Samstag, 14. November 2015
"James Bond 007: Spectre" Filmkritik



Worauf freuen sich Bond-Fans am meisten? Richtig, den nächsten Bond-Film!
Wovor haben Bond-Fans am meisten Angst? Richtig, vor dem nächsten Bond-Film!
Es ist ein Fluch mit dem britischen Geheimagenten: egal ob Hauptdarsteller, Regisseur oder Bondgirl: entweder hassen dich alle für deinen Film, oder du wirst dafür gelobt. Und selten hat James Bond dermassen polarisiert wie seit Beginn der Daniel Craig Ära. Nicht nur dass die 007 erstmals blond war, nein, er war auch noch ruppig, brutal, trank Bier und es war ihm schlichtweg egal was irgendwer mit seinem Martini anstellt.
Martin Campbell hatte nach "Goldeneye" mit "Casino Royale" seinen zweiten und auch einen der besten Bonds aller Zeiten abgeliefert. Marc Forster hingegen scheiterte mit seinem Actionfilm "Quantum of Solace" unter Bond-Fans gnadenlos, während Sam Mendes das Ruder wieder herumreissen und mit "Skyfall" nicht nur überzeugen, sondern geradezu begeistern konnte. Nun durfte Mendes mit "Spectre" zum zweiten mal hinter einander auf dem Regiestuhl Platz nehmen und reiht sich damit in einem illustren Kreis ein, der bislang nur wenige Mitglieder hat. Doch was macht Mendes mit diesem Ritterschlag?


Story
Er lässt Bond in einem der besten Prologe der letzten 30 Jahre erst einmal halb Mexico City in Schutt und Asche legen. Die ersten Minuten sind nicht nur mit sehr guter Action ausgestattet, sondern auch mit der grossartigsten Kamerafahrt aller bisherigen Bond-Filme. Nach dem Tod der grossen M ist Bond auf der Suche nach einem Mann namens Sciarra, welchen sie in einer letzten Videobotschaft an ihn erwähnt hatte. Sciarra wiederum führt ihn auf eine weitere Spur nach einem mysteriösen "weissen König" - doch dieser ist nur die Spitze des Eisberges und offenbart, dass hinter all diesen Männern eine weltumspannende Organisation steckt: Spectre.

Während 007 trotz Dienstsuspendierung auf eigene Faust ermittelt, muss sich sein Waffenmeister Q vor M rechtfertigen, welcher sich mit seinem MI6 gerade in einer umspannenden Umstrukturierung befindet: das 00-Programm soll abgeschafft und durch eine weltweit vernetzte Spionageabteilung ersetzt werden. Geheimdienst im neuen Zeitalter. Doch irgendwas an der Sache riecht komisch...


-> Trailer bei Youtube


Daniel Craig wird sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass er mit seiner Darstellung der britischen Geheimagenten die Fanlager spaltet. Doch "Spectre" wird sich ebenfalls gleichzeitig in Rosen gebettet und mit Mistgabeln verfolgt fühlen, denn er polarisiert nicht minder als sein Hauptdarsteller. Dabei liegt es im Auge des Betrachters, welche Aspekte des Films man als positiv oder negativ empfindet.
Ich für meinen Teil empfand die Verknüpfung zu den vorangegangenen 3 Teilen als aufgesetzt und vor allem stark bemüht. Ebenso wollte die eigentliche Story des Films nicht bei mir zünden, was sicherlich auch daran liegt, dass fast alles extrem vorhersehbar ist, nicht nur dank wiederkehrender Charaktere und Elemente. Es fühlte sich nicht "frisch" an, sondern eher wie eine erzwungene Zusammenführung dessen, was man storymässig seit "Casino Royale" präsentiert hatte. Das ist vor allem deswegen unnötig, weil sämtliche Teile für sich abgeschlossene Geschichten boten und kaum Fragen offen liessen. Wieso also nicht etwas völlig neues machen?

