Selbst bei einem klangvollen Namen wie James Bond steckt nicht immer automatisch auch James Bond drin. Das beste Beispiel hierfür war der im Jahr 2008 produzierte "Quantum of Solace" (so der englische Titel), bei dem erstmals der Wahlschweizer Marc Forster auf dem Regiestuhl sass.
Bislang eher bekannt für eher langsam erzählte Filme mit stark herausgearbeiteten Charakteren ("Monsters Ball", "Stay") schlug er mit dem Bond Nummer 22 eine komplett andere Richtung ein und macht aus dem britischen Geheimagenten kurzum einen Actionhelden. Mit ein Grund, weshalb der Film bei Kritikern und Fans nicht besonders gut ankam.
Storymässig beginnt "Ein Quantum Trost" dort, wo "Casino Royale" aufgehört hatte. Bond hat Mr. White geschnappt und somit den Verantwortlichen für den Tod seiner geliebten Vesper in den Händen - bis diesem die Flucht gelingt. Bei der Verfolgung stösst Bond auf weitere zwielichtige Personen und auf ein grosses Komplott, dessen Oberhaupt ein gewisser Dominic Greene ist - ein Umweltaktivist der merkwürdigerweise daran interessiert ist, ganze Länder oder zumindest grosse Teile aufzukaufen, obwohl es dort kaum Öl oder ähnliche wertvolle Rohstoffe gibt.
Man merkt es schon, die Story ist die grösste Schwäche dieses Streifens, der ansonsten grundsätzlich sehr viel richtig macht. Daniel Craig lässt auch in seinem zweiten Einsatz für den MI6 keine Zweifel aufkommen, dass er die richtige Besetzung ist, während Judy Dench als M eine starke und glaubwürdig-autoritäre Präsenz zeigt. Es liegt auch nicht an Olga Kurylenko oder Gemma Arterton in den Rollen der beiden Bond-Girls, wobei letztere eine Bildschirmpräsenz von gerade mal ein paar Minuten aufweisen darf. Nein, das Hauptproblem bleibt Greene. Ohne Zweifel ist Mathieu Amalric der richtige Mann um die Rolle zu verkörpern, jedoch bleibt der Charakter viel zu blass. Man spürt keine von ihm ausgehende Boshaftigkeit, er wirkt nicht einmal sonderlich bedrohlich und das macht es schwer, ihn als Bösewicht ernst zu nehmen - vor allem wenn man sich an Figuren wie Dr. No, Scaramanga oder ähnliche Widersacher zurückerinnert.
Was macht den Film denn eigentlich noch sehenswert? Ganz klar: die Action. Bereits in den ersten paar Minuten sieht man die wohl spektakulärste Verfolgungsjagd die es je in einem Bond-Film gab und nach einer recht kurzen Pause geht die Hetzjagd bereits weiter - dieses mal zu Fuss über die Dächer der italienischen Stadt Siena. Später fetzt man auch gerne in Booten hinter einander her oder wird mit einem behäbigen Frachtflugzeug in einen Luftkampf verwickelt.
An explosiven und lauten Momenten mangelt es dem neuesten Bondabenteuer also keinesfalls und trotzdem schafft es die Spannung kaum, bis zum Zuschauer durchzudringen. Es fehlt die bereits erwähnte allgegenwärtige Bedrohung eines echten Widersachers und eine Story in der sich ein solcher auch entfalten könnte.
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=wb4M5kR1lZk
Bild
Immerhin technisch gibt es an "Ein Quantum Trost" nichts auszusetzen: erneut beehrt uns MGM mit einem gestochen scharfen und enorm detaillierten Bildmaster, das komplett verlustfrei über den Bildschirm flimmert. Selbst in dunklen Bereichen zeichnet sich weder ein Filmkorn noch ein Detailverlust ab und allgemein ist das gezeigte Material über jeden Zweifel erhaben und bietet über weite Strecken sogar Referenzwerte. Einziges winziges Manko ist eine nicht ganz so ausgeprägte Plastizität, was wie so oft mit den verwendeten Kontrasten und Farbfiltern zusammenhängt. Dennoch ist das High-Def-Feeling bei dieser Blu-Ray sehr gross.
8.5/10 Bildpunkte
Sound
Als Actionfilm ist von vornherein klar, dass hier soundtechnisch grosse Geschütze aufgefahren werden müssen. Und bereits in der ersten Verfolgungsjagd wird eindrücklich bewiesen, dass MGM hier keine halben Sachen macht. Enorme Tiefenbässe und gekonnt eingesetzte direktionale Effekte sorgen für einen eindrücklichen Raumklang und selbst in den ruhigen Szenen macht man von Umgebungsgeräuschen Gebrauch, was den Film sehr lebendig wirken lässt. Der Wechsel von lauten zu leisen Momenten ist es dann auch, was hier für staunen sorgt. Ein simpler Effekt der absolut phantastisch eingesetzt wird. Als musikalischer Höhepunkt ist sicherlich die Szene an der Bregenzer Oper zu erwähnen, bei der man mit klassischer Musik die Surroundanlage an ihre Grenzen treibt.
8.5/10 Soundpunkte
Fazit
"Ein Quantum Trost" ist leider eines der schwächeren Abenteuer des berühmten James Bond. Das liegt vorrangig an Story und Script, bei dem auch der solide Cast nur schwer zu glänzen vermag und letztendlich kaum Spannung aufkommt. So eindrücklich und nervenaufreibend die Action auch verfilmt sein mag, so langweilig ist dann auch das Ende. Wenn dem Zuschauer völlig egal ist, wer alles den Löffel abgibt und wer worin verstrickt ist, dann macht das Drehbuch definitiv etwas falsch.
Als einfacher Actionfilm oder als Demomaterial um vor Freunden mit seinem Equipment anzugeben taugt "Ein Quantum Trost" aber trotzdem - man darf eben einfach nicht zu viel erwarten, in der Hoffnung dass man sich im 23. Anlauf wieder auf alte Stärken konzentriert.
-> 7/10 Blu-Ray Punkte
lendenzorn am 01. Oktober 11
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