Prolog - Teil 2
Ein lauter Knall unterbrach die Stille und der Raum wurde von Mündungsfeuer erhellt. Die Kugel hatte ihr Ziel getroffen. Doch es war nicht Marcus, der den Abzug betätigt hatte. „Stirb, verdammtes Drecksvieh!“ rief es von hinter seinem Rücken und er hörte langsam schwere Schritte auf ihn zukommen. Unwissend was gerade vorgefallen war, starrte er mit weit geöffneten Augen den Mann an, der soeben sein Leben gerettet hatte. „Ich dachte eigentlich, hier unten sind wir vor denen sicher. Aber man lernt täglich dazu, nicht wahr?“
Seine Stimme war tief und kräftig, dennoch freundlich. Der Mann sah auf ihn herab. „Hast du's etwa bequem da unten oder sind deine Beine gebrochen?“
„Nun.. nein.“
„Na dann hoch mit dir.“
Der Mann packte ihn am Arm und zog ihn mit einem Ruck auf die noch etwas wackligen Füsse. Nun waren sie auf gleicher Augenhöhe, zumindest soweit Marcus das abschätzen konnte. Im spärlich ausgeleuchteten Raum erkannte er nur, dass der Mann eine Art Rüstung oder Schutzanzug trug und sein Gesicht durch einen Helm verdeckt war „Du scheinst mir ja nicht sehr gesprächig zu sein, was?“ fragte ihn sein Retter mit einem sarkastischen Unterton. Und ohne überhaupt eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. „Na das ist jetzt auch egal, lass uns zusehen dass wir hier wegkommen.“
Er schaltete die Taschenlampe ein die an seiner Schulter befestigt war, ging auf eine Tür zu und trat hindurch. „Sieh zu dass du diese verdammte Tür auch ja gut zumachst. Wir wollen nicht dass uns jemand folgt.“ Marcus dachte nicht einmal daran sich zu widersetzen, zu sehr war er vom Auftritt dieses Mannes beeindruckt. Er drückte auf den Grünen Knopf links neben der Tür und die beiden Flügel schlossen sich unter einem leisen Zischen wieder zu einer undurchdringbaren Stahlmauer. Sein Retter in der mattschwarzen Montur schritt zügig voran und Marcus folgte ihm auf Schritt und Tritt, obwohl er nicht wusste wem er da überhaupt hinterherlief und wohin er ihn brachte. Aber welche andere Wahl hätte er sonst gehabt? Er war in einer ihm unbekannten Einrichtung und hätte sich wahrscheinlich bereits nach wenigen Minuten hoffnungslos verirrt.
Während sie die kahlen Korridore entlang liefen, fiel Marcus die sehr gerade und korrekte Gangart seines Anführers auf. Seine schweren Stiefel traten exakt im Sekundentakt auf und seine Haltung erinnerte mehr an eine Puppe mit einem Gewehrkolben im Hintern anstatt an eine lebendige Person. Nach einigen Minuten erreichten sie eine Art Lagerhalle, an deren Wänden sich unzählige Spinde und Waffenhalterungen befanden, die meisten davon jedoch leer. Der mysteriöse Begleiter schloss die Tür hinter ihnen, trat ein und entfernte mit einem befreienden Seufzer seinen Helm. „Ich hasse diese Dinger. Viel zu eng da drin, und so stickig.“
Endlich konnte Marcus einen genaueren Blick auf die Person werfen, der er sein Leben zu verdanken hatte. Es war zweifellos ein Soldat, wie er an der Rüstung erkennen konnte. Das Emblem der Recommencer prangte auf den Oberarmen und an den Händen trug er schwarze, mit Aluminium verstärkte Handschuhe. Er stellte seine Schrotflinte in die Halterung und reichte Marcus die Hand. „Mein Name ist Terry. Und du bist?“
„Marcus McKinley, Sir,“ erwiderte er sichtlich nervös.
„Ich bin kein ranghoher Offizier mein Junge, nur ein einfacher Soldat“, lachte er. „Nenn mich Terry, so wie alle anderen.“ Er war vielleicht maximal 10 Jahre älter als Marcus, aber durch seine kleinen Falten in der Augenpartie sah es nach deutlich mehr aus. Der ungepeflegte Dreitagebart machte ihn sympathisch und Marcus fühlte sich ungleich wohler in seiner Nähe.
„Wo bin ich hier überhaupt?“, wollte Marcus wissen, nachdem er die Halle eingehend betrachtet hatte.
„In einem ehemaligen Waffenlager der P.A.R., dem letzten auf diesem Planeten. Wie du sicher weisst, werden sowohl Wissenschaftler wie auch Truppen von hier abgezogen, da die Bohrungen hier keine Ergebnisse erbrachten und somit abgebrochen werden. Keine Schande wenn du mich fragst, hier wurde es sowieso langsam langweilig. Zu wenig Kompaniekollegen, keine Frauen.. und Scheisse noch eins, nichtmal mehr Alkohol gab's hier zu finden!“
„Dann bist du der letzte Soldat hier?“
„Oh nein, irgendwo sollten noch ein paar herumschleichen. Aber frag mich nicht wo die stecken, vertreiben sich wahrscheinlich die Zeit mit pokern im Gemeinschaftsraum.“
Er legte eine kurze Pause ein und musterte Marcus von Kopf bis Fuss. „Aber nun zu dir. Wer bist du eigentlich und was hast du hier verloren? Bist du ein verirrter Priester oder so was?“ Er deutete auf Marcus' weissen Overall, der ebenfalls mit einem grossen Recommencer-Logo am Rücken versehen war. „Und was mich noch mehr interessiert: wie kommst du überhaupt hier her?“
Marcus sah zweifelnd zu seinem Gegenüber. „Das könnte eine längere Geschichte werden.“
Terry zog ein Päckchen Zigaretten aus seiner Brusttasche und bot Marcus eine an – mehr aus Höflichkeit, denn eigentlich wollte er seinen wertvollen Tabak nicht teilen – und war umso mehr erfreut, als jener dankend ablehnte. Er zündete sich eine an und forderte Marcus erneut zum erzählen auf. „Na dann leg mal los.“


Soviel zum Prolog als Einleitung - jetzt würds erst richtig losgehen. Ich bitte erneut um Comments, damit ich weiss ob ich weiterschreiben soll oder nicht :)