Allgemein hätte ich mir von Sam Mendes in seinem zweiten Anlauf mehr Mut gewünscht. Sowohl Charaktere wie auch Schauplätze bleiben austauschbar und bieten kaum neue Gesichtspunkte, geschweige denn bieten sich an um in Erinnerung zu bleiben. Das gilt leider auch für die Actionszenen, welche - abgesehen vom bereits erwähnten, wirklich grossartigen Prolog - richtiggehend zahm daherkommen. Natürlich wird geschossen, diverse Vehikel und Gebäude fliegen in die Luft und auch die obligatorische Verfolgungsjagd kommt nicht zu kurz. Doch wir haben das alles schon besser gesehen - viel besser. Wenn Bond mit einem Flugzeug einen Holzschuppen durchquert, so ist das weitaus weniger spektakulär, überraschend oder amüsant als das Pendant aus "Goldeneye" mit Panzer und Backsteinmauer. Andere Bondtitel bedienten sich ebenfalls der bekannten Elemente, konnten diesen jedoch oftmals auch eigene Facetten hinzufügen - all dies verpasst Mendes hier völlig und beweist zweifellos, dass er es nicht versteht, Action zu inszenieren.


Auch in Sachen Besetzung gab es schon besseres zu berichten: Léa Seydoux möchte als Bondgirl stark und weiblich zugleich sein, schafft den Spagat aber nicht so ganz. Ebenso fehlt ihr die gewisse Eleganz wie sie beispielsweise Eva Green auf die Leinwand brachte. Wrestling Star Dave Bautista gibt im ganzen Film nur ein einziges Wort von sich und lässt sonst lieber die Fäuste sprechen, macht dies auch ganz zufriedenstellend, bleibt jedoch hinter Ikonen wie Beisser oder Oddjob zurück. Ralph Fiennes und Ben Whishaw in ihren Rollen als M und Q dürfen erstmals von mehr Screentime profitieren und schöpfen damit auch aus dem vollen. Gerade der stärkere Fokus auf M tut dem Film gut und beleuchtet einen interessanten Charakter endlich von nahem.
Doch was ist mit Waltz? Wird er den Erwartungen gerecht und darf als einer der ganz grossen Gegenspieler in die Bond-Geschichte eingehen? Ganz klar: nein. Waltz liefert einen klassischen Waltz ab, genau so wie in jedem seiner anderen Filme, die bekannte Mischung aus Genie und Wahnsinn. Das wäre ganz in Ordnung, wenn wir es nicht schon tausend mal gesehen hätten. Doch wer mindestens einen weiteren 007 Titel oder einen Film mit Christoph Waltz gesehen hat, der wird nur schwer von dieser Darbietung zu begeistern sein.


Bild & Ton
Wie bereits erwähnt, schafft es Mendes nicht, die Action richtig in Szene zu setzen. Die Kameraeinstellungen sind schlicht zu wenig spektakulär als dass man das Geschehen gebannt verfolgen würde. Nur der bereits erwähnte Epilog zeigt, dass es der Englänger eigentlich auch anders kann. Dieser steht auch sinnbildlich für die exotischen Schauplätze, mit welchen man in Bond-Filmen normalerweise verwöhnt wird - doch auch hier bleibt "Spectre" ganz klar hinter den Möglichkeiten zurück. Ein Abstecher nach Rom (gähn), ein einziger Kameraschwenk durch Tanger, ein kurzer Ritt durch Obertilliach und viel zu viel London locken niemandem hinter dem Ofen hervor. Gerade in der Kategorie Schauplätze und Kulissen muss ein Bond brillieren - und genau das tut er nicht.

Bildgewaltig eingefangen ist der neue Bond also nicht, aber immerhin macht er akustisch einiges wett. Wenn es laut wird, dann so richtig, während der Score wieder durch diverse Varianten des bekannten Bond-Themes aufgewertet wird. Immerhin in diesem Punkt ist alles beim alten - und das durchaus im positiven Sinne.


