Mittwoch, 4. Juni 2014
Remakes - eine Kolumne
„Wo bitte geht’s nach Hollywood?“ Fragte Steven Spielberg einst 1979. Und gerne wäre ich um eine Wegbeschreibung froh, sollte doch irgendwer bitte mal dort anklopfen. Oder kann mir irgendwer aus dem Stehgreif erklären was seit geraumer Zeit mit der Traumfabrik los ist, die uns früher mit solch tollen Filmen verwöhnt hat?
Wo sind die genialen Ideen der früheren Meisterregisseure hinverschwunden?
Der Anfangs erwähnte Herr Spielberg dreht beinahe nur noch familientaugliches Kino ohne Zauber früherer Tage, Oliver Stones letztes Meisterwerk „Natural Born Killers“ ist auch schon 20 Jahre her und selbst ein Martin Scorsese scheint seine besten Ideen bereits verbraten zu haben.
Letztendlich hat es den Anschein als würde ein jeder nur noch auf das schnelle, sichere Geld aus sein – wobei Eigenständigkeit Mangelware geworden ist.

Natürlich könnte man mit dem Beispiel der Sequels anfangen: „The Fast & The Furious“ entwickelte sich nach der Jahrtausendwende zu einem Jugendphänomen und zog seither 5 weitere Teile nach sich – die Dreharbeiten für Nr. 7 sind in vollem Gange, selbst wenn Hauptdarsteller und Protagonist Paul Walker 2013 bei einem Autounfall ums Leben kam. Wie man diesen Abgang kompensieren will ist den Fans noch schleierhaft, aber ein Kassenschlager dürfte auch dieser Film problemlos werden.
Und wenn es keine schnellen Autos sind, so sind es stattdessen vielleicht eher Fantasywelten? Schliesslich sind die „Avatar“ Teile 3-4 bereits angekündigt. Und das traurige daran, auf IMDB wird sogar James Cameron als Regisseur genannt. Wenn nicht einmal mehr die grossen Namen neue Ideen bringen können – wer dann?
Dass „Avatar“ abgesehen von seinem Design gar nicht mal so grossartig war, sei mal dahingestellt. Aber dass sich aus dem Stoff tatsächlich noch 3 weitere gute Filme drehen lassen, wage ich zu bezweifeln.

Im Horrorbereich sind die Remakes der US-Amerikaner schon lange Standard, nicht erst seit „The Ring“ oder „The Grudge“. Alles was man im englisch- oder deutschsprachigen Raum noch nicht kennt, wird ohne Umschweife modernisiert und zumeist auch stark vereinfacht. Ob irgendwer im Grossraum Los Angeles wohl weiss, dass „Ju-On“ (so das Original von „The Grudge“) eigentlich mehrere Teile hat und die Story viel komplexer ist? Nein, ich denke nicht.
Dabei machen die Ketzer noch nicht einmal vor ihren eigenen Klassikern Halt. Bereits Alfred Hitchcock musste sich dank „Psycho 2 & 3“ sowie einem 1998er Remake im Grabe rumdrehen und hätte wohl am liebsten einen Schwarm Vögel auf die Macher gehetzt, die derart schamlos (und vor allem miserabel) mit seinem Stoff umgegangen sind.

Dabei sind es doch gerade entweder grossartige oder hochkontroverse Filme, die vor einer Neuinterpretation selten gefeit sind: Tobe Hooper schockte mit seinem „Texas Chainsaw Massacre“ die Kinogänger und Medien gleichermassen – der Film landete umgehend auf dem Index. Jahre später drehte Marcus Nispel unter der Fuchtel von Michael Bay ein Remake – mit Erfolg. Hier fragt man sich, ob man den eigentlich indizierten Film auch einer neuen Horrorgeneration näherbringen, oder bloss aus dem „verbotenen“ Stoff eine Stange Geld scheffeln wollte. Ersteres wäre immerhin nachvollziehbar.
Konnte die Neuauflage von „Halloween“ durch Rob Zombie der Marke immerhin ein paar neue Facetten hinzufügen, so entzieht sich mir jegliches Verständnis beim Gedanken an Verwurstungen wie „Freitag der 13te“, „Nightmare on Elm Street“ oder deren unsäglichen Fortsetzungen und/oder Mash-Ups. Seelenlos, ohne jegliche Substanz, einfach nur schlecht und dumm. Zwar dienen solche Horrorstreifen oftmals als Sprungbrett nach Hollywood für angehende Schauspieler, doch bei den meisten bleibt es auch dabei – man sieht sie nie wieder. Was aufgrund ihrer Leistungen aber auch nicht weiter tragisch ist.

