Spieletest "Castlevania: Lords of Shadow - Ultimate Edition" (PC)


Satte 26 Jahre ist es her, als eine der legendärsten Action-Adventure Reihen überhaupt auf dem NES ihren Einstand feierte: “Castlevania“. Die Mischung aus Action und Plattformer vor einem gotisch angehauchten Hintergrund war es damals, der Spieler in Windeseile in seinen Bann zog. Als Ordensritter der Familie Belmont machte man sich auf zu Draculas Schloss, um dem Obervampir endgültig den Garaus zu machen und der Welt wieder ihren wohlverdienten Frieden zu bescheren.
Das Spiel zog zahlreiche Nachfolger auf diversen Plattformen nach sich und versuchte sich auf dem Nintendo 64 mit “Castlevania 64“ sogar erstmals komplett in 3D. Der Schuss ging gewaltig nach hinten los – von Kritikern verrissen und von Fans verschmäht, wollte man diese Schmach schnellstmöglich wieder vergessen. Doch erst nach einem zweiten 3D Versuch hat man das Vorhaben wieder begraben und sich auf die alten Stärken zurückbesinnt.
Fortan wurden vor allem die Playstation 2 wie auch der Nintendo DS mit gelungenen 2D-Titeln im alten Gewand befeuert, wobei man stets vor dem selben Problem stand: wo genau soll man die Story ansetzen? Sämtliche Zeitalter und Familienzweige waren bedient und letztendlich ergab im Kontext das eine oder andere nicht einmal mehr einen Sinn.
Was also lag näher als ein Reboot der Serie? Nochmals komplett von vorne anfangen, mit einem neuen Helden, neuer Storyline und einer veränderten Spielmechanik? “Castlevania: Lords of Shadow“ war geboren.

Während Konsolenspieler auf Xbox 360 und Playstation 3 bereits vor 3 Jahren in den Kampf ziehen konnten, blieben PCler wie so oft aussen vor. Erst mit der Ankündigung des Nachfolgers “Lords of Shadow 2“ hat man bei Konami auch erwähnt, dass man den Erstling für Windows portieren werde.
Ob sich die Wartezeit und die Geduld nun auszeichnet, galt es natürlich selbst herauszufinden.


Story
Osteuropa im Jahre 1047 unseres Herrn, Regen prasselt auf die aufgeweichte Erde, in der ein schwarzes Pferd seine Hufspuren hinterlässt. Auf ihm sitzt ein grossgewachsener Reiter in roter Robe und Kapuze. Das nächste Dorf und ein wärmendes Feuer sind nicht mehr weit, doch sein Empfangskomitee hat anderes im Sinn: eine Horde Werwölfe stürzt sich sogleich auf ihn und die wenigen tapferen Männer, die sich mit Fackeln und Mistgabeln gegen die Ungeheuer zur Wehr setzen.
Ein kurzes aber heftiges Scharmützel und unser Held gibt sich erstmals als Gabriel Belmont zu erkennen, als er einen der Einwohner nach dem weiteren Weg fragt. Sein Ziel ist der See der Vergessenheit, wo er einen Pan zu finden hofft, der ihm bei seinem Vorhaben helfen soll: unlängst wurde Gabriels Frau Marie Opfer eines eben jener Ungeheuer, welche die Länder in Angst und Schrecken versetzen und ist deswegen nicht in der Lage, in den Himmel aufzusteigen. Gabriel setzt nun all seine Hoffnungen in den Pan, dessen Kräfte es ihm erlauben, mit den Toten zu kommunizieren und möglicherweise einen Weg zu finden, Marie zurück in die Welt der Lebenden zu holen.
Klar dass der See der Vergessenheit jedoch nicht das Ende seiner Reise darstellt, sondern eigentlich erst der Anfang ist. Um die Welt von ihrem Übel zu befreien, muss sich Gabriel den drei Herren der Schatten stellen und von ihnen die Teile einer Göttermaske sammeln. Kein leichtes Unterfangen, begegnen unserem Ordensritter auf seiner Reise doch allerlei garstige Ungeheuer, von denen Werwölfe, Vampire und Titanen von der Grösse eines Berges noch das kleinste Problem darstellen.

