Montag, 9. Oktober 2017
"ES" Filmkritik



Es ist wohl unbestritten, dass die meisten Verfilmungen der Geschichten von Horrorautor Stephen King hanebüchener Mumpitz sind. Carrie? Interessanter Stoff, aber objektiv kein guter Film - die Neuauflage gar furchtbar. Christine? Friedhof der Kuscheltiere? Kinder des Zorns? Dreamcatcher? Der Rasenmähermann?
Es findet sich dermassen viel Mist unter den Umsetzungen des berühmten Autors, dass die gelungenen Werke umso mehr herausstechen.

Stanley Kubricks "The Shining" gilt bis heute als eine der detailliertesten Horrorumsetzungen überhaupt. Doch die 1990er TV-Adaption des Beststellers "ES" schaffte etwas ganz anderes: während Figuren wie Michael Myers oder Jason Voorhees über mehrere Filme hinweg ihren Platz unter den Ikonen des Horrors behaupten mussten, gelang es nur wenigen Figuren, sich mit nur einem einzigen Auftritt zu etablieren. Frankensteins Monster. Leatherface. Der Xenomorph. Und Pennywise.
Dank Tim Currys Darstellung des kinderfressenden Clowns waren Jugendliche und junge Erwachsene jahrelang traumatisiert - an Besuche im Zirkus war kaum mehr zu denken. Umso gespannter wurde die Ankündigung einer Neuinterpretation des Stoffes verfolgt. Die Skepsis war gross, nicht zuletzt da man in Hollywood über Jahre hinweg nur noch alte Marken ausgeschlachtet und zu Grabe getragen hat und die meisten Remakes einfach nur richtig schlecht waren. Sollte und konnte es diesmal anders sein? Würde uns Pennywise erneut schlaflose Nächte bereiten?


Story
Derry, Maine, September 1988. Es ist ein regnerischer Herbsttag, als der kleine Georgie verschwindet - in die Kanalisation gezerrt von einem Clown. Knapp 1 Jahr ist seither vergangen, doch Georgies älterer Bruder Bill hat die Suche nach ihm noch immer nicht aufgegeben. Dank etwas Überzeugungskraft schliessen sich auch seine Freunde Richie, Stan und Eddie der Suche an, stellen jedoch bald fest, dass irgendwas in Derry nicht mit rechten Dingen zugeht. Sie alle leiden zusehends an Visionen und glauben, ihren Verstand zu verlieren, als sie einer nach dem anderen Pennywise begegnen. Dies treibt die vier Jungs auch in die Arme von Beverly Marsh, Ben Hanscomb und Mike Hanlon - allesamt ebenfalls Aussenseiter, Mobbingopfer, Verlierer.
Gemeinsam stellen sie fest, dass eine uralte Macht in der Kanalisation von Derry haust und sich alle 27 Jahre von neuem zeigt, in Gestalt eines tanzenden Clowns. Seine Nahrung? Kinder.


-> Trailer bei Youtube


Die erste TV-Adaption aus dem Jahre 1990 hatte mit vielen Problemen zu kämpfen: der Cast war zum Grossteil knapp durchschnittlich, das Budget ziemlich knapp und das Pacing war während der über 3 Stunden Laufzeit auch nicht wirklich gelungen. Doch Dank Tim Currys Darstellung von Pennywise sicherte sich die Umsetzung trotzdem ihren Platz als Kultfilm, wenn auch leider objektiv betrachtet nicht als sonderlich guter.

Regisseur Andy Muschietti ("Mama") hatte grundsätzlich ähnliche Hürden zu überwinden. Wie sollte man den Stoff filmisch umsetzen? Lieber Überlänge oder 2 einzelne Teile? Und wer sollte in die Fussstapfen von Tim Curry treten?
Der bei der Masse doch eher unbekannte Schwede Bill Skarsgård sollte diesmal in die Figur des Pennywise schlüpfen. Wie erste Trailer schon verrieten, hatte man sich dieses mal aber für einen leicht anderen Ansatz entschieden als noch vor 27 Jahren. Aber schliesslich geht Pennywise auch nicht alle 27 Jahre nach dem selben Muster vor...
War "Es" damals ein eher durchschnittlich aussehender Clown mit grosser roter Nase und etwas freundlicherem Gesicht, so geht Skarsgårds Interpretation ganz klar in eine dämonischere Richtung. Scharfe Fangzähne und ein sehr finsterer Blick der nichts Gutes erahnen lässt sorgen für ein leicht anderes Bild als damals. Auch ist Pennywise diesmal weniger zu Scherzen aufgelegt. Ursprünglich war es die morbide Mischung aus Slapstick und Terror welche uns vor dem Clown erschaudern liess - heute ist von der lustigen Seite nicht mehr viel übrig, der Film kommt also mit einem durchaus ernsteren Ton daher.

Unterbrochen wird dies nur durch den sprücheklopfenden Richie. War dieser schon in der Buchvorlage und in der alten Verfilmung der Witzbold der Gruppe, so zielt sein Humor diesmal einiges weiter unter die Gürtellinie. Sicherlich Geschmacksache, bei uns hat das Kino jedenfalls gelacht.

Fast unvermeidbar war allerdings, dass Muschietti das eine oder andere mal von der Vorlage abweicht. So sind die Begegnungen mit Pennywise/Es teilweise nicht nur an anderen Orten, sondern auch in anderer Gestalt und auch der Ablauf ist nicht ganz der selbe. Andere Szenen hingegen wurden 1:1 übernommen, woran gerade Kenner des Originals ihre Freude haben dürften. So ist nicht nur Georgies Begegnung mit dem Clown beinahe minutiös nachverfilmt worden, sondern auch Henrys Konfrontation mit Ben auf der Brücke im Wald eine klare Verbeugung vor dem Original.

