Mittwoch, 4. Juni 2014
"Robocop" Blu-Ray Review



Remakes. Remakes überall, von hier bis Timbuktu. Es gibt einen asiatischen Horrorstreifen der in der westlichen Welt noch unbekannt ist? Remake!
Ein europäischer Streifen muss auch in den Staaten in die Kinos gelangen? Remake!
Ein Film ist älter als 10 Jahre? Remake!
Oh Verzeihung, ich hab da was wichtiges vergessen: wenn man 2-3 Details am Original ändert und an die Neuzeit anpasst, dann ist das Ganze natürlich kein Remake mehr, wir nennen es einfach Reboot – also eine Neuauflage, am besten einer kompletten Filmreihe. Das macht die Sache dann natürlich besser.

Es hat den Anschein, als wären derzeit beinahe nur noch Remakes (Entschuldigung, Reboots!) in den Kinos und Wohnzimmern unterwegs. Egal ob japanische Horrorstreifen, Fantasykino oder Action – kaum ein Klassiker bleibt verschont. Einer der neuesten Ableger ist “Robocop“. Paul Verhoevens Original von 1987 war vor allem aufgrund seiner Doppeldeutigkeit aussagekräftig. Es warf überraschend viele Fragen auf über das menschliche Dasein, Kritik an den Medien oder der Globalisierung auf und forderte unter der actionreichen Oberfläche einiges mehr an Aufmerksamkeit als manch anderer Film.

Die neue, blankpolierte Version des Brasilianers José Padilha muss sich leider den Vorwurf gefallen lassen, auf fast alle dieser Punkte verzichtet zu haben. Einzig der Aspekt der Menschlichkeit und des Grössenwahnsinns wurde gekonnt aufgegriffen und dabei mit Begriffen wie geistigem Eigentum oder Götterkomplex bereichert. Das verhilft dem Streifen immerhin dazu, dass man ihn nicht von Beginn weg als 08/15-Remake verteufelt, sondern ihm immerhin die Chance zugesteht, angesehen zu werden.


Story
Detective Alex Murphy und sein Partner sind undercover im Detroiter Untergrund unterwegs, auf der Suche nach Beweisen um einen berüchtigten Waffenschieber namens Vallon endlich dingfest zu machen. Als sie bereits kurz vor dessen Verhaftung sind, fliegt ihre Tarnung auf und die Polizisten sehen sich in eine Schiesserei verwickelt, in der Murphys Partner schwer verletzt wird.
Murphy will der Sache auf eigene Faust weiter nachgehen, doch dazu soll es nicht mehr kommen: bei einem Anschlag auf sein Leben wird Murphy durch eine Autobombe lebensgefährlich verletzt und ist nun auf die Hilfe von OmniCorp angewiesen.

Der Megakonzern ist darauf spezialisiert, androide Kampfroboter herzustellen, die einen Krieg ohne menschliche Verluste führen sollen. Vom amerikanischen Volk verhöhnt und abgelehnt findet OmniCorp in Alex Murphy endlich die Gelegenheit, in der Beliebtheitsskala nach oben zu steigen: mit Einwilligung von Alex’ Frau retten sie die unverletzten Organe des Polizisten und setzen diese in ein Exoskelett aus Metall, samt Gehirn und Antlitz des schwerverletzten. Aus Alex Murphy wird Robocop, ein Gesetzeshüter ohne menschliche Schwächen. Doch wie viel vom alten Familienvater steckt noch in dieser Blechbüchse?


-> Trailer bei Youtube


Auch wenn man es unweigerlich tun wird, es ist ein Fehler diesen neuen “Robocop“ mit dem 27 Jahre alten Original zu vergleichen. Schliesslich ist er auch auf ein ganz anderes, jüngeres Publikum zugeschnitten: schnellere Schnitte, rasantere Action mit mehr Tempo, noch mehr Spezialeffekte, ein treibender Soundtrack und die Wahl des Schauspielerensembles machen aus dieser Neuauflage einen typischen Hollywoodstreifen für Teenager und junge Erwachsene.
Das muss nichts schlechtes sein und kann durchaus für ordentliche Unterhaltung sorgen – man sollte bloss keinerlei Anspruch hiervon erwarten und sich auf einen Actionfilm ohne Ecken und Kanten einstellen.

Der Film legt dabei ein ordentliches Erzähltempo an den Tag und kann vor allem durch die Effekte sowie seinen Protagonisten Robocop begeistern. Dessen Neuinterpretation gefällt tatsächlich erstaunlich gut und funktioniert bestens. Einzig gegen Ende geht dem Streifen durch die etwas dünne Story ein wenig die Puste aus und er kann sich nur knapp über die Ziellinie retten. Abgesehen davon macht José Padilha mit seinem Hollywooddebut aber einen ganz guten Job.


Bild
Visuell macht die Blu-Ray aus dem Hause MGM sehr viel, wenn auch nicht alles, richtig. Abgesehen von ein paar schlechter fokussierten Shots erfreut man sich an einem beinahe messerscharfen Bildmaster mit klaren, kräftigen Farben und einem satten Schwarzwert, der sogar mit vielen Details aufwartet.
Allgemein ist die Detailfülle auf einem hohen Niveau und fällt selbst bei schnellen Schnitten oder Effektaufnahmen kaum ab, während nicht zuletzt die Close-Ups auf ganzer Linie überzeugen können.
Dass nebenbei auch die Plastizität nicht zu kurz kommt, verhilft dem Bildmaster zu einem sehr zufriedenstellenden Endergebnis, auch wenn noch nicht an der Referenzmarke gekratzt wird.

-> 9/10 Bildpunkte


Sound
Ein Blockbuster macht erst dann so richtig Spass, wenn es aus allen Ecken rummst und kracht – und genau das ist hier auch der Fall. Nur selten zuvor durfte man sich auch im Heimkino eines derart dichten Klangteppichs erfreuen; “Robocop“ macht ohne Zweifel alles richtig. Bereits in der Eröffnungssequenz wird man aus sämtlichen Kanälen regelrecht befeuert und zahllose Details und direktionale Effekte dringen in die Gehörgänge. Unmittelbar wird ein Mittendrin-Gefühl erzeugt und selbst in ruhigeren Momenten bricht die Begeisterung kaum ab. Sobald die hinteren Lautsprecher nicht mit Effekten beschäftigt sind, versorgen sie uns auf dem Sofa mit voluminöser Musik oder passenden Umgebungsgeräuschen, jeweils passend zur Situation auf dem Fernseher.
Einziger Wermutstropfen bleiben die Stimmen aus der Centerbox, die manchmal minimal zu leise sind gegenüber den mächtigen Surroundeffekten.

-> 9.5/10 Soundpunkte


Fazit
Dieser neue “Robocop“ mag nicht an die Grösse des Originals anknüpfen, geschweige denn hat er das Zeug zum modernen Klassiker, so wie es einst Paul Verhoeven vergönnt war. Dazu ist er in seinen Untertönen nicht kritisch und in seiner Action nicht gnadenlos-brutal genug um auf diesen Ebenen seinem Urvater das Wasser reichen zu können.
Betrachtet man dieses Remake jedoch ohne Vorurteile als reinen, neuen Actionfilm, so hat er durchaus seine Daseinsberechtigung.
Der neue Alex Murphy weiss ebenso zu überzeugen wie die schnellen Actionpassagen oder der solide ausgewählte Cast und die visuellen Effekte. Zudem zeigt die Blu-Ray in technischer Hinsicht wozu die blaue Scheibe geschaffen wurde: mit einem wirklich tollen Bildmaster und einem gewaltigen Sounddesign könnte die Disc tatsächlich ihren Platz in so mancher Sammlung finden – wobei Fans am besten sowieso beide Versionen im Schrank stehen haben sollten.
Wer dem Ganzen aber nach wie vor skeptisch gegenübersteht, darf zumindest im Verleih ruhigen Gewissens zugreifen; die knapp 2 Stunden waren schon mit so manchem Film schlechter ausgefüllt.

-> 7/10 Blu-Ray Punkte


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Donnerstag, 19. Dezember 2013
"Der Hobbit - Smaugs Einöde" Filmkritik



Bereits im Dezember letzten Jahres liessen sich abertausende von Mittelerde-Fans von "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" im Kino verzaubern. Das Lob der Kritiker war gross und auch viele alteingesessene Fans von "Der Herr der Ringe" fanden gefallen an dem Film. Doch es gab auch so manche, denen dieser erste Teil der Hobbit-Trilogie zu slapstickartig, zu blankpoliert und zu wenig fantastisch war. Gerade bei der teilweise langgezogenen Geschichte schieden sich die Geister, wie auch bei auftauchenden Figuren welche so oder in ähnlicher Form nicht einmal in der Buchvorlage auftauchten.
Der Trailer und die Vorankündigung zu "Smaugs Einöde" versprach wiederum etwas pompöser, spannender und auch actionorienterter zu werden - viele sprachen nach den ersten Pressevorführungen gar von einem noch besseren Filmerlebnis. So stellt sich also die Frage: hat es Regisseur Peter Jackson diesmal geschafft, wieder an alte "Der Herr der Ringe"-Glanztaten anzuknüpfen, oder droht diesem zweiten Teil das relativ typische Schicksal eines lückenfüllenden Zwischenteils einer Trilogie?


