Fortsetzungen im Marvel-Universum haben es nicht immer leicht, wobei es meistens die jeweils dritten Teile sind, die sowohl bei Kritikern wie auch beim Publikum nicht mehr ankommen. Das war nicht nur bei "Spider-Man" so, sondern auch bei den "X-Men", "Blade", "Ghost Rider", "Fantastic Four", und so weiter und so fort. Allerdings hat man mit der Fortsetzung zu "Thor" gezeigt, dass ein Nachfolger auch besser oder zumindest gleichwertig wie der Vorgänger sein kann.
Im Falle von
"Captain America" war das Vorhaben nun ungleich schwerer, war schon der erste Teil beim Fachpublikum nicht sonderlich gut angekommen, obwohl das Einspielergebnis eine andere Sprache spricht. Fast 370 Millionen USD liessen die Kassen ordentlich klingeln und sicherten somit die Fortsetzung bereits im Vorfeld.
Eben diese ist nun fürs Heimkino erhältlich und muss sich nun auch dort behaupten. Doch schafft sie das überhaupt?
Story
Captain Steve Rogers gewöhnt sich nur schwer an das 21. Jahrhundert, nachdem er fast 70 Jahre lang im Kälteschlaf lag. Bis auf eine mittlerweile alte Dame sind sämtliche seiner alten Gefärten längst tot, das Heldendasein hat seine Schattenseiten und nicht zuletzt hält S.H.I.E.L.D.-Direktor Nick Fury ihm auch noch wichtige Informationen über drei neue, riesige Helicarrier vor - das sogenannte Project Insight. Aufgebaut als Verteidigungsanlage sollen die Helicarrier potentielle Bedrohungen bereits eliminieren bevor die Menschheit überhaupt in Gefahr schwebt; doch Captain Rogers sieht in den gigantischen Kampfmaschinen bloss eine Einschränkung der Freiheit eines jeden Bürgers. Sein Disput mit Fury trägt Früchte, denn dieser ändert seine Meinung und möchte das Projekt gerne für unbestimmte Zeit auf Eis legen.
Kurz darauf wird Direktor Fury auf offener Strasse von verkleideten Polizisten angegriffen, sowie von einem übermächtigen Gegner mit einem metallischen Arm. Nur mit Mühe gelingt ihm die Flucht und sofort ist klar, dass sich S.H.I.E.L.D. einer neuen Bedrohung ausgesetzt sieht. Denn wer es auf Nick Fury abgesehen hat, der bekommt es mit Captain America zu tun...
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Trailer bei Youtube
Auch wenn man dieses mal versucht hat, der Geschichte ein wenig mehr Tiefe zu verleihen als noch im ersten Teil, so ist
"Captain America - The return of the first Avenger" noch lange kein wirklich spannender Film. Selbst wer die Comics nicht gelesen hat, blickt bereits nach rund 30 Minuten hinter die Fassade und kann sich leicht zusammenreimen, was so alles passieren wird. Somit bleibt auch der Versuch, mehrschichtige Charaktere einzubauen ziemlich schnell auf der Strecke. Letztendlich ist es schön, dass zwei neue Charaktere eingeführt werden und Fury sowie Black Widow mehr Screentime erhalten - doch der Film profitiert davon letzten Endes nur wenig.
Der Regie kann man hier genau so wenig einen Vorwurf machen wie der tollen Technik oder den Darstellern - die Produktion ist einwandfrei und genau so wie man es von einem Marvel Film eben erwarten würde. Doch das Script verpasst es, Story oder Charakteren Ausdruck zu verleihen. Immerhin vermag
"Captain America" auch dieses mal mit seiner Action zu unterhalten, die nicht nur eindrucksvoll inszeniert wurde, sondern auch vermehrt auf klassische Spezialeffekte anstatt CGI setzt. Eine begrüssenswerte Wendung, die dem Ganzen auch einen ganz anderen Anstrich verpasst.
