Montag, 18. April 2011
Kapitel 1 - Ein neuer Auftrag
Das Klingeln des Weckers um 06:30 Uhr war eine immer wiederkehrende Tortur. Das lag vor allem daran, dass sein Wecker ein sehr altmodisches Modell war, noch aus dem 20. Jahrhundert, sofern er sich recht erinnerte. Seine Mutter nannte es immer liebevoll ein Familienerbstück, für ihn war es ein Stück Altmetall. Er hatte ihn nur behalten weil er nicht einsah, Geld für etwas auszugeben, was ihn sowieso nur aus dem wohlverdienten Schlaf holen sollte. Dementsprechend stand da auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Bett noch immer dieses runde Teil aus rotem Aluminium mit zwei Kupferglocken, welche ohrenbetäubend schepperten sobald es Zeit wurde aufzustehen. Er setzte sich hin und rieb sich die müden Augen. Die letzte Runde gestern Abend mit den Jungs war wohl doch zu viel gewesen. Brian war 23 geworden und hatte damit endlich den Freifahrtschein in der Tasche, um auch andere Planeten ausser Terrestria zu besuchen. Das war natürlich ein Grund zum feiern und man traf sich spät abends auf ein paar Bier im „Boners Inn“, dem einzigen Stripclub hier auf dieser Station. Als Jeff dann auch noch auf die Idee kam eine der Damen zu Brian zu locken, ging der Spass erst richtig los und jeder betrank sich masslos. Dumm nur, dass Marcus der einzige war der am nächsten Morgen pünktlich auf der Matte stehen musste.
Der Instant-Kaffee dieser neuen Maschinen war scheusslich. „Eins, zwei, schau nur zu, bester Kaffeegenuss im Nu!“ hiess es in der Werbung. Natürlich war ihm klar, dass er diesen Sprüchen niemals glauben würde und schliesslich war die Maschine auch ein Weihnachtsgeschenk gewesen. Aber er hasste sie trotzdem. Der Becher war zwar in 5 Sekunden voll, aber was auch immer da herausströmte, diese Brühe konnte keinesfalls als Kaffee bezeichnet werden. Was anderes konnte er sich derzeit jedenfalls nicht leisten und so stürzte er in weniger als 10 Minuten zwei volle Becher runter, zog seinen Overall an, packte seine Tasche mit dem Werkzeug und machte sich auf den Weg.
Von seinem Apartment bis zur Metro waren es nur wenige hundert Meter, wo auch schon Stephanie auf ihn wartete. Ein nettes junges Mädchen um die 20, Assistentin auf der hiesigen Krankenstation.
„Guten Morgen Marcus!“ rief sie ihm gutgelaunt zu, doch mehr als ein gebrummeltes „Morg'n.“ brachte er noch nicht zustande.
„Wurde wohl doch etwas später gestern, wie?“
Wenn Blicke töten könnten, hätte er sie zu diesem Zeitpunkt bereits viergeteilt. Der Zug kam und sie stiegen ein. Es waren zwar nur 2 Stationen die er zu fahren hatte und doch war Marcus immer wieder froh, dass die Metro fast geräuschlos auf ihren Magnetschienen fuhr.
„Hör mal, wenn du morgen Abend noch nichts vor hast könnten wir beide ja mal ausgehen..?“ fragte Stephanie und sie sah ihn mit dem wohl verführerischsten Blick an, den sie in ihr Gesicht zaubern konnte.
