Freitag, 26. April 2013
"Game of Thrones - Season 2" Blu-Ray Review



“Game of Thrones“. Eine Serie, die aus dem Nichts kam und quasi über Nacht die halbe Welt wie im Sturm erobert hat. Bereits die erste Staffel der TV-Adaption der “A Song of Ice and Fire“ Saga von George R. R. Martin war höchst erfolgreich und wurde dank sensationeller Einschaltquoten auch auf zahlreichen anderen Sendern ausgestrahlt. Nicht zuletzt deswegen erfreut sich die mittelalterliche Fantasy-Serie auch in Europa einer grossen Beliebtheit, deren makellose Umsetzung regelmässig für Begeisterungsstürme und regelrechte Fanhysterie sorgt. Und spätestens als der Blu-Ray Release im Frühjahr 2012 sämtliche Verkaufsrekorde für Serien brach, war klar, dass man weitere Staffeln produzieren würde. Seit Anfang April 2013 sind nun auch die Folgen der zweiten Staffel im hochauflösenden Format für jedermann erhältlich und erneut lohnt sich der Kauf auf sämtlichen Ebenen. Doch wie schon bei den ersten Folgen, gestaltet es sich erneut schwer, die Faszination der Serie in Worte zu fassen – genau so wie es fast unmöglich ist, die Handlung in wenigen Sätzen zusammenzufassen, ohne essentielle Dinge zu vergessen oder vorneweg zu nehmen.
Deshalb an dieser Stelle die ausdrückliche Warnung, dass dieses Review möglicherweise Spoiler enthalten wird. Solltet ihr die zweite – oder gar die erste – Staffel noch nicht gesehen haben, tut euch selbst einen Gefallen und überspringt den Story-Abschnitt!


Story
In Westeros ist der Krieg um den eisernen Thron in vollem Gange. Während der junge König Joffrey die Hauptstadt King’s Landing mit eiserner Hand regiert, merkt er nicht, dass sich die Streitmächte von Renly und Stannis Baratheon formieren um einzeln gegen die Hauptstadt vorzurücken. Ein jeder von ihnen hält sich selbst für den Thronfolger, nachdem ihr älterer Bruder Robert bei der Wildschweinjagd von einem Eber aufgespiesst wurde und um’s Leben kam – eingefädelt von seiner machthungrigen Frau Cersei Lannister.
Doch auch Robb Stark hat Rache am jungen König geschworen, als dieser gegen Ende der ersten Staffel seinen Vater Eddard Stark vor den Augen der jungen Arya Stark hinrichten liess. So zieht der „junge Wolf“ ebenfalls Richtung Süden und hinterlässt eine blutige Spur des Todes, dem Familienoberhaupt Tywin Lannister nichts entgegenzusetzen hat. Dass der überhaus fähige Schwertkämpfer Jaime Lannister bei einer Schlacht von Robb Stark gefangen genommen wurde macht die Situation für beide Parteien nur bedingt besser – denn Mutter Catelyn Stark wähnt ihre beiden Töchter Sansa und Arya noch immer in Gefangenschaft in King’s Landing; unwissend dass sich Arya mittlerweile auf dem Weg in Richtung Nights Watch an der grossen Mauer hoch im Norden befindet und auf ihrem Weg so manche unerwartete Überraschung erleben wird.
Weitab von all dem befindet sich Daenerys Targaryen mit ihren 3 jungen Drachen und den verbliebenen ihres Volkes noch immer auf dem östlichen Kontinent Essos, inmitten einer schier unendlichen Wüste, mit dem drohenden Hungertod konfrontiert. Als sie unverhofft auf die Handelsstadt Qarth stossen, wähnt sich die Khaleesi in trügerischer Sicherheit, denn in der wohlhabenden, florierenden Stadt ist nichts so wie es scheint – und ihre Rückkehr nach Westeros rückt immer mehr in weite Ferne.