Letztendlich kommen sowohl alte Hasen wie auch die unvoreingenommenen Kinogänger auf ihre Kosten. Vieles ist anders, aber niemals unverständlich und auch wer die Vorlage nicht kennt, verpasst nichts oder muss sich Sorgen machen, irgend etwas nicht zu verstehen.
Schade ist höchstens, wenn man die ganzen eingestreuten 80er Referenzen nicht zu erkennen oder zu schätzen weiss. So gab es im Saal definitiv mehrere, die nicht wussten, weshalb das Kino im Hintergrund gerade "Lethal Weapon 2" oder "Batman" zeigt.


Bild & Ton
Gefilmt wurde "ES" ganz klar mit der Absicht, als düster und bedrohlich daher zu kommen und dank ordentlicher Umsetzung passt dies auch. Das sommerliche Derry zeigt sich mit warmen Sonnenstrahlen und hellen Farben in einer freundlichen Atmosphäre, doch spätestens in den Barrens und der Kanalisation ist davon überhaupt nichts mehr zu spüren. Lange dunkle Schatten, pechschwarze Ecken und finstere Gewölbe bieten Pennywises Behausung Schutz. Die Bedrohlichkeit der Situation und Umgebung wird einem mit simplen Kameraeinstellungen und -tricks bewusst gemacht, einfach aber effektiv. Hauptdarsteller des Horrors ist jedoch ein bestimmtes Haus, mitten in Derry, in welches sich die Kids in der zweiten Hälfte des Films begeben. Hier wird aus einem düsteren Film binnen weniger Minuten klassischer Horror in all seinen Facetten und dies besser, als es so mancher Film der letzten Jahre geschafft hätte.

Die Bildschärfe liegt dabei fast immer auf einem hohen Niveau, nur ganz selten schleicht sich ein etwas schlechter fokussierter Shot ein. Die digitalen Effekte indes sind zweischneidig. Einige auf einem Toplevel, andere wiederum leicht zu künstlich.

Als konsistent hingegen zeigt sich der Sound. Die musikalische Untermalung ist simpel, unauffällig, in vielen Szenen gar nicht erst vorhanden. Wird es auf der Leinwand bedrohlich, so steigt auch das Streicherstakkato langsam an, Pianisten hauen in die richtig tiefen Tasten oder Bläser quälen die schrägsten Töne aus ihren Instrumenten. Und dabei wird es oftmals richtig laut - die Effekte gehen durch Mark und Bein und sorgen erst dafür, dass das Gezeigte auch seine volle Wirkung entfalten kann.


Fazit
Anders als die meisten Horrorfilme der jüngeren Neuzeit, setzt "ES" auch in seiner Neuauflage nicht auf billige Jumpscares. Natürlich werden vereinzelt welche eingestreut, doch hauptsächlich bemüht man sich um eine düstere, bedrohliche Atmosphäre - und diese kommt durchaus rüber. Wer die Vorlage nicht kennt, dürfte dank Pennywise einen der besten Horrortrips des Jahres erleben. Gerade die Auftritte in denen "Es" sich nicht (nur) als Clown zeigt sind furchterregend und in manchen Szenen schlicht hervorragend umgesetzt. So mancher Kinobesucher sank zumindest förmlich in seinen Sitz oder hob bei Androhung einer entsprechenden Konfrontation bereits schützend die Hand vors Gesicht.

Bewerte ich "ES" allerdings nur aus meiner eigenen Sicht, so sieht das Fazit ein klein wenig anders aus. Ja, der Film ist gut. Ja, er ist auch durchaus besser und vor allem anders als sein Vorgänger. Und ja, ich werde ihn sehr wahrscheinlich in meine Sammlung aufnehmen. Aber empfand ich ihn als bedrohlich? Furchteinflössend? Oder hab ich mich gar erschrocken? Nein. Leider nicht. Und dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir hier den besten Horrorfilm des Jahres gesehen haben und zugleich einen der wichtigsten. Denn er zeigt nicht nur, dass man Kings Vorlagen überzeugend umsetzen kann, sondern auch, dass ein Remake auf keinen Fall etwas schlechtes sein muss.
Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil, der im Herbst 2019 folgen soll.

-> 7.5/10



Samstag, 6. Mai 2017
A guide to PC gaming
Spielen am PC? Wieso sollte man so was tun?!
Spielen am PC ist teuer, der Zusammenbau schwierig und der Aufwand lohnt sich nicht. So der allgemeine Tenor. Doch ist dem wirklich so? Dieser Guide soll die Vor- und Nachteile der diversen Systeme einander ein wenig gegenüberstellen und dazu anregen, vielleicht eben doch mit dem Gedanken zu spielen, dass ein ordentlicher Rechner gar nicht so verkehrt wäre. Zum allgemeinen Vergleich deshalb gleich zu Anfang die aktuellen Preise aktueller Konsolen (Stand Mai 2017):

Playstation 4 Slim mit 1 Controller, ohne Spiel: 222.- CHF
Playstation 4 Pro mit 1 Controller, ohne Spiel: 378.- CHF
Xbox One S mit 1 Controller, ohne Spiel: 198.- CHF
Nintendo Switch mit Controller, ohne Spiel: 345.- CHF
Nintendo Switch im Bundle mit Spiel: 400.- CHF
Gaming PC: dazu kommen wir später


Bei einem Blick auf die Preise fällt natürlich sofort eine gewisse Spanne auf. Wieso zum Beispiel kostet eine n PS4 Pro z.B. fast 150.- mehr als die kleinere Slim-Version? Beide schlucken die selben Datenträger, beide besitzen den selben Controller, beide lassen sich gleich bedienen und verfügen über genau die gleichen Spiele. Zum Unterschied – und den damit verbundenen Zusammenhang zum Spiele-PC und somit diesem ganzen Artikel – kommen wir später.