„Mal sehen“, brummelte er und hoffte damit dieser Konversation aus dem Weg gehen zu können. Natürlich, dieses Mädchen war nett und durchaus hübsch anzusehen, aber trotzdem nicht nach seinem Geschmack. Somit war es ihm auch mehr als unangenehm wenn er sich jeden Morgen mit ihr unterhalten musste. „Ich muss hier raus. Man sieht sich!“
Er verabschiedete sich und ging geradewegs auf das Büro seines Arbeitgebers, der Bramcorp, zu. Die Bramcorp hatte sich auf alle möglichen Dienstleistungen im Baugewerbe spezialisiert, vor allem aber auf die Entwicklung sowie den Unterhalt technischer Fortbewegungsmittel. Aufzüge, Rolltreppen, Fliessbänder und sogar die Metro war von ihnen. Man konnte kaum 100 Meter gehen ohne nicht irgendwo auf das weitläufig bekannte blaue B des Firmenlogos zu stossen. Marcus' Onkel hatte ihm hier nach dem Ingenieursstudium den Job verschafft, auch wenn es überhaupt nicht das war, was er eigentlich tun wollte. Viel lieber würde er irgendwo in einem bequemen Sessel sitzen und über Plänen für neue Erfindungen brüten, Dinge konstruieren die die Menschheit irgendwann mal noch brauchen könnte. Aber wenn es nach seinem Boss ginge war es bis dahin noch ein weiter Weg. Erst einmal war er für die ehrenvolle Aufgabe der Aufzugsreparatur eingeteilt. Im Klartext hiess das in Luftschächten rumzukriechen und mit öligen Fingern an irgendwelchen Schrauben rumzudrehen.
„Morgen Mr. McKinley“, begrüsste ihn Mrs. Arkinson, die Sekretärin seines Chefs. „Die Unterlagen für Ihren nächsten Auftrag liegen wie immer auf dem Tisch. Einen schönen Tag noch.“
Ihre gespielte, nur zweckmässige Freundlichkeit war wie immer ein Lichtblick wenn er das Büro früh morgens betrat. Immerhin war er die meiste Zeit unterwegs und hatte somit nur sehr wenig mit ihr zu tun. Er ging zu seinem Arbeitsplatz, an dem er in den letzten 2 Jahren vielleicht drei mal gesessen war, und nahm die braune Mappe mit den Dokumenten in die Hand. Die Bohrstation auf Opteron 2 soll abgebaut werden, da die Rohstoffe dort erschöpft seien. Unter anderem waren dort natürlich auch Aufzüge verbaut worden. Marcus sollte dabei mithelfen diese zu demontieren und die Einzelteile in das Lager auf Opteron 1 zu transportieren.

Auf dem Weg zum Shuttle legte er noch einen Zwischenstopp beim Zeitschriftenhändler seines Vertrauens ein. Harry war bereits seit über 10 Jahren Eigentümer des kleinen Ladens an der Ecke zwischen der Krankenstation und dem Shoppingcenter und der einzige bei dem Marcus bei Gelegenheit seine Zeitung kaufte. Der Astromailer war vielleicht nicht die Art von Lektüre welche die hohen Tiere der Konzernleitungen lasen, aber für Marcus war es dank der jungen Redaktion genau der richtige Stil mit dem sich ein 26-jähriger identifizieren und auseinandersetzen konnte. Nebst den täglichen Meldungen aus Politik und Wirtschaft gab es auch Artikel über Musik, Film, usw. Alles Medien die zwar langsam am aussterben, aber vor allem bei der jüngeren Generation noch immer beliebt waren.
Marcus reichte Harry seinen RIG-Chip über die Ladentheke. Er zog ihn über den Sensor, lud die aktuelle Version des Astromailer darauf und buchte ihm im gleichen Zug 1,50 dafür ab.

Das Shuttle hatte Verspätung, wie immer. „Auf diese Piloten ist doch längst kein Verlass mehr.“, dachte er sich und setzte sich auf die Bank unterhalb eines Werbeschirms der Recommencer. „Sieg durch Glaube. Sieg durch Kraft. Sieg durch Wissenschaft.“ besagte die Videobotschaft von Thomas R. Penicula, dem Gründervater dieses ominösen Vereins. Ausser der Tatsache, dass sein Arbeitgeber ebenfalls von den Recommencern aufgekauft wurde, hatte er mit dieser „Kirche“, wie sie sich selbst nannten, nicht viel zu tun. Aber so ging es wohl noch so manchem Einwohner von Terrestria – hoffte er zumindest. Zwar waren ihm die meisten ihrer Machenschaften nicht bekannt, aber er wusste, dass sie fast überall ihre Finger mit ihm Spiel hatten. Bauunternehmen, Hochzeiten und sogar Geburten oder Nahrungsmittellieferungen mussten erst durch die Recommancer genehmigt werden. In dieser weitläufigen Station gab es zwar die eine oder andere künstliche Gemüseplantage und Schweinefarmen, aber alles andere wurde monatlich mit riesigen Transportshuttles hergeflogen um die rund 5000 Menschen auf diesem Planeten mit dem Nötigsten zu versorgen.
