Sonntag, 25. März 2012
Konzertreview "Progression Tour 2012"
Es ist immer wieder schön, wenn ausgewählte Tourneen auch in unserer kleinen Schweiz halt machen. Wenn dabei auch noch eine tolle Location sowie ein passender Termin ausgewählt wurden, ist das Ganze natürlich umso besser - wie im Fall der "Progression Tour 2012" mit Suffokate, Neaera, Unearth und den Headlinern von Heaven Shall Burn.
Dieses mal fiel der Termin glücklicherweise auf einen Samstag und das Z7 in Pratteln wurde kurum zum abrissreifen Gebäude erklärt. Denn eines ist klar: um einem solchen Publikum wie gestern standzuhalten, bedarf es der ganz hohen Baukunst. Doch eines nach dem andern...


Location
Die "Konzertfabrik Z7" in Pratteln kann man schon eher als eine der grösseren Locations für diese Art von Musik bezeichnen und ist entfernt mit dem Volkshaus Zürich oder der Reithalle in Bern vergleichbar - zumindest was die Grösse angeht. Knapp 1500 Nasen finden in der alten Industriehalle Platz und jene wollen natürlich laufend mit Getränken versorgt werden, was von "nur" 2 Barstationen aus geschieht. Somit ist das Gedränke an den Zapfhähnen grundsätzlich vorprogrammiert, noch schlimmer ist es aber in den Pausen zwischen den Bands. Jeder möchte hinaus um zu rauchen und dabei quetschen sich diese 1500 Körper durch ein maximal 4 Meter breites Tor. Autsch. Dass der Platz vor der Halle nicht dazu gebaut ist, derart viele Menschen auf einmal hinter den Absperrungen zu halten - man konnte sich kaum bewegen und es war selbst ein Ding der Unmöglichkeit, auf direktem Wege zum Klo zu gelangen - machte es nur noch schlimmer. Natürlich kann niemand etwas für dermassen viel Publikum - aber die Platzverhältnisse könnte man in einem solchen Fall durchaus anpassen.

Unmittelbar vor dem Eingang befindet sich ein Foodstand an welchem sich hungrige Besucher mit Würsten, Burgern und Fritten zu durchschnittlichen Preisen eindecken können.

Erreichbar ist das Z7 von Bahnhof Pratteln aus in ca. 10 Minuten zu Fuss, sofern man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Mit dem Auto gestaltet sich die Anfahrt ebenso simpel: Autobahnausfahrt Pratteln und von dort aus noch 2-3 Minuten bis zum Parkplatz fahren - welcher im übrigen umsonst zur Verfügung steht, nur leider nicht unmittelbar neben der Halle ist.

Insgesamt erntet das Z7 als Kriegsschauplatz von mir 7/10 bangende Metallköpfe.


Preise
4 Bands waren für die Unterhaltung verpflichtet worden, der Preis dafür betrug immerhin stolze 40.- CHF. Bedenkt man den Aufwand, die Gagen von immerhin 3 "grösseren" Bands, die Sicherheitsvorkehrungen, usw. sind die 40 Öcken sicherlich angemessen - jedoch ist das Z7 auch dafür bekannt, mit seinen Ticketpreisen ein wenig teurer zu sein als andere Locations.

An den beiden Bars des Z7 gibt es standardmässig nur Dosenbier, welches mit 6.- CHF für 0.5l zu Buche schlägt - wer Bier aus dem Offenausschank will, muss dies explizit erwähnen und blecht dafür auch entsprechend mehr. Die 3dl Cola im Becher für 4.- CHF sind durchaus akzeptabel, das Dosenbier für meinen Geschmack eher weniger - vor allem zu diesen Preisen.

Beim Merchandise hingegen gab es für die Brieftasche wenig zu meckern: T-Shirts für 25.- und Hoodies à 40.- sind sehr fair, nicht zuletzt wenn man lediglich läppische 15.- für eine aktuelle CD ausgeben muss.

Die Geldbörse wurde zwar beansprucht, dies aber in einem durchaus noch fairen Rahmen -> 7/10 bangende Metallköpfe.




Bands
Wie bereits beschrieben, wurden für diesen lauten Abend 4 Acts verpflichtet, die sich alle durch ihre Bühnenpräsenz und ihre wirklich spürbare Power auszeichnen konnten.

