Mittwoch, 1. Mai 2013
"Maniac" Blu-Ray Review



Alexandra Aja. Horrorfreunde horchen bei diesem Namen besonders auf, zeichnete sich der Franzose doch für den Kultfilm “Haute Tension“ und das erfolgreiche Remake von “The Hills have eyes“ verantwortlich. Der Horror liegt ihm also im Blut, auch wenn er nicht persönlich hinter der Kamera tätig ist, sondern einem Kollegen als Autor und Produzent zur Seite steht. Bereits zum zweiten Male heisst dieser Kollege Franck Khalfoun, welcher nun auf dem Regiestuhl von “Maniac“ Platz nahm – ebenfalls eine Neuverfilmung aus den 80er-Jahren.
Psychisch kranke Serienmörder kennen wir aus Hollywood zwar bereits zuhauf, doch noch nie zuvor wurde einer davon so beleuchtet wie in diesem neuen Slasher. Nicht nur auf visueller Ebene eine gänzlich neue Erfahrung…


Story
Frank Zito wirkt nach aussen hin wie ein etwas schüchterner, aber normaler junger Mann; mit seinen strahlend blauen Augen wirkt er auf viele Frauen sogar sehr anziehend, was seinen „Job“ nur noch erleichtert. Frank ermordet Frauen, skalpiert sie fachmännisch und nimmt ihre Haarpracht mit in seinen Laden. In diesem von seiner Mutter geerbten Geschäft restauriert Frank Mannequins fachmännisch und mit grösster Sorgfalt, nur um sie danach mit einer neuen Haarpracht und der letzten getragenen Kleidung der ermordeten Frauen auszustatten.
Erstaunlich ist, dass Frank dabei oftmals mit sich selbst hadert und verzweifelte Monologe hält, wenn er wieder einem hübschen Mädchen das Leben genommen hat. Schnell wird klar, dass Frank psychisch gestört und höchstwahrscheinlich sogar schizophren ist – die Ursache davon und wieso sich das in der Ermordung unschuldiger Frauen äussert, wird jedoch erst im Verlauf der Handlung aufgeschlüsselt und endet in einem wunderbar verstörenden Finale.


-> Trailer bei Youtube


Grob umrissen handelt es sich bei “Maniac“ um keinen allzu kreativ geschriebenen Film, da man die Story in ähnlicher Form natürlich schon in manch anderen Filmen serviert bekam. Was Franck Khalfouns neuestes Werk jedoch von anderen Genrevertretern unterscheidet, ist seine Inszenierung. Folgt der Grossteil anderer Filme meist den Opfern und blendet den Killer nur sporadisch ein, um die Spannung hoch zu halten, so erleben wir “Maniac“ fast gänzlich aus Franks eigener Perspektive. Wir sehen also kaum viel mehr als seine Unterarme oder den Unterkörper und folgen jeder seiner Handlung so detailliert und intensiv wie noch nie. Das sorgt für ein ungewohntes Mittendrin-Gefühl, wenn wir hautnah miterleben wie eine Frau vor unseren Augen stirbt. So ähnlich kennen wir das sonst nur aus Videospielen, wenn wir das ganze Spiel im Körper eines fremden Protagonisten erleben. Der Unterschied dabei ist, dass wir den Körper im Spiel lenken dürfen, während uns der Regisseur in Frank Zito gefangen hält und wir absolut nichts gegen seine Gräueltaten unternehmen können.
Der Film lebt also entgegen jeglicher Erwartungen nicht von seinen Schreckmomenten, sondern vom Eintauchen in die Tiefen der Psyche eines geistig verwirrten Mörders. Dabei kommt man nicht umhin, das handwerkliche Geschick der Filmcrew zu bewundern. Besonders Hauptdarsteller Elijah Wood musste erstmals hinter und nicht vor der Kamera agieren und präsentiert sich dem Publikum nur in Reflexionen oder Rückblicken. Umso beeindruckender dass er trotzdem eine absolut glaubhafte Performance abliefert und als Serienmörder äusserst überzeugend rüberkommt. Er ist es dann auch, der den Film über die Volle Laufzeit trägt, auch wenn man bis zum Schluss über des Rätsels Lösung grübeln darf und dennoch so manche Frage ungeklärt bleibt.