Als weitaus schlimmer empfinde ich da die sogenannten Reboots von Marken, die noch gar nicht mal so alt sind.
Ja, „Star Trek“ hat mit „Into Darkness“ und dem gleichnamigen Erstling vieles richtig gemacht und nicht nur alte Fans befriedigt, sondern auch viele neue hinzugewonnen. Ob der Schritt nötig war, bleibt dennoch umstritten. Allerdings hat sich die Trekkie-Gemeinde als tolle Cashcow erwiesen, weshalb also vom Konzept abweichen?
Was man sich allerdings dabei gedacht hat, Andres Garfield in die Rolle des Spiderman zu stecken, bleibt mir für immer ein Rätsel. Die neue Serie ignoriert die erfolgreiche Trilogie mit Tobey Maguire komplett und macht alles noch hipper, noch fresher, noch cooler. Auf einmal ist Peter Parker kein Loser mit Brille mehr, sondern ein cooler junger Erwachsener mit einer guten Portion Selbstbewusstsein, der gegenüber seiner Freundin keinen Hehl um seine Identität macht – bitte was?! Schlag mich einer, aber was soll der Mist? Ein solcher Humbug ist mir lange nicht mehr untergekommen.
Für manche sind die Filme gar nicht mal so schlecht – ich halte sie für unnötigen Rotz.

Beim Thema Star Wars ist die Sachlage anders: wie sicherlich bekannt ist, wurde Lucasfilm von Disney aufgekauft – welche nun an Episode 7 arbeiten. Erste Bilder vom Set sehen zwar vielversprechend aus, aber die Skepsis bleibt. Bereits George Lucas selbst hat die ursprüngliche Trilogie durch die Episoden 1-3 komplett verhunzt, wie also ist Disney in der Lage, das ganze besser zu machen?
Und was hält die Filmzukunft sonst noch bereit? Es wartet ein neuer Jurassic Park Ableger namens „Jurassic World“ auf uns – natürlich ohne Jeff Goldlbum oder Sam Neill. Die beiden Ikonen der ersten Filme fehlen also völlig, und damit wahrscheinlich auch das Aushängeschild der Marke. Nebst den Dinos natürlich.
Und auch abgesehen davon werden wir mit Remakes nicht verschont. „Godzilla“, „Robocop“, „Evil Dead“ – das sind nur einige wenige prominente Vertreter der jüngeren Zeit. Und es werden garantiert noch unzählige Folgen. Natürlich sind längst nicht alle davon schlecht, aber bei den meisten bleibt es bei seelenlosen Ablegern einst fantastischer Geschichten.
Aber ich verspreche eines: sobald irgendwer auf die Idee kommt, „Alien“ nochmals anzufassen, fahre ich persönlich nach Hollywood und versohle den Verantwortlichen den Hintern,

Lang lebe die Cashcow!



"Robocop" Blu-Ray Review



Remakes. Remakes überall, von hier bis Timbuktu. Es gibt einen asiatischen Horrorstreifen der in der westlichen Welt noch unbekannt ist? Remake!
Ein europäischer Streifen muss auch in den Staaten in die Kinos gelangen? Remake!
Ein Film ist älter als 10 Jahre? Remake!
Oh Verzeihung, ich hab da was wichtiges vergessen: wenn man 2-3 Details am Original ändert und an die Neuzeit anpasst, dann ist das Ganze natürlich kein Remake mehr, wir nennen es einfach Reboot – also eine Neuauflage, am besten einer kompletten Filmreihe. Das macht die Sache dann natürlich besser.