Von vornherein muss eines klargestellt werden: wer bereits eine oder sogar mehrere Konsolen dieser aktuellen Generation besitzt und vielleicht vorrangig am liebsten Sport-, Renn-, oder Prügelspiele zockt, der kann diesen Artikel getrost ignorieren. Genau darin sind die Konsolen nämlich König. Gegeneinander oder miteinander von der Couch aus auf Torjagd gehen oder sich in Rennspielen von der Strecke drängen macht unheimlich viel Spass. Ein Erlebnis, welches der PC nur selten aufwiegen kann.
Aber was wenn ich mich in Ego-Shootern mit Spielern auf der ganzen Welt messen, in hervorragend designte Fantasywelten eintauchen oder knifflige Kopfnüsse lösen möchte? Genau in solchen Situationen brilliert der PC förmlich.

Spielen am PC oder Konsole – wo ist der Unterschied?
Die Präzision beim Zielen und navigieren mit Maus und Tastatus sind unerreicht. Ja, selbst ein „Halo“-Profi mit jahrelanger Erfahrung erreicht nicht das selbe Level an Präzision wie sein „Konkurrent“, der mit Titeln wie „Unreal Tournament“ oder „Quake“ seine Reflexe geschärft hat. Das liegt schon an den technischen Hilfsmitteln, die uns zur Verfügung gestellt werden. Eine Maus mit einem qualitativ hochwertigen Lasersensor oder seinem optischen Äquivalent reagiert direkter und schneller auf Eingaben und Bewegungen als das Pendant in Form des Analogsticks des Controllers. Aber ob ein Spieler letztendlich mit seinen Daumen oder mit seinen Fingern schneller ist, das ist letztendlich individuell verschieden.

Als Pro-Argument für die Konsolen werden des öfteren Blockbuster wie das bereits erwähnte „Halo“, „Uncharted“, „God of War“, „Zelda“ oder der junge Klassiker „The last of us“ herangezogen. Ja, das sind Spiele, welche auf dem PC nicht zu finden sind.
Aber was ist mit „Starcraft“, „Warcraft“, „World of Warcraft“, „Counter-Strike“, den „Total War“-Spielen, der „Anno“-Serie, diversen Adventures, MMORPGs, Strategietiteln, und unzähligen Indiespielen?
Faktisch existieren für Windows zig mal mehr exklusive Spiele als für Konsolen. Sogar als für alle Konsolen zusammen. Und sehr viele Spiele, welche für die Konsolen in den Handel gelangen, finden sich auch auf dem PC wieder. Oftmals sogar in einer technisch besseren Version – Einzelheiten folgen.

Wie teuer sind denn Spiele so?
Wie oben beschrieben finden sich nicht nur zahlenmässig bei weitem die meisten Games für den Spielerechner, sie sind auch noch mit Abstand am günstigsten. Bereits bei Erscheinen finden sich sehr viele Spiele im Preisbereich von 50-60CHF, während Konsolenspiele oftmals bis zu 30.- CHF mehr kosten. Für das exakt gleiche Spiel, mit dem exakt gleichen Inhalt.
Wer 2-3 Monate wartet bis er sich ein Spiel kauft, kann von diesen 50.- nochmals 5-10.- abziehen. Wer die Spiele bei einem Key-Händler im Internet kauft, darf teilweise mit 30-40.- CHF pro Titel rechnen, wer gar auf einen Sale zu Weihnachten oder anderen Feiertagen wartet, findet viele (aktuelle) Spiele im Bereich von 20-40.- CHF.
Im Preis inbegriffen sind dabei natürlich auch sämtliche Online-Features wie Mehrspieler-Modi etc., für welche absolut keinerlei weitere Kosten anfallen. Spiele wie „World of Warcraft“ bilden hier natürlich die Ausnahme, da dafür ein monatliches Abo nötig ist.
Allerdings kostet der Onlineservice der Playstation 4 rund 50.- CHF im Jahr. Das sind 50.- dafür, dass man überhaupt mit anderen Spielern im Multiplayer spielen darf. Für dieses Geld kauft man sich je nach dem 2 oder sogar 3 PC-Spiele und zockt diese so lange online wie man will. Ohne weitere Kosten, abgesehen vom sowieso fälligen Internetanschluss.

Doch wo ist der Haken?
Die Hürde bis zur Anschaffung eines Spielerechners ist vergleichsweise hoch. Man kann nicht einfach in den Laden spazieren, das Gerät unter den Arm packen, zahlen, dieses daheim anstöpseln und die Welt ist in Ordnung. Nein. Es benötigt Vorbereitung und Recherche.
Wer sich ernsthaft mit dem Gedanken auseinandersetzen will, muss sich zwangsweise folgende Fragen stellen:

- Wie hoch ist mein maximales Budget?
- Welche Spiele möchte ich gerne spielen?
- Bin ich dazu bereit A) entweder in 2-3 Jahren Qualitätseinbussen hinzunehmen oder B) Geld in bessere Hardware zu investieren um die optische Qualität der Spiele hoch zu halten?
- Traue ich mir zu, einen PC selber zusammen zu bauen oder kenne ich jemanden, der sich damit auskennt und mir dabei hilft?

Entscheidet man sich dafür, der Konsole den Rücken zu kehren, so ist der erste Schritt getan. Das mit Abstand schwierigste ist allerdings die Auswahl der Komponenten. Grundsätzlich besteht ein Rechner aus folgenden Einzelteilen: Netzteil, Mainboard/Motherboard, Prozessor, Grafikkarte, Arbeitsspeicher/RAM, Datenträger/Festplatte, einem Gehäuse um all dem ein Zuhause zu geben sowie 1-2 Lüftern für die Frischluftzufuhr der Komponenten. Dazu natürlich Maus, Tastatur, Bildschirm und Lautsprecher bzw. Kopfhörer.