Somit war letztendlich auch Marcus im Dienst der Priester unterwegs und musste die Drecksarbeit für sie erledigen. Wie zum Beispiel den Abbau der Station auf Opteron 2.
Gedankenverloren sah er aus den Heckscheiben des Shuttles und bewunderte einmal mehr die imposante Erscheinung der Station, die langsam aber stetig kleiner wurde. Sie erstreckte sich beinahe über die Hälfte des Planeten und war mit gigantischen Stützpfeilern darauf errichtet worden. Es musste Jahre gedauert haben.
Nach etwa zwei Stunden würde das kleine Passagierschiff die mehreren tausend Kilometer hinter sich gebracht haben. Genug Zeit für ihn um sich seiner Lektüre, dem Astromailer, zu widmen. Er wählte sich durch das Menü an seinem RIG und kurz darauf erschienen die Artikel der Zeitung als Hologramm direkt vor seinem Gesicht. Im Hauptartikel unter der grossen fetten Schlagzeile ging es einmal mehr um die Recommencer und ihre „erstaunlichen Fortschritte in der Forschung“. Irgendwas von neuen bahnbrechenden Heilungsmethoden und der erfolgreichen Erschliessung neuer Planeten zur Rohstoffförderung. „Blödsinn!“, dachte er sich und überflog die Zeilen nur hastig. Mehr Aufmerksamkeit widmete er einem Text über Opteron 1 und 2. Er besagte, dass man auf dem Planetoiden nur auf wenig Mineralien gestossen sei und diese nun vollständig aufgebraucht seien. Die komplette Einrichtung mitsamt Personal solle vorläufig auf dem minimal grösseren Zwillingsstern zwischengelagert werden bis weitere Schritte eingeleitet würden. „Eine Zwischenlagerung? Wozu? Welchen Zweck hat es, hunderte von Menschen auf einer kleinen Station zu halten, fernab von Zuhause und ohne Arbeit?“ Zu seinem Glück hatte Marcus seine Gedanken nur vor sich hin gemurmelt – er wollte gar nicht wissen was man wohl mit ihm anstellen würde, sollte sich herausstellen, dass er die Entscheidungen der Recommencer in Frage stellte. Nervös blickte er sich um, nur um sich zu vergewissern, dass ihn niemand gehört hatte. Doch von den wenigen Passagieren die mit an Bord waren schien jeder in seine eigenen Gedanken vertieft zu sein.
Schon von weitem konnte er durch das kleine Seitenfenster neben ihm das Zwillingspäärchen der Opteron-Planetoiden erkennen, verbunden durch eine der bahnbrechendsten Bauten der Bramcorp, dem Spacelift. Er bestand aus einer langen Verbindungsstrecke zwischen den beiden Sternen auf denen jeweils eine Ein- und Ausstiegsstation angebracht war, die sich mit der Rotation der beiden Planeten mitbewegen konnten. Damit war der Transport von Gütern und Personen innerhalb kürzester Zeit möglich und vereinfachte vor allem die Rohstoffförderung um ein Vielfaches. In der ganzen bekannten Galaxie waren solche Lifte gebaut worden, jeder einzelne davon hatte Millionen an Steuergeldern verschlungen. Was wohl nun aus jenem zwischen Opteron 1 und 2 würde? Allein der Abbau würde Jahre benötigen und die Beschäftigung der dazu nötigen Arbeitskräfte war alles andere als billig.
Er schnallte sich an um beim holprigen Landeanflug nicht aus seinem Sitz zu fallen. Der Eintritt in die Atmosphäre war auf einigen Planeten sehr problematisch, aufgrund ihrer Beschaffenheit und der unterschiedlichen Anziehungskraft. Auf Opteron betrug sie ein vielfaches der Erde und der Pilot hatte einiges damit zu tun zu verhindern, dass das kleine Schiff nicht ungebremst auf die Planetenoberfläche stürzte. Dies hätte den Tod zahlreicher Menschen – und teurer Arbeitskräfte – bedeutet, vor allem wenn auch noch die Station in Mitleidenschaft gezogen würde. Und für die Recommencer gab es nichts Wichtigeres als den Erhalt ihrer Arbeitskräfte. Die seelischen und menschlichen Verluste waren ihnen egal, aber jeder einzelne verstorbene Mitarbeiter musste durch einen Frischling ersetzt werden, den man erst über Monate hinweg einarbeiten musste, was wiederum einen leeren Platz hinterliess und natürlich Gelder für dessen Ausbildung verschlang. Überspitzt könnte man sagen, dass nicht in Jahren oder Dollar kalkuliert wurde, sondern in Menschen. Der Bau eines Aufzugs? 5 Menschen. Eine neue Gondel für die Metro? 15 Menschen. Eine ganze Station wie die auf Terrestria? Hunderte von Menschen und somit beinahe unbezahlbar.