Bild
Man merkt von Beginn weg, dass “Maniac“ nicht mit einem gigantischen Budget gedreht wurde. So ist die Bildqualität zwar absolut in Ordnung, bleibt jedoch in vielen Punkten hinter seiner Möglichkeit zurück. Der Gesamteindruck gibt sich in Sachen Farbgebung recht dunkel und blass, selbst wenn Frank bei Sonnenschein im Park spazieren geht oder eine grell erleuchtete Galerie besucht. Ob das ein gewolltes Stilmittel ist, sei mal dahin gestellt, es wirkt sich jedenfalls deutlich auf den optischen Gesamteindruck aus. Denn nicht zuletzt sind dadurch auch die Kontraste und somit die Plastizität eher im niedrigeren Bereich angesiedelt, während der Schwarzwert jedoch kaum satter sein könnte und in sämtlichen Einstellungen überzeugt.
Die Detailfülle indes ist höchstens als durchschnittlich zu bezeichnen und kommt nicht an die Qualität eines „herkömmlichen“ Films heran. Dabei kann das nicht einmal auf die ungewohnte Kameraführung geschoben werden, denn anders als bei “The Blair witch project“ oder “Cloverfield“ setzt “Maniac“ nicht auf eine wacklige Handkamera. Sämtliche Einstellungen sind ruhig gehalten und folgen der natürlichen Bewegung von Franks Körper und Augen. Somit zeigt Cinematograph Maxime Alexandre eindrucksvoll, dass dieses Mittendrin-Gefühl auch ohne verwackelt-verschwommene Bilder erzeugt werden kann.

-> 7/10 Bildpunkte


Sound
Slasher-Typisch gibt sich “Maniac“ bis auf wenige Ausnahmen mehrheitlich ruhig und verhalten. Die subtil eingesetzte Musik unterstützt im Hintergrund mit düsteren Synthie-Klängen das Bildgeschehen und sorgt dabei für eine wohlige Atmosphäre wie man sie seit John Carpenters “Halloween“ kaum mehr erleben durfte. Genrefans werden sich zudem über die liebevolle Reminiszenz an “Das Schweigen der Lämmer“ erinnern, wenn in einer Szene das Lied „Goodbye Horses“ im Hintergrund läuft.
Ansonsten bleibt die vorhandene DTS-HD Spur eher zurückhaltend und lässt nur selten die Muskeln der Heimkinoanlage spielen. In dramatischen Schlüsselszenen bebt der Tiefenbass und das allgemeine Volumen nimmt ordentlich zu, nur um danach wieder abzuflachen und Platz für die frontlastigen Dialoge zu schaffen. Surroundeffekte finden sich indes nur selten, werden dann aber umso gezielter eingesetzt.
Im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten eine realistische und nett klingende Spur, von einem ordentlichen Slasher kann man jedoch auch mehr erwarten.

-> 6.5/10 Soundpunkte


Fazit
Eines ist klar: in Punkto Inszenierung beschert uns Franck Khalfoun mit seiner Neuinterpretation von “Maniac“ schon beinahe ein handwerkliches Meisterstück. Fast den kompletten Film in Point-of-View Manier zu drehen, bedarf vor allem einiges an Mut, da man sich damit wahrlich nicht nur Freunde schafft. Manch einer wird sich mit der Kameraarbeit schwer tun und sich wünschen, der Film wäre konventioneller gedreht worden – was allerdings durchaus schade wäre. Denn “Maniac“ würde auf diese Weise nicht so gut funktionieren. Die komplette Atmosphäre der Hilflosigkeit des Zuschauers wird nur durch diese Inszenierung hervorgerufen und sorgt somit für den einzigen nennenswerten Aspekt, der den Film von anderen unterscheidet.
Denn wirklich spannend ist der Streifen leider nie, was an der eher seichten Geschichte liegt. Einzig und allein die Frage nach Franks Motiven und seinen Beweggründen hält das Interesse am Film auf einem entsprechenden Level – zusammen mit den Goreszenen, die man selten zuvor in einer solchen hautnahen Intensität erleben durfte.
Als Filmfan kommt man letztendlich nicht drum herum, die Kameraarbeit und das Acting von Elijah Wood zu bewundern und erfreut sich an Querverweisen zu Klassikern des Horrorgenres. Das allein hievt den 88-minüter jedoch auch nicht über den Durchschnitt hinaus. Einen Blick wert ist “Maniac“ sicherlich, den Kauf rechtfertigt aber höchstens der Sammelaspekt für wirklich aussergewöhnlich gemachte Filme.

-> 6/10 Blu-Ray Punkte


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"The man with the iron fists" Blu-Ray Review



Wenn sich Musiker im Filmgeschäft versuchen, schlägt das meistens fehl. Zwar gibt es eine Hand voll Ausnahmen, die sich ein zweites Standbein als Schauspieler aufbauen konnten, doch wenn sie auch gleichzeitig den Weg als Regisseur einschlagen wollen, ist das Desaster in der Regel vorprogrammiert. So auch im Falle von “The man with the iron fists“. Wu-Tang Mitbegründer RZA hegte schon lange den Wunsch, selbst einen Kung-Fu Film im Stile der chinesischen Klassiker zu drehen, wie sie Bruce Lee und Jackie Chan hervorbrachten. Parallelen zu eben solchen finden sich in “The man with the iron fists“ zwar zuhauf, doch sowohl vor wie auch hinter der Kamera war der Film eigentlich nur zum scheitern verurteilt. Gründe dafür finden sich in beinahe jeder Einstellung – doch eines nach dem andern.