Es hat den Anschein, als wären derzeit beinahe nur noch Remakes (Entschuldigung, Reboots!) in den Kinos und Wohnzimmern unterwegs. Egal ob japanische Horrorstreifen, Fantasykino oder Action – kaum ein Klassiker bleibt verschont. Einer der neuesten Ableger ist “Robocop“. Paul Verhoevens Original von 1987 war vor allem aufgrund seiner Doppeldeutigkeit aussagekräftig. Es warf überraschend viele Fragen auf über das menschliche Dasein, Kritik an den Medien oder der Globalisierung auf und forderte unter der actionreichen Oberfläche einiges mehr an Aufmerksamkeit als manch anderer Film.

Die neue, blankpolierte Version des Brasilianers José Padilha muss sich leider den Vorwurf gefallen lassen, auf fast alle dieser Punkte verzichtet zu haben. Einzig der Aspekt der Menschlichkeit und des Grössenwahnsinns wurde gekonnt aufgegriffen und dabei mit Begriffen wie geistigem Eigentum oder Götterkomplex bereichert. Das verhilft dem Streifen immerhin dazu, dass man ihn nicht von Beginn weg als 08/15-Remake verteufelt, sondern ihm immerhin die Chance zugesteht, angesehen zu werden.


Story
Detective Alex Murphy und sein Partner sind undercover im Detroiter Untergrund unterwegs, auf der Suche nach Beweisen um einen berüchtigten Waffenschieber namens Vallon endlich dingfest zu machen. Als sie bereits kurz vor dessen Verhaftung sind, fliegt ihre Tarnung auf und die Polizisten sehen sich in eine Schiesserei verwickelt, in der Murphys Partner schwer verletzt wird.
Murphy will der Sache auf eigene Faust weiter nachgehen, doch dazu soll es nicht mehr kommen: bei einem Anschlag auf sein Leben wird Murphy durch eine Autobombe lebensgefährlich verletzt und ist nun auf die Hilfe von OmniCorp angewiesen.

Der Megakonzern ist darauf spezialisiert, androide Kampfroboter herzustellen, die einen Krieg ohne menschliche Verluste führen sollen. Vom amerikanischen Volk verhöhnt und abgelehnt findet OmniCorp in Alex Murphy endlich die Gelegenheit, in der Beliebtheitsskala nach oben zu steigen: mit Einwilligung von Alex’ Frau retten sie die unverletzten Organe des Polizisten und setzen diese in ein Exoskelett aus Metall, samt Gehirn und Antlitz des schwerverletzten. Aus Alex Murphy wird Robocop, ein Gesetzeshüter ohne menschliche Schwächen. Doch wie viel vom alten Familienvater steckt noch in dieser Blechbüchse?


-> Trailer bei Youtube


Auch wenn man es unweigerlich tun wird, es ist ein Fehler diesen neuen “Robocop“ mit dem 27 Jahre alten Original zu vergleichen. Schliesslich ist er auch auf ein ganz anderes, jüngeres Publikum zugeschnitten: schnellere Schnitte, rasantere Action mit mehr Tempo, noch mehr Spezialeffekte, ein treibender Soundtrack und die Wahl des Schauspielerensembles machen aus dieser Neuauflage einen typischen Hollywoodstreifen für Teenager und junge Erwachsene.
Das muss nichts schlechtes sein und kann durchaus für ordentliche Unterhaltung sorgen – man sollte bloss keinerlei Anspruch hiervon erwarten und sich auf einen Actionfilm ohne Ecken und Kanten einstellen.

Der Film legt dabei ein ordentliches Erzähltempo an den Tag und kann vor allem durch die Effekte sowie seinen Protagonisten Robocop begeistern. Dessen Neuinterpretation gefällt tatsächlich erstaunlich gut und funktioniert bestens. Einzig gegen Ende geht dem Streifen durch die etwas dünne Story ein wenig die Puste aus und er kann sich nur knapp über die Ziellinie retten. Abgesehen davon macht José Padilha mit seinem Hollywooddebut aber einen ganz guten Job.


