"Maniac" Blu-Ray Review



Alexandra Aja. Horrorfreunde horchen bei diesem Namen besonders auf, zeichnete sich der Franzose doch für den Kultfilm “Haute Tension“ und das erfolgreiche Remake von “The Hills have eyes“ verantwortlich. Der Horror liegt ihm also im Blut, auch wenn er nicht persönlich hinter der Kamera tätig ist, sondern einem Kollegen als Autor und Produzent zur Seite steht. Bereits zum zweiten Male heisst dieser Kollege Franck Khalfoun, welcher nun auf dem Regiestuhl von “Maniac“ Platz nahm – ebenfalls eine Neuverfilmung aus den 80er-Jahren.
Psychisch kranke Serienmörder kennen wir aus Hollywood zwar bereits zuhauf, doch noch nie zuvor wurde einer davon so beleuchtet wie in diesem neuen Slasher. Nicht nur auf visueller Ebene eine gänzlich neue Erfahrung…


Story
Frank Zito wirkt nach aussen hin wie ein etwas schüchterner, aber normaler junger Mann; mit seinen strahlend blauen Augen wirkt er auf viele Frauen sogar sehr anziehend, was seinen „Job“ nur noch erleichtert. Frank ermordet Frauen, skalpiert sie fachmännisch und nimmt ihre Haarpracht mit in seinen Laden. In diesem von seiner Mutter geerbten Geschäft restauriert Frank Mannequins fachmännisch und mit grösster Sorgfalt, nur um sie danach mit einer neuen Haarpracht und der letzten getragenen Kleidung der ermordeten Frauen auszustatten.
Erstaunlich ist, dass Frank dabei oftmals mit sich selbst hadert und verzweifelte Monologe hält, wenn er wieder einem hübschen Mädchen das Leben genommen hat. Schnell wird klar, dass Frank psychisch gestört und höchstwahrscheinlich sogar schizophren ist – die Ursache davon und wieso sich das in der Ermordung unschuldiger Frauen äussert, wird jedoch erst im Verlauf der Handlung aufgeschlüsselt und endet in einem wunderbar verstörenden Finale.


-> Trailer bei Youtube


Grob umrissen handelt es sich bei “Maniac“ um keinen allzu kreativ geschriebenen Film, da man die Story in ähnlicher Form natürlich schon in manch anderen Filmen serviert bekam. Was Franck Khalfouns neuestes Werk jedoch von anderen Genrevertretern unterscheidet, ist seine Inszenierung. Folgt der Grossteil anderer Filme meist den Opfern und blendet den Killer nur sporadisch ein, um die Spannung hoch zu halten, so erleben wir “Maniac“ fast gänzlich aus Franks eigener Perspektive. Wir sehen also kaum viel mehr als seine Unterarme oder den Unterkörper und folgen jeder seiner Handlung so detailliert und intensiv wie noch nie. Das sorgt für ein ungewohntes Mittendrin-Gefühl, wenn wir hautnah miterleben wie eine Frau vor unseren Augen stirbt. So ähnlich kennen wir das sonst nur aus Videospielen, wenn wir das ganze Spiel im Körper eines fremden Protagonisten erleben. Der Unterschied dabei ist, dass wir den Körper im Spiel lenken dürfen, während uns der Regisseur in Frank Zito gefangen hält und wir absolut nichts gegen seine Gräueltaten unternehmen können.
Der Film lebt also entgegen jeglicher Erwartungen nicht von seinen Schreckmomenten, sondern vom Eintauchen in die Tiefen der Psyche eines geistig verwirrten Mörders. Dabei kommt man nicht umhin, das handwerkliche Geschick der Filmcrew zu bewundern. Besonders Hauptdarsteller Elijah Wood musste erstmals hinter und nicht vor der Kamera agieren und präsentiert sich dem Publikum nur in Reflexionen oder Rückblicken. Umso beeindruckender dass er trotzdem eine absolut glaubhafte Performance abliefert und als Serienmörder äusserst überzeugend rüberkommt. Er ist es dann auch, der den Film über die Volle Laufzeit trägt, auch wenn man bis zum Schluss über des Rätsels Lösung grübeln darf und dennoch so manche Frage ungeklärt bleibt.


