilft nur noch, den Prozess per Taskmanager zu beenden und den Server erneut zu betreten. Auch hier wieder: so was darf schlichtweg nicht passieren und man fragt sich, ob bei DICE eigentlich nur komplett unfähige Vollidioten sitzen...
BF3 kann durchaus eine Menge Spass machen. Es sieht nett aus und das selbst auf älteren Rechnern, die Schlachten werden mit bis zu 64 Spielern wahrhaftig gigantisch, die Maps sind zum Grossteil ordentlich designt und balanced und auch die diversen Spielmodi (die wir bereits aus BC2 kennen) machen durchaus Laune. Aber mit all diesen Unzulänglichkeiten und Bugs ist es zu weiten Teilen einfach mehr Frust als Lust und hat sich somit den Namen Battlefuuuuuu 3 absolut verdient!
lendenzorn am 08. Dezember 11
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