Gerade bei Peripherie (Ein- und Ausgabegeräte) lässt sich zu Anfang viel Geld einsparen. Ein einfaches Paar Stereolautsprecher mit ordentlichem Klang gibt’s ab rund 30.- CHF, wer 2.1 inklusive Subwoofer will, der wird ab rund 60.- CHF fündig. Als Tastatur und Maus eignen sich zu Beginn ebenfalls einfache Varianten, die oftmals im Bundle ab 35.- CHF erhältlich sind und dabei sogar kabellos daher kommen. Aber auch wer seine Tastatur und den Nager einzeln kauft, kommt nicht auf über 50.-, wobei die Grenze nach oben natürlich offen ist. Es gibt sowohl Mäuse für 190.- wie auch Tastaturen die bis zu 280.- kosten. Brauchen tut dies eigentlich keiner und gerade Einsteiger mit kleinerem Budget sind mit günstigen Modellen absolut ausreichend bedient. Profis würden argumentieren, dass man mit solchem Equipment nicht kompetitiv spielen kann – doch aufrüsten lässt sich zum späteren Zeitpunkt immer und problemlos.

Bei Monitoren wird die Sache schon ein wenig komplizierter: diese unterscheiden sich in Auflösung, Bildwiederholrate, Reaktionszeit, Farbdarstellung, Anschluss an die Grafikkarte (HDMI, Display Port, DVI), Extras wie Neigungswinkel oder Höhenverstellbarkeit und selbstverständlich dem Preis. Auch hier sind nach oben hin wenig Grenzen gesetzt, wer möchte kann über 1000.- CHF für einen Bildschirm auf den Tisch legen. Doch was benötigt man wirklich, was macht für einen Einsteiger Sinn?
Einer der wichtigsten Punkte in der Preisgestaltung ist die Bildwiederholrate. 60Hz, 75Hz, 120Hz oder sogar 144Hz? Was brauche ich, was will ich? Eine kurze Erklärung hierzu:
Die Bildwiederholrate sagt aus, wie oft ein Bild pro Sekunde vom Monitor ausgegeben wird. Bei 60Hz holt der Monitor 60x pro Sekunde eine neue Bildinformation von der Grafikkarte und gibt diese an unsere Augen weiter. Bei 75Hz geschieht dies 75x pro Sekunde, usw. Der Vorteil von höheren Hz-Werten ist, eine flüssigere Darstellung des Bildes. Also sind 144Hz am sinnvollsten? Jein. Nur, wenn euer PC in der Lage ist, pro Sekunde auch 144 Bilder zu liefern. Liefert eure Spielekiste nur 70 Bilder in der Sekunde, der Monitor möchte aber 144 darstellen, so kann dies zu „Input-Lag“ führen – eine Verzögerung zwischen eurer Aktion (klicken der Maus) und der Wiedergabe auf dem Bildschirm (Spielcharakter feuert seine Waffe ab).
Habt ihr einen 60Hz Monitor, aber der PC liefert beispielsweise 100 Bilder pro Sekunde (frames per second, FPS), so sorgt dies wiederum für „Tearing“. Hierbei wird das Bild auf eurem Monitor geteilt: die obere Bildschirmhälfte hat bereits die neuen Informationen von der Grafikkarte erhalten, die untere Hälfe hinkt hinterher – das Bild wird verzerrt. Dies kann je nach Spieler zu starken Kopfschmerzen oder Übelkeit führen. Diesem Phänomen lässt sich allerdings entgegenwirken.






Somit sollte man die Wahl seines Monitors also an den eigenen Rechner anpassen. Selbstverständlich kann ein 144Hz Monitor auch nur 60 FPS darstellen, genau so wie ihr mit einem 60Hz Monitor auch spielen könnt, wenn das Spiel mit mehr als 60 FPS läuft. Die oben erwähnten Symptome treten nicht bei jedem Spiel und auch immer sehr unterschiedlich auf. Fakt ist jedoch: wessen Rechner stark genug ist um durchgehend 144 FPS oder mehr zu liefern, der sollte auch zu einem 144Hz Monitor greifen. Eine flüssigere Symbiose aus PC und Monitor gibt es derzeit nicht und wer einmal so gespielt hat, wird das auch nicht mehr missen wollen. Allerdings ist der Einstiegspunkt hierfür sehr weit oben: entsprechende Hardware kostet richtig teures Geld und das soll nicht Teil dieses Guides sein.



Bislang klingt das aber alles kompliziert und teuer. Was sind denn die Vorteile?
Kurz zusammengefasst:
- Unzählige Spiele, welche exklusiv für PC erhältlich sind. Viel mehr als bei den Konsolen.
- Strategie, Sport, Geschicklichkeit, Jump‘n Run, Action, Simulationen – alles wird bedient
- Mit einem PC ist auch VR (Virtual Reality) möglich – aber teuer
- Die optische Qualität ist meistens höher als beim selben Spiel auf Konsole
- Man kann online spielen ohne dafür ein kostenpflichtiges Abo zu lösen (manche Spiele wie „World of Warcraft“ benötigen allerdings ein solches)
- Spiele sind bis zu 50% günstiger als auf Konsole
- Wird der eigene Rechner für neuere Spiele zu langsam, lässt sich dieser einfach upgraden, das Problem ist gelöst