Vorsicht! Ab hier gilt möglicherweise Spoilergefahr für all jene, die den Film noch sehen wollen ohne Details zu erfahren! Wer dem entgehen möchte, springt bitte gleich zum "Bild"-Abschnitt hinunter oder liest lediglich das Fazit.


Story
Der junge Hobbit Bilbo, der Maiar Gandalf und ihre zwergischen Gefolgsleute befinden sich noch immer auf der Flucht vor Azog, dem Anführer der Orks - und bis zum einsamen Berg ist es noch ein weiter Weg, auf dem viele Gefahren lauern. So verschlägt es die Truppe auch durch den Düsterwald, in dem König Thranduil mit seinen Elben lebt, die vor allem Zwergen gegenüber nicht sonderlich freundlich gesinnt sind. Doch die Elbenkriegerin Tauriel empfindet schnell Sympathie für einen der kleinen Bergleute und setzt sich zum Ziel, diesem zu helfen, als die Gefolgschaft auf ihrer erneuten Flucht von Orks angegriffen und dieser eine schwer verwundet wird. Doch die nahegelegene Seestadt ist unweit vom einsamen Berg entfernt - dort hin zu gelangen erweist sich jedoch als weitere Hürde, spätestens als den ortsansässigen Menschen klar wird, wen die Zwerge tief unter dem Berg mit ihrem Abenteuer erwecken werden...


-> Trailer bei Youtube


Schon allein durch das erneute rekonstruieren der Story wird einem bewusst, wie wenig Inhalt dieser Film tatsächlich bietet. Und dabei ist noch nicht einmal mit einberechnet, dass sowohl Legolas wie auch Tauriel in der Buchvorlage keinen Auftritt hatten, sondern lediglich in den Anhängen sowie im Silmarillion Erwähnung finden. Somit bieten sie für die Geschichte ansich genau so wenig Mehrwert wie der erneut eingebundene Azog oder der sich abspaltene Gandalf. Gerade seine Szenen gehen im Kontext des einzelnen Filmes absolut unter. Das Treffen mit Radagast an der Grabstätte der neun Menschenkönige (die späteren Ringgeister) ergibt genau so wenig Sinn wie die diversen Unterhaltungen der Zwerge. Vieles ist komplett inhaltsleer, trägt nichts zur Geschichte oder zur Charakterzeichnung bei und hilft nur dabei, den Film unnötig in die Länge zu ziehen.
So wird zwar der eine oder andere Zwerg ein wenig näher beleuchtet, bis auf diese Ausnahmen bleiben sie allerdings absolut austauschbar. Als bestes Beispiel dient eine Szene in welcher mindestens einer der Truppe fehlt - und es keinem einzigen Zuschauer auffällt.

Besonders auffällig hingegen ist Legolas, den man einer digitalen Verjüngungskur unterzogen hat, damit er sich von seinem Ebenbild der "Der Herr der Ringe" Trilogie unterscheiden kann. Das Endergebnis ist jedoch relativ bescheiden ausgefallen und wirkt ziemlich merkwürdig, fast so sehr wie die Tatsache, dass der junge Elbenprinz wie ein Gummiball zwischen den Orks herumhüpft, auf den Köpfen der Zwerge balanciert während er weitere Feinde in einer Geschwindigkeit tötet, die jeden Zeitraffer überflüssig machen. Natürlich, auch in der vorangegangenen Trilogie war der Elb ein sehr fähiger und wendiger Kämpfer - doch selbst da waren Fans empört als er auf einem Schild wie auf einem Skateboard ritt oder in weniger als 1 Minute den Rücken eines Mumakil bestiegen hatte. Aber der Legolas aus "Smaugs Einöde" toppt an lächerlichkeit wirklich alles bislang dagewesene im Mittelerde-Universum.
Doch er und seine digital animierte Kampfkunst steht stellvertretend für den halben Film: fast alle Actionszenen entstanden am Computer und sämtliche tierischen Wesen sowie Orks sind ebenfalls digitaler Natur. Vorbei sind die Zeiten in denen man in stundenlanger Arbeit aus einem Schauspieler einen furchterregenden Uruk-Hai bastelte und bloss für Massenszenen zum Computer griff.

Das diente letztendlich dem Zweck, die Actionszenen rasanter zu gestalten, was allerdings im kompletten Gegenteil zu dem steht, was man aus "Der Herr der Ringe" kennt. Durch die unfreiwillig komischen Kämpfe entfaltet sich ein ganz eigenes Feeling, und zwar eines, das man nicht mögen muss.

Natürlich bleibt "Der Hobbit" in seiner Urfassung ein Kinderbuch, aber diese filmische Umsetzung zeigt ein gänzlich anderes Bild von Mittelerde. Beispielsweise hätten es weder Frodo noch Sam, Merry oder Pipin jemals mit (sprechenden!) Spinnen in einer Überzahl aufgenommen und wären dabei auch noch als Sieger hervorgegangen. Hingegen hätte Gimli mindestens einigen von ihnen die Köpfe eingeschlagen, während sich 13 seiner Artgenossen binnen Minuten von ihnen einspinnen lassen.
Sind Gimli und Bilbo einfach die besseren Kämpfer als ihre Verwandten? Lassen wir die Frage als Vergleich einfach mal so im Raum stehen... Fakt ist: eine sprechende Kankra in "Die Rückkehr des Königs" hätte dem ganzen Film einen derben Schlag in die Magengrube versetzt.


Bild & Ton
Peter Jackson und sein neu entdecktes HFR Format sind eine Geschichte für sich. Zwar erstrahlen die erneut mit sehr viel Liebe und Hingabe gestalteten Sets und Kostüme gestochen scharf und in einem enormen Detailreichtum, die 48 Bilder pro Sekunde sorgen jedoch auch dafür, dass vieles einfach zu unecht und unnatürlich wirkt. So fällt es einem auch um vieles leichter, all die digital erstellten Effekte zu erkennen, während sich dazumal Gollum beinahe nahtlos mit in das Bild einfügte. Somit sorgt das allgemein sehr digitale Bild für einen enorm eigenwilligen Look - schliesslich sind gut 80% des Filmes am Computer entstanden. Und gerade hier zeigt sich, wie episch "Der Herr der Ringe" in seiner Umsetzung und Ausstattung einfach war, während man den Hobbit kurzum am Computer gestaltete und weitaus weniger Handwerkskunst mit eingeflossen ist.

Doch irgendwie bleibt auch der fahle Nachgeschmack, dass selbst der hochgelobte Howard Shore weniger Einfallsreichtum besass als er für diese neue Trilogie komponierte. Nicht eines der erklingenden Stücke erreicht annähernd einen markanten Charakter und spätestens beim eher wenig gelungenen Titeltrack im Abspann hat man die musikalische Untermalung komplett vergessen.


Fazit
Nachdem mir bereits der erste Teil nicht wirklich gefallen hat, ging ich ohne jegliche Erwartung in die Vorstellung von "Smaugs Einöde" und wurde trotzdem bitter enttäuscht. Der auf erneute 2,5 Stunden aufgeblasene Mittelteil einer 300-seitigen Geschichte strotzt nur so vor Langeweile. Kein Inhalt, keine Spannung, keine Dynamik. Man versucht zwar zwischen die überaus lächerlichen Actionszenen auch ruhigere Momente einzustreuen, doch selbst jene besitzen keinerlei Bedeutung. Als Beispiel sei hier der Kurzbesuch bei Beorn genannt. Man übernachtet, frühstückt, der Hautwandler sagt dass er Zwerge nicht ausstehen kann, Orks aber noch mehr hasst, man zieht weiter ohne sich zu verabschieden. Beorn mag in Mittelerde durchaus eine Rolle spielen, hier jedoch ist sein kompletter Auftritt völlig für die Katz und man fragt sich zurecht, wieso er überhaupt eingebaut wurde.
Das gilt auch für sämtliche anderen Szenen die entweder gar nicht oder in ganz anderer Form im Buch vorkamen. Gerade erstere unterscheiden sich leider nur allzu deutlich von den "echten" Szenen und machen den Film um einiges schlechter als er eigentlich sein sollte.
Irgendwann quält man sich dann doch bis zum Finale, welches allerdings erst stattfindet nachdem sich Bilbo fast 30 Minuten lang mit Smaug unterhält, bevor der eigentliche Endspurt beginnt und ziemlich aprupt in einem erneuten Cliffhanger endet.