Aber der Pilot konnte sich glücklich schätzen, das Shuttle mitsamt Insassen sicher angedockt zu haben, hätte er doch andernfalls seine komplette Existenz verloren, würde jemand von einem solchen Vorfall erfahren. Und das wiederum wäre nur eine Frage der Zeit.
Marcus entstieg dem Shuttle und ging den schmalen Korridor entlang bis zum Check-In, bei dem er seinen Arbeitsauftrag einem überkorrekten Beamten vorzeigen musste. Dieser nickte bloss und wies ihn an weiterzugehen, bis zur Personenkontrolle. Eigentlich kannten ihn die Wachleute bereits, es war nicht Marcus' erster Besuch auf dieser Station – auf der kleinen Opteron 2 war er hingegen noch nie. Dennoch musste auch er jedes mal das selbe Prozedere wie alle anderen über sich ergehen lassen und sein RIG in die Scanvorrichtung halten. „Marcus McKinley, Aufzugstechniker, Bramcorp. Alter: 26, Grösse: 174cm, Hautfarbe weiss, Augenfarbe: braun.“ stand wie immer auf dem Schirm neben dem diensthabenden Wachmann.
„In Ordnung, willkommen auf Opteron 1.“ Sagte er und Marcus betrat die grosse Eingangshalle.




© 2011 lendenzorn, bzw. der sich hinter dem Pseudonym befindliche Autor



Sonntag, 17. April 2011
Prolog - Teil 2
Ein lauter Knall unterbrach die Stille und der Raum wurde von Mündungsfeuer erhellt. Die Kugel hatte ihr Ziel getroffen. Doch es war nicht Marcus, der den Abzug betätigt hatte. „Stirb, verdammtes Drecksvieh!“ rief es von hinter seinem Rücken und er hörte langsam schwere Schritte auf ihn zukommen. Unwissend was gerade vorgefallen war, starrte er mit weit geöffneten Augen den Mann an, der soeben sein Leben gerettet hatte. „Ich dachte eigentlich, hier unten sind wir vor denen sicher. Aber man lernt täglich dazu, nicht wahr?“
Seine Stimme war tief und kräftig, dennoch freundlich. Der Mann sah auf ihn herab. „Hast du's etwa bequem da unten oder sind deine Beine gebrochen?“
„Nun.. nein.“
„Na dann hoch mit dir.“
Der Mann packte ihn am Arm und zog ihn mit einem Ruck auf die noch etwas wackligen Füsse. Nun waren sie auf gleicher Augenhöhe, zumindest soweit Marcus das abschätzen konnte. Im spärlich ausgeleuchteten Raum erkannte er nur, dass der Mann eine Art Rüstung oder Schutzanzug trug und sein Gesicht durch einen Helm verdeckt war „Du scheinst mir ja nicht sehr gesprächig zu sein, was?“ fragte ihn sein Retter mit einem sarkastischen Unterton. Und ohne überhaupt eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort. „Na das ist jetzt auch egal, lass uns zusehen dass wir hier wegkommen.“
Er schaltete die Taschenlampe ein die an seiner Schulter befestigt war, ging auf eine Tür zu und trat hindurch. „Sieh zu dass du diese verdammte Tür auch ja gut zumachst. Wir wollen nicht dass uns jemand folgt.“ Marcus dachte nicht einmal daran sich zu widersetzen, zu sehr war er vom Auftritt dieses Mannes beeindruckt. Er drückte auf den Grünen Knopf links neben der Tür und die beiden Flügel schlossen sich unter einem leisen Zischen wieder zu einer undurchdringbaren Stahlmauer. Sein Retter in der mattschwarzen Montur schritt zügig voran und Marcus folgte ihm auf Schritt und Tritt, obwohl er nicht wusste wem er da überhaupt hinterherlief und wohin er ihn brachte. Aber welche andere Wahl hätte er sonst gehabt? Er war in einer ihm unbekannten Einrichtung und hätte sich wahrscheinlich bereits nach wenigen Minuten hoffnungslos verirrt.