Bild
Man merkt von Beginn weg, dass “Maniac“ nicht mit einem gigantischen Budget gedreht wurde. So ist die Bildqualität zwar absolut in Ordnung, bleibt jedoch in vielen Punkten hinter seiner Möglichkeit zurück. Der Gesamteindruck gibt sich in Sachen Farbgebung recht dunkel und blass, selbst wenn Frank bei Sonnenschein im Park spazieren geht oder eine grell erleuchtete Galerie besucht. Ob das ein gewolltes Stilmittel ist, sei mal dahin gestellt, es wirkt sich jedenfalls deutlich auf den optischen Gesamteindruck aus. Denn nicht zuletzt sind dadurch auch die Kontraste und somit die Plastizität eher im niedrigeren Bereich angesiedelt, während der Schwarzwert jedoch kaum satter sein könnte und in sämtlichen Einstellungen überzeugt.
Die Detailfülle indes ist höchstens als durchschnittlich zu bezeichnen und kommt nicht an die Qualität eines „herkömmlichen“ Films heran. Dabei kann das nicht einmal auf die ungewohnte Kameraführung geschoben werden, denn anders als bei “The Blair witch project“ oder “Cloverfield“ setzt “Maniac“ nicht auf eine wacklige Handkamera. Sämtliche Einstellungen sind ruhig gehalten und folgen der natürlichen Bewegung von Franks Körper und Augen. Somit zeigt Cinematograph Maxime Alexandre eindrucksvoll, dass dieses Mittendrin-Gefühl auch ohne verwackelt-verschwommene Bilder erzeugt werden kann.

-> 7/10 Bildpunkte


Sound
Slasher-Typisch gibt sich “Maniac“ bis auf wenige Ausnahmen mehrheitlich ruhig und verhalten. Die subtil eingesetzte Musik unterstützt im Hintergrund mit düsteren Synthie-Klängen das Bildgeschehen und sorgt dabei für eine wohlige Atmosphäre wie man sie seit John Carpenters “Halloween“ kaum mehr erleben durfte. Genrefans werden sich zudem über die liebevolle Reminiszenz an “Das Schweigen der Lämmer“ erinnern, wenn in einer Szene das Lied „Goodbye Horses“ im Hintergrund läuft.
Ansonsten bleibt die vorhandene DTS-HD Spur eher zurückhaltend und lässt nur selten die Muskeln der Heimkinoanlage spielen. In dramatischen Schlüsselszenen bebt der Tiefenbass und das allgemeine Volumen nimmt ordentlich zu, nur um danach wieder abzuflachen und Platz für die frontlastigen Dialoge zu schaffen. Surroundeffekte finden sich indes nur selten, werden dann aber umso gezielter eingesetzt.
Im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten eine realistische und nett klingende Spur, von einem ordentlichen Slasher kann man jedoch auch mehr erwarten.

-> 6.5/10 Soundpunkte


Fazit
Eines ist klar: in Punkto Inszenierung beschert uns Franck Khalfoun mit seiner Neuinterpretation von “Maniac“ schon beinahe ein handwerkliches Meisterstück. Fast den kompletten Film in Point-of-View Manier zu drehen, bedarf vor allem einiges an Mut, da man sich damit wahrlich nicht nur Freunde schafft. Manch einer wird sich mit der Kameraarbeit schwer tun und sich wünschen, der Film wäre konventioneller gedreht worden – was allerdings durchaus schade wäre. Denn “Maniac“ würde auf diese Weise nicht so gut funktionieren. Die komplette Atmosphäre der Hilflosigkeit des Zuschauers wird nur durch diese Inszenierung hervorgerufen und sorgt somit für den einzigen nennenswerten Aspekt, der den Film von anderen unterscheidet.
Denn wirklich spannend ist der Streifen leider nie, was an der eher seichten Geschichte liegt. Einzig und allein die Frage nach Franks Motiven und seinen Beweggründen hält das Interesse am Film auf einem entsprechenden Level – zusammen mit den Goreszenen, die man selten zuvor in einer solchen hautnahen Intensität erleben durfte.
Als Filmfan kommt man letztendlich nicht drum herum, die Kameraarbeit und das Acting von Elijah Wood zu bewundern und erfreut sich an Querverweisen zu Klassikern des Horrorgenres. Das allein hievt den 88-minüter jedoch auch nicht über den Durchschnitt hinaus. Einen Blick wert ist “Maniac“ sicherlich, den Kauf rechtfertigt aber höchstens der Sammelaspekt für wirklich aussergewöhnlich gemachte Filme.

-> 6/10 Blu-Ray Punkte


-> Alle Blu-Ray Reviews <-