"Smaugs Einöde" ist nicht nur ein "typischer" Mittelteil ohne richtigen Anfang oder ordentlichen Schluss, er ist vor allem in seiner gezeigten Form absolut überflüssig, langgezogen und vergleichsweise schlecht. Gerade durch "Die zwei Türme" sollte Peter Jackson eigentlich wissen wie man einen Mittelteil drehen sollte, der sich in seiner Qualität nur unwesentlich von den Eckpfeilern unterscheidet - doch hier hat sämtliches Know-How versagt.
Meine durchaus gnädige Wertung ergibt sich letztendlich bloss durch die Verneigung vor den schön gestalteten Sets und Kostümen sowie dem erneut gut ausgewählten Cast. Alles andere ist für mich der Inbegriff einer abgrundtiefen Enttäuschung.
Oder um es noch deutlicher auszudrücken: hätte ich nicht 16.- SFr Eintritt dafür bezahlt, wäre ich ~45 Minuten vor Schluss aufgestanden und gegangen. Und das kam noch nie vor.

-> 5/10 Punkte



Samstag, 23. November 2013
"Pacific Rim" Blu-Ray Review



Eigentlich hatte es "Pacific Rim" diesen Sommer als Blockbuster verhältnismässig schwer. Keine Buchvorlage, keine Vorangehenden Comics, kein Videospiel oder sonstwas woraus man bereits eine breite Fanbase ziehen konnte. Regisseur Guillermo del Toro musste allein durch Vorabberichte und Trailer auf seinen neuesten Film aufmerksam machen, der grundsätzlich vor allem Fans bombastisch-fantastischer Action ansprechen sollte. Nach "Hellboy" oder "Pan's Labyrinth" wusste der geneigte Filmfreak natürlich, dass der Mexikaner mit fantasievoller Bildgewalt umgehen kann und war dann natürlich umso gespannter, was mit "Pacific Rim" auf uns zukommt. Doch was genau steckt hinter dem Titel und wieso haben - vor allem - Actionfans den Blockbuster so richtig gefeiert?


Story
Wer ausserirdisches Leben sucht, schaut zumeist in den Himmel, um eines Tages vielleicht doch ein U.F.O. zu entdecken. Doch was wenn das gar nicht der Ursprung extraterrestrischer Lebewesen ist? Was wenn sie ganz wo anders erscheinen, beispielsweise aus einem Riss im Erdinneren? Genau ein solcher tut sich zwischen zwei tektonischen Platten auf, in dessen Inneren sich ein Portal zur Welt der "Kaiju" befindet. Diesen Namen gaben die Menschen den überdimensionalen Riesenmonstern die dem Riss entstiegen und die Küstenstädte der Menschen angriffen. Erst nach stundenlangen Kämpfen brachten Panzer und Flugzeuge mit ihren Geschossen die ersten "Kaiju" zur Strecke, was bei einem erneuten Angriff schlichtweg zu lange dauern würde. Also erschuf man das Jaeger-Programm: den Monstern ebenbürtige Riesenroboter, die von 2 Menschen gesteuert wurden, die zusammen eine Gedankensymbiose eingehen.
Als die Angriffe immer häufiger und heftiger werden, gehen dabei erstmals auch die Menschenleben der Jaeger-Soldaten verloren. Einer davon ist Yancy Becket, dessen Bruder Raleigh dem halbzerstörten Jaeger schwerverletzt entsteigen und sich an Land retten kann. Er quittiert den Dienst und arbeitet fortan beim Bau einer riesigen Mauer, welche die Küstenstädte vor den Angriffen der "Kaiju" schützen soll, während sämtliche verbliebene Jaeger eingemottet und verschrottet werden sollen. Doch als die Mauer noch nicht einmal den ersten Angriff übersteht, klopft das Ende der Menschheit mit aller Wucht gegen seine Tür...


-> Trailer bei Youtube


Gigantische Roboter hauen noch grösseren Monstern die hässliche Rübe ein. So könnte man die dünne Handlung von "Pacific Rim" möglichst simpel zusammenfassen. Das erinnert auf den ersten Blick ganz klar an eine Mischung aus "Godzilla" und "Transformers" und nimmt sich von beiden Filmen das beste heraus. Der Unterschied ist letztendlich, dass man nicht nur dem Ungeheuer dabei zusieht wie es eine Stadt plattmacht oder wie sich verschiedenste Roboter in richtig platten, sinnbefreiten Dialogen um irgend etwas streiten, während ein peinlicher Pubertierender zwischen ihnen herum irrt. Nein, unter del Toros Handschrift spielt die Handlung ganz klar nur eine kleine Nebenrolle. Er verzichtet fast gänzlich auf einen verzweifelt komischen humoristischen Einschlag, sondern konzentriert sich in erster Linie auf das Kernelement des Films: die Action. Zwar lässt er seine Charaktere in den ruhigeren Momenten auch mal zu Wort kommen und versucht ihnen dann sogar ein wenig Tiefe zu verleihen, doch so wirklich weicht keiner vom Schema F ab. Es gibt Helden, Vorgesetzte, aufgeblasene Gockel, besorgte Väter und natürlich eine Frau. Doch fast niemand von ihnen geht einem während des Spektakels ernsthaft auf die Nerven - hier hat der Regisseur ein wirklich gutes Händchen bewiesen und vermag es, die Laune oben zu halten.

Letztendlich ist so manches ein wenig vorhersehbar und wer auf eine spannende, ausgereifte Story setzt, wird hier garantiert nicht fündig werden. Aber das alles will der Film auch gar nicht. Er will genau das, was Michael Bay schon mit "Transformers" versucht hat: unterhalten.


Bild
Es gab seit Einführung der Blu-Ray so manchen Titel, der mit seinem Bildmaster neue Bestmarken aufgestellt und somit für offene Münder gesorgt hat. Und doch ist es lange her, dass eine Disc allein bildtechnisch so sehr beeindrucken konnte, wie "Pacific Rim"! Die Bildschärfe ist meistens dermassen hoch, dass die Charaktere beinahe greifbar erscheinen - auch ohne 3D-Brille. Das liegt jedoch auch an den hervorragenden Kontrasten, welche für klare Übergänge und ein harmonisches Gesamtbild sorgen. Stilmittelbedingt sind viele Farben zwar übermässig kräftig und satt ausgefallen, doch liegt alles noch in einem plausiblen Rahmen, da man auch auf überflüssige Überstrahleffekte verzichtet hat.
Dass sich in seltenen Fällen eine kleine Unschärfe aufgrund falscher Fokussierung einschleicht, ist genau so zu verschmerzen wie das sehr sporadisch auftretende, leichte Filmkorn. Als einziges kleines Manko ist das dunkle Bild in manchen Kämpfen zu nennen, was dafür sorgt, einzelne Details zu verschlucken. Abgesehen davon ist mir seit "Avatar" keine Blu-Ray mehr untergekommen die so fantastisch aussah und deren Bildgewalt mich förmlich erschlagen hat.

-> 10/10 Bildpunkte - neue Referenz!


Sound
Es rummst, es wummert, es kracht und es brummt. Auch akustisch ist "Pacific Rim" ein wahres Freudenfest für Besitzer einer ordentlichen Surroundanlage. Die DTS-HD Spur in 7.1 lässt nicht nur die gesamte Nachbarschaft erzittern, sondern hört sich auch in Details absolut hervorragend an. Selbst im ununterbrochenen Soundgewitter sind Dialoge noch immer glasklar verständlich, während sich der Subwoofer nach einer kalten Dusche sehnt und die hinteren Lautsprecher so schwer arbeiten wie schon lange nicht mehr. Gerade in Actionszenen scheint das Spektakel aus allen Richtungen zu kommen, während in ruhigeren Momenten die Atmosphäre durch Umgebungsgeräusche oder den gelungenen Soundtrack unterstrichen wird. Einzig bei der herunterskalierten Abmischung in 5.1 ist die Kanalseparation nicht gänzlich gelungen, so dass seltene Unterschiede bei den hinteren beiden Boxen auszumachen sind, wenn ein Ton von links nach rechts hüpft. Davon abgesehen gibt es aber auch hier nichts zu bemängeln - ausser ihr seid der Nachbar von jemandem, der sich den Film gerade ansieht.

-> 9/10 Soundpunkte


Fazit
Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Gerade nach Michael Bays Roboterschlacht Nr. 2 und 3 war ich doch sehr ernüchtert und hätte nicht damit gerechnet, dass man aus einem ähnlichen Konzept so viel herausholen kann. Doch Guillermo del Toro hat mich ganz klar eines besseren belehrt und vor allem auch gezeigt, dass er der fähigere Regisseur ist. "Pacific Rim" kennt selbst in ruhigen Momenten keine Langeweile, setzt nicht auf Plattitüden oder dümmlichen Pathos, sondern liefert mit seinem neuesten Blockbuster ein wahres Fest für die Sinne. Nicht nur Augen und Ohren werden mit einer Reizüberflutung sondergleichen konfrontiert, sondern auch der Filmfan wird seine Freude an dieser Disc haben.
Natürlich, das Hirn sollte man vorab am besten auf Eis legen oder in ein wenig Bier ertränken, aber spätestens dann entfaltet "Pacific Rim" seine volle Pracht und vermag es auf einer Ebene zu unterhalten, wie es lange kein Film mehr vor ihm tat. Oder um es mit den Worten des kleinen, 12-jährigen Jungen in mir zu sagen: "heilige Scheisse, ist das geil!".