Bild
Visuell macht die Blu-Ray aus dem Hause MGM sehr viel, wenn auch nicht alles, richtig. Abgesehen von ein paar schlechter fokussierten Shots erfreut man sich an einem beinahe messerscharfen Bildmaster mit klaren, kräftigen Farben und einem satten Schwarzwert, der sogar mit vielen Details aufwartet.
Allgemein ist die Detailfülle auf einem hohen Niveau und fällt selbst bei schnellen Schnitten oder Effektaufnahmen kaum ab, während nicht zuletzt die Close-Ups auf ganzer Linie überzeugen können.
Dass nebenbei auch die Plastizität nicht zu kurz kommt, verhilft dem Bildmaster zu einem sehr zufriedenstellenden Endergebnis, auch wenn noch nicht an der Referenzmarke gekratzt wird.

-> 9/10 Bildpunkte


Sound
Ein Blockbuster macht erst dann so richtig Spass, wenn es aus allen Ecken rummst und kracht – und genau das ist hier auch der Fall. Nur selten zuvor durfte man sich auch im Heimkino eines derart dichten Klangteppichs erfreuen; “Robocop“ macht ohne Zweifel alles richtig. Bereits in der Eröffnungssequenz wird man aus sämtlichen Kanälen regelrecht befeuert und zahllose Details und direktionale Effekte dringen in die Gehörgänge. Unmittelbar wird ein Mittendrin-Gefühl erzeugt und selbst in ruhigeren Momenten bricht die Begeisterung kaum ab. Sobald die hinteren Lautsprecher nicht mit Effekten beschäftigt sind, versorgen sie uns auf dem Sofa mit voluminöser Musik oder passenden Umgebungsgeräuschen, jeweils passend zur Situation auf dem Fernseher.
Einziger Wermutstropfen bleiben die Stimmen aus der Centerbox, die manchmal minimal zu leise sind gegenüber den mächtigen Surroundeffekten.

-> 9.5/10 Soundpunkte


Fazit
Dieser neue “Robocop“ mag nicht an die Grösse des Originals anknüpfen, geschweige denn hat er das Zeug zum modernen Klassiker, so wie es einst Paul Verhoeven vergönnt war. Dazu ist er in seinen Untertönen nicht kritisch und in seiner Action nicht gnadenlos-brutal genug um auf diesen Ebenen seinem Urvater das Wasser reichen zu können.
Betrachtet man dieses Remake jedoch ohne Vorurteile als reinen, neuen Actionfilm, so hat er durchaus seine Daseinsberechtigung.
Der neue Alex Murphy weiss ebenso zu überzeugen wie die schnellen Actionpassagen oder der solide ausgewählte Cast und die visuellen Effekte. Zudem zeigt die Blu-Ray in technischer Hinsicht wozu die blaue Scheibe geschaffen wurde: mit einem wirklich tollen Bildmaster und einem gewaltigen Sounddesign könnte die Disc tatsächlich ihren Platz in so mancher Sammlung finden – wobei Fans am besten sowieso beide Versionen im Schrank stehen haben sollten.
Wer dem Ganzen aber nach wie vor skeptisch gegenübersteht, darf zumindest im Verleih ruhigen Gewissens zugreifen; die knapp 2 Stunden waren schon mit so manchem Film schlechter ausgefüllt.

-> 7/10 Blu-Ray Punkte


-> Alle Blu-Ray Reviews <-



Spieletest "Baphomet's Fluch 5: Der Sündenfall" (PC)


Es war ein langer, steiniger Weg für Charles Cecil und sein Studio von „Revolution Software“, bis “Baphomet’s Fluch 5: Der Sündenfall“ endlich realisiert werden konnte - und einer, der tausende von Spielern weltweit bis zuletzt auf die Folter spannen sollte. Konnte die fünfte Episode endlich wieder an die packenden Teile 1 & 2 anknüpfen, oder verlor sich das Ganze so sehr im Sande wie schon die letzten Ableger?

