Freitag, 6. Februar 2015
"Dracula Untold" Blu-Ray Review



Die Geschichte des Grafen Dracula wurde schon unzählige Male erzählt und verfilmt, zu den berühmtesten Umsetzungen zählen dabei sicherlich Francis Ford Coppolas „Bram Stokers Dracula“ wie auch die deutsche Adaption „Nosferatu“. Regisseur Gary Shore hat sich bei seinem Erstlingswerk jedoch für einen etwas anderen Ansatz entschieden und inszeniert den Hintergrund, wie aus dem berüchtigten und gefürchteten Vlad Tepes – auch „der Pfähler“ genannt – der Vampirfürst wird.
Eine an sich interessante Idee, die mit einer ordentlichen Adaption wirklich gut hätte werden können… hätte.


Story
Die Karpaten im frühen Mittelalter. Nachdem Fürst Vlad (Luke Evans) seine Kindheit im Osmanischen Reich verbrachte und dort zu einem Kämpfer ausgebildet wurde, wird er in ganz Osteuropa als grosser Krieger gefürchtet. Doch das langjährige Bündnis mit seinem ehemaligen türkischen Waffenbruder Mehmed (Dominic Cooper) droht zusammenzubrechen, als dieser sein Heer erweitern möchte. Um die Sicherheit Transsilvaniens weiterhin zu gewährleisten, verlangt er von Vlad einen Tribut von 1000 Jünglingen für seine Armee – einer davon soll sein eigener Sohn sein. Zum Wohle seines Volkes stimmt der Fürst zu, entscheidet sich aber während dessen Übergabe für das Abschlachten der türkischen Gesandten und somit für den Krieg. Aufgrund der zahlenmässigen Überlegenheit der Türken sieht Vlad keine andere Möglichkeit als den letzten Ausweg aus dieser heillosen Situation: er sucht im Reisszahngebirge den Vampir Caligula auf, mit dessen unmenschlichen Kräften er kurz zuvor bereits Bekanntschaft gemacht hatte. Dieser erzählt ihm das Geheimnis seiner Kräfte und seiner Unsterblichkeit und bietet Vlad einen Pakt: er soll von seinem Blute kosten und selbst zum Vampir werden. Würde er danach 3 volle Tage dem Blutdurst widerstehen, so wäre er wieder ein normaler Mensch – ansonsten droht ihm das selbe Schicksal, sein Dasein als einsames und gefürchtetes Monster zu fristen.
Widerwillig geht Vlad den Handel ein und sieht sich bald mit der ungeheuren Kraft versehen, ganze gegnerische Heere dem Erdboden gleich zu machen – doch zu welchem Preis?


-> Trailer bei Youtube


Um Vlad den Pfähler ranken sich unzählige Sagen und Legenden – was davon alles wahr und erfunden ist, lässt sich nicht belegen. Fakt ist jedoch, dass er aufgrund seiner Gräueltaten wohl als Inspiration zur Romanfigur diente. Somit ist die Idee, die beiden Figuren miteinander zu verknüpfen, mitnichten eine Schlechte. Vlad Tepes als gebrochenen Mann darzustellen der im Vampirismus den letzten Ausweg sieht, hätte mit viel Dramatik und Pathos inszeniert werden können, doch Gary Shore spinnt aus dem Ganzen einen nicht ernst zu nehmenden Actionfilm, der sich mehr an „Van Helsing“ orientiert anstatt an den grossen Vorbildern. Das dumme daran ist nur, dass sich der Film selber zu ernst nimmt und keine ironischen Töne einschlagen will. So nimmt man Hauptdarsteller Evans den gebrochenen und verzweifelten Vlad zwar noch ab, aber spätestens nach seiner Wandlung zum Vampir verwandelt sich die gute Vorlage in ein Comicrelief mit tonnenweise Effekthascherei. Zu oft wird versucht das magere Script unter einem Berg an Spezialeffekten zu vergraben. Diese sind zwar relativ ordentlich anzusehen, nehmen dabei aber auch oft zu comichafte Ausmasse an. Gerade beim Design von Caligula und den Vampiren allgemein wäre ein wenig mehr Zurückhaltung durchaus angebracht gewesen.
Rein schauspielerisch ist “Dracula Untold“ in Ordnung, aber nicht mehr als Durchschnitt. Luke Evans ist noch ein wenig darin überfordert, alleine einen ganzen Film zu tragen, macht seine Sache soweit aber nicht schlecht. Dominic Cooper wiederum nimmt man den türkischen Befehlshaber nicht wirklich ab, seine Darstellung wirkt ein wenig zu glatt. Charles Dance indes dürfte sich nach „Game of Thrones“ mal wieder für eine etwas seichtere Rolle interessiert haben, was wohl der Grund für sein Engagement als Caligula gewesen sein dürfte.
Der restliche Cast besteht aus grösstenteils unbekannten Gesichtern und fällt weder negativ noch positiv auf – sie sind eben einfach da, wobei man von ihren Rollen allerdings auch nicht mehr erwarten kann.


