Dienstag, 29. Oktober 2013
"Man of steel" Blu-Ray Review



Nach höchst erfolgreichen Ablegern von „Batman“, „Iron Man“, den „X-Men“ und ihren einzelnen Protagonisten, „Spider-Man“ sowie der kompletten „Avengers“-Crew, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch er eine Neuauflage erhält wie er sie verdient: der wohl älteste sowie bekannteste Comicheld überhaupt – Superman.
Die in den 70ern entstandenen Verfilmungen mit Christopher Reeve in der Hauptrolle gelten unter Filmfreunden als Klassiker und geniessen Kultstatus – wenn auch dieser Umstand sicherlich auch der oftmals unfreiwilligen Komik von Script und Darstellern zu verdanken ist. Doch nachdem Bryan Singers “Superman Returns“ sowohl bei Kritikern wie auch beim Publikum gnadenlos durchgefallen ist, musste man sich ernsthaft die Frage stellen, ob der alteingesessene Alleskönner überhaupt noch in der Lage ist, sich mit den heute weitaus populäreren Helden zu messen.
Regisseur Zack Snyder (“300“, “Watchmen“) hat sich mit David S. Goyer immerhin einen begabten Schreiberling ins Boot geholt und mit Hilfe von Christopher Nolan, der dieses mal lediglich als Produzent seine Finger mit im Spiel hatte, sollte das Reboot eigentlich eine sichere Sache werden. Doch wer so hoch fliegt wie der Mann mit dem roten Cape, kann auch sehr tief fallen.


Story
Seit Jahrhunderten züchten die Bewohner des Planeten Krypton ihre Nachkommen auf künstliche Art und Weise, um so deren Begabungen und Werdegang bereits im Vornherein bestimmen und somit das Überleben des Volkes sichern zu können. Somit gilt der kleine, auf natürliche Weise gezeugte, Kal-El nicht nur als Wunder, sondern seine Eltern auch als Hochverräter am eigenen Volk.
Angesichts des drohenden Untergangs seines Heimatplaneten sieht Vater Jor-El nur eine Möglichkeit: er stiehlt den Codex der Kryptonier, deponiert diesen mitsamt seinem Sohn in einer Raumkapsel und entsendet diesen in eine neue, Lichtjahre entfernte Heimat. Einen von intelligenten Wesen bevölkerten Planeten Namens Erde.
Dort wird das Kleinkind von den künftigen Adoptiveltern Jonathan und Martha Kent gefunden und unter dem Namen Clark liebevoll aufgezogen. Doch Clarks Fähigkeiten bleiben nicht lange unentdeckt, wobei er selbst erst durch intensive Nachforschungen seine Herkunft erkennt und ihm der Geist seines Vaters Jor-El seine Bestimmung erläutert.
Kurze Zeit später erreicht eine Nachricht aus dem All die noch ahnungslosen Erdbewohner, in der ein gewisser General Zod verlangt, dass sich Kal-El zu erkennen gibt oder die Erdlinge diesen an ihn aushändigen, ansonsten sieht sich ihre gesamte Welt dem Untergang geweiht.
Kal-El, der bis vor kurzem einfach nur Clark Kent war, hält alsbald nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern das von 6 Milliarden Menschen in seinen Händen.


-> Trailer bei Youtube


Die ersten Verfilmungen wie auch Comics über Superman teilten alle den Aspekt, dass Clark Kent seine Identität stets möglichst geheim halten musste und auch Lois Lane lange Zeit im Dunkeln tappte. Dies wurde in “Man of steel“ beinahe komplett ausser acht gelassen, da selbst besagte Reporterin (durch die reizende Amy Adams leider ein wenig unpassend besetzt) viel zu schnell hinter das Geheimnis kommt. Der Rest der Geschichte ist reine Routine: ein einzelner Held auf Selbstfindungs-Trip, eine Regierung die ihn erst als Gefahr wahrnimmt und ein relativ austauschbarer Bösewicht. Das hatten wir alles schon mehrmals durchgekaut und wird auch von Zack Snyder nicht besser präsentiert. Einzig die Anwesenheit von Christopher Nolan merkt man dem Film an, der schon aus Batman einen sehr düsteren, von Selbstzweifel geplagten Helden geformt hat. So sieht sich auch Kal-El in einer Ähnlichen Situation wieder, hin und her gerissen zwischen der menschlichen Erziehung seiner Adoptiveltern und seiner kryptonitischen Herkunft mit der Bestimmung als Held. Nur leider wirkt das dieses mal ziemlich aufgezwungen und will nicht so recht in das Superman-Universum passen wie wir es kennen.
Hinzu kommt, dass die Geschichte des jugendlichen Clark Kent in den Rückblenden nur stückweise und nur annähernd interessant erzählt wird. Stattdessen hat man klar versucht, den Film mit optischen Schauwerten zu gestalten, was teilweise auch gelungen ist. Das Design von Krypton, seiner Raumschiffe und Bewohner kann sich genau so sehen lassen wie die reisserisch inszenierten Prügelkämpfe auf der Erde.
Es ist durchaus amüsant dem Treiben zuzusehen, wenn Superman seinen Widersacher mit Schmackes durch eine Hauswand schleudert und dabei nur noch Trümmer und Staub zurücklässt. Sekunden später darf das stattdessen auch gerne ein Auto sein. Oder ein Bus. Oder eine Mauer, ein Silo, eine Strassenlaterne oder ein x-beliebiges Objekt welches das Stadtbild von Metropolis schmückt.
In “Man of steel“ wird viel und gerne gewütet, nur leider verliert die Zerstörungsorgie zu schnell ihren Reiz. Nicht zuletzt auch deswegen, weil weder Kal-El noch einer seiner Gegner durch die Prügel wirklich entscheidend geschwächt und somit niedergestreckt werden kann – womit sich dem Ganzen eigentlich komplett der Sinn entzieht. Somit dienen die Kämpfe einzig und allein ihrem Selbstzweck der Action und bieten somit im Endeffekt nicht mehr als das vergleichbare Gekloppe der haushohen Roboter aus “Transformers“.