Fazit
Sam Mendes wollte mit "Spectre" die losen Enden der 3 vorangegangenen Bond-Filme verknüpfen und etwas grosses, episches daraus spinnen. Das Problem dabei ist nur: es gäbe gar keine losen Enden, würde man sie nicht in genau diesem Film erwähnen. Das wirkt nicht nur arg konstruiert, sondern auch extrem bemüht. Hinzu kommt dass weder die Schauplätze noch der Gegenspieler oder der Showdown wirklich überzeugen kann und so ziemlich hinter allem zurückbleibt was man an Erwartung an einen Bond-Streifen schüren kann.
Viele zogen über "Quantum of Solace" her, weil dieser kein echter Bond, sondern mehr "Bourne" war. Jedoch bot dieser weitaus die besseren Actionszenen als dieser neueste Teil, welcher nebenbei auch nicht mit einer richtig guten Story aufwarten kann. "Spectre" ist von vorne bis hinten unter dem Bond-Durchschnitt und gibt sich dabei lediglich von "The world is not enough" und "Die another day" geschlagen. Sam Mendes zweiter Streich ist für mich nicht nur der schlechteste Teil seit dem Reboot, sondern auch einer der insgesamt mieseren Bond Titel überhaupt. Da verwundert es auch nicht, dass ich persönlich den Vorspann und den dazugehörigen Song als fast so schlecht bezeichne wie das furchtbare Machwerk mit Madonna.

"Spectre" ist für mich die Enttäuschung des Jahres.

-> 5.5/10



"Jurassic World" Blu-Ray Review



Anfangs der 90er erlebten Dinosaurier einen regelrechten Boom - und das nur dank eines Filmes: "Jurassic Park". Der Blockbuster lockte nicht nur abermillionen Menschen in die Kinos, sondern vermarktete sich auch mit Schulheften, Tassen, Bechern, Mousepads und unmengen anderem Mumpitz den eigentlich niemand brauchte und dennoch gekauft wurde. "Jurassic Park" prägte die 90er in etwa so stark wie es 10 Jahre zuvor E.T. tat, es war einmal mehr eine Glanzleistung eines Mannes, der heute bloss noch ein Schatten seiner selbst ist: Steven Spielberg.
Nachdem die erste Fortsetzung des Saurierspektakels unter seiner Fuchtel grösstenteils enttäuschte, übergab er das Szepter für den dritten Teil an jemand anderen und war nur noch als Produzent tätig. So auch beim neuesten Ableger "Jurassic World", dessen Ankündigung im Internet verdammt hohe Wellen schlug. Bald schon schürte man mit Trailern sowie der Bekanntgabe des Cast relativ hohe Erwartungen - und genau das kann einem Film auch schon mal zum Verhängnis werden.


Story
Es ist 14 Jahre her seit die Öffentlichkeit letztmals von der Isla Nublar gehört hatte, seitdem hat sich jedoch so einiges verändert. Aus dem kleinen Park von anno dazumal wurde ein ganzes Freizeitresort mit Einkaufspassage, Restaurants, Streichelzoo und natürlich Dinosauriern.
So begleitet der Zuschauer die beiden Jungs Gray und Zach auf die Insel, wo sie mit ihrer Tante Claire das Wochenende verbringen sollen. Nur denkt Claire nicht im Traum daran ihre Zeit mit Babysitten zu verschwenden, sondern kümmert sich lieber um ihren Park und die neueste Attraktion, den Indominus Rex - eine gewaltige Bestie, die sogar den guten alten T-Rex überragt.
Bevor der neue Saurier jedoch dem Publikum präsentiert wird, soll der Raptorenaufseher und -Trainer Owen Grady das Tier begutachten und seine Einschätzung dazu abgeben, doch weder er noch die Wärmebildkameras können den Dinosaurier finden. Ein Schelm, wer hier an einen möglichen Ausbruch denkt...