-> Trailer bei Youtube


Das Ränkespiel rund um den eisernen Thron geht in die zweite Runde und mit ihm ziehen auch einige neue Charaktere mit in den Handlungsstrang ein. Wer die Geschehnisse der ersten Staffel nicht mehr in Erinnerung rufen kann, tut gut daran, sein Gedächtnis nochmals aufzufrischen; die schiere Flut an neuen, mehr oder weniger wichtigen Charakteren ist immens. Nebst diesen Neulingen treiben natürlich auch alte Bekannte ihr Unwesen, allen Voran Peter Dinklage in seiner Paraderolle als Tyrion Lannister, der erneut allen die Show stiehlt. Seine Performance als ungeliebter, kleinwüchsiger aber hochintelligenter Sohn des mächtigen Tywin sorgt erneut für grosse Begeisterung und dürfte bei den nächsten Emmys erneut als heisser Kandidat gelten.
Doch auch wenn der „Half-Man“ wieder alles in den Schatten stellt, so sollten auch sämtliche weiteren Charaktere nicht vergessen werden. Erneut ist der Cast bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend besetzt und man hält es kaum für möglich, dass der Grossteil von ihnen selten oder nie zuvor an einer grösseren Hollywoodproduktion beteiligt war. Umso bemerkenswerter ist es mit anzusehen, wie dank einem gut geschriebenen Drehbuch selbst aus Kindern grosse Charakterdarsteller werden, die sich durchaus mit den grossen Kalibern dieser Serie messen können. Dabei ist es vor allem in der englischen Originalversion eine wahre Freude, den Gesprächen zwielichtiger Gestalten und dem fiesen Geflüster der Drahtzieher beizuwohnen, wie sie ihr gegenüber um den Finger wickeln und mit Worten manipulieren.
Somit ist die grosse Stärke von “Game of Thrones“ erneut die hervorragende Dialogregie, die den Mammutanteil der Spannung und der Faszination erzeugt. Doch auch die eine oder andere Kampfszene hat sich eingeschlichen und im Gegensatz zur ersten Staffel kommt – wohl budgetbedingt – auch ein wenig mehr CGI zum Einsatz, woran man letztendlich doch merkt, dass es sich grundlegend um eine Fantasyserie handelt, in der auch Magie und Übernatürliches eine Rolle spielen.

Es gestaltet sich jedenfalls sehr schwer, eine dramaturgisch ähnlich gestrickte Serie zu finden. “Mad Men“, “Boardwalk Empire“ oder auch “The Walking Dead“ zeigen teilweise zwar ähnliche Ansätze, reichen aber bislang nicht an die Komplexität von “Game of Thrones“ heran. Nicht nur deswegen gibt es momentan wohl nichts vergleichbares – schon gar nicht im Fantasybereich.


Bild
Bereits die erste Staffel von HBOs Vorzeigeserie bestach durch einein wirklich guten Blu-Ray Transfer und dies ist natürlich bei der zweiten Staffel nicht anders. Erneut präsentiert man uns ein hervorragendes Bildmaster mit der Schärfe einer Rasierklinge und gelungenen Kontrasten, die im Zusammenspiel mit den Farben für ein harmonisches und äusserst plastisches Bild sorgen. So sind erneut verschiedenste Farbfilter im Einsatz, die je nach Setting den kalten Norden in einen bläulichen oder das südlich gelegene King’s Landing in einen rot-goldenen Hauptton tauchen, der nicht störend, sondern enorm atmosphärisch ausfällt. Einzig in ganz dunklen Bereichen verschwinden einzelne Details, die man in sämtlichen anderen Einstellungen jedoch in voller Fülle und Pracht bestaunen darf. Egal ob Rüstungen und Kleidung, Bodenbeschaffenheiten oder Hautpartikel – die Anzahl ist unüberschaubar gross und verweist so manch andere Blu-Ray in ihre Schranken.
Doch während man sich bereits bei der ersten Staffel ob der Bildqualität im siebten Himmel wähnte, so wurde diese Freude durch den unglücklichen Kopierschutz zuweilen getrübt. Bei vielen Abspielgeräten kam es zu Problemen und einzelne Kapitel, Episoden oder gar ganze Discs liessen sich nicht korrekt abspielen.
Diese Probleme gehören nun glücklicherweise der Vergangenheit an. HBO hat sich für einen anderen Kopierschutz entschieden, mit dem die meisten Player umzugehen wissen, wodurch man nun in den Genuss sämtlicher Folgen kommt.