Bild
In Sachen Optik braucht sich “Man of steel“ keinesfalls zu verstecken. Zack Snyder hat in der Vergangenheit schon mehrmals bewiesen, dass er mit passenden Kameraeinstellungen sowie Farbwerten seinen Filmen einen ganz eigenen Charakter verleihen kann – was ihm auch beim neuesten Superman-Ableger bestens gelingt. In Szene gesetzt wird das Ganze umso besser durch sehr gelungene Schärfe- und Kontrastwerte, die für einen überdurchschnittlich guten Bildtransfer sorgen, in dem die zahlreichen Details bestens zur Geltung kommen. Einzig bei schnellen Bildwechseln und Kameraschwenks kann es zu einem leichten Verwischeffekt kommen, der jedoch auch stilistischer Natur sein kann. Doch gerade in den Actionsequenzen sorgt die Inszenierung für Entzücken und lässt die geölten Blu-Ray Muskeln spielen.

-> 8.5/10 Bildpunkte


Sound
So langsam ist es mit den Veröffentlichungen von Warner echt zum Haare raufen. “Man of steel“ reiht sich nahtlos in die Riege der hochklassigen Titel ein, denen man partout keine ordentliche deutsche Soundspur verpassen wollte. Wie schon bei “Harry Potter" und Konsorten muss man sich mit vergleichsweise mickrigem und vor allem veraltetem Dolby Digital 5.1 zufrieden geben, welches in der vorgeführten Form keine anständige Anlage wirklich fordern kann. Die stark begrenzte Bitrate schafft es weder ordentliche Bässe noch eine gute direktionale Wiedergabe auf die Surroundspeaker zu transportieren. Man merkt zwar deutlich, dass irgendwo so etwas wie Räumlichkeit und Volumen vorhanden sind, doch im Endeffekt klingt alles viel zu dumpf und erstickt. Die Bässe zu brav, die Musik zu flach und die Gespräche zu leise. Eine ordentliche Soundspur hört sich definitiv anders an. Immerhin ist das Balancing gelungen, so dass im Endeffekt alles im gleichen Masse hörbar ist – doch von einer anständigen Action Blu-Ray muss definitiv mehr kommen. Enttäuschend.

-> 6/10 Soundpunkte


Fazit
Es sollte die langersehnte, glorreiche Rückkehr von Superman werden. Man hatte Rang und Namen rund um das Projekt versammelt und mit dem Briten Henry Cavill einen Schauspieler gefunden, der den ausserirdischen Clark Kent ausserordentlich sympathisch rüberbringt. Nebst seiner Präsenz und den optischen, durchaus gelungenen Schauwerten fehlt es dem Film aber vor allem an Seele. Nicht eine Sekunde lang kann man sich mit Clark Kent identifizieren, womit ihm schon einmal ein sehr wichtiger Aspekt anderer Superhelden fehlt. Zudem ist sämtliche Komik komplett abhanden gekommen und die Chemie zwischen Cavill und Adams als berühmtes Leinwandpäärchen Lois & Clark stimmt ebenfalls nicht so wirklich. “Man of steel“ will klar mehr sein als er eigentlich ist, taugt aber letztendlich nur als (überlanges) Actionhäppchen für zwischendurch, wenn man die unbändige Lust auf Popcorn verspürt. Als Grundlage für weitere Filme kann das Werk durchaus dienen, in der bereits vorliegenden Form kann es sich allerdings nur rühmen, die wohl beste Superman Verfilmung seit langem zu sein. Wobei auch das nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal ist.

-> 6.5/10 Blu-Ray Punkte


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