Unter all den Spielzeugartikeln die uns als Kinder unterhalten haben, waren es in erster Linie wohl die Lego, die nicht aus den Kinderzimmern wegzudenken waren. Besonders in den 80ern und 90ern hatten die dänischen Klötzchen ihre Hochzeit, bis sie später mehr und mehr durch elektronisches Spielzeug verdrängt wurden. Schliesslich liess sich der Freundeskreis mit Playstation & co. Viel mehr beeindrucken – dabei hat ein mächtiges Piratenschiff, eine batteriebetriebene Monorail oder ein schwarzer Rennwagen von Lego Technics nach wie vor den grösseren Coolnessfaktor!
Dessen bewusst wurden sich in jüngerer Zeit vor allem die jungen Erwachsenen. Es werden überdimensionale Star Wars Sternenkreuzer gekauft und/oder sogenannte Brick-Movies gedreht; Kurzfilme mit Legomännchen in einer stop-motion-Animation. Und genau auf diesen Zug sprangen nun Warner auf, die sich kurzerhand mit dem dänischen Mutterkonzern zusammenschlossen und einen abendfüllenden Spielfilm realisierten:
“The LEGO Movie“.
Was erst als überlanger Werbefilm anmutet, entpuppt sich dabei relativ schnell als höchst amüsante Idee, die zudem hervorragend umgesetzt wurde und vor allem Erinnerungen weckt: an die eigene Kindheit und die chaotisch-absurden Stories die man sich damals selbst ausdachte.
Story
In „Steinstadt“ geht alles seinen geregelten Gang, strikt nach Anleitung. Bauarbeiter Emmet führt ein durchschnittliches Leben in einem durchschnittlichen Job und einer durchschnittlichen Wohnung, hat jeden Tag genau den selben Tagesablauf und findet das alles absolut super – bis er eines Tages auf der Baustelle unverhofft auf einen Baustein trifft, den er noch nicht kennt. Laut einer Prophezeiung des Magiers Vitruvius wird ein besonderer Meisterbauer genau diesen Gegenstand finden und zu ihm bringen, den „Stein des Widerstandes“.
In einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd verhilft die draufgängerische Wildstyle dem unbeholfenen Emmet zur Flucht aus „Steinstadt“ und bringt ihn in die freie Zone, ausserhalb des Einflussbereichs des finsteren Lord Business. Dessen perfider Plan ist es, die Bewohner von Steinstadt mit der ultimativen Superwaffe – dem „Kragle“ – für immer daran zu hindern, frei und kreativ zu bauen. Nur der eine besondere Meisterbauer kann das Schicksal aufhalten.. aber ist Emmet das wirklich?
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Trailer bei Youtube
Die Story hinter der Bauklötzenmär ist eine altbekannte, die nur ein wenig anders erzählt wird. Das Schicksal der Welt hängt von einem einzigen Helden wider Willen ab, der mit Hilfe seiner Freunde dem Schurken das Handwerk legen soll. Was
“The LEGO Movie“ allerdings von anderen Versionen abhebt, ist seine chaotische Art und Weise. Hier werden nicht nur Action- und Abenteuerfilme an sich persifliert, sondern man nimmt sich auch selbst nicht besonders ernst, zieht über Klassiker der Filmgeschichte her und macht sich grundsätzlich über viel zu viel lustig um es überhaupt aufzählen zu können.
Denn anders als noch bei
“Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ oder
“21 Jump Street“ haben die beiden kreativen Köpfe Phil Lord und Chris Miller sämtliche Regeln über Bord geworfen und sich in höchst anarchischer Art und Weise gehörig ausgetobt. Beinahe zu jeder Sekunde hat man das Gefühl, gerade selbst mit Lego zu spielen anstatt sich nur einen Film anzusehen – und das ist das wohl höchste Lob welches man diesem Film machen kann.
Abgesehen davon lebt der Film vor allem von seinen Charakteren: Emmet ist herrlich duschnittlich langweilig, der blinde Zauberer Vitrivius ein schrulliger Kautz wie er im Buche steht und auch sämtliche Nebenfiguren wachsen dem Zuschauer binnen weniger Minuten ans Herz. Allen die Show stiehlt allerdings die Legoinkarnation von Batman. Dieser nimmt nicht nur die Film- und Comicfigur an sich gehörig auf die Schippe, sondern sorgt auch allgemein für die meisten Lacher und dürfte bereits jetzt absoluten Kultstatus erreichen.