-> 8.5/10 Blu-Ray Punkte


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Dienstag, 29. Oktober 2013
"Man of steel" Blu-Ray Review



Nach höchst erfolgreichen Ablegern von „Batman“, „Iron Man“, den „X-Men“ und ihren einzelnen Protagonisten, „Spider-Man“ sowie der kompletten „Avengers“-Crew, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch er eine Neuauflage erhält wie er sie verdient: der wohl älteste sowie bekannteste Comicheld überhaupt – Superman.
Die in den 70ern entstandenen Verfilmungen mit Christopher Reeve in der Hauptrolle gelten unter Filmfreunden als Klassiker und geniessen Kultstatus – wenn auch dieser Umstand sicherlich auch der oftmals unfreiwilligen Komik von Script und Darstellern zu verdanken ist. Doch nachdem Bryan Singers “Superman Returns“ sowohl bei Kritikern wie auch beim Publikum gnadenlos durchgefallen ist, musste man sich ernsthaft die Frage stellen, ob der alteingesessene Alleskönner überhaupt noch in der Lage ist, sich mit den heute weitaus populäreren Helden zu messen.
Regisseur Zack Snyder (“300“, “Watchmen“) hat sich mit David S. Goyer immerhin einen begabten Schreiberling ins Boot geholt und mit Hilfe von Christopher Nolan, der dieses mal lediglich als Produzent seine Finger mit im Spiel hatte, sollte das Reboot eigentlich eine sichere Sache werden. Doch wer so hoch fliegt wie der Mann mit dem roten Cape, kann auch sehr tief fallen.


Story
Seit Jahrhunderten züchten die Bewohner des Planeten Krypton ihre Nachkommen auf künstliche Art und Weise, um so deren Begabungen und Werdegang bereits im Vornherein bestimmen und somit das Überleben des Volkes sichern zu können. Somit gilt der kleine, auf natürliche Weise gezeugte, Kal-El nicht nur als Wunder, sondern seine Eltern auch als Hochverräter am eigenen Volk.
Angesichts des drohenden Untergangs seines Heimatplaneten sieht Vater Jor-El nur eine Möglichkeit: er stiehlt den Codex der Kryptonier, deponiert diesen mitsamt seinem Sohn in einer Raumkapsel und entsendet diesen in eine neue, Lichtjahre entfernte Heimat. Einen von intelligenten Wesen bevölkerten Planeten Namens Erde.
Dort wird das Kleinkind von den künftigen Adoptiveltern Jonathan und Martha Kent gefunden und unter dem Namen Clark liebevoll aufgezogen. Doch Clarks Fähigkeiten bleiben nicht lange unentdeckt, wobei er selbst erst durch intensive Nachforschungen seine Herkunft erkennt und ihm der Geist seines Vaters Jor-El seine Bestimmung erläutert.
Kurze Zeit später erreicht eine Nachricht aus dem All die noch ahnungslosen Erdbewohner, in der ein gewisser General Zod verlangt, dass sich Kal-El zu erkennen gibt oder die Erdlinge diesen an ihn aushändigen, ansonsten sieht sich ihre gesamte Welt dem Untergang geweiht.
Kal-El, der bis vor kurzem einfach nur Clark Kent war, hält alsbald nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern das von 6 Milliarden Menschen in seinen Händen.


-> Trailer bei Youtube


Die ersten Verfilmungen wie auch Comics über Superman teilten alle den Aspekt, dass Clark Kent seine Identität stets möglichst geheim halten musste und auch Lois Lane lange Zeit im Dunkeln tappte. Dies wurde in “Man of steel“ beinahe komplett ausser acht gelassen, da selbst besagte Reporterin (durch die reizende Amy Adams leider ein wenig unpassend besetzt) viel zu schnell hinter das Geheimnis kommt. Der Rest der Geschichte ist reine Routine: ein einzelner Held auf Selbstfindungs-Trip, eine Regierung die ihn erst als Gefahr wahrnimmt und ein relativ austauschbarer Bösewicht. Das hatten wir alles schon mehrmals durchgekaut und wird auch von Zack Snyder nicht besser präsentiert. Einzig die Anwesenheit von Christopher Nolan merkt man dem Film an, der schon aus Batman einen sehr düsteren, von Selbstzweifel geplagten Helden geformt hat. So sieht sich auch Kal-El in einer Ähnlichen Situation wieder, hin und her gerissen zwischen der menschlichen Erziehung seiner Adoptiveltern und seiner kryptonitischen Herkunft mit der Bestimmung als Held. Nur leider wirkt das dieses mal ziemlich aufgezwungen und will nicht so recht in das Superman-Universum passen wie wir es kennen.
Hinzu kommt, dass die Geschichte des jugendlichen Clark Kent in den Rückblenden nur stückweise und nur annähernd interessant erzählt wird. Stattdessen hat man klar versucht, den Film mit optischen Schauwerten zu gestalten, was teilweise auch gelungen ist. Das Design von Krypton, seiner Raumschiffe und Bewohner kann sich genau so sehen lassen wie die reisserisch inszenierten Prügelkämpfe auf der Erde.
Es ist durchaus amüsant dem Treiben zuzusehen, wenn Superman seinen Widersacher mit Schmackes durch eine Hauswand schleudert und dabei nur noch Trümmer und Staub zurücklässt. Sekunden später darf das stattdessen auch gerne ein Auto sein. Oder ein Bus. Oder eine Mauer, ein Silo, eine Strassenlaterne oder ein x-beliebiges Objekt welches das Stadtbild von Metropolis schmückt.
In “Man of steel“ wird viel und gerne gewütet, nur leider verliert die Zerstörungsorgie zu schnell ihren Reiz. Nicht zuletzt auch deswegen, weil weder Kal-El noch einer seiner Gegner durch die Prügel wirklich entscheidend geschwächt und somit niedergestreckt werden kann – womit sich dem Ganzen eigentlich komplett der Sinn entzieht. Somit dienen die Kämpfe einzig und allein ihrem Selbstzweck der Action und bieten somit im Endeffekt nicht mehr als das vergleichbare Gekloppe der haushohen Roboter aus “Transformers“.


Bild
In Sachen Optik braucht sich “Man of steel“ keinesfalls zu verstecken. Zack Snyder hat in der Vergangenheit schon mehrmals bewiesen, dass er mit passenden Kameraeinstellungen sowie Farbwerten seinen Filmen einen ganz eigenen Charakter verleihen kann – was ihm auch beim neuesten Superman-Ableger bestens gelingt. In Szene gesetzt wird das Ganze umso besser durch sehr gelungene Schärfe- und Kontrastwerte, die für einen überdurchschnittlich guten Bildtransfer sorgen, in dem die zahlreichen Details bestens zur Geltung kommen. Einzig bei schnellen Bildwechseln und Kameraschwenks kann es zu einem leichten Verwischeffekt kommen, der jedoch auch stilistischer Natur sein kann. Doch gerade in den Actionsequenzen sorgt die Inszenierung für Entzücken und lässt die geölten Blu-Ray Muskeln spielen.

-> 8.5/10 Bildpunkte


Sound
So langsam ist es mit den Veröffentlichungen von Warner echt zum Haare raufen. “Man of steel“ reiht sich nahtlos in die Riege der hochklassigen Titel ein, denen man partout keine ordentliche deutsche Soundspur verpassen wollte. Wie schon bei “Harry Potter" und Konsorten muss man sich mit vergleichsweise mickrigem und vor allem veraltetem Dolby Digital 5.1 zufrieden geben, welches in der vorgeführten Form keine anständige Anlage wirklich fordern kann. Die stark begrenzte Bitrate schafft es weder ordentliche Bässe noch eine gute direktionale Wiedergabe auf die Surroundspeaker zu transportieren. Man merkt zwar deutlich, dass irgendwo so etwas wie Räumlichkeit und Volumen vorhanden sind, doch im Endeffekt klingt alles viel zu dumpf und erstickt. Die Bässe zu brav, die Musik zu flach und die Gespräche zu leise. Eine ordentliche Soundspur hört sich definitiv anders an. Immerhin ist das Balancing gelungen, so dass im Endeffekt alles im gleichen Masse hörbar ist – doch von einer anständigen Action Blu-Ray muss definitiv mehr kommen. Enttäuschend.

