Was genau ist hier nur passiert? Diese und so manch andere Frage, wird sich nicht nur jeder namhafte Kritiker, sondern wahrscheinlich auch das Produktionsteam selbst gestellt haben, nachdem sie ihr Machwerk in Vollendung gesehen haben.
Markierte
"Mission Impossible" noch den überaus gelungenen Auftakt zu einer neuen Reihe an Agentenfilmen, so hat man alle Hoffnungen auf Besserung mit dieser Fortsetzung gleich von Beginn weg begraben.
Die vielversprechende Franchise wurde in die Hände keines geringeren als Action-Papst John Woo gegeben, der nicht zuletzt mit
"Face/Off" gezeigt hatte, wie cool man einen Actionthriller eigentlich inszenieren kann. Doch was sich Woo auch immer eingeworfen haben mag, er sollte schleunigst damit aufhören - bevor er noch mehr Schwachsinn im Stile von
"Mission Impossible 2" produziert!
Story
Ethan Hunt hängt gerade einhändig an einer australischen Felswand um sich mit Müh und Not nach oben zu hangeln, als unvermittelt ein Hubschrauber auftaucht und ihm per Raketenwerfer ein nicht-explosives Geschoss vor den Latz knallt. Darin enthalten ist eine High-Tech-Brille, die dem IMF-Agenten seine nächste Mission vorträgt und sich danach in den üblichen 5 Sekunden selbst zerstört.
Dieser Auftakt sagt eigentlich bereits alles aus, was es über
"Mission Impossible 2" zu wissen gilt: alles wirkt überdreht, überstilisiert und teilweise absolut Fehl am Platz. Das gilt auch für die recht flache Story um einen gefährlichen Krankheitserreger, der in die Hände furchtbar gemeiner Schurken fällt, welche diesen gewinnbringend an den höchstbietenden verkaufen wollen.
Vor diesem beinahe indiskutablen Hintergrund bewegen sich hochkarätige Schauspieler wie Anthony Hopkins und Brendan Gleeson in Rollen, die kaum länger als 5 Minuten dauern, während Tom Cruise seine dauergrinsende Föhnfrisur zur Schau trägt und sich mitsamt Bösewichten in ca. 275 Zeitlupen bildgewaltig inszenierte Schiessereien oder sinnbefreite Motorradrennen liefert.
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Englischer Trailer bei Youtube
Man ahnt es schon: es gibt kaum etwas, was man an diesem Film nicht in der Luft zerreissen könnte. Bis auf einige gelungene Kamerafahrten und den zwar generischen aber dennoch passenden Score von Hans Zimmer lebt dieser Film von Versatzstücken, die man in dieser Form eigentlich nur in B-Movies erwarten würde - aber nicht bei einem Sommerblockbuster dieser Klasse.
Dass John Woo auf Zeitlupen steht ist nicht erst seit kurzem bekannt - aber mit
"MI 2" treibt er es diesbezüglich auf die Spitze. Gefühlt alle 5 Minuten streut er eine davon ein und zeigt auf diese Weise, wie Cruise elegant durchs Bild hechtet, seine Haare im Wind wehen lässt oder sonst irgend etwas irrelevantes anstellt.
Leider machen diese Fauxpas auch beim Drehbuch nicht halt, welches die schlechte Story durch nichtssagende Dialoge und langweilige technische Spielereien nur noch schlimmer macht. Und spätestens wenn einer der Protagonisten zum 20. mal sein wahres Gesicht unter einer Latexmaske enthüllt, ringt uns das nur noch ein Gähnen ab.
Bild
Dass seit der Erstaufführung in den Kinos 13 Jahre vergangen sind, ist an diesem Film nicht spurlos vorbei gegangen, aber letztendlich nicht halb so tragisch wie man sich denken könnte. Das grösste Manko ist das leichte bis mittelstarke Filmkorn, welches vor allem Hintergründe öfters ein wenig unruhig und ab und zu sogar mal unscharf erscheinen lässt. Das ist nicht nur deshalb schade, weil gerade Close-Ups äusserst scharf und detailliert ins Bild gerückt und mit satten bis sehr guten Farben untermalt werden.
Leider fehlt es dem Ganzen trotzdem an Plastizität und die zu erwartende Schärfe einer Blu-Ray bleibt ebenfalls ein wenig auf der Strecke, so dass nur selten ein richtiges High-Def-Feeling aufkommen mag.
6.5/10 Bildpunkte
Sound
Das Alter von 13 Jahren ist längst kein Grund für eine schlechte Soundspur, das haben bereits ältere Filme eindrucksvoll bewiesen (Stichwort
"Terminator 2") - und doch speist uns Paramount mit einer eher durchschnittlichen Dolby Digital 5.1 Spur ab, die in Sachen volumen und Raumklang genau so unausgeglichen ist wie das Bild.
Auf der einen Seite haben wir satte Explosionen aus dem Subwoofer und einige knackige Effekte; während die grundsätzlich klar verständlichen Dialoge dagegen des öfteren viel zu leise wirken. Dreht man diese auf ein anständiges Niveau, sind auf einmal sämtliche Nebengeräusche und Effekte viel zu laut - was einen bei diesem Film dann schon mal aus dem Schlaf reissen kann.
Wären die einzelnen Akkustikteile für sich also nicht allzu schlecht, macht das Balancing letztendlich alles zunichte.
5.5/10 Soundpunkte
Fazit
Warum? Warum lässt man jemanden wie John Woo an eine solche Franchise ran?
Nach
"Mission Impossible" hatte jeder damit gerechnet, auf eine spannende, nervenaufreibende, verzwickte Fortsetzung zu treffen, in der es erneut um eine unmögliche Mission und eine Hand voll technische Spielereien gehen wird. Doch weit gefehlt! John Woo macht aus dem IMF-Agenten Ethan Hunt eine Witzfigur in Zeitlupe, der mit dem intelligenten Spezialisten des ersten Teils fast nichts mehr gemeinsam hat. Stattdessen wird hier geballert, gekämpft und blöd in die Kamera gegrinst dass es nicht mehr schön ist. Da die Story dahinter ebenfalls nichts hermacht und nichtmal die Tricks des IMF für Kurzweil sorgen, ist
"Mission Impossible 2" im Grunde von vorne bis hinten schlecht.
Als Actionfilm ist er zu uninspiriert, zu langweilig und zu langsam (woah, noch eien Zeitlupe!) inszeniert - während er als Agentenfilm nichtmal ansatzweise raffiniert genug wäre.
Für die Serie wäre es das beste gewesen, diesen Titel niemals zu veröffentlichen, sondern in irgend einem tiefen, dunklen Keller zu vergraben, auf dass ihn niemals wieder jemand finden und sehen möge.
-> 3/10 Blu-Ray Punkte
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