Bild
Ähnlich wie beispielsweise “Underworld ist das Bild von “Dracula Untold“ in einem recht kühlen Gemisch aus grau und blau gehalten, was zwar für eine nette Grundstimmung sorgt, aber der Farbpalette nicht nur gut tut. So sind auch die Kontraste nicht immer gelungen, was die Plastizität entscheidend schmälert. Immerhin trifft dies nicht auf den Schwarzwert zu, der sogar so dunkel ist, dass er beinahe alles verschlingt was ihm in die Quere kommt. Das betrifft dann leider auch sämtliche Details, die sich ansonsten aber in durchschnittlichem Masse zeigen und vor allem in Nahaufnahmen das Auge erfreuen.
Zum bereits genannten Mittelmass gesellt sich auch die Bildschärfte hinzu, die in den besten Momenten durchaus als gelungen betrachtet werden kann, aber in hektischeren Szenen auch gerne mal verwischt. Die etwas weicheren Effektshots fallen da auch gar nicht mehr weiter auf…
Alles in allem erinnert der optische Stil an eine graphic novel, kann dabei aber Vorreitern wie “Sin City oder “300“ nicht ganz das Wasser reichen.

-> 6.5/10 Bildpunkte


Sound
Akustisch gibt sich die Dracula Umsetzung wiederum wenig Blösse. Vor allem in effektreichen Szenen machen sich die hinteren Lautsprecher bemerkbar und feuern mit direktionalen Effekten um sich. Dabei hat auch der Subwoofer immer wieder einiges an Arbeit zu verrichten und unterstützt das Sounddesign in entscheidenden Momenten durchaus ansprechend. Löblicherweise leiden die Dialoge nicht unter dem Soundgewitter: dank einer gelungenen Abmischung sind Dialoge und Sprachfetzen stets verständlich.
Musikalisch indes wird leider nur Durchschnittskost geboten. Zwar mit gewissem Volumen aber ohne wirklich eigenständigen Charakter hat Ramin Djawadi (“Game of Thrones“) hier komponiert und vermag es wider Erwarten nicht, hier Akzente zu setzen.

-> 8/10 Soundpunkte


Fazit
Schon nach den Trailern war es schwer, von “Dracula Untold“ viel zu erwarten, auch wenn noch nicht genau klar war, in welche Richtung sich der Film entwickeln würde. Aus der eigentlich interessanten Grundidee einen seichten Actionfilm zu spinnen war jedoch die wohl dümmste Entscheidung die Gary Shore hätte treffen können. Er macht aus der tragischen Figur des Dracula ein Monster mit übermenschlichen Kräften, welches seine Gegner im Sekundentakt niedermetzelt und mit der romantischen Version des Vampirs rein gar nichts mehr gemein hat. Ähnlich wie also schon mit “Die Mumie“ oder “I, Frankenstein“ wird hier ein klassisches Filmmonster in seinen Grundfesten erschüttert und zum Einsturz gebracht. Dracula war einst eine gefürchtete Persönlichkeit, der Inbegriff des Horrors – und kein Actionheld.
Letztendlich ist es aber sogar dann schwer, diesen Film zu geniessen, wenn man sein Hirn währenddessen im Kühlschrank lagert. Die Inszenierung ist viel zu uninspiriert und uninteressant geraten um wirklich unterhaltsam zu sein. So wirken die 95 Minuten Laufzeit um einiges länger als sie eigentlich sind. Wer aber bis zum Ende durchhält darf sich immerhin damit rühmen, wohl eine der schlechtesten Dracula Umsetzungen aller Zeiten gesehen zu haben. Bram Stoker würde sich im Grabe umdrehen…

-> 3.5/10 Blu-Ray Punkte


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"Sylosis - Dormant Heart" CD-Review



Es gibt Bands, die ihrem Stil jahrzehntelang treu bleiben und solche, die bei jedem Album etwas neues versuchen wollen, einen Schritt weitergehen und sowohl ihre eigenen wie auch die Grenzen ihrer Fans ausloten. Zu letzteren gehören sicherlich auch Sylosis aus dem englischen Reading, die nun mit “Dormant Heart“ ihr mittlerweile 4. Studioalbum abliefern – und dabei erneut einen leichten Stilwechsel einschlagen. Doch gefällt das?