Der letzte Punkt klingt interessant, erzähl mir mehr!
Konsolenspieler kennen das Problem: man besitzt PS3, PS2 oder Xbox Spiele und kann diese auf Xbox One oder PS4 nicht spielen, da sie schlichtweg nicht unterstützt werden. Solche Fälle gibt es beim PC-Gaming sehr selten. Auch 15 Jahre alte Spieleklassiker lassen sich oftmals einfach installieren und spielen. Klappt es nicht auf anhieb, so hilft der Kompatibilitätsmodus von Windows, oder es gibt Patches und andere Hilfsmittel, welche man im Internet finden kann. Es gibt kaum ein Spiel welches sich nicht mehr installieren und spielen lässt.
Erscheint der neue „Halo“-Teil oder das nächste „Uncharted“ nicht für jene Konsole, welche bei mir im Wohnzimmer steht, so gucke ich in die Röhre. Eine neue Konsole muss her, die bei Erscheinen gerne mal 500.- oder mehr kostet.
Am PC passiert so was ähnliches nur höchst selten. Manche vereinzelten Titel erscheinen beispielsweise exklusiv für Windows 10 – wer noch mit Windows 7 oder 8 unterwegs ist, hat Pech. Doch solcher Titel gibt es bislang gerade mal 7 Stück, der eine oder andere wurde später sogar auch entsprechend angepasst und für Windows 7 veröffentlicht. Eine Hürde ist das also selten und gerade im Jahr 2017 auch kein Thema mehr. Neue PCs werden sowieso mit Windows 10 ausgeliefert und wer noch Win7 besitzt, kann mit dessen Lizenz sogar eine Win10 Installation durchführen. Und wer das Betriebssystem wirklich neu kaufen muss, bezahlt dafür 100.- CHF.

Doch was wenn es nicht an Windows, sondern an der Hardware liegt? Was wenn ein Spiel erscheint, für welches meine Grafikkarte oder mein Prozessor zu langsam sind? Ich kann es zwar spielen, aber es sieht dabei zum kotzen aus und ruckelt nur so vor sich hin. Was tun?
Ganz einfach: Rechner aufschrauben, Grafikkarte raus, neue Grafikkarte rein, Problem gelöst. So zumindest in 90% der Fälle.
Die Grafikkarte ist in der Regel das erste Bauteil eines Spiele-PCs, welches irgendwann ersetzt wird. Das ist je nach eigenen Anforderungen und Spielerprofil nach 2-4 Jahren der Fall. Alte Hardware lässt sich zudem meist relativ einfach im Internet verkaufen. Ein Prozessor hingegen wird durchschnittlich etwa alle 5-6 Jahre ausgewechselt, je nach dem wie schnell die Hardwareindustrie voran schreitet. Mit Glück lässt sich ein neuer Prozessor noch auf dem selben Mainboard einbauen, was kostengünstiger ist. Wartet man zu lange oder die Entwicklung ist bereits zu weit fortgeschritten, müssen Mainboard und Prozessor ausgetauscht werden; im dümmsten Fall ist dann auch der RAM nicht mehr kompatibel – die teuerste Variante also. Wirklich nötig ist dieser Schritt jedoch effektiv nur alle paar Jahre und ist somit dem Kauf einer neuen Konsole recht ähnlich. Allerdings lassen sich wie erwähnt auch alle bisher gekauften Spiele problemlos auf der neuen Hardware spielen, Monitor, Maus, Tastatur usw. lassen sich alle behalten und weiternutzen.


Das klingt eigentlich nicht schlecht. Ich will das auch. Wie gehe ich vor?
Ein unbedarfter Käufer, welcher sich selbst zu wenig auskennt, würde in einem solchen Moment zum nächsten Media Markt rennen und den Verkäufer bitten, ihn beim Kauf eines neuen Spielerechners zu beraten. Tut das auf keinen Fall! Zum einen sind die Verkäufer der grossen Handelsketten nicht darauf geschult, ihr Wissen über PC-Hardware basiert auf den Infoschildern gleich neben dem Preis. Zudem sind die dort erhältlichen Rechner billig zusammengekleisterte Kisten mit Netzteilen aus China, lauten Lüftern, schwachen Grafikkarten und Prozessoren, welche eigentlich für Businessrechner konzipiert wurden. Selbst wer wenig Kenntnis von PC-Hardware besitzt, sieht beim genauen Blick, wie billig dies alles wirkt, wenn man einen solchen PC mit einem entsprechenden Modell vergleicht:



Ein "Gaming PC" der Firma Medion


Mein eigener PC


Es macht also absolut Sinn, jemanden im Freundeskreis zu fragen, der sich wirklich damit auskennt. Ansonsten kauft man entweder billig, oder teuer. Oder im schlimmsten Fall kauft man billige Hardware zu überteuerten Preisen. Kennt man persönlich niemanden mit dem entsprechenden Knowhow, dann hilft das Internet. Foren und Communities wie bei computerbase.de, pcgameshardware.de, tomshardware.de oder hardwareluxx.de sind voll mit „Nerds“, die PC Gaming und die dazugehörige Hardware zu ihren grössten Hobbies zählen. Das angesammelte Wissen an solchen Orten ist riesig und viele Forenmitglieder helfen gerade unbedarften Usern sehr gerne weiter, geben Tipps zum PC-Kauf, welche Hardware man wofür benötigt, etc. Wer sich nicht ganz doof anstellt, findet unter all den hilfsbereiten Menschen sogar jemanden in seiner Nähe, der beim Zusammenbau des neuen Rechners behilflich sein würde. Einen Rechner selbst zusammenbauen ist nicht nur spürbar günstiger, sondern macht auch wirklich Spass. Wer früher gerne mit Legoklötzchen gespielt hat, wird schnell ein ähnliches Gefühl beim Bau eines Rechners verspüren.

Wenn ich nun einen PC zum spielen kaufe, brauche ich dann auch einen zum arbeiten?
Nein. Spiele waren und sind immer eine der rechenintensivsten Anwendungen. Ein PC welcher stark genug ist um aktuelle Spieletitel zu stemmen, der kann auch fast alles andere was im Alltag so anfällt. Office, Web, Netflix usw. sind sowieso kein Thema, je nach gekaufter Hardware lassen sich auch Videos schneiden, mit Musikprogrammen arbeiten, etc.
Nur Spezialprogramme von Profis stellen dann nochmals ganz andere Anforderungen an einen Rechner, aber wer einen Spiele-PC besitzt, kann damit alles tun was sonst im Alltag so anfällt.