-> Trailer bei Youtube


Schon nach den ersten Trailern und Storyfetzen war relativ schnell klar, in welche Richtung sich der Film entwickeln würde. Dass er sich dabei als Huldigung an den Urvater der Serie sieht, verhindert allerdings nicht die Vorhersehbarkeit des ganzen. Es ist schlichtweg unmöglich, nicht vorauszusehen was alles geschehen wird. Dies nimmt dem Film nicht nur einiges an Spannung, sondern auch unmengen an Faszination. Mit Dr. Grant und Dr. Sattler erstmals die Insel zu erkunden war absolut atemberaubend und dieses Gefühl kann auch Jurassic World nicht mehr erwecken. Alles schon mal da gewesen, alles schon mal gesehen. Die wenigen Neuerungen lassen sich an einer Hand abzählen und sind auch nicht das gelbe vom Ei. Gerade in Sachen Story hätte man ruhig mehr Mut zur Eigenständigkeit beweisen dürfen, anstatt mehr oder weniger 1:1 die Vorgänger zu kopieren.


Bild
Wenn man schon durch den Park schlendert um Urechsen zu betrachten, dann sollte man das natürlich auf einem möglichst grossen Schirm tun, damit die monströsen Tiere auch wirklich zur Geltung kommen. Denn trotz der Tatsache, dass man deren digitalen Ursprung auf den ersten Blick erkennt, werden sie immerhin richtig in Szene gesetzt. Kontraste, Bildschärfe und auch Farben sind auf einem sehr hohen Niveau und sorgen für ein absolut harmonisches Gesamtbild, welches kaum wünsche offen lässt. Einzig in Sachen Plastizität hätte man sicherlich mehr erreichen können - auch ohne 3D Effekt.

-> 9/10 Bildpunkte


Sound
Überraschenderweise ist die Tonspur vergleichsweise unspektakulär ausgefallen. Selbstverständlich wird von allen Kanälen Gebrauch gemacht um ein atmosphärisches Klangbild zu erschaffen, doch vieles bleibt einfach zu brav. Gerade die Effekte in den actionreichen Szenen hätten ein gutes Stück mehr Wumms vertragen können um den Subwoofer so richtig ins Schwitzen zu bringen. So reicht es meist nur für eine Aufwärmübung. Was hingegen gefällt ist der Score aus der Feder von Michael Giacchino ("Up", "Ratatouille"). Auch wenn nur wenige seiner Kompositionen im Gedächtnis bleiben werden, so dröhnt es zumindest wunderbar voluminös aus den Boxen.

-> 7.5/10 Soundpunkte


Fazit
"Jurassic World" wollte die selbe Faszination erwecken wie damals sein Urvater "Jurassic Park" - doch gelungen ist das nur ansatzweise. Zwar sind Dinosaurier noch immer coole Protagonisten für einen Kinofilm, allerdings zeigen sie die eine oder andere Abnutzungserscheinung. Genau dies versucht der Film mit seiner Hauptattraktion zu kaschieren - und ruiniert genau mit dieser für mich den ganzen Film. Aus Spoilergründen kann ich nicht näher darauf eingehen, aber der Indominus Rex raubt mir das letzte Bisschen Faszination für diese wundersame Insel. Hinzu kommen bisweilen dämliche, nervige und irrational handelnde Charaktere und fertig ist ein Film, den eigentlich niemand gebraucht hätte. "Jurassic World" hätte Erinnerungen an den ersten Teil wecken sollen und man sollte die Insel und seinen Park nochmals neu erleben. Zumindest eines hat er geschafft, da er mich daran erinnert hat, wie gut ich "Jurassic Park" doch fand - und im selben Augenblick vergleicht man die beiden unweigerlich miteinander und realisert: das war nix, nochmals zurück ins Labor bitte.

-> 6/10 Blu-Ray Punkte


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