Während sie die kahlen Korridore entlang liefen, fiel Marcus die sehr gerade und korrekte Gangart seines Anführers auf. Seine schweren Stiefel traten exakt im Sekundentakt auf und seine Haltung erinnerte mehr an eine Puppe mit einem Gewehrkolben im Hintern anstatt an eine lebendige Person. Nach einigen Minuten erreichten sie eine Art Lagerhalle, an deren Wänden sich unzählige Spinde und Waffenhalterungen befanden, die meisten davon jedoch leer. Der mysteriöse Begleiter schloss die Tür hinter ihnen, trat ein und entfernte mit einem befreienden Seufzer seinen Helm. „Ich hasse diese Dinger. Viel zu eng da drin, und so stickig.“
Endlich konnte Marcus einen genaueren Blick auf die Person werfen, der er sein Leben zu verdanken hatte. Es war zweifellos ein Soldat, wie er an der Rüstung erkennen konnte. Das Emblem der Recommencer prangte auf den Oberarmen und an den Händen trug er schwarze, mit Aluminium verstärkte Handschuhe. Er stellte seine Schrotflinte in die Halterung und reichte Marcus die Hand. „Mein Name ist Terry. Und du bist?“
„Marcus McKinley, Sir,“ erwiderte er sichtlich nervös.
„Ich bin kein ranghoher Offizier mein Junge, nur ein einfacher Soldat“, lachte er. „Nenn mich Terry, so wie alle anderen.“ Er war vielleicht maximal 10 Jahre älter als Marcus, aber durch seine kleinen Falten in der Augenpartie sah es nach deutlich mehr aus. Der ungepeflegte Dreitagebart machte ihn sympathisch und Marcus fühlte sich ungleich wohler in seiner Nähe.
„Wo bin ich hier überhaupt?“, wollte Marcus wissen, nachdem er die Halle eingehend betrachtet hatte.
„In einem ehemaligen Waffenlager der P.A.R., dem letzten auf diesem Planeten. Wie du sicher weisst, werden sowohl Wissenschaftler wie auch Truppen von hier abgezogen, da die Bohrungen hier keine Ergebnisse erbrachten und somit abgebrochen werden. Keine Schande wenn du mich fragst, hier wurde es sowieso langsam langweilig. Zu wenig Kompaniekollegen, keine Frauen.. und Scheisse noch eins, nichtmal mehr Alkohol gab's hier zu finden!“
„Dann bist du der letzte Soldat hier?“
„Oh nein, irgendwo sollten noch ein paar herumschleichen. Aber frag mich nicht wo die stecken, vertreiben sich wahrscheinlich die Zeit mit pokern im Gemeinschaftsraum.“
Er legte eine kurze Pause ein und musterte Marcus von Kopf bis Fuss. „Aber nun zu dir. Wer bist du eigentlich und was hast du hier verloren? Bist du ein verirrter Priester oder so was?“ Er deutete auf Marcus' weissen Overall, der ebenfalls mit einem grossen Recommencer-Logo am Rücken versehen war. „Und was mich noch mehr interessiert: wie kommst du überhaupt hier her?“
Marcus sah zweifelnd zu seinem Gegenüber. „Das könnte eine längere Geschichte werden.“
Terry zog ein Päckchen Zigaretten aus seiner Brusttasche und bot Marcus eine an – mehr aus Höflichkeit, denn eigentlich wollte er seinen wertvollen Tabak nicht teilen – und war umso mehr erfreut, als jener dankend ablehnte. Er zündete sich eine an und forderte Marcus erneut zum erzählen auf. „Na dann leg mal los.“


Soviel zum Prolog als Einleitung - jetzt würds erst richtig losgehen. Ich bitte erneut um Comments, damit ich weiss ob ich weiterschreiben soll oder nicht :)



Freitag, 15. April 2011
Ein Prolog als Testmuster
Das Klicken seines Revolvers war wohl das letzte Geräusch welches Marcus in diesem Augenblick hören wollte. Und auch das zweite sowie dritte wiederholte Betätigen des Abzugs bestätigte ihm bloss, dass die Patronenkammern alle leer waren. Kalter Angstschweiss tropfte ihm von der Stirn und in die Augen, vernebelte seine Sicht. Doch er war zu sehr damit beschäftigt in Richtung der Metallklappe zu blicken, die er soeben hinter sich geschlossen hatte. Er zitterte am ganzen Körper und das Atmen fiel ihm schwer. Lag es an diesem Schacht oder hatten sich seine Lungen in dieser kurzen Zeit bereits mit Staub gefüllt?