Es war unter anderem Cecils eigene Aussage, die vor rund 12 Jahren besagte, das klassische Point & Click Adventure sei tot. Aufgrund der sinkenden Absatzzahlen diverser Titel entschlossen sich sämtliche grösseren Studios dazumal, auf die aufkommende 3D-Technik umzusteigen; was letztendlich in den beiden “Baphomet“-Titeln “Der schlafende Drache“ und “Der Engel des Todes“ gipfelte, die jedoch sowohl bei Kritikern wie auch bei Fans für wenig Begeisterung sorgten. Steuerung und Rätseldesign entfernten sich zu stark vom Bekannten und wollten nicht so richtig in das Adventurekonzept passen. Aus den Titeln wurden Ladenhüter und lange Zeit war es still um den sympathischen Engländer und sein Team – bis zum 23. August 2012, als der fünfte Teil der Serie offiziell angekündigt und vorgestellt wurde.
Ohne zahlungskräftigen Publisher im Rücken wandte man sich an die Fans und bat mittels Kickstarter-Kampagne um finanzielle Unterstützung für das Projekt. Innerhalb kurzer Zeit wurde das angepeilte Ziel erreicht und die Entwicklung schritt in grossen Sprüngen voran.
Erste Infos und Screenshots zeigten ein klassisches Adventure im stimmigen Comiclook – es sollte also zurück zu den Wurzeln gehen. Doch die entscheidende Frage bis zuletzt war: konnte Revolution den Zauber aus vergangenen Tagen nochmals aufleben lassen oder sollte dieser fünfte Auftritt der vorerst letzte werden?


Story
Paris im Frühling. So begann bereits der erste Teil der Serie; und erneut wird Protagonist George Stobbart bereits nach kurzer Zeit mit einem handfesten Mord konfrontiert. Dieses mal besucht er gerade eine Kunstgalerie, aus welcher ein vermeintlicher Pizzabote kurzerhand ein Gemälde entwendet und dabei den Inhaber der Galerie kaltblütig seines Lebens beraubt. Doch der Dieb hat die Rechnung ohne Hobbydetektiv George gemacht, der natürlich noch am Tatort beginnt, die Ermittlungen auf eigene Faust zu führen. Wieso hat der Dieb gerade dieses Gemälde entführt? Das symbolische Bildnis einer Schlange die sich in den eigenen Schwanz beisst, rundherum scheinbar göttliche Figuren, die Augen auf einen alten Baum gerichtet – La Malediccio.
Als der vermeintliche Besitzer des Gemäldes auftaucht führt die Spur via London nach Spanien und erneut sieht sich George erneut in eine Weltumspannende Verschwörung verwickelt, rund um die Gnostiker, Katharer und natürlich die Templer.

An seiner Seite ist einmal mehr die Charmante Pariser Journalistin Nicole Collard sowie die eine oder andere Nebenfigur die man bereits aus den Vorgängern kennt. Ein altbekanntes Spielgefühl stellt sich aufgrund der Umstände also recht schnell ein, und doch will der Funke lange Zeit nicht so wirklich überspringen.

-> Trailer bei Youtube


Gameplay & Steuerung
Wer sich auf “Baphomet’s Fluch 5: Der Sündenfall“ einlässt, soll genau das kriegen was er auch erwartet: ein klassisches Point & Click Adventure mit handgezeichneten Hintergründen und einer spannenden, mysteriösen Story. Oder zumindest sollte man das kriegen, denn irgendwie hat man stets das Gefühl, bei Revolution Software wäre die Zeit stehen geblieben.
Das hat natürlich auch seine guten Seiten, wie beispielsweise die Steuerung, deren Aufmachung wir sogar frei wählen dürfen. Wir können entweder genau so navigieren und rätseln wie es schon in den Vorgängern der Fall war, oder aber wir nehmen die leicht veränderte Benutzeroberfläche der neuaufgelegten „Directors Cut“ Editionen, die erst für Nintendo DS/Android/iOS veröffentlicht wurden und danach auch im Steam-Shop auftauchten.
Egal für welche wir uns entscheiden, die Steuerung per Maus geht flüssig und Leicht von der Hand, es gibt kaum Stolpersteine oder unnötige Klicks welche es zu überwinden gilt wenn wir eine bestimmte Aktion ausführen möchten.
Verzichtet hat man allerdings auf den typischen Doppelklick mit dem wir Szenen sofort verlassen können. Immerhin geht unser Protagonist jeweils nur einige Schritte bis zum Ausgang, bevor die Szenerie von selbst wechselt.