-> Trailer bei Youtube

Die Spanier von Mercury Steam haben gekonnt fast sämtliche der vorangegangenen Storylines ignoriert und in Zusammenarbeit mit Konami ihre ganz eigene Herangehensweise erschaffen. Zu Beginn von Gabriels Reise weiss er noch nichts über einen gewissen Dracula oder nahen Verwandten die bald in ähnliche Abenteuer verwickelt werden sollen. Es gibt nur ihn, den Orden des Lichts dem er angehört sowie die Monster die zwischen ihm und seiner verstorbenen Geliebten stehen.

Allerdings hat man sich bei “Lords of Shadow“ nicht nur für eine neue Story, sondern auch für ein neues Spielprinzip entschieden. Erstmals durchstreift man nicht bloss ein einzelnes riesiges Schloss samt Umland, sondern kämpft sich durch verschneite Dörfer, einen märchenhaften Wald, verwilderte Ruinen, einen gefährlichen Sumpf und vielem mehr – wobei natürlich auch ein obligatorisches Schloss nicht fehlen darf.
Die grösste Änderung jedoch betrifft nicht die einzelnen Schauplätze, sondern die Art und Weise wie wir das Abenteuer bestreiten. Man hat sich vom klassischen Plattformer verabschiedet und das Spiel als neuartiges Action-Adventure aufgezogen, wie man sie heute eben kennt. Das alles mag mit der ursprünglichen Serie nicht mehr viel gemein haben und den ein oder anderen Fan möglicherweise sogar erzürnen, war im Endeffekt aber wohl der einzig richtige Schritt um den Namen auch für jüngere Spieler und die aktuelle Konsolengeneration interessant zu machen.