Starr vor Angst lag er noch immer da, die Klappe im Blickfeld. Die Stille in den letzten Minuten machte es auch nicht besser und es kam ihm bereits wie eine halbe Ewigkeit vor, in der er nur darauf wartete dass irgend etwas passieren würde. Langsam mässigte sich sein Puls wieder und er begann, das kalte Metall unter seinen Fingern zu spüren. Nach und nach wurde er wieder Herr seiner Sinne, versuchte bewusst langsam und tief zu atmen, sah sich aufmerksam um und begann zu realisieren wo er sich überhaupt befand. Er drehte seinen Kopf um zu erkennen was hinter seinem Rücken war, sah jedoch nichts ausser Dunkelheit die zunahm, je grösser der Abstand zur Einstiegsluke und den ringsherum angebrachten Luftschlitzen wurde.
Mit Mühe drehte er seinen Körper auf die linke Seite und kramte mit der rechten Hand in seiner Hosentasche. Irgendwo musste es doch sein, dachte er sich, bevor seine Finger den gewünschten Gegenstand erfassen und herausziehen konnten. Mit dem vertrauten Schnappgeräusch spickte er die Verschlusskappe seines Benzinfeuerzeugs zurück und entzündete die Flamme. Der Schatten unmittelbar vor ihm zog sich ein wenig zurück und gab einen schwachen Ausblick darauf, was nun für eine unbekannte Strecke folgen würde: eine kräfteraubende Reise auf allen Vieren, quer durch einen Lüftungsschacht. Seufzend machte er sich daran, die ersten Meter zurückzulegen, als sich ein Schatten vor die Lüftungsschlitze hinter ihm schob. Da war es wieder, dieses laute Schnauben voller Wut und Hass. Vor seinem geistigen Auge konnte er förmlich sehen wie sich der Brustkorb dieses Wesens um Zentimeter dehnte und wieder zusammensackte, während es mit seiner Schnauze an den kleinen Schlitzen neben der Abdeckung schnupperte. Marcus wusste noch immer nicht was ihn da verfolgte, aber es konnte ihn riechen. Es schien genau zu wissen wo er sich befand und nur wenige Augenblicke nachdem er sich endlich beruhigt hatte, fühlte er erneut die Angst in ihm aufkeimen. Wieder drang der Schweiss aus den Poren und seine Adern füllten sich mit Adrenalin. Längst wollte er weiterkriechen, weg von diesem Ungetüm, doch irgendwas hinderte ihn daran und er starrte erneut in die Richtung aus der er gekommen war - als sich eine riesige, geweitete tiefschwarze Pupille vor einem der Lüftungsschlitze positionierte und Marcus direkt ansah. Ohne mit der Wimper zu zucken nahm der gewaltige Kopf der Kreatur ein wenig Abstand, nur um dann mit voller Wucht gegen die Klappe zu hämmern. Einmal, zweimal, dreimal - dieser nahende Tod wollte zu ihm und er erkannte dass dies nur eine Frage der Zeit war. Bereits hatten sich die Scharniere um wenige Milimeter gelockert und Staub rieselte durch den schwachen Lichtstrahl nahe der soeben entstandenen Spalte. Nun war es allerhöchste Zeit. Marcus versuchte seine Sinne soweit möglich zu sammeln und seinem Körper energisch den Befehl zu erteilen, endlich vorwärts zu kriechen. Das Feuerzeug in der rechten, legte er so die ersten Zentimeter zurück und ehe er sich versah, hatte er den Dreh raus und wurde langsam schneller. Er war grade einmal knappe 3 Meter von der wütenden Bestie entfernt, als der Schacht bereits erstmals links abbog. Er rückte seinen Körper zurecht um die Ecke zu passieren, als sein Blick wieder richtung Eingang fiel. Eine der zolldicken Krallen