Etwas störend empfinden manche vielleicht das eher gemächliche Tempo mit dem sich George und Nico durch die Hintergründe bewegen. Dazu tragen auch diverse Animationen bei, die jeweils erst komplett abgeschlossen sein wollen bevor die eigentlich initiierte Aktion beginnt. So geht George beispielsweise gerne erst komplett um Objekte herum und stellt sich genau an den für ihn vorgesehenen Platz bevor er ein Objekt betrachtet, damit interagiert oder ein Gespräch beginnt. Das ist vor allem dann nervig, wenn man sich möglicherweise verklickt, oder vergessen hat, ob man etwas bereits angeklickt hatte.



Die einfache Steuerung macht sich dann im Endeffekt auch im Rätseldesign bemerkbar: wählen wir einen Gegenstand im Inventar per Klick aus und versuchen diesen mit einem anderen Objekt zu benutzen, so fällt dieser wieder in seine Position zurück sofern die Aktion nicht erfolgreich war.
Somit haben es auch nur einige wenige harte Kombinations-Kopfnüsse in das fertige Spiel geschafft – die meiste Zeit warten die eingesammelten Gegenstände bloss im Inventar auf ihren Einsatz, während wir viele Rätsel eher im vorbeilaufen lösen.
Wir wissen nicht wie wir fortfahren sollen? Ein Gespräch mit einer der Nebenfiguren wirkt wahre Wunder, denn auf einmal kann ein zuvor uninteressantes Objekt näher betrachtet oder sogar benutzt werden und die Rätselmühle dreht sich weiter. Dabei ist es in Gesprächen leider auch völlig belanglos, welche Dialogoption wir wählen; Hauptsache jedes Thema wird abgehakt. Wir werden nicht vor Entscheidungen gestellt, können unser Gegenüber nicht verärgern oder nur mit einer passenden Antwort weiterkommen, genau so wenig ist es uns möglich das Zeitliche zu segnen.
Das sind zwar allesamt Punkte wie wir sie heutzutage in jedem modernen Adventure zu Gesicht kriegen, aber das macht die Sache nicht zwingend besser. Selbst ein strikt lineares Gespräch kann unglaublich spannend sein – sofern es denn auch so inszeniert wurde.

Waren die Unterhaltungen von George und Nicole früher mit passendem Wortwitz gespickt, fehlt davon schon fast jede Spur. Die meisten Gespräche geben sich zu ernst, der aufblitzende Humor wirkt zumeist stark erzwungen und will nicht so recht zu den Charakteren passen wie wir sie in den vergangenen Jahren kennengelernt haben. Gerade der Amerikaner wirkt zwar nach wie vor sehr sympathisch, hat aber ein gutes Stück von seinem Charme eingebüsst und wirkt dadurch entschieden langweiliger als zuvor. Aber vielleicht sind das auch nur die Alterserscheinungen.




Grafik & Sound
Immerhin konnte man für Mr. Stobbart mit Alexander Schottky nochmals den selben Sprecher engagieren, der dem Blondschopf bereits zuvor seine Stimme verlieh. Dieser macht seinen Job wie gewohnt gut und auch die meisten der Nebencharaktere überzeugen mit einer gelungenen Vertonung, wenn auch die Dialogregie nicht immer so ganz passt. Manche Sätze wirken ein wenig zu enthusiastisch, während bei anderen die Emotionen gerne noch stärker ausfallen dürften.
Die Audioqualität als Gesamtes stimmt jedoch, woran auch die einmal mehr tolle Hintergrundmusik ihren Anteil hat. Im passenden Moment eingesetzt untermauert sie die Grundstimmung entscheidend und trägt viel zur richtigen Atmosphäre bei.

Grafisch haben sich jedoch die ersten Zweifel bestätigt, die bereits beim Betrachten der ersten Screenshots aufkamen: zwar sind die Hintergründe allesamt hübsch gezeichnet, lassen jedoch in den Details ein wenig zu wünschen übrig. Es gibt genügend populäre Genrevertreter die zeigen, wie es noch besser gehen könnte.
Das trifft leider auch auf die Figuren zu: die 3D-Gitter-Modelle bewegen sich etwas hölzern durch die Umgebungen und hätten gerne noch einige zusätzliche Polygone und Details vertragen können.
Somit merkt man leider auch deutlich, dass die Figuren im Nachhinein eingesetzt wurden – es wirkt nicht wie aus einem Guss und entfernt sich damit auch vom ursprünglichen Charme des Comiclooks der ersten Teile. Dass man 3D Figuren problemlos mit flachen Hintergründen verbinden kann, hat bereits das 12 Jahre alte “Runaway“ gezeigt.