-> 6/10 Soundpunkte


Fazit
Es sollte die langersehnte, glorreiche Rückkehr von Superman werden. Man hatte Rang und Namen rund um das Projekt versammelt und mit dem Briten Henry Cavill einen Schauspieler gefunden, der den ausserirdischen Clark Kent ausserordentlich sympathisch rüberbringt. Nebst seiner Präsenz und den optischen, durchaus gelungenen Schauwerten fehlt es dem Film aber vor allem an Seele. Nicht eine Sekunde lang kann man sich mit Clark Kent identifizieren, womit ihm schon einmal ein sehr wichtiger Aspekt anderer Superhelden fehlt. Zudem ist sämtliche Komik komplett abhanden gekommen und die Chemie zwischen Cavill und Adams als berühmtes Leinwandpäärchen Lois & Clark stimmt ebenfalls nicht so wirklich. “Man of steel“ will klar mehr sein als er eigentlich ist, taugt aber letztendlich nur als (überlanges) Actionhäppchen für zwischendurch, wenn man die unbändige Lust auf Popcorn verspürt. Als Grundlage für weitere Filme kann das Werk durchaus dienen, in der bereits vorliegenden Form kann es sich allerdings nur rühmen, die wohl beste Superman Verfilmung seit langem zu sein. Wobei auch das nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal ist.

-> 6.5/10 Blu-Ray Punkte


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Dienstag, 15. Oktober 2013
"Prisoners" Filmkritik



Fast jeder ordentliche Thriller der Neuzeit wurde stets um das Element der Entführung bereichert. Sei es die Ehefrau, die Freundin, die Kinder, der beste Kumpel oder wer auch immer - stets wird ein geliebter Mensch von einem Bösewicht irgendwo hin verschleppt und gefangen gehalten, bis der strahlende Retter erscheint. So kennen wir das Schema, so hat man es uns schon unzählige Male vorgesetzt. Ab und zu traut sich ein Film jedoch auch, einen leicht anderen Weg einzuschlagen, so wie "Prisoners". Das Hollywood-Debut des Franko-Kanadischen Kurzfilmers Denis Villeneuve geht die Sache langsam an, baut die Spannung nur sehr bedächtig auf und schafft es vor allem, den Betrachter mehrmals an der Nase herum zu führen.
Beinahe könnte man denken, es gäbe eine Anleitung für einen ultraspannenden Thriller - und nur Villeneuve hätte sie gefunden. Die Frage ist nur: hat er sie auch bis zur letzten Seite durchgelesen?


Story
Keller Dover (Hugh Jackman) mag ein armer, aber liebender Mann sein. Ein streng gläubiger Familienvater der für seine Liebsten durch die Hölle gehen würde, wenn es denn sein muss. Sein Verdienst beim Renovieren von Häusern und Wohnungen wirft momentan knapp genug ab um über die Runden zu kommen, und so lernt er seinem Sohn auch stets, für alles gottgegebene dankbar zu sein; auch wenn die beiden gerade zusammen im Wald einen Hirsch erlegen.
Die kleine, einfache Familienidylle an Thanksgiving wird jedoch aprupt unterbrochen, als sowohl seine Tochter Anna wie auch das Nachbarsmädchen Joy spurlos verschwinden. Der Verdacht fällt schnell auf den Besitzer eines Wohnmobils, welches zum Zeitpunkt des Verschwindens noch in der Strasse geparkt war.
Die örtliche Polizei setzt Detective Loki (Jake Gyllenhaal) auf den Fall an, einen intelligenten Mittdreissiger, dessen Ambitionen ihn endlich aus dieser öden Kleinstadt weg und in belebtere Gefilde bringen sollen. Sein Verhör mit dem jungen Alex Jones (der Fahrer des Wohnmobils) bringt jedoch nur die Erkenntnis zu Tage, dass der Verdächtige den IQ eines 10-jährigen besitzt und kaum imstande wäre, solch komplexe Taten wie eine Kindesentführung überhaupt durchzuführen.
Doch Keller glaubt fest an dessen Schuld und setzt auch nach seiner Freilassung aus der Untersuchungshaft alles daran, etwas aus ihm herauszupressen: den entscheidenden Hinweis, wo seine Tochter ist.


-> Trailer bei Youtube


Es bedarf zwar einiger Minuten, die zur Einführung der Charaktere genutzt werden, bis "Prisoners" ein wenig Fahrt aufnimmt und die Storykurbel so richtig in Gang kommt. Doch spätestens dann zeigt sich, dass Denis Villeneuve seine Geschichte anders erzählen will als seine Regiekollegen vor ihm. Hier geht es nicht um strahlende Helden, um wilde Verfolgungsjagden und bleigeladene Feuergefechte - es geht um einen Familienvater, der mit allen Mitteln seine Tochter finden will. Und die ihm zur Verfügung stehenden Mitteln sind genau die selben wie sie ein jeder hat. Keller Dover hat weder einen schwarzen Gürtel in irgend einer Kampfsportart, er kann abgesehen von seiner Jagdbüchse nicht mit Waffen umgehen und er steckt auch nicht hunderte Schläge von Muskelpaketen ein.
Doch für einmal zeigt selbst das Gesetz in Form von Detective Loki seine grüblerische, gebrechliche und vor allem nicht unfehlbare Seite. Wenn der Polizist an sich selbst zweifelt, vergeblich seinen einzigen Verdächtigen befragt und partout nicht weiter weiss; dann ist das Thrillerkino wie man es lieben muss. Jake Gyllenhaal erfüllt erstmals seit "Donnie Darko" wieder eine etwas tiefgründigere Rolle und bringt den ambitionierten, aber in seinem Job gelangweilten Gesetzeshüter schon beinahe brilliant auf die Leinwand. Nach der ersten Filmhälfte wünscht man ihm so sehr, endlich den Täter zu finden, dass man beinahe Hugh Jackman in seiner Rolle als Familienvater vergisst.

Das liegt vor allem daran, dass es Villeneuve schafft, dass die Sympathien immer wieder zwischen den Charakteren hin und her wechseln. Leidet man anfänglich mit dem Schicksal der Kleinfamilie, so fragt man sich später immer öfter, ob Kellers Taten wirklich richtig, ob sie notwendig sind. Gleichzeitig erbarmt man sich mit dem geistig behinderten Alex Jones (der vom eher unbekannten Paul Dano ebenfalls grossartig portraitiert wird) und zweifelt an den Methoden der örtlichen Polizei - nur um einige Minuten später alles wieder ins komplette Gegenteil zu kehren.
Genau diese Gratwanderung macht "Prisoners" so besonders, zu etwas anderem als dem Altbekannten. Nicht zuletzt dadurch baut sich spätestens in der zweiten Filmhälte der fast 2,5 Stunden eine unerträgliche Spannung auf, die sich erst in den letzten Minuten auflöst, nachdem das Geheimnis um den wahren Schuldigen gelüftet wurde.


Bild & Sound
Das triste, bedrückende Grau des Spätherbstes im amerikanischen Pennsylvania fängt die Grundstimmung des Filmes bestens ein, zu dem auch einsetzender Regen sowie leichter Schneefall seinen Teil beiträgt. Eingebettet in langsame Kamerafahrten und mit Bedacht gewählte Schnitte, lässt sich "Prisoners" auch in seiner optischen Aufbereitung viel Zeit für die Geschichte. Vor allem mit Totalen wurde viel gearbeitet, Nahaufnahmen und Close-Ups dienen nur ihrem Selbstzweck, während man ansonsten die Chakatere samt ihrer Umgebung durch Mimiken und Gestiken sprechen lässt. Die Farbgebung indes ist beinahe während der gesamten Filmlänge ebenfalls spektakulär unspektakulär und setzt nur mit wenigen farblichen Wechseln stilbedingte Akzente.
Damit Hand in Hand geht auch der Ton, der in erster Linie durch seinen ruhigen Mix hervorsticht. Surroundeffekte sind genau so spärlich gesät, wie die akzentuiert einsetzende Musik, welche mit Streichern und Piano die traurig-spannende Stimmung untermauert.


Fazit
Es ist lange her, seit ich einen Thriller im Kino gesehen habe. Ich empfand sie entweder als zu seicht oder die Thematik als nicht interessant genug um gerne hinzugehen - doch "Prisoners" gab ich eine Chance, die postwendend genutzt wurde. Der komplette Film gestaltet sich betont langsam und baut seine Spannung nur allmählich auf, dann jedoch umso mehr. Sämtliche Charaktere sind ausserordentlich gut besetzt und vermitteln spielend die ganze Hilflosigkeit, Verzweiflung, Trauer und Wut über eine solch schreckliche Tat, deren Ausmass man sich erst spät wirklich bewusst wird.
Bis zum wirklich gelungenen Schluss vergehen rund 2,5 Stunden, die zwar überaus intensiv aber zuweilen auch recht langatmig daherkommen.
Somit wird die gemächliche Erzählstruktur sicherlich nicht jedermannes Geschmack treffen, aber wer sich davon nicht abschrecken lässt, erlebt hier einen enorm packenden Thriller, der sich dank seiner Intensität ganz oben einreihen und wohl noch das ein oder andere mal als Referenz herhalten wird. Und irgendwie hört man es bereits rufen "..and the Oscar goes to..."