Und jetzt Butter bei die Fische – was kostet mich der Spass?
Wie gesagt, nach oben hin ist bei PC-Systemen preislich alles möglich. Doch wer den Einstieg in das Gaming sucht, wird ab rund 460.- CHF glücklich – Monitor, Maus und Tastatur nicht inbegriffen.


- Prozessor: INTEL Pentium G4560 "Kaby Lake", 2x 3.5GHz – ab 57.90 CHF
- Mainboard: ASROCK H110M-DGS, Intel H110 – ab 51.90 CHF
- Arbeitsspeicher: G.SKILL Value, 8.0GB DDR4-RAM – 59.90 CHF
- Festplatte: SEAGATE BarraCuda HDD, 1.0 TB – ab 53.70 CHF
- Grafikkarte: ZOTAC GeForce GTX 1050 Ti Mini, 4.0GB GDDR5 – ab 154.- CHF
- Netzteil : XILENCE Performance A+ Series, 430w – ab 42.50 CHF
- Gehäuse: BITFENIX Nova – ab 36.90 CHF

Mit dieser Kombination aus Prozessor, Grafikkarte und RAM lässt sich schon so ziemlich jedes aktuelle Spiel in optisch ansprechender Qualität flüssig und problemlos spielen. Natürlich gibt es Titel (wie das aktuelle “Battlefield 1“), welche höhere Rechenleistung erfordern und bei denen man dann ein paar Abstriche in der Grafikqualität hinnehmen muss, damit das Spielerlebnis noch immer flüssig ist. Aber hier ist die Quintessenz: selbst wenn man einzelne Grafikdetails herunterschrauben muss, so sieht das Spiel trotzdem noch immer besser aus, als auf den Konsolen. Schärfere Texturen, bessere Kantenglättung, höhere Sichtweite, bessere Bildwiederholrate. Dies alles sind die Vorteile eines Spielerechners.
Wer gerne etwas mehr Power möchte, um mehr optische Details auf dem Bildschirm zu sehen, der investiert beispielsweise nochmals 50.- CHF mehr in eine bessere Grafikkarte und erhält damit locker 30% mehr Leistung. Wer Windows, Programme und Spiele gerne schneller geladen haben möchte, der holt sich für 95.- CHF eine so genannte SSD mit 275GB Speicherplatz dazu (Solid State Disk) – eine Festplatte, deren Innenleben ähnlich konzipiert ist wie ein USB-Stick. Extrem schnell, sehr langlebig und absolut lautlos. Ein anderes Gehäuse – beispielsweise mit Schalldämmung, für einen leiseren PC – ist ebenfalls schnell gefunden (ab ca. 60.- aufwärts), sehr gute Gehäuselüfter erhält man bereits im Preisbereich von 10-15.- CHF und hält damit die Hardware nicht nur kühl, sondern das ganze auch relativ leise.
Wer zudem noch ein DVD-Laufwerk in seinem PC haben möchte, findet bereits ab 15.- CHF brauchbare Modelle, sogar mit Brenner. BluRay Laufwerke sind mit rund 70.- dann etwas teurer.

Wer zum Einstieg allerdings gleich ein wenig mehr investieren möchte um sicherlich den Prozessor in den kommenden 3-4 Jahren nicht wechseln zu müssen, der muss leider etwas tiefer in die Tasche greifen. Ca. 720.- CHF werden dann fällig, allerdings mit wirklich schnellem, zukunftssicheren Prozessor (AMD Ryzen 5 1500X), dazugehörigen Mainboard und 16GB Arbeitsspeicher.

Das Ganze lässt sich wirklich nach Belieben an die eigenen Bedürfnisse und das Budget anpassen – wer mag, stellt sich sogar einen Rechner zusammen, der auch von aussen betrachtet etwas her macht. Mit Wasserkühlungen und entsprechender Verkabelung kann ein PC heutzutage auch wie ein kleines Kunstwerk aussehen. Leuchtende RGB Farben und entsprechendes Geschick machen es möglich.





Wenn ihr bis hierhin durchgehalten habt, dann ein grosses Danke an dieser Stelle. Es ist ein grosses Thema und ich könnte den halben Tag lang über nichts anderes diskutieren als über Hardware, wie man sich ein schönes System zusammenbaut, etc.
Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt in die Welt des PC-Gamings einzutauchen, dann hoffe ich, dieser Guide konnte ein wenig helfen. Wer sich einen PC zusammenbauen möchte und Fragen hat, nur her damit. Wer etwas mehr über Hardware erfahren oder sich einfach nur austauschen möchte, der melde sich.



Dienstag, 6. September 2016
Sapphire RX470 Nitro+ 8GB



Wer in Sachen Hardware nicht unter einem Stein lebt, der dürfte den Launch von AMDs neuer "Polaris" Serie sicherlich ebenfalls miterlebt haben. Die Radeon RX480 sollte das neue Flaggschiff in der Mittelklasse werden, im so wichtigen Preissegment von 200-300€. Doch leider schaufelte man sich wieder einmal selber sein Grab indem man die Kundschaft viel zu lange auf die Custom-Designs der Boardpartner warten liess. MSI, Asus, PowerColor, XFX, HIS und auch Sapphire hatten ihre Karten längst angekündigt - doch irgendwo erwerben konnte man bis vor kurzem kaum eine davon. Sämtliche Lagerbestände waren durch Vorbesteller bereits vergriffen und selbst jene mussten wochenlang auf ihre Karten warten.

Dazwischen schob AMD allerdings die etwas kleinere RX470 nach. Weniger Compute Units, etwas langsamer angebundener Speicher und somit weniger Rohleistung - dafür aber auch günstiger. Ist dies die Lösung für all jene, die nicht auf die RX480 warten möchten und die von Nvidias Preispolitik langsam die Nase voll haben?

Dieser Text soll genau diese Frage beantworten - und zwar aus der Sicht eines Käufers. Benchmarks mit diversen Spielen und Szenarien finden sich im Netz zuhauf, somit werden diese an dieser Stelle nicht erwähnt. Viel wichtiger ist hingegen die tatsächliche Spieleleistung und wie befriedigend eine Grafikkarte der Mittelklasse für 230€ wirklich sein kann.