Gameplay
Womit wir auch schon bei dieser alles entscheidenden Veränderung angelangt wären: wer mit Spielen wie “God of War“ und Konsorten noch nie etwas anfangen konnte, liegt leider auch beim neuen “Castlevania“ komplett falsch. Alle anderen hingegen, die bereits ein breites Grinsen im Gesicht hatten wenn Kratos auf blutrünstige Art und Weise Monstrositäten in der Antike verdroschen hat, werden selbiges auch mit grosser Genugtuung mit Gabriel tun.
Auf unserem Streifzug durch die abwechslungsreichen Länder und Ortschaften klettern wir an Felswänden entlang, hangeln uns geschickt über Abgründe hinweg und lösen sorgsam eingestreute Puzzles und Rätsel. Anders als in ähnlichen Titeln wirken diese aber nur selten aufgesetzt, sondern wurden dem Kontext ordentlich angepasst. Dabei verschieben wir Statuen, lenken Lichtkegel auf eine zu öffnende Tür, aktivieren Schalter in der richtigen Reihenfolge oder klappern unter Zeitdruck Checkpoints ab, während im Hintergrund eine Spieluhr ihre bedrohlich wirkende Melodie erklingen lässt. Wirklich fordernd sind diese Einlagen nicht und wer dessen komplett überdrüssig wird, kann sich deren Lösung auf Bedarf auch anzeigen lassen; verzichtet dann im Gegenzug jedoch auf einige Erfahrungspunkte.
Letztere ernten wir natürlich auch im Kampf zuhauf, dem eigentlichen Fokus unseres Abenteuers. Als Ordensritter ist Gabriel mit einer Art Kampfkreuz mit integrierter, ausfahrbarer Kette ausgestattet. Diese lässt sich ähnlich handhaben wie eine Peitsche und kann den Widersachern entweder mit starken Direktangriffen oder schwächeren, aber flächendeckenden Schwüngen zusetzen.
Schon in den ersten Spielminuten begegnen uns zahlreiche Werwölfe die uns ans Leder wollen, wobei dieser Einstieg gleichzeitig als Tutorial dient. In schnörkellosen Bildschirmtexten lernt der Spieler die verschiedenen Grundattacken um sich die ersten Ungeheuer vom Hals zu halten, ehe man im Verlauf der Kampagne sowohl mit stärkeren wie auch mit zahlenmässig überlegenen Widersachern konfrontiert wird. Pro erledigter Kreatur erhält Gabriel genretypische Erfahrungspunkte, die sich jeweils in verschiedene Kombos und Spezialattacken investieren lassen. Nicht jede davon ist sinnvoll und wir müssen bei weitem nicht alle erlernen, aber bis wir Zugriff auf die wirklich heftigen Varianten erhalten verstreicht viel Spielzeit und noch mehr heftige Scharmützel.
Trotz ordentlicher PC-Portierung verzichtet man zugunsten des Spielspasses am besten von Anfang an auf die Tastatursteuerung. Zu kompliziert, zu überladen und zu unpräzise verhält sie sich, was leider nicht nur für die Kämpfe gilt. Via Gamepad hingegen springt, hechtet, rollt und prügelt Gabriel aber genau dort wo er soll, zumindest nach ein wenig Eingewöhnung. Gerade die Tastenkombinationen für Ausweichmanöver und starke Angriffe brauchen ein wenig Einarbeitungszeit, sofern man die Spielmechanik nicht sowieso schon aus dem Effeff kennt. Aber keine Sorge, selbst Neulinge werden genügend Zeit haben sich zurecht zu finden – und spätestens nach einigen Kapiteln schnetzelt man sich durch die Horden, als hätte man niemals etwas anderes gemacht. Umso schöner ist dabei, dass selbst die Kämpfe selten monoton werden. Kurz und knackig lautet die Devise meist, es sei denn, man trifft auf einen Boss- oder Zwischengegner. Diese haben es in den minutenlangen Gefechten durchaus in sich, verschiedene Phasen eines Kampfes sind da keine Seltenheit und taktisch muss man auch jeweils andere Tricks aus dem Ärmel ziehen. Besonders eindrücklich sind bereits zu Beginn die Begegnungen mit riesigen Titanen, wie man sie beispielsweise aus “Shadow of the Colossus“ kennt. Den richtigen Moment abwarten, klettern, zuschlagen, ausweichen und noch einmal.
Aber selbst bei Konfrontationen mit Kleinvieh ist viel Aufmerksamkeit geboten. Bereits im zweiten der vier zu Beginn wählbaren Schwierigkeitsgrade packen die Monster ordentlich zu und stecken einiges ein. Simples Knöpfe drücken führt nur höchst selten zum Erfolg – stattdessen müssen wir stets die gesamte Umgebung im Blick haben, ausweichen, blocken, kontern und im richtigen Moment zuschlagen. Wer hingegen wie ein Blindes Huhn mit dem Kopf durch die Wand will, erlebt den virtuellen Tod schneller und öfter als einem lieb ist. “Lords of Shadow“ ist bei weitem kein leichtes Spiel; und gerade deshalb nochmals eine ganze Schippe interessanter!



Wenigstens minimal einfacher wird das ganze Gekloppe für uns, nachdem Gabriel die Kraft von Licht und Schatten für sich zu nutzen lernt. Aktivieren wir erstere, füllt sich bei jedem Treffer Gabriels Lebensenergie wieder auf, während wir mit letzterer einiges mehr an Schaden austeilen. Das ist insofern praktisch, da es im gesamten Spiel weder Heilungstränke noch Power-Ups gibt und wir somit gänzlich auf uns und die uns gegebenen Fähigkeiten gestellt sind. Um die beiden Magiearten wieder mit der nötigen Energie zu füllen benötigen wir leuchtende Kugeln, die getroffene Gegner im Kampf hinterlassen – jedoch nur dann, wenn wir mit purer Menschenkraft kämpfen, also Schläge austeilen ohne eine der beiden Magiereserven zu nutzen. Besonders lange Kombos ohne Gegentreffer erhellen derweil unsere Fokusleiste. Nur wenn diese voll ist, erhalten wir besagte Kugeln.
Das Kampfsystem ist also auch ohne Rollenspielelemente oder zusätzliche Waffen angenehm komplex und sorgt dafür, dass wir immer konzentriert bei der Sache sind. Ein falscher Konter, ein Fehlschlag oder eine Hechtrolle zur falschen Zeit und wir beginnen wieder von vorn.