-> 8.5/10 Gesamtpunkte



Donnerstag, 3. Oktober 2013
"Iron Man 3" Blu-Ray Review



Robert Downey Jr. ist aus seinem Superheldenanzug kaum mehr wegzudenken und verkörpert auch im dritten Teil den exzentrischen Milliardär Tony Stark mit viel Hingabe und Freude. Das Problem im direkten Vorgänger war jedoch nicht Tony oder sein Hintergrund, der eingehender beleuchtet wurde, sondern sein Widersacher, dessen Motivation für einen wirklich guten Filmschurken einfach nicht ausgereicht hatte.
Nachdem sich der Iron Man auf Seiten der Avengers im gleichnamigen Blockbuster letztmals so richtig austoben konnte, folgt nun eine neue Bedrohung für den fliegenden Alleskönner in Form des Mandarin – einer Figur die ebenfalls bereits aus den Comics bekannt ist. Doch schafft es dieser neue Charakter, dem Abschluss der Trilogie nochmals den richtigen Aufwind zu bescheren?


Story
Silvesternacht 1999, als Tony Stark einfach nur Tony Stark war und sein Leben in aller Öffentlichkeit und mit viel Saus und Braus auslebte. An einer Party in der Schweiz lernt er nicht nur die Biologin Maya Hansen kennen, sondern auch den gehbehinderten, aber hochintellektuellen Aldrich Killian, der wiederum Mayas Interesse für seine Firma wecken will um mit ihm zusammenzuarbeiten. Ihre bahnbrechende Entwicklung zur Veränderung der menschlichen DNS soll die anatomische Forschung in ganz andere Bahnen lenken – doch Tony wimmelt Aldrich ab, verschwindet mit Maya auf seinem Zimmer und die Geschichte des Iron Man nimmt ihren bekannten Lauf.
Zurück in der Gegenwart erschüttern die Bombenanschläge eines mysteriösen Mandarin die moderne Welt. Opfer verbrennen bei rund 3000° Celsius und nie ist auch nur eine Spur eines Bombensatzes aufzufinden, bis Tonys Chauffer, Bodyguard und Freund Happy Hogan bei einem solchen Anschlag schwer verletzt wird und dem Helden den dringend benötigten Hinweis hinterlässt.


-> Trailer bei Youtube


Erstmals sieht sich der Iron Man nicht nur mit einem neuen Widersacher, sondern auch mit einer Identitätskrise konfrontiert. Seit seinem eigenen Rausschmiss bei Stark Industries weiss der schwerreiche Playboy nichts mehr mit sich anzufangen, bastelt ziellos an irgendwelchen Anzügen, vernachlässigt seine Beziehung zu Pepper und weiss gar nicht, ob er eigentlich noch immer ein Superheld sein will.
Dieser Ansatz ist einer, der bereits in “The Dark Knight rises“ verfolgt, dort aber besser ausgearbeitet wurde. Bruce Wayne hat man den gebrochenen Batman weitaus besser abgekauft als Tony Stark seinen Iron Man mit Midlife-Crisis. So verläuft sich dieser grundsätzlich interessante Aspekt zu schnell im Sande und macht Platz für filmische Leerläufe, die mit vermeintlich gehaltvollen Gesprächen und viel zu wenig Action gefüllt werden. Gerade von einem “Iron Man“ erwartet man hier einfach mehr, und nicht etwa, dass man über weite Strecken auf dem Trockenen sitzt.
Leider wirkt auch der Rest der Story ein wenig fehl am Platze im Filmuniversum des Rächers in der eisernen Rüstung. Der Terrorismus als allgegenwärtige Bedrohung wurde zwar grundsätzlich gut gewählt und umgesetzt, jedoch will die Komponente der veränderlichen DNS nicht so recht in das Konzept passen und wäre in einem Sci-Fi/Fantasy Film sicherlich besser aufgehoben. Fans der Comicvorlage dürften mit der Thematik zwar bereits vertraut sein, aber manch anderer dürfte dem Ganzen mit einerordentlichen Portion Skepsis begegnen.


Bild
Ganz und gar vorbildlich kommt hingegen die visuelle Umsetzung daher. Während die stereoskopische 3D-Fassung scheinbar mit einigen Ungereimtheiten zu kämpfen hat, liefert die handelsübliche 2D-Variante ein rundum gelungenes Ergebnis. Dia Farbgebung ist gewohnt kräftig, mit satten Kontrasten und einer teilweise unfassbar hohen Detailfülle. Wenn selbst feinste Kratzer und Inschriften auf Starks Rüstungen erkennbar sind, staunt selbst der geneigte Blu-Ray Kenner nicht schlecht über das Bildmaster. Unterstützung kriegt man hierbei von einer überdurchschnittlichen Bildschärfe mit nur wenigen Mankos wie etwas weicheren Effektshots, die letztendlich jedoch kaum ins Gewicht fallen.

-> 8/10 Bildpunkte


Sound
Akustisch gibt es bei “Iron Man 3“ voll auf die Zwölf. Gerade in Actionszenen dreht die DTS-HD MA Spur auf sämtlichen Kanälen richtig auf und reizt – sofern vorhanden – auch das 7.1 Setup richtig aus. Doch nicht nur wenn es laut zu und her geht, bietet die Spur eine ausserordentlich gute Räumlichkeit, sondern auch in ruhigen Szenen, wenn alles in einen wohligen Klangteppich gehüllt wird. So wirken nicht nur Dialoge äusserst voluminös, sondern auch der Soundtrack dröhnt aus sämtlichen Richtungen – wenn auch dieses mal ohne AC/DC, Black Sabbath und Konsorten.
Dass der Subwoofer für seine Leistung einen Sonderzuschlag erhalten müsste, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung mehr, wohl aber dass das Balancing zu jedem Zeitpunkt wie die Faust aufs Auge passt. Alles in allem ein Mix, der im Jahr 2013 absolut auf der Höhe der Zeit ist und sich sicherlich ganz vorne mit einreiht.

-> 9.5/10 Soundpunkte


Fazit
Nach der Kinopremiere war man ob der Qualität von “Iron Man 3“ zwiegespalten. Die einen lobten den selbstkritischen Ansatz von Tony Stark, andere bemängelten die Übertreibung in fast sämtlichen belangen, bemängelten die Umsetzung des Bösewichts oder die zu unspektakuläre Action. Und dem gebe ich zu grossen Teilen recht. Während die erste halbe Stunde noch altbekannte Unterhaltung in gewohnter Manier bietet, fällt das Niveau danach zu schnell ab und reiht sich irgendwo zwischen allen anderen durchschnittlichen Sommerblockbustern ein. Die Längen zwischen den Actionsequenzen summieren sich zu schnell und die Dialoge lassen die grossartige Spritzigkeit der Vorgänger vermissen. Stattdessen verlässt man sich auf einzelne Slapstick-Einlagen, die ihr Ziel jedoch meist verfehlen.
Betrachtet man die Trilogie als ganzes, die sich vor allem um ihren Hauptcharakter Iron Man/Tony Stark dreht, so kann man ganz klar von einem Erfolg sprechen der in der Filmwelt nicht fehlen dürfte. Der Abschluss in Form des dritten Teils für sich genommen ist jedoch enttäuschend, sofern man die selbe Art der Unterhaltung wie zuvor erwartet. Gerade der grossartige erste Teil wird für immer im Gedächtnis bleiben, während diese dritte Installation wohl eher relativ schnell wieder daraus verdrängt werden wird.

-> 6.5/10 Blu-Ray Punkte


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Montag, 2. September 2013
"The Conjuring - Die Heimsuchung" Filmkritik



Der Titel „Saw“ war 2004 in aller Munde, als der Kurzfilm von Regisseur James Wan in einer verlängerten Version in die Kinos kam und quasi im Alleingang eine neue Art des Horrors einläutete – den „Torture Porn“. Knappe 1,2 Millionen USD und eine Drehzeit von lächerlichen 18 Tagen reichten James Wan und seinem Team damals, um den Film zu realisieren, Zahlen die selbst Wan heute nicht mehr zufrieden stellen können. Denn bereits kurz nach „Saw“ war er ein gefragter Mann und wurde für grössere Projekte angeheuert, blieb aber bis auf eine Ausnahme (“Death Sentence“) stets dem Horrorgenre treu.
Vor kurzem hielt sein neuestes Werk “The Conjuring“ Einzug in die deutschsprachigen Lichtspielhäuser, nachdem der Film bereits nach nur 1 Woche in den Staaten zum neuen Publikumsmagneten lanciert ist.
Ist dies nun also der Beweis dafür, dass der US-Amerikaner auch anders kann, als nur Menschen sterben zu lassen?


