"Robocop" Blu-Ray Review



Remakes. Remakes überall, von hier bis Timbuktu. Es gibt einen asiatischen Horrorstreifen der in der westlichen Welt noch unbekannt ist? Remake!
Ein europäischer Streifen muss auch in den Staaten in die Kinos gelangen? Remake!
Ein Film ist älter als 10 Jahre? Remake!
Oh Verzeihung, ich hab da was wichtiges vergessen: wenn man 2-3 Details am Original ändert und an die Neuzeit anpasst, dann ist das Ganze natürlich kein Remake mehr, wir nennen es einfach Reboot – also eine Neuauflage, am besten einer kompletten Filmreihe. Das macht die Sache dann natürlich besser.

Es hat den Anschein, als wären derzeit beinahe nur noch Remakes (Entschuldigung, Reboots!) in den Kinos und Wohnzimmern unterwegs. Egal ob japanische Horrorstreifen, Fantasykino oder Action – kaum ein Klassiker bleibt verschont. Einer der neuesten Ableger ist “Robocop“. Paul Verhoevens Original von 1987 war vor allem aufgrund seiner Doppeldeutigkeit aussagekräftig. Es warf überraschend viele Fragen auf über das menschliche Dasein, Kritik an den Medien oder der Globalisierung auf und forderte unter der actionreichen Oberfläche einiges mehr an Aufmerksamkeit als manch anderer Film.

Die neue, blankpolierte Version des Brasilianers José Padilha muss sich leider den Vorwurf gefallen lassen, auf fast alle dieser Punkte verzichtet zu haben. Einzig der Aspekt der Menschlichkeit und des Grössenwahnsinns wurde gekonnt aufgegriffen und dabei mit Begriffen wie geistigem Eigentum oder Götterkomplex bereichert. Das verhilft dem Streifen immerhin dazu, dass man ihn nicht von Beginn weg als 08/15-Remake verteufelt, sondern ihm immerhin die Chance zugesteht, angesehen zu werden.


Story
Detective Alex Murphy und sein Partner sind undercover im Detroiter Untergrund unterwegs, auf der Suche nach Beweisen um einen berüchtigten Waffenschieber namens Vallon endlich dingfest zu machen. Als sie bereits kurz vor dessen Verhaftung sind, fliegt ihre Tarnung auf und die Polizisten sehen sich in eine Schiesserei verwickelt, in der Murphys Partner schwer verletzt wird.
Murphy will der Sache auf eigene Faust weiter nachgehen, doch dazu soll es nicht mehr kommen: bei einem Anschlag auf sein Leben wird Murphy durch eine Autobombe lebensgefährlich verletzt und ist nun auf die Hilfe von OmniCorp angewiesen.

Der Megakonzern ist darauf spezialisiert, androide Kampfroboter herzustellen, die einen Krieg ohne menschliche Verluste führen sollen. Vom amerikanischen Volk verhöhnt und abgelehnt findet OmniCorp in Alex Murphy endlich die Gelegenheit, in der Beliebtheitsskala nach oben zu steigen: mit Einwilligung von Alex’ Frau retten sie die unverletzten Organe des Polizisten und setzen diese in ein Exoskelett aus Metall, samt Gehirn und Antlitz des schwerverletzten. Aus Alex Murphy wird Robocop, ein Gesetzeshüter ohne menschliche Schwächen. Doch wie viel vom alten Familienvater steckt noch in dieser Blechbüchse?


-> Trailer bei Youtube


Auch wenn man es unweigerlich tun wird, es ist ein Fehler diesen neuen “Robocop“ mit dem 27 Jahre alten Original zu vergleichen. Schliesslich ist er auch auf ein ganz anderes, jüngeres Publikum zugeschnitten: schnellere Schnitte, rasantere Action mit mehr Tempo, noch mehr Spezialeffekte, ein treibender Soundtrack und die Wahl des Schauspielerensembles machen aus dieser Neuauflage einen typischen Hollywoodstreifen für Teenager und junge Erwachsene.
Das muss nichts schlechtes sein und kann durchaus für ordentliche Unterhaltung sorgen – man sollte bloss keinerlei Anspruch hiervon erwarten und sich auf einen Actionfilm ohne Ecken und Kanten einstellen.