-> 10/10 Bildpunkte


Sound
Wie bereits im Storyabschnitt erwähnt, ist vor allem die englische Originalspur ein Genuss. Die zahlreichen Charaktere sorgen mit ihren verschiedenen Dialekten für viel Atmosphäre, wobei die meisten eine sehr klare und deutliche Aussprache haben, was das Verständnis klar erleichtert. Doch auch an all jene die dem Englischen nicht gar so mächtig sind hat man gedacht, nicht nur mit Untertiteln sondern auch mit einer fast genau so gelungenen deutschen Tonspur. Zwar entfallen hier die herrlichen Dialekte und so mancher Orts- und Familienname wurde etwas unglücklich übersetzt, doch qualitativ hinkt man dem Original kaum hinterher.
Eine Vielzahl an direktionalen Effekten sorgt für viel Räumlichkeit und die gezielt einsetzende Musik ist so voluminös wie man es sich nur wünschen kann. Derweil bleiben aber auch die Dialoge stets verständlich, auch wenn das Balancing noch einen Tick mehr Feinschliff vertragen könnte. Gerade das Schlachtgetümmel wirkt im Vergleich zu den Stimmen minimal zu laut und könnte schlummernde Nachbarn stören, auch wenn man sich noch so gerne an den satten Tiefenbässen und den wuchtigen Effekten erfreut.
Damit verpasst der Ton nur äusserst knapp die Höchstwertung, auch wenn sich nichts desto trotz alles absolut grandios anhört.

-> 9.5/10 Soundpunkte


Extras
Für Käufer solcher Serien sind auch oftmals die Zusatzinhalte sehr interessant, mit denen man auch hier nicht gegeizt hat. So gibt es zu jeder Episode einen gelungenen Führer mit zusätzlichen Informationen zu Handlung und Charakteren, wie auch zahlreiche Interviews mit den Darstellern, die einen tieferen Einblick in ihre Rollen und den Schaffensprozess liefern, ohne zu viel zu spoilern.
Da ich diese Extras aber selbst noch nicht gesehen habe, enthalte ich mich einer Wertung, da ich auch über deren Qualität kaum Auskunft geben kann. Wer jedoch noch tiefer in die Welt von Westeros und Essos eintauchen möchte, wird hier mit Sicherheit fündig.


Fazit
Das Ende der ersten Staffel von “Game of Thrones“ hat vor allem die Lust auf mehr geweckt. Man wollte unbedingt wissen wie es weitergeht, nachdem man viele Charaktere bereits ins Herz geschlossen hatte und liebend gern mit ihnen mitfiebert. Nebenbei hoffte man natürlich auch, dass die Serie erfolgreich genug sein wird, damit der Hunger der Fans gestillt wird – doch mit der Nachricht dass die vierte Staffel mittlerweile ebenfalls gesichert ist, gehören solche Ängste definitiv der Vergangenheit an.
Umso mehr freut man sich, dass die zweite Staffel der ersten nicht im geringsten Nachsteht und mit seinen herrlich zwielichtigen Charakteren und den grossartigen Kulissen weiterhin auf einem hohen Niveau unterhalten kann. Selbst Episoden, welche die Haupthandlung nicht entscheidend vorantreiben, können mit zahlreichen Geschichten der Nebencharaktere auftrumpfen, wobei man einzelne immer mehr lieben und andere hassen lernt, aber die Sympathie eines Einzelnen auch plötzlich ins Gegenteil kippen kann. Das ist es auch, was die Serie ausmacht. Das grosse Ränkeschmieden und die allgegenwärtige Spannung ist das eine, aber in erster Linie ist es die hohe Schauspielkunst und das gelungene Drehbuch, welche vor den Fernseher fesseln.
Die ganze Serie hat bloss einen einzigen Wehrmutstropfen: es dauert ein volles Jahr bis Staffel 3 auf Blu-Ray erscheint. Wer allerdings Pay-TV oder genügend Geduld hat, wird früher oder später auch in leicht verminderter Qualität erfahren, wie es weitergeht.

-> 10/10 Blu-Ray Punkte


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