Story
Für die Perrons erfüllt sich ein Traum, als sie endlich in ihr eigenes Landhaus umziehen können. Ein grossräumiges Anwesen, direkt am See mit viel Umschwung. Perfekt also für die 7-köpfige Familie, umso mehr, da sie das Haus zum Schnäppchenpreis erstanden haben ohne auch nur einen Haken an der Sache zu finden.
Doch bereits am Tag des Einzugs entdecken die Kinder beim spielen zufällig einen Zugang zum Keller – der merkwürdigerweise zugenagelt wurde und in dem sich eine Menge Gerümpel befindet. Man freut sich natürlich über den zusätzlichen Stauraum, ohne sich grossartig darüber Gedanken zu machen. Auch als Carolyn am nächsten Morgen mit blauen Flecken erwacht, denkt sie sich noch nichts dabei. Erst als sie beim Blick auf die Uhr feststellt, dass sämtliche Zeiger nachts um kurz nach drei stehengeblieben sind, kommen erste Zweifel auf, ob in diesem Haus alles mit rechten Dingen zugeht.
Daraufhin häufen sich die Ereignisse: Tochter Cindy fängt erneut an zu schlafwandeln, Bilderrahmen fallen plötzlich zu Boden und spätestens als Mutter Carolyn eines Nachts wie von Geisterhand im Keller eingesperrt wird, macht sich Angst breit.
In ihrer Verzweiflung wendet sich Carolyn an Ed und Lorraine Warren, ihrerseits Spezialisten bei der Untersuchung paranormaler Phänomene. Die beiden beschliessen, der Familie zu helfen – ohne dabei zu ahnen, dass dies einer ihrer schlimmsten Fälle wird…


-> Trailer bei Youtube


Bereits im Vorfeld wurde der Film grossspurig damit beworben, dass es sich bei den Ereignissen von “The Conjuring“ um tatsächliche Vorfälle handelt. Was genau davon wie und warum wirklich geschehen ist, ist nicht belegt, wohl aber dass die Charaktere von Ed und Lorraine Warren auf einem gleichnamigen Paar basieren, welches vor allem in den 70er Jahren zahlreiche Untersuchungen übernatürlicher Art angestellt und dabei unter anderem das berüchtigte Amityville Haus besucht hat.
Das bewahrt den Film natürlich nicht davor, vom Grossteil des Publikums als Fiktion angesehen zu werden, gibt dem Ganzen aber dennoch einen etwas anderen Anstrich. Zusammen mit den Stilmitteln denen sich James Wan bedient hat, ergibt das im Endeffekt einen oftmals sogar dokumentarischen Touch, was nicht zuletzt für einiges an Atmosphäre sorgt.
In erster Linie ist es aber das gelungene Setting der frühen 70er Jahre, welches gekonnt eingefangen wurde. Die schon beinahe antiken Elektronikgeräte, die Möblierung und Outfits der Protagonisten wirken sehr natürlich und lassen eine vergessene Zeit mit Leichtigkeit wieder aufleben.

Es ist klar ersichtlich, dass Wan ein grösseres Budget zur Verfügung stand, welches er auch ausnutzt. Der Cast wurde sorgfältig ausgewählt und selbst die Kinder stellen keinen Störfaktor im sonst stimmigen Umfeld dar. Jedoch gelingt es einzig Vera Farmiga (“Das Waisenhaus“, “Orphan) erneut, wirklich hervorzustechen.
Die Story selbst indes ist nicht das, was bei diesem Film wirklich bei der Stange hält. Einiges ist vorhersehbar und bedient sich an diversen Genreklassikern, wie “The Exorcist“ oder “Poltergeist“. Da man im Zweifelsfalle aber besser gut klaut statt schlecht neu erfindet, ist dieser Umstand halb so schlimm – die Spannung generiert der Film nämlich durch sein gelungenes Zusammenspiel aus Ton und Bild sowie dem Umstand, dass gerade zu Beginn des Films nicht ganz klar ist, was hier genau vor sich geht.


Bild & Sound
Optisch gelingt es “The Conjuring“ erstaunlich gut, das Feeling der 70er in die Gegenwart zu transportieren. Der Grundton ist in eher blassem sepia gehalten und nur selten streuen sich knallige Farben in das Gesamtbild. Genretypisch spielt James Wan auch gerne mit einem satten Schwarzwert, der meist nur (gewollt) erahnen lässt, was sich da im Dunkel verbirgt.
Zusätzlich sorgen die Kameraeinstellungen und – fahrten für das anfangs erwähnte, dokumentarische Gefühl, da viel in Totalen gearbeitet wird und Close-Ups sowie Nahaufnahmen nur als gezielte Stilmittel eingesetzt werden. Man fühlt sich selten mitten in das Geschehen hinein versetzt, sondern eher als stiller Beobachter des Ganzen.

Auch der Sound trägt viel zur allgegenwärtigen Atmosphäre bei. Während zu Beginn mit beschwingter Musik das Gefühl der 70er Jahre vermittelt wird, untermalt man die Bilder später mit bedrohlichen Streichern oder lässt den Score gar komplett weg.
Das kennt man zwar bereits von diversen anderen Genrevertretern, schmälert die erzielte Bedrohlichkeit jedoch nicht im geringsten.


Fazit
“The Conjuring“ beginnt erst mit Anleihen am grossartigen “Poltergeist“, mit Uhren die verrückt spielen, Türen die sich urplötzlich schliessen und dem sanften aber stetigen in die Irre führen der Familie Perron. Später nimmt das Unheimliche immer weiter seinen Lauf und gipfelt in der zweiten Hälfte des Films, als sich die Ereignisse überschlagen.
Leider driftet das Ende zu sehr in das Schema eines typischen Exorzismus-Films ab und bietet damit keinerlei Überraschungen mehr. Wer sich bis zu jenem Zeitpunkt jedoch auf die gelungene Atmosphäre einlässt, erlebt einen durchaus unterhaltsamen, aber nicht ganz ausgereiften Gruselstreifen – bei dem es ausnahmsweise keinerlei Tote zu beklagen gibt.

-> 6.5/10 Gesamtpunkte



Dienstag, 23. Juli 2013
"Fast & Furious 6" Blu-Ray Review



Das Erfolgsrezept reisst einfach nicht ab: schnelle Autos, coole Sprüche und scharfe Kurven. “The Fast & the Furious“ setzt nunmehr seit 12 Jahren auf die selbe Formel und landet damit einen Kassenschlager nach dem anderen.
Nachdem Regisseur Justin Lin im dritten Teil das Ruder übernommen und der Reihe neuen Schwung verliehen hatte, war der vorläufige Höhepunkt vor 2 Jahren mit “Fast Five“ erreicht. Man verabschiedete sich von rivalisierenden Testosteronschleudern und ihren sinnbefreiten Kurzstreckenrennen und verlagerte das Geschehen mehr in die Richtung eines konventionellen, aber rasanten sowie bleihaltigen Actionfilms. Für viele war dieser fünfte Teil dann auch tatsächlich der beste seit langer Zeit und natürlich stellte man sich vor der Produktion des neuesten Machwerkes die Frage, was man denn noch verbessern könnte. Und wie so oft lautete die Devise: von allem mehr – es würde schon irgendwie gut gehen.


Story
Doch leider beginnt der tiefe Fall von Fast & Furious 6 bereits beim Aufhänger, der tatsächlich als Story hinhalten soll.
Toretto (Vin Diesel), der ex Bulle Brian (Paul Walker) und ihr Team haben sich nach ihrem erfolgreichen letztem Raubzug in spanische Gefilde abgesetzt und leben ein ruhiges, beschauliches Leben, bis Agent Hobbs (Dwayne „The Rock“ Johnson) an Torettos Tür klopft. Ausnahmsweise jedoch nicht um diesen festzunehmen, sondern um ihn um seine Hilfe zu bitten, Owen Shaw dingfest zu machen – seinerseits ebenfalls Autofreak und professioneller Krimineller. Dieser plant den Überfall auf einen Militärkonvoi um eine Superwaffe anzufertigen, mit der sich das komplette Kommunikationssystem der USA lahmlegen lässt.
Hobbs glaubt, Shaw nur durch ein ebenbürtiges Team stoppen zu können und baut deshalb auf die Mithilfe von Toretto und seinen Bleifuss, der jedoch erst einlenkt, als er das Foto einer Überwachungskamera sieht, auf dem seine totgeglaubte ex Freundin Letty zu sehen ist.
Die schweren Jungs machen sich auf nach London, wo sie Shaw bei der Flucht vor einer Polizeirazzia beobachten und eine halsbrecherische Verfolgungsjagd um den halben Globus starten. Doch als Toretto von Letty angeschossen und verletzt wird, ist für ihn klar: er muss sie zurückgewinnen.