Story
Das alte China im 19. Jahrhundert. Ein nicht näher genannter Gouverneur erbittet Geleitschutz für seine wertvolle Goldladung, die er von Gold Lion, dem Anführer des Lion-Clans, erhält. Dieser wird jedoch von Silver Lion, seiner rechten Hand, verraten, der sich daraufhin mit dem Gold aus dem Staub macht und in einem nahe gelegenen Dorf nach einem sicheren Versteck sucht. Das lokale Bordell „Pink Blossom“ bietet sich an, da dort wohl niemand eine solche Goldladung vermuten würde.
In jenem Dorf arbeitet auch ein Schmied (gespielt von RZA), der für den Lion-Clan wie auch für deren Feinde, den Wolf-Clan, Waffen herstellen soll. Als regelmässiger Besucher des Freudenhauses gerät er jedoch mitten in den Konflikt rund um das Gold, als seine Lieblingsdirne von einem Attentäter des Lion-Clans ermordet wird. Um Rache zu nehmen benötigt er jedoch die Hilfe von Jack Knife (Russel Crowe), einem Haudegen und Gentlemen, der ebenfalls im „Pink Blossom“ verweilt und laut eigenen Angaben nur auf der Durchreise ist.
Ebenfalls auf der Suche nach Silver Lion ist Zen Yi, dessen Vater der anfangs ermordete Gold Lion war, und der nun natürlich ebenfalls auf Rache sinnt.


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Bereits bei genauerer Betrachtung der Hintergrundgeschichte stellt man fest, dass sich RZA förmlich übernommen hat. Zwar half Altmeister Eli Roth kräftig am Drehbuch mit und mit Quentin Tarantino hatte man einen sehr fähigen Kultregisseur als Mitproduzent an Bord, doch auch diese konnten hier wohl nichts mehr retten.
Zu viele Charaktere wurden mit in den Plot eingebunden und jeder reist aus eigenen Motiven in das Dorf, wobei es sich aber meist lediglich um Rache dreht. Während eine solche Motivation in anderen Filmen selbst mit mehreren Protagonisten problemlos funktioniert, fehlt es bei “The man with the iron fists“ vor allem an Logik, Innovation oder einer anständigen Verbindung der verschiedenen Personen und Geschichten. Grundsätzlich ergibt hier fast nichts einen Sinn und der komplette Film ist dermassen inhaltsleer, dass schon beinahe ein Vakuum im Gehirn zu entstehen droht.
Das wäre alles nur halb so wild, wenn immerhin handwerklich alles solide wäre – was aber ebenso wenig der Fall ist. Zwar kann sich RZA damit rühmen, die eine oder andere gute Kamerafahrt eingebaut zu haben, doch bei zu schnell geschnittenen Kampfszenen in welchen die Kontrahenten auch gerne mal meterhoch durch die Lüfte segeln, vergeht nicht zuletzt auch dem geneigten Kung-Fu Fan gehörig das Lachen. Das mit Abstand schlimmste jedoch ist ganz klar der Soundtrack, mit welchem der Film gestützt wird. RZA hat auf gängige asiatische Klischees verzichtet und füllt dafür sein eigenes komplett aus, indem er sämtliche Kampfszenen mit modernem HipHop unterlegt hat. Bravo. Das alte China mit sensationell dämlichen Kämpfen unterlegt mit Rapmusik – eine schlimmere Entscheidung hätte RZA gar nicht treffen können.
Dabei hätte der Film zumindest in Sachen Cast gute Chancen auf einen ordentlich-unterhaltsamen Film gehabt. Mit Russel Crowe, Lucy Liu und Rick Yune konnte der Möchtegern-Regisseur den einen oder anderen prominenten Namen um sich scharen, doch jeder von ihnen ist mit seiner Rolle hemmungslos unterfordert. Allen voran Crowe, der als raubeiniger Gentlemen Jack Knife grundsätzlich die beste Figur abgibt, aber sein Schauspiel nicht ansatzweise entfalten kann. Fragt sich nur, weshalb sich ein solcher Hochkaräter für diesen Film hat verpflichten lassen.
Fällt es von Beginn an schwer, den Film ernst zu nehmen, wird es im Laufe der Rund 90 Minuten fast noch schlimmer. Wenn der Hauptdarsteller ein schwarzer Schmied (blacksmith) im alten China ist und dazu auch noch zum Nachnamen „Smith“ heisst, kann man nicht anders, als sich vor schmerzen die Schläfen zu reiben. Kraftausdrücke wie „Motherfucker“ helfen dann genau so wenig wie völlig akzentfreies Englisch sämtlicher Darsteller, wobei im gesamten Film nur eine Hand voll Worte Chinesisch gesprochen werden.
Hätte es RZA also geschafft, mit seinem Setting und den Kulissen das Flair der Klassiker wiederaufleben zu lassen, so macht er dies mit sämtlichen restlichen Aspekten wieder komplett zunichte.