Der Film legt dabei ein ordentliches Erzähltempo an den Tag und kann vor allem durch die Effekte sowie seinen Protagonisten Robocop begeistern. Dessen Neuinterpretation gefällt tatsächlich erstaunlich gut und funktioniert bestens. Einzig gegen Ende geht dem Streifen durch die etwas dünne Story ein wenig die Puste aus und er kann sich nur knapp über die Ziellinie retten. Abgesehen davon macht José Padilha mit seinem Hollywooddebut aber einen ganz guten Job.


Bild
Visuell macht die Blu-Ray aus dem Hause MGM sehr viel, wenn auch nicht alles, richtig. Abgesehen von ein paar schlechter fokussierten Shots erfreut man sich an einem beinahe messerscharfen Bildmaster mit klaren, kräftigen Farben und einem satten Schwarzwert, der sogar mit vielen Details aufwartet.
Allgemein ist die Detailfülle auf einem hohen Niveau und fällt selbst bei schnellen Schnitten oder Effektaufnahmen kaum ab, während nicht zuletzt die Close-Ups auf ganzer Linie überzeugen können.
Dass nebenbei auch die Plastizität nicht zu kurz kommt, verhilft dem Bildmaster zu einem sehr zufriedenstellenden Endergebnis, auch wenn noch nicht an der Referenzmarke gekratzt wird.

-> 9/10 Bildpunkte


Sound
Ein Blockbuster macht erst dann so richtig Spass, wenn es aus allen Ecken rummst und kracht – und genau das ist hier auch der Fall. Nur selten zuvor durfte man sich auch im Heimkino eines derart dichten Klangteppichs erfreuen; “Robocop“ macht ohne Zweifel alles richtig. Bereits in der Eröffnungssequenz wird man aus sämtlichen Kanälen regelrecht befeuert und zahllose Details und direktionale Effekte dringen in die Gehörgänge. Unmittelbar wird ein Mittendrin-Gefühl erzeugt und selbst in ruhigeren Momenten bricht die Begeisterung kaum ab. Sobald die hinteren Lautsprecher nicht mit Effekten beschäftigt sind, versorgen sie uns auf dem Sofa mit voluminöser Musik oder passenden Umgebungsgeräuschen, jeweils passend zur Situation auf dem Fernseher.
Einziger Wermutstropfen bleiben die Stimmen aus der Centerbox, die manchmal minimal zu leise sind gegenüber den mächtigen Surroundeffekten.

-> 9.5/10 Soundpunkte


Fazit
Dieser neue “Robocop“ mag nicht an die Grösse des Originals anknüpfen, geschweige denn hat er das Zeug zum modernen Klassiker, so wie es einst Paul Verhoeven vergönnt war. Dazu ist er in seinen Untertönen nicht kritisch und in seiner Action nicht gnadenlos-brutal genug um auf diesen Ebenen seinem Urvater das Wasser reichen zu können.
Betrachtet man dieses Remake jedoch ohne Vorurteile als reinen, neuen Actionfilm, so hat er durchaus seine Daseinsberechtigung.
Der neue Alex Murphy weiss ebenso zu überzeugen wie die schnellen Actionpassagen oder der solide ausgewählte Cast und die visuellen Effekte. Zudem zeigt die Blu-Ray in technischer Hinsicht wozu die blaue Scheibe geschaffen wurde: mit einem wirklich tollen Bildmaster und einem gewaltigen Sounddesign könnte die Disc tatsächlich ihren Platz in so mancher Sammlung finden – wobei Fans am besten sowieso beide Versionen im Schrank stehen haben sollten.
Wer dem Ganzen aber nach wie vor skeptisch gegenübersteht, darf zumindest im Verleih ruhigen Gewissens zugreifen; die knapp 2 Stunden waren schon mit so manchem Film schlechter ausgefüllt.

-> 7/10 Blu-Ray Punkte


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