Fazit
Ich war sehr gespannt auf den fünften Ableger der “Baphomet’s Fluch“-Reihe, doch “Der Sündenfall“ hat mich zu grossen Teilen enttäuscht.
Noch heute erinnere ich mich gerne an die spannende Geschichte rund um die Templer, die mit Verschwörungstheorien und historischen Querverweisen nur so um sich geworfen hat. Bis zuletzt rätselte man, was es mit diesem Baphomet denn nun auf sich haben sollte und welches Ziel die Templer der Neuzeit verfolgen.
Grundsätzlich hat man genau die selbe Formel auf diesen neuen Teil angewandt: ein mysteriöses Bild, die Gnostiker und ein fanatischer Kult. Das Problem ist nur, dass mich die Geschehnisse dieser Story völlig kalt gelassen haben, es war mir schlichtweg egal. Ich vermisste nicht nur den Humor, sondern auch das packende Element, welches mich wie in einem guten Thriller immer weiterrätseln lässt, selbst wenn ich den Rechner längst ausgemacht hatte.
Man könnte sagen, dieser neue Teil ist in erster Linie steril, ohne besondere Ecken und Kanten, die ihn zu einem Juwel der Serie machen. Alles wirkt glattpoliert und genau so wie es die Fans haben wollten, indem man sich sehr stark an den erfolgreichen alten Teilen orientierte. Doch leider hat sich auch das Adventuregenre weiterentwickelt und so wie “Baphomet’s Fluch 5: Der Sündenfall“ im Jahr 2014 daherkommt, wirkt es einfach zu altbacken – und das ganz ohne Retro-Charme.
Dabei verzichtet Georges neuestes Abenteuer doch auf so vieles um sich von modernen Spielen abzuheben: es gibt keine Hotspot-Anziege für Objekte und Ausgänge, nur selten Rendersequenzen und keine spielzeitstreckenden Schiebe- und Schalterrätsel. Man besann sich auf die alten Tugenden und designte das kompletre Spiel rund um Inventar- und Dialogrätsel – nur leider nicht allzu gute. Die Dialoge sind oftmals in die Länge gezogen und uninteressant, während die Rätsel zu selten die Hirnwindungen so richtig in Wallung bringen und nebenbei eher durch ihre oftmals abstruse Logik zum Verzweifeln anregen.

Dieses neue “Baphomet“ ist bei weitem kein schlechtes Spiel und dürfte für fanatische Abenteurer sowieso ein Pflichtkauf werden. Wer jedoch die Erwartungshaltung ein wenig herunterschraubt und sich damit abfinden kann, dass dieser neue Teil nicht die Klasse der ersten beiden erreicht, der wird trotzdem einige spassige Stunden hiermit verbringen können.


Pro:
- hübsche Hintergründe
- Dialoge zumeist gut gesprochen
- so mancher Ortswechsel
- einfache, durchdachte Steuerung
- George und Nico sind wieder unterwegs…


Contra:
- …aber nicht so charismatisch wie zuvor
- Figuren passen nicht zu 100% in die 2D-Hintergründe
- Story nicht allzu spannend
- Rätsel zu seicht oder zu unlogisch



Grafik: 75%
Sound: 83%
Steuerung: 85%
Atmosphäre: 75%
Gesamtwertung: 72%


Hardwareanforderungen
Minimal:
Grafikkarte: Geforce 6600GT oder äquivalent
Prozessor: Pentium 4 1,6 GHz
Arbeitsspeicher: 1,0 GByte

Empfohlen:
Grafikkarte: Geforce 9600GT oder äquivalent
Prozessor: Core 2Duo E4400
Arbeitsspeicher: 2,0 GByte


Testsystem:
Grafikkarte: Geforce GTX 660 OC
Prozessor: Intel Core i5 3550
Arbeitsspeicher: 8,0 GByte