Animationsfilme gibt es viele, die meisten davon entweder gezeichnet oder am Computer gerendert. Eine eher seltene Kategorie ist die so genannte Stop-Motion-Animation, wohl am besten bekannt durch die Beispiele des berühmten Paares „Wallace & Gromit“.
Der unbekannte Regisseur Adam Elliott hat sich der selben Technik angenommen und daraus einen abendfüllenden Spielfilm gemacht, der sowohl zum lachen wie auch zum nachdenken anregt. Aber sind das genügend Gründe für eine Anschaffung der Blu-Ray?
Story
Mary Daisy Dinkle ist 8 Jahre alt und lebt in einem kleinen Vorort von Melbourne, Australien. Weil ein kotfarbenes Muttermal ihre Stirn ziert wird sie in der Schule gehänselt, während ihr Vater im Gartenschuppen überfahrene Vögel ausstopft und sich ihre Mutter mit Alkohol und Zigaretten vollstopft. Um ihrem trostlosen Alltag zu entfliehen wirft Mary einen Blick in das Telefonbuch von New York, welches sie beim Besuch auf der Poststelle entdeckt. Sie wählt per Zufallsprinzip einen Namen aus und entscheidet sich, dieser Person einen Brief zu schreiben. Der Auserwählte ist ein 44-jähriger Jude namens Max Jerry Horowitz, der allein und verlassen in seinem Apartment mitten in New York lebt, sich alle paar Wochen einen neuen Goldfisch kaufen muss und wöchentlich die selben Lottozahlen spielt. Der überraschende Brief der kleinen Mary bringt sein Leben komplett durcheinander und sorgt für den Beginn einer ungewöhnlichen, aber umso herzlicheren Freundschaft – die jedoch mehr als einmal auf der Kippe steht.
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Trailer bei Youtube
Es ist immer wieder erstaunlich, wie man mit Knete Emotionen auf die Leinwand zaubern und beim Zuschauer hervorrufen kann. Dank
“Wallace & Gromit“ konnten wir bereits mehrmals herzhaft lachen und
“Mary & Max“ beginnt zunächst ähnlich, lässt uns dann aber ziemlich schnell im Regen stehen indem der Regisseur auf die tragischen Aspekte der beiden Hauptfiguren eingeht. Sehr bald ertappt man sich dabei wie die eigenen Augen langsam feucht werden und man unweigerlich mit den harten Schicksalen der Protagonisten mitfühlt – und das, ohne dass mit allen Mitteln auf die Tränendrüse gedrückt werden muss. Es ist kein leichtes, den Spagat zwischen Komik und Drama zu schaffen – Adam Elliott gelingt dies jedoch scheinbar mit Leichtigkeit.
Bild
Gerenderte Animationsfilme bieten im Normalfall bestes Demomaterial für Blu-Rays – Schärfe- und Detailwerte sind dabei meist unerreicht. Erstaunlicherweise kann
“Mary & Max“ in diesen Punkten aber genau so überzeugen, dank einer sehr gelungenen Portierung. Jedes Detail welches von den Machern in die Knete eingearbeitet wurde findet sich auch im Film wieder und kann von blossem Auge wahrgenommen werden. So ist der Detailreichtum in Objekten und Figuren grösstenteils sehr hoch und lässt zumindest ansatzweise erkennen, wie viel Arbeit in diesen Film investiert werden musste.
Ebenfalls staunen lässt der plastische Effekt, der bei diesem Werk aus Plastilin durchaus wörtlich zu nehmen ist. Die Kontraste sind dank der kräftigen Farben sehr gelungen und selbst die Szenen mit Max im schwarz-weissen New York stehen der allgemeinen Qualität in nichts nach.
8/10 Bildpunkte
Sound
Vom akustischen Standpunkt her muss man die Erwatungshaltungen von Anfang an etwas niedriger ansetzen.
“Mary & Max“ ist ein ruhiger Film, der in weiten Teilen von seinen Dialogen plus der gekonnt eingesetzten Musik lebt und weniger auf direktionale Effekte setzt. Somit werden die hinteren Lautsprecher eher selten angesprochen und dienen – wenn überhaupt – eher der subtilen Untermalung durch dezente Hintergrundgeräusche.
Die Dialoge indes sind zu jedem Zeitpunkt absolut klar verständlich und hervorragend abgemischt, womit das Maximum aus dem vorhandenen Material herausgeholt wird.
7/10 Soundpunkte
Fazit
“Mary & Max – oder schrumpfen Schafe wenn es regnet?“ ist trotz der niedlichen Optik kein Kinderfilm. Der Humor ist schwarz wie die Nacht und die Hintergrundgeschichte trieft regelrecht vor Tragik und Melodramatik. Man lacht, man weint, man fühlt mit – und das ist bereits viel mehr als die meisten Mainstream-Hollywoodtitel von sich behaupten könnten. Dennoch bleibt auch dieser Streifen nicht ohne Makel: zwischendurch schleichen sich kleinere Durchhänger ein, manche Figuren könnten noch ein wenig stärker ausgearbeitet sein. Dies alles sind aber nur Tropfen auf den heissen Stein, denn im Endeffekt ist
“Mary & Max“ ein sehr gelungener, trauriger und tragischer Film, der nicht zuletzt dank seiner perfekten Animationstechnik begeistert und sich meilenweit weg vom Mainstream-Einheitsbrei bewegt. Garantiert kein Film für jedermann, aber wer sich darauf einlässt, wird entzückt sein.
-> 7.5/10 Blu-Ray Punkte
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