Bild
Optisch bewegt sich Marvel einmal mehr in gewohnten Gefilden und hat der Blu-Ray ein angenehm scharfes und detailliertes Bildmaster spendiert. Gerade in ruhigeren Szenen darf man den Detailreichtum an Gesichtern und Kostümen bewundern, während Actionsequenzen mit Effekten nur so um sich schmeissen. Diese kommen trotz der manchmal etwas unruhigen Kamera und der schnellen Schnitte sehr gut rüber, wobei bei heftigen Kameraschwenks auch gerne mal eine leichte Verwischung auszumachen ist.
Zu diesem kleineren Manko gesellt sich noch der nicht ganz optimale Schwarzwert, der gerne ein wenig dunkler hätte sein dürfen - gerade in Anbetracht dessen, dass die sonstigen Farben und Kontraste sehr satt und natürlich rüberkommen. Wäre die Plastizität noch etwas höher ausgefallen, gäbe der Film schon beinahe bestes Demomaterial ab. So bleibt es leider "nur" bei einem wirklich sehr guten Bild.
-> 8.5/10 Bildpunkte
Sound
In Zeiten moderner Heimkinoanlagen erwarten viele gerade bei Blockbuster-Titeln auch eine Tonspur in 7.1 - um das Kinofeeling nochmals zu verstärken.
"The return of the first Avenger" verzichtet allerdings auf die beiden zusätzlichen Lautsprecher und hat sich für die deutsche Synchro für eine DTS-HD Abmischung in 5.1 entschieden (während 7.1 dem englischen Original vorenthalten bleibt). Das ist jedoch nicht weiter schlimm, sorgen hier doch auch die 5 Lautsprecher für eine ordentliche Atmosphäre. Während es in Actionszenen ordentlich kracht und Kugeln als allen Richtungen auf unsere Trommelfelle prasseln, so gehen Dialoge selbst dann nicht unter, wenn sie vom äusserst voluminösen Score untermalt werden. Die Balance ist hervorragend, die Bässe nicht übertrieben und die Feindetailwiedergabe stets gegeben. Modernes Actionkino
muss einfach so klingen!
-> 10/10 Soundpunkte
Fazit
Captain America war nie einer meiner Lieblingshelden. Nur schon durch die Farben seines Kostüms kam es mir vor, als würde man mir die patriotische USA-Propaganda regelrecht ins Gesicht halten. Marvel zeigt mit diesem zweiten Teil jedoch, dass es auch ganz subtil geht.
Nicht einmal der Captain selbst zeigt sich als Vorzeige-Patriot und ob er seine Gegner im Anzug oder in einem T-Shirt verprügelt, macht letztendlich keinerlei Unterschied - denn man hat es schlichtweg verpasst, der Figur ein wirkliches Profil zu verleihen. Sein Schicksal war mir während der ganzen 136 Minuten komplett egal, genau so wie jenes sämtlicher anderer Charaktere. Hier wächst einem niemand ans Herz und es spielt keine Rolle wer wann wie ins Gras beissen muss. Ein jeder bleibt komplett austauschbar, was gerade beim Hauptcharakter ein schweres filmisches Vergehen ist.
Das selbe Schicksal teilt auch die Story, die mit keinerlei Überraschungen oder Wendungen aufwarten kann und deren Spannung sich somit arg in Grenzen hält. Der rote Faden reicht um sich von einer Actionsequenz zur nächsten zu hangeln - was dazwischen passiert, ist selten wirklich von Belang. Dabei haben andere Marvel-Filme doch schon eindrücklich gezeigt, dass es auch besser geht.
Wer einfach nur stimmiges Actionkino erwartet, der macht grundsätzlich wenig falsch. Die effektvollen Kämpfe und Schiessereien machen Spass, es kracht ordentlich und es vermag im grossen und Ganzen auch durchaus zu unterhalten - doch wer von einem Blockbuster auch etwas mehr erwartet und gerne seine Nerven mit Spannung oder die Lachmuskeln mit Witz strapazieren möchte, der ist besser beraten, sich den Film erst auszuleihen.
-> 6.5/10 Blu-Ray Punkte
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