Wir erinnern uns an den derben Stilbruch zwischen “Conclusion of an age“ und dessen Nachfolger “Edge oft he earth“. Von solidem, aber leicht generischem Metalcore mit Thrash-Anstrich verabschiedet sah man sich plötzlich mit einer Platte konfrontiert, welche das vorherige Konzept komplett über den Haufen warf. Neumodischer, melodischer Thrash vermischte sich mit progressiven Elementen und experimentellen Blues-Einflüssen zu einem eigenständigen Werk – es liess sich nichts Vergleichbares finden und Sylosis hatten damit ihre eigene Nische geschaffen, die sie perfekt füllten.
Nach dem vergleichsweise etwas zu experimentellen “Monolith“ haben die Engländer nun einen Gang zurückgeschaltet und sich wieder vermehrt auf das Essentielle konzentriert: erneut verpackt in einem Konzeptalbum präsentieren sich uns 12 Songs (in der Bonus-Edition sind es noch 2 mehr) mit einer ziemlich klaren Linie. Während die meisten davon im Mid-Tempo Bereich angesiedelt und mit progressiven Elementen gespickt sind, finden sich auch einige Tracks darunter, die den Thrash-Hammer so richtig kreisen lassen und für den einen oder anderen verspannten Nacken sorgen werden. Als Beispiele seien hier „Victims and Pawns“ oder das titelgebende „Dormant Heart“ genannt.
Doch gerade die etwas gemächlicheren Stücke sind es, welche die Klasse dieser Band so richtig zum tragen bringen: „Leech“, „Mercy“ oder „Servitude“ sind nicht nur einwandfrei komponiert, sondern auch technisch auf einem Level mit welchem selbst so manch gestandene Kapelle nicht mithalten kann.
Natürlich gibt es auch Ausreisser wie das zwar atmosphärische, aber langatmige „Quiescent“ und die beiden Bonus-Tracks hätte man sich in meinen Augen auch sparen können, aber das ist Kritik auf einem sehr hohen Niveau.
Vorrangig auffällig ist jedoch der allgemein sehr schwermütige Grundton des Albums. Unter der umfassenden Thematik einer Gesellschaft, in welcher wir alle wie Lämmer hinter einander herlaufen, benötigt unser schlafendes Herz einen Weckruf um aus diesem Trott auszubrechen. Das Thema wird von allen Seiten her betrachtet und angesprochen, kritisch, verzweifelt, traurig, wütend und auch mal ironisch – aber immer mit einem ernsten Grundton. Grundpfeiler für all jene Emotionen ist auch auf “Dormant Heart“ wieder das Organ von Frontmann und Gitarrist Josh Middleton. Zwar ist im Vergleich zu den vorherigen Alben keine grosse Steigerung wahrzunehmen, dennoch macht er seinen Job sehr ordentlich und bringt die Texte entsprechend rüber.
Instrumental bewegt sich die neue Platte auf einem ähnlichen Level wie schon die Vorgänger, legt die Messlatte derweil aber nochmals ein Stückchen höher. Die auf Grundton gestimmten Gitarren legen sich mit ordentlich Volumen auf die Ohren, während die Drums als wuchtige Unterstützung dienen und in erster Linie die Toms die komplette Soundwand zu durchdringen vermögen.
Die Produktion lässt letztendlich keine Wünsche offen und die Platte klingt genau so wie man sich ein ordentliches Metalalbum vorstellt.

Fazit
Genau wie schon bei den beiden Vorgängern, ist es extrem schwierig, “Dormant Heart“ zu bewerten oder irgendwem zu empfehlen. Wieso? Weil die Platte wiederum anders klingt als die letzten Werke – und erst recht im Vergleich zum Debutalbum. Vom ehemaligen Metalcore-Einschlag ist nichts mehr übrig geblieben, doch was genau ist das hier vorliegende? Thrash? Vielleicht. Doom? Sicher auch, ja. Death? Hört man immer wieder aufblitzen. Progressive? Sind die Herren schon lange.
Die Scheibe ist eine wilde Mischung aus alledem, mal schnell, mal langsam, erst mit ordentlichem Arschtritt und dann wieder verzweifelt flehend. Doch eines ist sie immer: laut, brachial und vor allem auf einem technisch enorm hohen Level. Erneut finden sich grossartige Riffs vor treibenden Rythmen und sorgsam eingebettete Soli die im Gegensatz zu manch anderen Bands immer im Kontext des restlichen Songs stehen und dessen Grundstimmung genau so beibehalten.
“Dormant Heart“ ist beileibe kein beliebiges Album und schon gar nicht leicht verdaulich. Erneut braucht es 1-2 Durchläufe bis man die Scheibe wirklich zu schätzen lernt, vermag sich dann aber kaum mehr an ihr satt zu hören. Es ist nicht eines jener Alben von denen man einzelne Songs hört und das Gesamtwerk aussen vor lässt. Es ist ein reines Konzeptalbum, dazu gedacht dass man die vollen 59 Minuten aufmerksam zuhört – zum Beispiel während einer Autofahrt oder noch besser mit dem Kopfhörer auf seinem Lieblingssessel.
Wer schon lange auf etwas wirklich grossartiges von Metallica wartet oder mit der aktuellen Scheibe von Machine Head nicht so ganz zufrieden ist, der sollte sich von Sylosis unbedingt ein Ohr voll gönnen. So polarisierend ihr Stil auch sein mag – wer sich darauf einlässt, erlebt ein absolut grossartiges Album und den wohl besten Einstieg in das Metaljahr 2015 den man sich nur wünschen konnte.

-> 9/10 Punkte