hatte sich durch die Metallplatte gebohrt und damit den weiteren weg für die Kreatur geebnet. Unaufhörlich stach sie mit ihren Krallen auf das immer grösser werdende Loch ein, bis alsbald ihre Schnauze hindurchpasste. Schnaubend und sabbernd vor Wut malträtierte sie das Metall immer weiter, bis Marcus sich endlich zum weiterkriechen aufraffen konnte. Allzu weit konnte der nächste Ausstieg nicht mehr entfernt sein, war doch bereits ein neuer Lichtschein am Ende des Tunnels erkennbar. Er kroch immer weiter darauf zu und durch die stetigen Schweissausbrüche sogen sich seine Kleider voll und wurden spürbar schwerer. Jede Bewegung schmerzte und kostete ihn unmengen an Kraft, doch das schwache Licht kam immer näher - als es ihm plötzlich eiskalt den Rücken runter lief. Mit einem ohrenbetäubenden Scheppern krachte die einst rettende Metallklappe zu Boden und gab den Weg für die Bestie frei. Ihre Krallen kratzten auf dem dicken Aluminium des Schachtes und Marcus konnte ihr dumpfes Schnauben hören als sie sich Zentimeter für Zentimeter durch die Öffnung quetschte. Es gab kein Zurück mehr. Mit aller Kraft schob er sich vorwärts, in der Hoffnung, den nächsten Ausstieg früh genug zu erreichen. Und auch wenn es schwierig war in diesem hallenden Gefängnis akkustische Unterschiede wahrzunehmen, so wusste er, dass diese tödliche Kreatur immer näher kam. Er spürte es. Doch ihm blieb keine Zeit darüber nachzudenken. Just in diesem Augenblick wurde ihm bewusst dass er sich über einem Lüftungsgitter befand, das den Blick auf einen darunter liegenden Raum freigab. Er war zu spärlich beleuchtet als dass dessen Lichtschein bis in den Schacht hätte dringen können, aber nun sah er ihn klar vor sich. Vergebens versuchte er mit seinen verschwitzten Fingern die mit einem Kreuzschlitz versehenen Schrauben in den Ecken des Gitters zu lösen, während sich hinter ihm die vor Wut schäumende Schnauze des Ungeheuers um die Ecke zwängte, ehe das Biest ihn erneut im Blickfeld hatte. Laut knurrend kam sie Stück für Stück näher und Marcus sprach in Gedanken bereits sein letztes Gebet - obwohl er alles andere als ein gottesfürchtiger Mensch war. Um ihn herum begann der Schacht sich zu dehnen, das Gewicht von Opfer und Jäger war zu viel für die jahrealte Konstruktion, und gab schliesslich mit dem ächzenden Geräusch von reissendem Metall nach und liess Marcus wie einen Felsen zu Boden stürzen.
Da lag er nun, einen betäubenden Schmerz im Steissbein und geschundenen Gelenken, über ihm im Schacht blickte die Kreatur auf ihn herab. Knurrend, nach frischem Fleisch lechzend und ihr Sabber tropfte auf Marcus' Stirn. Hastig sah er sich nach einem weiteren Ausgang um, konnte jedoch auf den ersten Blick im Halbdunkel nichts erkennen wohin er sich hätte retten können. Da sah er im Augenwinkel etwas glänzen. Ein runder messingfarbener Gegenstand - und vielleicht seine Erlösung aus diesem Elend. Es war eine Patrone für seinen Revolver. Die siebte und letzte, die er in die Hosentasche gesteckt hatte weil in der Trommel kein Platz mehr war. Er zog die Waffe aus dem Hosenbund, liess die Trommel hinausschnellen, schob die Patrone in die Kammer und machte den Revolver schussbereit. "Nur eine Kugel, für dich oder für mich!" sagte er halblaut vor sich hin und hielt sich den Lauf an die Schläfe.