Bild
Entgegen dem Trend der immer realistischer werdenden Animationen hat man sich bei
“The LEGO Movie“ bewusst für einen etwas holprigeren Look entschieden, so dass man sich vermehrt an erstgenannte Brick-Movies erinnert anstatt an einen modernen Animationsfilm. Rein technisch gibt man sich jedoch keinerlei Blösse und hat die Bausteinwelten sowie ihre Bewohner absolut beeindruckend eingefangen. Das Bild ist zu jeder Zeit gestochen scharf und erschlägt den Zuschauer förmlich mit einer Fülle an Details, die man bislang in ähnlicher Form selten zu Gesicht bekommen hat. So wurden Figuren und Gegenstände mit Merkmalen ausgestattet, die einem selbst dann kaum auffallen würden, wenn man damit spielt. Wer ganz genau hinsieht, erkennt auf den digitalen Plastikteilen sogar Fingerabdrücke und Schmutz- oder Staubpartikel, was den gelungenen Eindruck einer „lebendigen“ Legowelt nur noch mehr verstärkt.
Laut diverser Aussagen soll der Lego Film einer der wenigen sein, welcher enorm von seiner 3D-Fassung profitiert, da es den Film extrem plastisch machen würde. Doch Verfechter der klassischen 2D-Version dürfen beruhigt sein: auch in der herkömmlichen Variante wirkt die Plastikwelt enorm plastisch und überraschend dreidimensional – das Mittendrin-Gefühl ist auch hier überdurchschnittlich hoch. Dazu tragen auch die tollen Kontraste und die knalligen Farben bei, die legotypisch sehr satt daher kommen.
Alles in allem reiht sich die optische Präsentation ganz weit vorne mit ein und darf zurecht auch als Referenz herhalten!
-> 10/10 Bildpunkte
Sound
Ein Begriff: Dolby Digital 5.1. Das liest sich auch im Jahr 2014 noch immer mager, nicht zuletzt wenn man weiss, dass in absehbarer Zukunft sogar die ersten Heimkinoanlagen mit Dolby Atmos ausgestattet werden. Umso bedauerlicher ist es, wenn man sich bewusst gegen wuchtigere Tonvarianten entscheidet wie es Warner in der Vergangenheit fast immer getan hat. So blieb auch
“The LEGO Movie“ nicht davon verschont und muss das beste daraus machen, wobei immerhin dieses Vorhaben gelingt: trotz der vergleichsweise geringen Bitrate klingt der Film überraschend klar und voluminös. Mit einem tollen Balancing im Rücken wechseln sich glasklare Dialoge mit passendem Score ab, unterbrochen durch minimal lautere Actionszenen, denen etwas mehr Wumms allerdings gut zu Gesicht gestanden hätte. So bleibt der Subwoofer meist auf Sparflamme und kann nur selten zeigen wozu er eigentlich fähig wäre, während die hinteren Lautsprecher vor allem für einzelne gezielte Effekte eingesetzt werden.
Eine allgegenwärtige Surroundatmosphäre darf man hier also leider nicht erwarten, genau so wenig wie ein Actionfeuerwerk. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten kann man der Disc allerdings keinen Vorwurf machen.
-> 7/10 Soundpunkte
Fazit
“The LEGO Movie“ ist wie ein nostalgischer Trip in die Vergangenheit, als man im Kinderzimmer wie ein verrückter auf dem Boden rumkroch, auf der Suche nach diesem einen letzten Bauteil, welches man 5 Minuten zuvor noch achtlos weggeschoben hatte und das nun nicht mehr auftauchen will. Mit Lego war es möglich dass Piraten auf Astronauten trafen, Haie auf offener Strasse mit Autos kollidierten oder Ritter fremde Planeten unsicher machten. Man erschuf sich seine eigenen Regeln und Gesetze, ersann seine eigenen Geschichten – und genau dieser Tradition folgt das erste Lego Abenteuer in Spielfilmlänge. Es ist so wunderbar chaotisch wie lange kein anderer Film vor ihm: kernige Einzeiler wechseln sich mit klamaukartigem Slapstick und völlig sinnlosem Humor ab, während mittendrin kurzum unzählige Filmklischees gehörig durch den Kakao gezogen werden.
Wer will kann in der liebenswert inszenierten Geschichte sogar einen Seitenhieb auf die ach so steife Gesellschaft erkennen, in der alles in geregelten Bahnen verlaufen muss und in der kreative Geister keinen Freiraum haben. Und selbst wer diese Botschaft ausblendet, erhält einen durchweg unterhaltsamen Film der erfrischend anders daherkommt als man es heutzutage aus Hollywood gewohnt ist.
Schade ist nur, dass dem Streifen in den letzten rund 20 Minuten ein wenig die Luft ausgeht während es auf das Finale zugeht. Hier hätte man ruhig das vorherrschende Chaos weiterlaufen lassen dürfen, anstatt einen Gang zurück zuschalten.
Wer sich vom eher gemächlichen Einstieg samt unglaublich furchtbarem und nervigem Titelsong nicht abschrecken lässt, findet in
“The LEGO Movie“ einen Film für die ganze Familie – wobei Erwachsene sogar noch mehr unterhalten werden dürften als ihre Kids.
-> 7.5/10 Blu-Ray Punkte
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