Wenn sich Musiker im Filmgeschäft versuchen, schlägt das meistens fehl. Zwar gibt es eine Hand voll Ausnahmen, die sich ein zweites Standbein als Schauspieler aufbauen konnten, doch wenn sie auch gleichzeitig den Weg als Regisseur einschlagen wollen, ist das Desaster in der Regel vorprogrammiert. So auch im Falle von
“The man with the iron fists“. Wu-Tang Mitbegründer RZA hegte schon lange den Wunsch, selbst einen Kung-Fu Film im Stile der chinesischen Klassiker zu drehen, wie sie Bruce Lee und Jackie Chan hervorbrachten. Parallelen zu eben solchen finden sich in
“The man with the iron fists“ zwar zuhauf, doch sowohl vor wie auch hinter der Kamera war der Film eigentlich nur zum scheitern verurteilt. Gründe dafür finden sich in beinahe jeder Einstellung – doch eines nach dem andern.
Story
Das alte China im 19. Jahrhundert. Ein nicht näher genannter Gouverneur erbittet Geleitschutz für seine wertvolle Goldladung, die er von Gold Lion, dem Anführer des Lion-Clans, erhält. Dieser wird jedoch von Silver Lion, seiner rechten Hand, verraten, der sich daraufhin mit dem Gold aus dem Staub macht und in einem nahe gelegenen Dorf nach einem sicheren Versteck sucht. Das lokale Bordell „Pink Blossom“ bietet sich an, da dort wohl niemand eine solche Goldladung vermuten würde.
In jenem Dorf arbeitet auch ein Schmied (gespielt von RZA), der für den Lion-Clan wie auch für deren Feinde, den Wolf-Clan, Waffen herstellen soll. Als regelmässiger Besucher des Freudenhauses gerät er jedoch mitten in den Konflikt rund um das Gold, als seine Lieblingsdirne von einem Attentäter des Lion-Clans ermordet wird. Um Rache zu nehmen benötigt er jedoch die Hilfe von Jack Knife (Russel Crowe), einem Haudegen und Gentlemen, der ebenfalls im „Pink Blossom“ verweilt und laut eigenen Angaben nur auf der Durchreise ist.
Ebenfalls auf der Suche nach Silver Lion ist Zen Yi, dessen Vater der anfangs ermordete Gold Lion war, und der nun natürlich ebenfalls auf Rache sinnt.
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Trailer bei Youtube
Bereits bei genauerer Betrachtung der Hintergrundgeschichte stellt man fest, dass sich RZA förmlich übernommen hat. Zwar half Altmeister Eli Roth kräftig am Drehbuch mit und mit Quentin Tarantino hatte man einen sehr fähigen Kultregisseur als Mitproduzent an Bord, doch auch diese konnten hier wohl nichts mehr retten.
Zu viele Charaktere wurden mit in den Plot eingebunden und jeder reist aus eigenen Motiven in das Dorf, wobei es sich aber meist lediglich um Rache dreht. Während eine solche Motivation in anderen Filmen selbst mit mehreren Protagonisten problemlos funktioniert, fehlt es bei
“The man with the iron fists“ vor allem an Logik, Innovation oder einer anständigen Verbindung der verschiedenen Personen und Geschichten. Grundsätzlich ergibt hier fast nichts einen Sinn und der komplette Film ist dermassen inhaltsleer, dass schon beinahe ein Vakuum im Gehirn zu entstehen droht.
Das wäre alles nur halb so wild, wenn immerhin handwerklich alles solide wäre – was aber ebenso wenig der Fall ist. Zwar kann sich RZA damit rühmen, die eine oder andere gute Kamerafahrt eingebaut zu haben, doch bei zu schnell geschnittenen Kampfszenen in welchen die Kontrahenten auch gerne mal meterhoch durch die Lüfte segeln, vergeht nicht zuletzt auch dem geneigten Kung-Fu Fan gehörig das Lachen. Das mit Abstand schlimmste jedoch ist ganz klar der Soundtrack, mit welchem der Film gestützt wird. RZA hat auf gängige asiatische Klischees verzichtet und füllt dafür sein eigenes komplett aus, indem er sämtliche Kampfszenen mit modernem HipHop unterlegt hat. Bravo. Das alte China mit sensationell dämlichen Kämpfen unterlegt mit Rapmusik – eine schlimmere Entscheidung hätte RZA gar nicht treffen können.
Dabei hätte der Film zumindest in Sachen Cast gute Chancen auf einen ordentlich-unterhaltsamen Film gehabt. Mit Russel Crowe, Lucy Liu und Rick Yune konnte der Möchtegern-Regisseur den einen oder anderen prominenten Namen um sich scharen, doch jeder von ihnen ist mit seiner Rolle hemmungslos unterfordert. Allen voran Crowe, der als raubeiniger Gentlemen Jack Knife grundsätzlich die beste Figur abgibt, aber sein Schauspiel nicht ansatzweise entfalten kann. Fragt sich nur, weshalb sich ein solcher Hochkaräter für diesen Film hat verpflichten lassen.