Ärgerlich ist das besonders dann, wenn wir das nicht selbst verschulden, sondern die Kamera dafür verantwortlich ist. Mercury Steam hat sich für eine fixe Kameraeinstellung entschieden, die wir selber nicht verändern können. Das Spiel zeigt also immer nur das, was der Entwickler vorgesehen hat – natürlich nicht immer zu unserem Vorteil. Prügeln wir beispielsweise einen Gegner über den Bildschirmrand, entschwindet er unserem Blick und kann somit unverhofft wieder zuschlagen. Gerade in Gefechten gegen eine Überzahl behalten wir so nicht immer den Überblick. Glücklicherweise war niemand so fies, die Biester auch noch ausserhalb unseres Blickfelds spawnen zu lassen; spätestens das wäre zu viel des Guten gewesen.
Während der Kämpfe lassen sich die Kamerawinkel zwar meist verschmerzen, selbst wenn Gabriel dank eines Perspektivenwechsels unvermittelt in die falsche Richtung ausweicht oder ein Gegner durch die Szenerie verdeckt wird. Schlimmer wird das ganze oftmals jedoch während der zahlreichen Kletterpassagen: nicht selten ist der weitere Weg erst nach einigen Anläufen ersichtlich, Entfernungen für Sprünge werden falsch eingeschätzt oder wir können lediglich erraten, wer oder was sich gerade unter uns befindet. Das führt noch öfters zum Bildschirmtod als dass wir von einem Monster zerfetzt werden und wäre mit Sicherheit ein Grund zum ausrasten, hätte man die Rücksetzpunkte nicht dermassen fair verteilt. Gerade bei besagten Hüpfeinlagen dürfen wir sorgenfrei alle paar Meter in den Tod stürzen ohne ganze Abschnitte erneut spielen zu müssen. Auch bei Endgegnern finden sich mehrere dieser Rücksetzpunkte, damit wir meist genau dort wieder einsetzen dürfen, bevor wir gescheitert sind. Genau solche Designentscheidungen machen das Spielerlebnis ausgesprochen fair, ohne grossartig an Anspruch einzubüssen.

Das ist, zusammen mit der Story, allerdings nicht der einzige Motivator von “Castlevania“: zwar sind die Levelabschnitte zumeist strikt linear, aber wer hie und da mal einen Blick jenseits des Wegesrandes riskiert, findet zusätzliche Magiesteine (erhöht unseren Magievorrat), nützliche Gegenstände wie Weihwasser, Silberdolche oder Feen sowie zahlreiche Schriftrollen gefallener Krieger. Lesen wir diese, erhalten wir unter anderem nützliche Tipps für bevorstehende Knobelaufgaben oder erfahren, auf welche Waffen und Attacken einzelne Gegner besonders allergisch reagieren. Gerade mit diesen Schriftrollen füllt sich unser jederzeit aufrufbares Handbuch in Windeseile mit zahlreichen Informationen, die nicht nur nützlich sind, sondern uns auch tiefer in die Welt eintauchen lassen.
In unregelmässigen Abständen stolpert der Held auch über Upgrades für sein Kampfkreuz, die für diverse Modifikationen sorgen. Nur so lernen wir die integrierte Kette als Steinsäge einzusetzen oder erhalten einen hebelartigen Fortsatz. Selbiges gilt auch für zahlreiche Fertigkeiten die Gabriel von besiegten Endgegnern stiehlt und ihn unter anderem schneller rennen und höher springen lassen.
Derart ausgestattet, lohnt es sich, bereits besuchte Areale erneut zu durchstreifen, da man so manches Versteck zuvor gar nicht erreichen konnte. Dort finden sich zwar immer wieder nützliche Schätze, allerdings können wir das Abenteuer auch komplett ohne Backtracking bestreiten und verpassen dabei gar nichts was von Relevanz wäre. Denn auch wer geradeaus hindurch rennt, ist mit 15-20 Stunden Spielzeit sehr gut bedient, was im Bereich der modernen Action-Adventures sogar im oberen Schnitt angesiedelt ist.