Suffokate, die für die ursprünglich angesetzten Rise to remain einsprangen, markierten den Anfang mit einer vorbildlichen Aufwärm-Show. Auch wenn ihr Sound eher an Death- als an Metalcore erinnerte, so waren sie dennoch ein passender Ersatz und sorgten bereits für erste Circle- und Moshpits. Ein fehlerloser Auftritt mit ordentlich Energie wie es sein sollte.

Als nächstes standen die Münsteraner von Neaera auf dem Plan, welche erneut durch ihren unvergleichlichen Frontmann Benni auf sich aufmerksam machen konnten. Diese Rampensau himself betrat ohne erste Begrüssung die Bühne, sondern forderte die Menge gleich mit den ersten Worten dazu auf, sich für eine Wall of death bereit zu machen. Auch gut. Nur wenige Augenblicke später sprang der Wirbelwind bereits erstmals in die Menge zum Corwdsurfing, was noch weitere 2x folgen sollte - einmal davon sogar von erhöhter Position.
Der sympathisch-charismatische Sänger tobte auf der Bühne hin und her, interagierte mit dem Publikum wie ein Profi und sorgte mitsamt seinen Bandkumpanen für eine Menge Unterhaltung. Eine passende Songauswahl quer durch alle Alben rundete das Paket ab und erhob Neaera eindeutig in den Status meiner Live-Band Nr. 1.
Diesen Eindruck hatten wohl auch einige der Fans, denn fast zu jedem Zeitpunkt war Bewegung in den Reihen zu sehen - und selbst wenn es nur wirbelnde Haare waren. Es war schweisstreibend und energiegeladen. Grosses wow!



Die darauffolgenden Unearth konnten - für meinen Geschmack - daran nicht mehr anknüpfen. Sie zeigten eine sehr solide Show mit Songs, die durchaus stets zum mitmachen anregten. Erneut waren Pits aller Sorten das Standardprogramm und auch soundtechnisch gab es nichts zu meckern. Dennoch verkneife ich mir eine genaue Bewertung, da diese Truppe nicht zu meinem Repertoire gehört.



Es war langsam Zeit für den Headliner: Heaven Shall Burn. Die Ossis waren lange genug nicht mehr in der Schweiz und freuten sich wohl sehr auf diesen Auftritt, denn dies war in jedem Atemzug der Bandmember zu spüren und zu sehen. Von der freundlichen Begrüssung bis hin zur enthusiastischen Verabschiedung zeigten HSB eine wirklich gute Show mit vielen Lichteffekten, überdurchschnittlicher Interaktion mit dem Publikum, viel Bewegung auf der Bühne und nicht zuletzt einer gelungenen Songauswahl. Die meisten der auserlesenen Tracks waren altbekannt, schnell und hart - und spätestens als die ersten Takte von "Endzeit" zu vernehmen waren, waren die 1500 Metalfans total aus dem Häuschen. Wall of deaths wechselten sich mit Cirle- und Moshpits ab; die Knochenmühle lief auf Hochtouren und die Security im Bühnengraben hatte alle Hände voll zu tun, um Crowdsurfer aus der Menge zu ziehen.
Und auch wenn man bestimmt nach jeder Show sagt "das war die geilste seit langem" - hier könnte es sogar stimmen.

Die Bandauswahl erntet von mir somit 8.5/10 bangende Metallköpfe.




Fazit
Die Schweiz zeigt sich den verschiedensten Metal-Stilen gegenüber sehr freundlich und aufgeschlossen - doch scheinbar ist Metalcore DER Publikumsmagnet schlechthin. Noch selten zuvor hatte ich das Z7 derart voll erlebt und auch die Stimmung war besser als ich es jemals in Erinnerung hatte. Wenn man schon alleine vom rumstehen zu schwitzen anfängt, dann weiss man, dass es eine heisse Sache werden wird - was spätestens mit den wirklich guten Bands auch bewiesen wurde.
Extrem viel Bewegung mit Pits und Crowdsurfing, eine sehr gut abgemischte Soundkulisse, freundliches Personal, überdurchschnittliche aber dennoch insgesamt faire Preise sowie gute bis sehr gute Bands sorgten dafür, dass man diesen Abend durchaus positiv im Kalender anstreichen kann.

Progression Tour, du warst geil!

-> 22.5/30 bangende Metallköpfe sind zufrieden - einzig an der Location hätte man noch ein wenig mehr drehen können.