Technische Daten
GPU:
- 2048 Stream-Prozessoren
- 14-nm-FinFET
- GCN (Graphics Core Next) der 4. Generation
- 1260-MHz-Grafikchip
- 1121 MHz Engine Base Clock

Speicher:
- 256-Bit-Memory Bus
- 8192 MB GDDR5 Speicher
- 2000 MHz Speichertakt

Displays:
- 1x DL-DVI-D
- 2x HDMI 2.0b
- 2x DisplayPort 1.4

Formfaktor:
- 2 Slots belegt
- 240 X 120 X 42 mm

Leistungsaufnahme
- bis zu 150W über 1x 8-Pin


Die Sapphire RX470 Nitro+ 8GB beherrscht natürlich DirectX 12, OpenGL 4.5 sowie AMDs neue API namens "Vulkan" (zu deren Performance später mehr). Mit nur 24cm Länge und einem einfachen 8-Pin Anschluss findet die Karte auch in kleineren und weniger üppig ausgestatteten Gehäusen Platz, zudem wird dank des eigenen Kühlerdesigns sowohl Luft in Richtung CPU Kühler wie auch aus dem Case hinausbefördert. Doch genug Theorie, befassen wir uns mal näher mit dem schicken Teil:


Optik/Haptik
Beim Öffnen der Schachtel springt zuerst die etwas magere Ausstattung ins Auge. Lediglich ein Handbuch sowie eine Treiber-CD werden beigelegt, Bundles mit dazugehörigen Spielen oder Keys gibt es bislang noch nicht. Die Treiber-CD kann man eigentlich auch getrost sogleich entsorgen, da Windows automatisch die Erstinstallation vornimmt und man im Anschluss bequem den aktuellen Treiber direkt von AMD holen sollte.







Die Karte ansich macht beim auspacken bereits einen hervorragenden Eindruck. Alles fühlt sich fest verbaut und extrem wertig an, nichts knarzt oder bewegt sich - bis auf die beiden Lüfter natürlich, die sich erstmals mit einer einzelnen Kreuzschraube lösen und reinigen, oder bei Bedarf auch austauschen lassen. Das ganze ist binnen einer Minute erledigt und denkbar simpel. Das reinigen von staubigen Lüftern ist somit einfacher denn je.

Zum positiven Gesamteindruck trägt auch die rückseitig angebrachte Backplate bei. Sie dient nicht nur der Stabilität, sondern leitet auch die Wärme vom Chip weg. Auffällig sind dabei die Lüftungsschlitze nahe der Oberkante, durch welche die Luft vom Kühler in Richtung CPU geblasen wird.

Ebenfalls an der Oberkante befindet sich das SAPPHIRE Logo, welches standardmässig blau leuchtet, durch einen Schalter aber auch in diversen Farben angepasst werden kann. Eine Lösung um das unter Windows softwaremässig einzustellen, existiert bislang nicht. Bei Bedarf kann die Beleuchtung allerdings auch komplett ausgeschaltet werden.
Auf dem Bild leider nur sehr schwer erkennbar ist ein kleiner Hebel, der ein Umschalten zwischen Silent- und OC-BIOS ermöglicht.
Im Silent-Modus taktet die Karte nur noch maximal mit 1.205 MHz anstatt mit 1.260 MHz, benötigt dafür aber auch weniger, und somit leisere, Kühlung. Eine ideale Lösung also für all jene, denen ein flüsterleises System wichtiger ist als ein wenig mehr Leistung.


Performance
Der ganz klar wichtigste Punkt einer neuen Grafikkarte: wie schneidet sie im alltäglichen Spielebetrieb ab?

Seit dem Kauf der Karte hab ich sie durch diverse Spiele gejagt und zu Testzwecken natürlich die Grafik stets auf das Maximum gestellt. Die Ergebnisse sind bei manchem Titel durchaus überraschend - handelt es sich hierbei doch nur um eine Mittelklasse-Karte - bei anderen hingegen hätte man sich mehr erhofft.

- DOOM (2016):
Ultra Details inkl. Kantenglättung: 100-120 FPS
- Dying Light:
Maximale Details + Kantenglättung, ohne Nvidia Features: 60-80 FPS
- Far Cry 4:
Maximale Details + Kantenglättung, ohne Nvidia Features: 70-90 FPS
- Rise of the Tomb Raider:
Max. Details, Pure Hair sehr hoch, HBAO+, FXAA: 45-50 FPS
- Crysis 3:
Sehr hohe Details, 4-fache Kantenglättung: 60-70 FPS

(Alle Angaben in einer Auflösung von 1920x1080. Zum Einsatz kamen ein i5-3550, 16GB DDR3 unter Windows 7 und alle Spiele liegen auf einer WD Blue HDD)


Titel wie "Assassins Creed", "The Witcher 3" oder "The Division" liegen mir mangels Interesse nicht vor, weshalb man sich an dieser Stelle mit diesem Auszug an Titeln begnügen muss. Besonders auffällig ist das verhältnismässig bescheidene Abschneiden in "Rise of the Tomb Raider". Jedoch genügt eine leichte Anpassung (FXAA statt MSAA, keine Tesselierung, einzelne Effekte um eine Stufe zurück) um in den flüssig spielbaren Bereich von 60-70 FPS zu gelangen. Optisch sieht das Spiel dann noch immer sehr gut aus, die Unterschiede lassen sich höchstens im Standbild mit der Lupe suchen. Das Resultat ist hier jedoch nicht der RX480 geschuldet und der Tatsache, dass diese nicht genügend Leistung hätte, sondern der eher zweckmässigen Optimierung des Spiels. Zum Vergleich: selbst eine fast doppelt so teure GTX 1070 erreicht bei maximalen Settings nur um die 70 FPS.