Grafik
Lassen wir die erwähnten Probleme mit der Kamera mal aussen vor, erwartet uns mit “Castlevania: Lords of Shadow“ ein absolut schönes und stimmiges Spiel, was nicht zuletzt auch der PC-Konvertierung zu verdanken ist. Zwar ist das technische Grundgerüst bereits 3 Jahre alt, sorgt aber mit seiner oftmals filmreifen Inszenierung nach wie vor für Wohlgefallen. Während sich bei Texturen und Polygonzahl rein gar nichts getan hat, springt als erstes die höhere Auflösung von 1920x1080 Pixel ins Auge. Somit wirkt alles nochmals einen Tick schärfer und knackiger, nicht zuletzt auch dank der neu hinzugekommenen anisotropischen Filterung und stufenweise anpassbarer ambient occlusion. Nicht nur die Schattenzeichnung, sondern auch die allgemeine Beleuchtung und Plastizität profitiert davon enorm und lässt “Lords of Shadow“ nochmals ein gutes Stück hübscher aussehen als noch auf Konsole – und das auch noch bei wunderbar flüssigen 60 Bildern pro Sekunde, selbst mit einer Dualcore-CPU der Mittelklasse und einer halbwegs potenten Grafikkarte.
Schade ist nur, dass man den Intros und Zwischensequenzen augenscheinlich etwas weniger Aufmerksamkeit geschenkt hat als dem restlichen Spiel und es nicht einmal für nötig hielt, deren Auflösung auf Full-HD anzupassen. Stattdessen kommen die Rendersequenzen etwas grob aufgelöst und mit ordentlichem Kantenflimmern daher und stehen weit hinter der ansonsten hervorragenden Qualität des Spiels.
Auch wenn uns optisch kein Meilenstein erwartet und man sich Vergleiche mit der ersten Riege der Grafikmonster sowieso sparen kann, so weiss der blutige Streifzug dennoch sehr zu gefallen. Gerade Gabriel wurde mit sehr detaillierten Texturen versehen und kämpft sich mit butterweichen Animationen durch teilweise äusserst hübsche Levels. Leider hinken Standardgegner sowie einige Nebenfiguren ein wenig hinterher und sind mit ihren leicht leblosen Gesichtern nicht ganz auf der Höhe der Zeit.
Da wir die meiste Zeit über aber sowieso nur unseren Helden sowie einige Monster auf dem Bildschirm haben, fallen diese Mankos nicht allzu stark ins Gewicht und vermögen den Gesamteindruck nicht entscheidend zu trüben.




Sound
Englische Sprachfassungen sind den deutschen Synchronisationen oftmals überlegen. Möglicherweise war dies einer der Gründe, weshalb man den neuesten “Castlevania“-Ableger in seiner ursprünglichen Version belassen und lediglich mit Untertiteln versehen hat. Oder aber es liegt ganz einfach an der prominenten Besetzung der Sprecher: allen voran leiht Robert Carlyle Ritter Gabriel (“Trainspotting“, “28 weeks later“) seinen unverkennbaren Akzent, während niemand geringerer als Patrick Steward (“Star Trek“, “X-Men“) in der Rolle von Ordensbruder Kobek als Erzähler fungiert.
Nebst diesen beiden Zugpferden konnten auch noch weitere, durchaus namhafte Schauspieler für Sprechrollen verpflichtet werden, auch wenn einige davon nur kurze Auftritte haben. Für eine gelungene Vertonung der – nicht ganz lippensynchronen – Dialoge wurde also gesorgt, ebenso für eine passende musikalische Untermalung, für die der spanische Komponist Óscar Araujo mit ins Boot geholt wurde. Auch wenn dieser einen komplett neuen Score geschaffen hat, liess er ab und an einen kleinen musikalischen Rückblick zu Klassikern der Serie einstreuen. Sein pompöser Soundtrack wurde von einem 120 Mann starken Orchester professionell eingespielt und untermalt das Geschen sowohl in Kämpfen wie auch in ruhigeren Szenen absolut perfekt, wirkt dabei zeitweise sogar richtig episch und würde sich auch in einem Hollywoodfilm ausgesprochen gut machen.