Fällt es von Beginn an schwer, den Film ernst zu nehmen, wird es im Laufe der Rund 90 Minuten fast noch schlimmer. Wenn der Hauptdarsteller ein schwarzer Schmied (blacksmith) im alten China ist und dazu auch noch zum Nachnamen „Smith“ heisst, kann man nicht anders, als sich vor schmerzen die Schläfen zu reiben. Kraftausdrücke wie „Motherfucker“ helfen dann genau so wenig wie völlig akzentfreies Englisch sämtlicher Darsteller, wobei im gesamten Film nur eine Hand voll Worte Chinesisch gesprochen werden.
Hätte es RZA also geschafft, mit seinem Setting und den Kulissen das Flair der Klassiker wiederaufleben zu lassen, so macht er dies mit sämtlichen restlichen Aspekten wieder komplett zunichte.
Bild
Blieb zu hoffen, dass wenigstens die technische Qualität dieses furchtbaren Machwerks überzeugen konnte – und immerhin hier wurden die Hausaufgaben gewissenhaft erledigt.
Die liebevoll designten Hintergründe erstrahlen dank des hochauflösenden Formates in vollem Glanz und überzeugen mit einer hohen Detailfülle und einer ordentlichen Bildschärfe. Einzig in den schnell geschnittenen Kampfszenen schleicht sich ab und an ein schlechter fokussierter Shot mit leichter Unschärfe ein, was den Gesamteindruck aber kaum trüben kann. Die Farben sind klar und kräftig, die Kontraste ausgewogen und selbst an kleinen Partikeln kann man sich erfreuen. Dass dabei auch gänzlich auf Filmkorn verzichtet wurde erhöht zwar die optische Qualität noch weiter, dämpft dafür auch das Flair eines „alten“ Kung-Fu Filmes.
-> 8/10 Bildpunkte
Sound
Akustisch bietet
“The man with the iron fists“ untere Durchschnittskost, nicht mehr und nicht weniger. Die Gespräche sind meist klar und deutlich, auch wenn man sie aufgrund ihres fehlenden Inhaltes und der dümmlichen Dialogregie gar nicht hören will. Das (vorsicht Wortwitz!) schwarze Schaf stellt hierbei RZA dar, dessen Gemurmel im englischen Original selbst dann kaum verständlich ist, wenn man den Center bis zum Anschlag hochdreht.
Neben die absolut unpassende musikalische Untermalung gesellen sich auch so manche Umgebungs- und Kampfeffekte, die zwar über einen gewissen Druck verfügen, jedoch nie die Räumlichkeit einer wirklich guten DTS-HD Spur erreichen. So wirkt alles stets ein wenig flach und man wird nur selten so beschallt, wie man es sich wünschen würde. Gerade in Actionszenen dürfte es noch viel mehr Krachen, während diverse direktionale Effekte für ein wohliges Surroundgefühl sorgen könnten. Potential eindeutig verschenkt.
-> 5.5/10 Soundpunkte
Fazit
Ich hatte weder Hoffnungen noch Erwartungen an diesen Film – und doch wurde ich auf ganzer Linie enttäuscht. Bei einer Hommage an die alten Kung-Fu Klassiker von Bruce Lee & co. dachte ich an langsam geschnittene Kämpfe mit einer gelungenen Choreo und einer hanebüchenen, aber dennoch unterhaltsamen Story. Doch
“The man with the iron fists“ bietet davon rein gar nichts. Die Kampfszenen wirken dilettantisch, die Story noch inhaltsleerer als in
“Far Cry“ und die Untermalung mit neumodischem HipHop ist dermassen schlecht und unpassend, dass man es kaum in Worte fassen kann. Wäre das nicht genug, agiert mittendrin auch noch RZA als „Schauspieler“ mit dem Niveau eines Darstellers aus
„Berlin Tag und Nacht“, dessen Blick entweder durch zu viel Marihuana getrübt wurde, oder dem schlichtweg alles egal zu sein scheint.
Als einziger Lichtblick in diesem Desaster sticht Russel Crowe heraus, der für den ein oder anderen Oneliner sorgt oder mit seiner Coolness die Leinwand für sich zu gewinnen vermag.
Letztendlich spricht nur der gelungene optische Transfer für diese Blu-Ray, da man sich hier keinesfalls vor der Konkurrenz zu verstecken braucht und sämtliche Kulissen und Kostüme in ganzer Pracht darstellt, wobei nur die seltenen weichen Shots oder die fehlende Plastizität eine noch höhere Wertung zunichte machen. Aber das alleine darf kein Kaufgrund für einen Film sein, der sonst auf ganzer Linie versagt.
Ich sage das höchst selten über einen Film, da ich versuche, Objektivität zu wahren: aber
“The man with the iron fists“ ist wirklich so richtig richtig schlecht! Finger weg! Oder wenn ihr der Menschheit etwas gutes tun wollt, kauft sämtliche Exemplare dieses Films und verbrennt sie in einer öffentlichen Zurschaustellung.
-> 1/10 Blu-Ray Punkte
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