"The Fighter" Blu-Ray Review



Filme, die bei den Oscarverleihungen absahnen, müssten grundsätzlich immer etwas besonderes an sich haben. Manchmal ist es die Geschichte, die Kameraarbeit, die hervorragend gestalteten Kulissen - oder eben das beste dargebotene Schauspiel. "The Fighter" war einer dieser Filme und hat Christian Bale seinen ersten Oscar als bester Nebendarsteller eingebracht. Ob das Ganze berechtigt war und was der Film sonst noch so drauf hat, sollte die Blu-Ray aufzeigen.


Story
Micky Ward (Mark Wahlberg) ist ein kleiner Amateurboxer der es nie sonderlich weit gebracht hat. Grund dafür wär aber nicht sein Mangel an Disziplin oder an Talent, sondern die eigene Familie. Während seine Mutter das Management übernimmt, trägt sein älterer Halbbruder Dicky (Christian Bale) die Verantwortung für sein Training. Zu Mickys Leidwesen erscheint er jedoch nur in den seltensten Fällen pünktlich in der Halle, sondern dröhnt sich lieber bei seinen Freunden die Birne zu und ergibt sich seiner Cracksucht; weshalb er nicht einmal bemerkt, dass der TV-Sender "HBO" keine Doku über seine ehemalige Boxerkarriere und sein Comeback dreht, sondern die Cracksucht in Amerika portraitieren will - mit Dicky in der Hauptrolle.
Als er auf illegale Weise an Geld kommen will um Micky im Training zu unterstützen, wird er von der Polizei festgenommen und in den Knast gesteckt. Fortan ist Micky auf sich alleine gestellt, sucht sich ein neues Management inklusive anderem Sparringspartner und fängt damit an, seine Karriere neu zu starten. Leider hat er dabei die Rechnung ohne seine störrische Mutter gemacht, die scheinbar alles daran setzen will, ihren Sohn wieder unter die eigenen Fittiche zu nehmen. Und gerade als alles wieder in einigermassen geregelten Bahnen verläuft, wird Dicky aus dem Gefängnis entlassen und die Geschichte beginnt von vorne...

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Regisseur David O. Russell ("Three Kings") hat ein Sportler-/Familiendrama inszeniert, wie man es bereits mehr als einmal zu Gesicht gekriegt hat, beispielsweise im ebenfalls oscarprämierten "The Wrestler". Im Vordergrund steht zwar der Boxring, die meiste Zeit über beschäftigt sich der Film jedoch mit der Familie, die im Hintergrund die Fäden zieht und nicht imstande ist, diese loszulassen und an jemand anderen zu übergeben. Negatives Hauptmerkmal dabei ist, dass eigentlich kaum Spannung aufkommt. Man rechnet beinahe von Anfang an damit, wie der Film ausgehen wird, was der Inszenierung jeglichen Wind aus den Segeln nimmt.
Dabei wäre handwerklich alles beim besten: angefangen bei der Aufmachung der Boxkämpfe, die jeweils im Look einer TV-Übertragung daherkommen und weiter zur gelungenen Zeitreise zurück in die frühen 90er Jahre. Auch schauspielerisch ist "The Fighter" grosses Kino und bis in die Nebenrollen passend besetzt; wobei Wahlberg und Bale grundsätzlich dem restlichen Cast den Rang ablaufen. Zwar muss Wahlberg spieltechnisch nicht allzu viel zeigen, allerdings macht er im Ring eine sehr gute Figur und man nimmt ihm den Boxer problemlos ab. Christian Bale zeigt hingegen erneut seine Wandlungsfähigkeit. Wie schon bei "The Machinist" hat der Mann etliche Kilogramm an Gewicht verloren und macht alles andere als einen gesunden Eindruck, während er mit Mimik und Sprache seinen Charakter von der ersten Minute weg so gestaltet, dass er dem Zuschauer regelrecht unsympathisch erscheint. Es ist ganz klar seine stärkste Rolle und ein sehr gutes Argument um als Oscarpreisträger zu bestehen.


Bild
Optisch gibt sich "The Fighter" relativ unspektakulär, was aber bei einem Drama auch nicht anders zu erwarten war. Die Farben sind bewusst sehr natürlich gehalten und werden von den sanften Kontrasten passend zur Geltung gebracht. Somit wirkt das Bild auch zu keinem Zeitpunkt sonderlich plastisch oder sorgt für viel High-Def-Feeling, gefällt aber dank ordentlichem Schärfe- und Detailgrad trotzdem.
Ein solides Bild ohne wirkliche Mankos - mehr aber auch nicht.

7.5/10 Bildpunkte


Sound
Auch in Soundtechnischer Hinsicht wird dem Filmfreund bei dieser Blu-Ray nicht das volle Brett geboten. Die eingesetzte Musik wirkt sehr voluminös und macht auch vom Subwoofer zu genüge Gebrauch, während sämtliche Soundeffekte vor allem durch ihren Realismus überzeugen. Nie ist irgendwas übermässig laut, sondern klingt jeweils als ob direkt im eigenen Wohnzimmer eine Trainingshalle inklusive Boxring stehen würde. Die wenigen räumlichen Details sind zwar gut akzentuiert, bieten aber wiederum keine Besonderheiten. Grösstes Manko der vorliegenden Soundspur ist die Dialogbalance wenn mehrere Personen durcheinander sprechen und gleichzeitig Musik oder Umgebungsgeräusche aus den Boxen dringen - in solchen Fällen gehen zu viele Sprachfetzen verloren und es ist nicht immer leicht, dem gesagten zu folgen.
Stellt sich die Frage ob dies ein gewolltes Stilmittel war, oder das Balancing mehr Feintuning vertragen hätte.

6.5/10 Soundpunkte


Fazit
Beinahe alle Jahre wieder greift ein Regisseur ein Sportlerthema auf und verbindet es mit dem klassischen Aufbau eines Dramas. Sofern die richtigen Hände dabei am Werk sind, ist ein solcher Film ein sicherer Anwärter auf einen Oscar. Bei "The Fighter" ist dies in erster Linie der fantastischen Darstellung von Christian Bale zu verdanken, denn ansonsten hat der Streifen leider nicht allzu viel zu bieten.
Er ist solide gemacht und bietet einen guten Einblick in die Welt des Boxsports, kommt in Sachen Dramaturgie allerdings nicht an Grössen wie "Rocky" oder "The Wrestler" heran. Man fiebert nicht mit den beiden Hauptcharakteren mit und es gibt keine allgegenwärtige Spannung, welche einen mitreissen könnte.
Unterm Strich bleibt ein Drama welches sich Genrefreunde gerne ansehen dürfen, aber grundsätzlich betrachtet als leicht überbewertet gilt.

-> 6.5/10 Blu-Ray Punkte



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