Fazit
Was waren die alteingesessenen Fans skeptisch, als plötzlich von einem Reboot der Serie gesprochen wurde. Komplett in 3D, ohne klassische Plattform Action sondern mit neumodischen Quicktime-Events, einer neuen Storyline und einem teilweise sogar komplex anmutenden Kampfsystem. Und seien wir ehrlich: wer auf einen Nachfolger des “Castlevania“ gehofft hat wie wir es kennen und lieben, dürfte bitter enttäuscht werden. Denn mit den Klassikern hat “Lords of Shadow“ so gut wie gar nichts gemein. Alles wie wir es kannten wurde über den Haufen geworfen, zugunsten eines Spiels, welches vor allem im Vorfeld von vielen als simpler “God of War“-Klon verteufelt wurde. Doch Mercury Steam hat dem Ganzen genügend Selbständigkeit verliehen um aus dem Durchschnitt hervorzustechen und der Serie ihren eigenen Stempel aufzudrücken.
Natürlich erinnert die Action mit ihrer Inszenierung ganz klar an gängige Genrevertreter wie man sie in den letzten Jahren zuhauf zu Gesicht bekam – nur eben nicht auf dem PC. Gerade für Windows-Veteranen sind solche Titel rar gesät und nicht zuletzt deswegen ist “Lords of Shadow“ eine gelungene Abwechslung.
Die Kämpfe sind angenehm fordernd ohne Frustpotential aufkommen zu lassen, die Rätsel sorgen für eine willkommene Auflockerung und die filmreife Inszenierung wird wohl ein jeder zu würdigen wissen. Dass man dabei für knappe 25€ auf Steam für rund 15-20 Stunden beschäftigt sein wird, ist nur die Spitze des Eisberges; denn wer mit Gabriel Belmont zu Felde zieht, erlebt ein spannendes, abwechslungsreiches und vor allem spassiges Abenteuer.
Wer also über ein Gamepad verfügt und über Unzulänglichkeiten wie eine nicht ganz perfekte Kamera hinwegsehen kann, muss sich “Castlevania: Lords of Shadow“ unbedingt zumindest einmal ansehen. Denn für Nachschub ist ebenfalls schon gesorgt: am Ende der Kampagne warten noch 2 bereits enthaltene DLCs und der Nachfolger wurde für Februar 2014 ebenfalls schon angekündigt – dieses mal sogar ohne dass PC-Spieler darauf warten müssten.


Pro
- Umfangreiche Kampagne mit ca. 20 Spielstunden
- viele verschiedene Gebiete
- Kampfsystem angenehm komplex und fordernd
- Nette Story, die nach dem ersten Drittel nochmals Fahrt aufnimmt
- Absolut hervorragende Vertonung
- Filmreife Inszenierung in entzückender Optik

Contra
- Parallelen zu "God of War" klar erkennbar
- hat kaum etwas mit der ursprünglichen Franchise zu tun
- Kamerawinkel sorgt für unerwartete Bildschirmtode



Grafik: 87%
Sound: 92%
Steuerung Gamepad: 85%
Steuerung Tastatur: 50%
Multiplayer: nicht vorhanden
Gesamtwertung: 88%


Hardwareanforderungen
Mittlere - hohe Einstellungen:
Grafikkarte: AMD Radeon HD 5770 o.ä.
Prozessor: Core 2 Duo E8400 o.ä.
Arbeitsspeicher: 2,0 GByte

Maximale Einstellungen:
Grafikkarte: Nvidia Geforce GTX 560 Ti oder AMD Radeon HD 6870
Prozessor: Intel Core i5-2400 o.ä.
Arbeitsspeicher: 4,0 GByte


Testsystem:
(Maximale Einstellungen)
Grafikkarte: Geforce GTX 660 OC
Prozessor: Intel Core i5 3550
Arbeitsspeicher: 8,0 GByte