Montag, 20. Mai 2013
"Kindsköpfe 2" Filmkritik



Es ist wohl unlängst bekannt, dass die Geschmäcker von Kritikern und Publikum in vielen Fällen auseinandergehen. Was den grossen Filmenthusiasten und –kennern gefällt, fällt beim Mainstream zumeist durch und was in Reviews aufs Gröbste zerrissen wird, feiert das Publikum gnadenlos ab.
Ein gutes Beispiel hierfür waren schon immer die Filme des amerikanischen Komikers Adam Sandler. Seine Filme strotzten stets vor plattem Humor, kindischem Slapstick und Sprüchen tief jenseits der Gürtellinie. Und doch konnte er in der Vergangenheit einen Hit nach dem anderen landen, der an der Kinokasse mit hohen Einnahmen und vielen Lachern quittiert wurde. Zu seinen grössten Erfolgen gehörte auch “Kindsköpfe“ von 2010, der nun knapp 3 Jahre später seine Fortsetzung findet. Und erneut schlagen Kritiker die Hände über den Kopf zusammen, während sich Sandlers Brieftasche mit abermillionen von Dollar füllt. Doch wem soll man hier glauben? Dem Zielpublikum oder den Filmkennern?


Story
Einige Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers, zieht Lenny Feder (Adam Sandler) wieder zurück in die Kleinstadt aus der seine Familie ursprünglich herstammt. Dort angekommen merkt er, dass nicht nur Lenny, sondern auch seine Freunde Eric, Kurt und Higgy (Kevin James, Chris Rock und David Spade) so langsam zum alten Eisen gehören und in Sachen Party nicht mehr mit dem Jungvolk mithalten können. Somit befassen die Freunde den Entschluss, es mit einer grossen Fete nochmals so richtig krachen zu lassen und legen sich nebenbei eher unfreiwillig mit einer Studentenverbindung sowie einem alten Prügelknaben an


-> Trailer bei Youtube


Der Plot in Komödien füllt selten mehr als ein paar Zeilen, aber in “Kindsköpfe 2“ ist er dermassen dünn, dass man eigentlich auch schon von „nicht vorhanden“ sprechen kann. Es gibt weder eine wirkliche Handlung der man folgen könnte, noch nennenswerte Charakterentwicklungen oder sonst etwas, was man von einem (richtigen) guten Film erwarten dürfte.
Natürlich hat man auch diverse Nebenfiguren aus dem Vorgänger wieder eingebaut, verzichtet jedoch stattdessen fast völlig auf sonstige Referenzen. Grundsätzlich bietet “Grown ups 2“ (so der englische Originaltitel) nichts anderes als eine Aneinanderreihung platter Gags, die nicht zuletzt oftmals komplett sinnlos und aus dem Kontext gerissen sind.
Wieso Lenny z.B. früh Morgens als erstes von einem Hirsch angepinkelt wird, bleibt uns bis zuletzt ein Rätsel – genau so wie die Frage, wie um alles in der Welt man so etwas auch noch als lustig empfinden kann.
Dieses Prädikat lässt sich auch auf die meisten anderen „Witze“ anwenden: egal ob Fäkalien, zurückgebliebene Kinder, unbeliebte Glatzköpfe, halbstarke Vorstadtgangs oder Homosexuelle – kaum ein Klischee wird ausgelassen und nicht zuletzt mit Plattitüden weit unter der Gürtellinie bombardiert.
Zugegeben, eine Handvoll Pointen können doch zum Schmunzeln und in sehr seltenen Fällen sogar zum lachen anregen, aber alles andere ist selbst für diese Art von Comedy einfach viel zu kindisch und schlecht umgesetzt.

Als einziger Lichtblick fungiert “Twilight“-Liebling Taylor Lautner in einer Nebenrolle als halbstarker Anführer einer Studentenverbindung sowie Wrestling-Star „Stone Cold“ Steve Austin mit einem kleinen Cameo-Auftritt.


Bild & Sound
Grundsätzlich bedarf es in diesen beiden Punkten keiner grossen Worte. Als Komödie braucht “Kindsköpfe 2“ nicht grossartig Atmosphäre zum Zuschauer zu transportieren, sondern behält es optisch bei klaren, kräftigen Farben ohne grossartigen Detailverlust oder sonstige Störfaktoren.
Tonal gibt sich der Streifen ebenfalls höchst unaufregend. Die Synchro ist passend und laut genug (auch wenn nicht jeder Satz wortwörtlich übersetzt werden konnte), die Musik siedelt sich zwischen seichtem Pop und Rock an und Umgebungseffekte oder ähnliches sucht man fast vergebens.


Fazit
Man könnte “Kindsköpfe 2“ als Anarcho-Kino der alten Schule bezeichnen. Ein Film der keinerlei Sinn ergibt, nicht mit einer platten Moral gegen Ende glänzen will oder sich dem Comedy-Mainstream der letzten Jahre anpasst. Ähnlich wie der Klassiker “Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ reiht der Film bloss einen Gag an den nächsten, ohne sich um sinnvolle Zusammenhänge oder gar eine Story zu kümmern. Der grosse Unterschied ist nur, dass sämtliche Jokes über keinerlei Niveau verfügen und in ihrer Umsetzung auch zu ausgelutscht und dümmlich sind, als dass es irgendwen über 20 noch wirklich amüsieren könnte.
Wer sich mit Nonsense-Humor unterhalten will, sollte sein Geld lieber in die DVDs/Blu-Rays der “Nackten Kanone" investieren, oder sich nochmals daran erinnern, warum Monty Python nach wie vor die Könige des Humors sind.

-> 3.5/10 Gesamtpunkte