Im krassen Gegensatz dazu steht das neue "DOOM": der neueste Sprössling von id Software hat in einem seiner letzten Updates die Grafikschnittstelle Vulkan integriert bekommen, eine sogenannte Low-Level-API, welche vor allem schwächeren Systemen zusätzlichen Schub verschaffen soll. Und während die RX470 standardmässig unter OpenGL lediglich ~80 FPS liefert, ist der Anstieg auf bis zu 120 FPS unter Vulkan enorm!
Leider gibt es zu diesem Zeitpunkt noch fast keine Spiele die mit Vulkan arbeiten oder dies in naher Zukunft integrieren werden; "DOOM" zeigt allerdings eindrücklich was mit der Schnittstelle möglich ist - dies schürt die Hoffnung auf weitere Beispiele dieser Art. Nicht zuletzt, da auch Nvidia Karten im selben Spiel höhere FPS-Zahlen abliefern, auch wenn der Performanceschub nicht ganz so immens ist wie bei den AMD Pendants.





Temperatur, Kühlung, Tweaking
Je nach Spiel und Auslastung erreicht der Chip der Sapphire RX470 Nitro+ 8GB bis zu 75° Celsius, wobei die Lüfter mit rund 2200 Umdrehungen pro Minute wirbeln. Wärmer wurde unter meiner Beobachtung die Karte dabei zu keinem Zeitpunkt und auch der maximale Takt von 1260 MHz konnte durchgehend gehalten werden - es gab also nie Performanceeinbussen, welche einer unzureichenden Kühlung zuzuschreiben wären. Da die beiden Lüfter unter Volllast jedoch bis zu 40 Dezibel laut werden, ist dies zwar nicht laut, aber je nach Gehäuse durchaus wahrnehmbar. Als äusserst positiv zu erwähnen wäre an dieser Stelle das nicht vorhandene Betriebsgeräusch unter idle, bzw. auf dem Desktop. Solange die GPU unter 60° Celsius bleibt, stehen die Lüfter still. Somit sind sogar einzelne, weniger hungrige Spiele durchaus in der Lage völlig lautlos gespielt zu werden. Grossartig.

Sollten die Lüfter während des Spielens allerdings tatsächlich für den eigenen Geschmack zu laut werden, so lässt sich dem jedoch mit dem weiter oben erwähnten BIOS-Schalter entgegenwirken. Wer die Karte im Silent-Mode betreibt, beobachtet eine maximale Drehgeschwindigkeit von ca. 1360 RPM. Dies ist einiges leiser, die Temperatur bleibt jedoch bei soliden 75°, da auch der Takt auf 1206 MHz gesenkt wird. Die Einbusse in der Performance beträgt dabei abhängig vom Spiel maximal 3-5%. Dies kann sich natürlich mit künftigen Titeln ändern, in den aktuellen Beispielen ist dies jedoch zugunsten eines leiseren Systems absolut zu verschmerzen.

Gerne kann ein jeder Käufer aber auch versuchen, den Lüfter und die Voltspannung bei gleichbleibendem Takt anzupassen, oder diesen gar zu erhöhen. Dazu liefert AMD mit ihrem neuen Treiber ein Tool mit dem schönen Namen "Wattman" aus. Damit lassen sich Taktraten, Lüfterkurven, Speichertakt usw. an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Auch wenn die RX400er Serie nicht zu den Topmodellen in Sachen Übertaktung zählt, so berichten einzelne dennoch von stabilen Taktraten zwischen 1350-1400 MHz, was nochmals für einen netten kleinen Performanceboost sorgt.





Fazit
Die Sapphire RX470 Nitro+ 8GB ist je nach Händler und Verfügbarkeit für rund 260€ oder 280 CHF erhältlich. Leider ist es nach wie vor eher Glücksache einen Händler zu finden, der die verschiedenen AMD Modelle auch tatsächlich an Lager hat, denn nach wie vor scheinen sie alle restlos vergriffen zu sein. Doch wenn man eine erstehen könnte, sollte man das auch tatsächlich tun?
In meinen Augen macht man mit einer RX470 nichts falsch, sofern man zu einer Version mit 8GB Speicher greift. Nur so stellt man sicher, dass man auch für sehr hohe Texturen oder gar die WQHD Auflösung gerüstet ist. Allerdings brillieren die Karten erst unter Vulkan und ggf. DirectX 12, doch beide Schnittstellen stehen erst noch in den Startlöchern und werden bislang nur unzureichend genutzt. Konzentriert man sich also nach wie vor auf DirectX 11, so müsste man der Konkurrenz mit der GTX 1060 den Vorzug gewähren. Diese bietet zwar nur 6GB VRAM, bringt jedoch die höhere Rohleistung auf Papier und kann diese in den meisten Titeln auch abrufen. Solange der VRAM also kein limitierender Faktor ist, bietet Nvidia in diesem Preissegment die bessere Performance.
Doch sobald 6GB oder mehr verlangt werden, kann die RX470 ihre Stärken ausspielen und dürfte somit auch für die nächsten 2-3 Jahre ein zuverlässiger und fähiger Begleiter sein, denn der VRAM Bedarf steigt kontinuierlich an.

Letztendlich macht man mit keiner der beiden Karten etwas falsch, entscheidend dürfte der Preis sein. Wer ein tolles Angebot für eine der beiden Optionen entdeckt, darf ungeniert zuschlagen und sich sicher sein, dass er bei einem vernünftigen Preis eine wirklich gute Karte erstanden hat. Die Sapphire RX470 Nitro+ 8GB ist dabei nur eine von vielen Optionen, überzeugt jedoch mit ihrer Lesitung bei mässiger Lautstärke und einer wirklich hervorragenden Verarbeitungsqualität.

-> 9/10 und damit eine Empfehlung für jeden Spiele-PC der einen neuen Pixelschubser benötigt.