Bild
Blieb zu hoffen, dass wenigstens die technische Qualität dieses furchtbaren Machwerks überzeugen konnte – und immerhin hier wurden die Hausaufgaben gewissenhaft erledigt.
Die liebevoll designten Hintergründe erstrahlen dank des hochauflösenden Formates in vollem Glanz und überzeugen mit einer hohen Detailfülle und einer ordentlichen Bildschärfe. Einzig in den schnell geschnittenen Kampfszenen schleicht sich ab und an ein schlechter fokussierter Shot mit leichter Unschärfe ein, was den Gesamteindruck aber kaum trüben kann. Die Farben sind klar und kräftig, die Kontraste ausgewogen und selbst an kleinen Partikeln kann man sich erfreuen. Dass dabei auch gänzlich auf Filmkorn verzichtet wurde erhöht zwar die optische Qualität noch weiter, dämpft dafür auch das Flair eines „alten“ Kung-Fu Filmes.

-> 8/10 Bildpunkte


Sound
Akustisch bietet “The man with the iron fists“ untere Durchschnittskost, nicht mehr und nicht weniger. Die Gespräche sind meist klar und deutlich, auch wenn man sie aufgrund ihres fehlenden Inhaltes und der dümmlichen Dialogregie gar nicht hören will. Das (vorsicht Wortwitz!) schwarze Schaf stellt hierbei RZA dar, dessen Gemurmel im englischen Original selbst dann kaum verständlich ist, wenn man den Center bis zum Anschlag hochdreht.
Neben die absolut unpassende musikalische Untermalung gesellen sich auch so manche Umgebungs- und Kampfeffekte, die zwar über einen gewissen Druck verfügen, jedoch nie die Räumlichkeit einer wirklich guten DTS-HD Spur erreichen. So wirkt alles stets ein wenig flach und man wird nur selten so beschallt, wie man es sich wünschen würde. Gerade in Actionszenen dürfte es noch viel mehr Krachen, während diverse direktionale Effekte für ein wohliges Surroundgefühl sorgen könnten. Potential eindeutig verschenkt.

-> 5.5/10 Soundpunkte


Fazit
Ich hatte weder Hoffnungen noch Erwartungen an diesen Film – und doch wurde ich auf ganzer Linie enttäuscht. Bei einer Hommage an die alten Kung-Fu Klassiker von Bruce Lee & co. dachte ich an langsam geschnittene Kämpfe mit einer gelungenen Choreo und einer hanebüchenen, aber dennoch unterhaltsamen Story. Doch “The man with the iron fists“ bietet davon rein gar nichts. Die Kampfszenen wirken dilettantisch, die Story noch inhaltsleerer als in “Far Cry“ und die Untermalung mit neumodischem HipHop ist dermassen schlecht und unpassend, dass man es kaum in Worte fassen kann. Wäre das nicht genug, agiert mittendrin auch noch RZA als „Schauspieler“ mit dem Niveau eines Darstellers aus „Berlin Tag und Nacht“, dessen Blick entweder durch zu viel Marihuana getrübt wurde, oder dem schlichtweg alles egal zu sein scheint.
Als einziger Lichtblick in diesem Desaster sticht Russel Crowe heraus, der für den ein oder anderen Oneliner sorgt oder mit seiner Coolness die Leinwand für sich zu gewinnen vermag.
Letztendlich spricht nur der gelungene optische Transfer für diese Blu-Ray, da man sich hier keinesfalls vor der Konkurrenz zu verstecken braucht und sämtliche Kulissen und Kostüme in ganzer Pracht darstellt, wobei nur die seltenen weichen Shots oder die fehlende Plastizität eine noch höhere Wertung zunichte machen. Aber das alleine darf kein Kaufgrund für einen Film sein, der sonst auf ganzer Linie versagt.
Ich sage das höchst selten über einen Film, da ich versuche, Objektivität zu wahren: aber “The man with the iron fists“ ist wirklich so richtig richtig schlecht! Finger weg! Oder wenn ihr der Menschheit etwas gutes tun wollt, kauft sämtliche Exemplare dieses Films und verbrennt sie in einer öffentlichen Zurschaustellung.

-> 1/10 Blu-Ray Punkte


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