-> Trailer bei Youtube


Die Hintergrundstory dieses sechsten Teils klingt auf Papier kaum dünner als sie eigentlich ist. Wie so oft dient sie bloss als Mittel zum Zweck um irgend einen Aufhänger für die kommenden Verfolgungsjagden, Schiessereien und Explosionen zu bieten, garniert mit kernigen One-Linern und jeder Menge Stumpfsinn.
Etwas anderes hat die Reihe zwar nie ausgemacht, jedoch Treibt es Regisseur Justin Lin dieses mal eindeutig auf die Spitze.
Der Cast rund um Hauptfigur Vin Diesel bietet zwar die gewohnte Mixtur aus Overacting und fehlendem Talent, jedoch vermögen dieses mal auch die Gegenspieler kaum Akzente zu setzen. Nie ist die Bedrohung wirklich spürbar, noch fühlt man mit irgend einem der Protagonisten mit. Auszugleichen versucht hat man das erneut durch tausende von Pferdestärken und schnelle Action, doch selbst diese ist im aktuellen Ableger dermassen übertrieben ausgefallen, dass man sich des öfteren beschämt an die Stirn klatschen oder aus Verzweiflnung lauthals lachen muss. Die vieldiskutierte Szene auf einer Flugzeuglandebahn bietet hier allerdings nur die Spitze des Eisberges.
Zu Anfang mag das bei der ersten Verfolgungsjagd noch unterhaltsam sein, doch die masslose Übertreibung fängt bald an zu nerven – nicht zuletzt als man realisiert, dass Fast & Furious 6 abseits davon rein gar nichts zu bieten hat.


Bild
Immerhin schöpft auch diese Blu-Ray aus dem Hause Universal erneut aus dem vollen und präsentiert sich in erster Linie mit einer sehr hohen Bildschärfe. Zwar schleichen sich ab und zu kleinere fokussierungsbedingte Mankos oder Verwischungseffekte bei schnellen Kameraschwenks ein, sind jedoch nur bei genauem Hinsehen erkennbar und wirken sich somit kaum auf das Gesamtbild aus. Daran haben nicht zuletzt auch die gut gewählten Kontraste Anteil, deren Farbgebung zwar ein Minimum zu kräftig wirkt, dadurch aber für eine relativ hohe Plastizität sorgen. Wäre auch noch der Schwarzwert einen Tick besser, könnte man für das Bildmaster schon beinahe die Höchstnote zücken – so reicht es aber trotz unzähligen Details und beeindruckender Effekte nicht ganz.

-> 9/10 Bildpunkte


Sound
Auch die Ohren werden bei der verwendeten DTS-Spur wenig Grund zum klagen finden, wennauch das englische Original in DTS-HD nochmals ein wenig voluminöser und kräftiger klingt. Direktionale Effekte finden sich zuhauf auf sämtlichen Lautsprechern, der Subwoofer verrichtet vor allem in Actionszenen Schwerstarbeit und die Hintergrundmusik dröhnt besser als in der Dorfdisco um die Ecke. Allerdings fehlt im Balancing der Feinschliff, so dass letztere ab und an Dialoge und sogar Effekte unter sich begräbt. So sind gerade die Gespräche gerne einen Tick zu leise und nicht immer problemlos verständlich – was angesichts des fehlenden Inhalts jedoch nicht weiter tragisch sein dürfte.

-> 8.5/10 Soundpunkte


Fazit
Ganz klar, Fans von “The Fast and the Furious“ haben sicherlich auch an Fast & Furious 6 ihre wahre Freude. Schnell, laut, brachial, manchmal witzig, aber selten originell – so ähnlich könnte man diesen sechsten Teil zusammenfassen. Viele Stunts sind erneut atemberaubend, andere jedoch derart übertrieben, dass es schon beinahe peinlich wird. Ähnlich wie schon bei “Stirb Langsam 5“ wollte man mit noch mehr Action ein noch grösseres Publikum ansprechen, verliert dabei aber so ziemlich alles, was die Serie bislang ausgemacht hat. War schon im fünften Teil von Realismus nicht mehr allzu viel übrig, so ist dieser Punkt nun komplett dem Drehbuch zum Opfer gefallen und man präsentiert die satten 130 Minuten völlig over the top.
Knallharte Fans werden mit dieser technisch gelungenen Blu-Ray ihre Sammlung bestimmt komplettieren, für alle anderen bleibt es bei einem einmaligen Abend mit ein paar Kumpels und Bier. Viel Bier.

-> 5.5/10 Blu-Ray Punkte


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Donnerstag, 30. Mai 2013
"Django Unchained" Blu-Ray Review



Der Name Quentin Tarantino steht seit nunmehr 25 Jahren und mittlerweile 9 Filmen für brutales, kontroverses und kaum katalogisierbares Kino. Jeder Film des Südstaatlers bediente stets mehrere Genres und vor allem seine ersten Werke konnten sich dank komplexem, unüberschaubarem Storytelling nie im grossen Mainstream ansiedeln. Erst später wurden auch “Pulp Fiction“ und “Reservoir Dogs“ zum Kult, nachdem sich selbst der letzte Kunstverweigerer vom Handwerk des Regisseurs überzeugt hatte. Doch die Gemeinsamkeiten dieser ersten Filme verloren sich schon bald im Nichts und seine späteren Werke passten sich immer mehr dem allgemeinen Geschmack an und verzichteten auf die Vielschichtigkeit, wie man sie eigentlich erwarten würde. Film Nr. 9 hört nun auf den Namen “Django Unchained“ und gibt sich in erster Linie als Western, der aber gerade für Tarantino-Verhältnisse zu geradlinig auftritt. Abgesehen von vereinzelten Flashbacks zieht sich die Story konventionell von A nach B und umschifft dabei grundsätzlich vieles davon, was die Werke des Regisseurs bislang ausgemacht haben. Und trotzdem – oder gerade deswegen – wurde “Django Unchained“ mit Abstand zum erfolgreichsten Tarantino-Film und erhielt neben 2 Oscars auch noch zahlreiche weitere Preise und Nominierungen. Aber sind diese Lorbeeren tatsächlich verdient oder war die Konkurrenz 2012 einfach zu schwach?


Story
Den namensgebenden Django (Jamie Foxx) lernen wir als Sklaven kennen, wie er angekettet an einige Leidensgenossen mitten durch die Prärie geschleift wird, auch in der eisigen Kälte der Nacht. So staunt der Afroamerikaner nicht schlecht, als der Tross durch einen entgegenkommenden Wagen aufgehalten wird, dessen Kutscher derart geschwollen daher redet, dass ihn die Cowboys kaum verstehen. Der Retter in der Not entpuppt sich als Dr. King Schultz (Christoph Waltz), ehemaliger Zahnarzt und Kopfgeldjäger, der Django für seine eigenen Zwecke freikaufen will. Der Steckbrief in der Tasche führt ihn zu einer Bande, die zufälligerweise auf Djangos Plantage beschäftigt und für sein Auspeitschen sowie den Verkauf seiner Frau verantwortlich waren. Da Django also weiss wie die drei Brüder aussehen, kann nur er dem guten King Schultz bei seiner Mission helfen und soll als Gegenleistung 75 Dollar und seine Freiheit erhalten.
Bei einer Unterhaltung erfährt Schultz, dass Djangos Frau auf den Namen Broonhilde hört, was ihn natürlich gleich an sein Heimatland und die Legende von Siegfried erinnert. Fortan fühlt sich der quirlig-sympathische Kopfgeldjäger für seinen Schützling verantwortlich und will ihm bei der Suche nach dessen Frau helfen, die scheinbar ihr Leben als Sklavin auf dem Hof eines reichen industriellen fristet. Das ungleiche Gespann macht sich mitsamt ausgeklügeltem Plan auf zur Ranch um Broonhilde zu befreien und dabei jede Menge Leichen zu hinterlassen.


-> Trailer bei Youtube



Im Einleitungsabschnitt schon abgesprochen, dürfte spätestens nach Zusammenfassung der Story klar sein, dass auch bei Quentin Tarantino der Mainstream Einzug gehalten hat. Die Geschichte verfügt bereits von Haus aus über zu wenig Potential und überzeugt weder mit einem Gros an Spannung noch mit sonderlich viel Kreativität. Der Ursprung der überschwänglich guten Kritiken muss also wo anders liegen: bei den Charakteren. Bereits zum zweiten mal innert 3 Jahren hat sich Tarantino den Österreicher Christoph Waltz ins Boot geholt, der auch hier auf seine grosse Stärke der Wortgewandtheit setzt. Seine geschwollene Redensart zusammen mit der unnachahmlichen Mimik und Gestik verleiht seinem Charakter das gewisse Etwas, was diesen Film in seinen ersten 60 Minuten so grossartig macht. Seine Performance stellt dann auch alles andere in den Schatten, insbesondere Jamie Foxx, der sich erneut nicht als grosser Charakterdarsteller etablieren kann. Während man Waltz sein Spiel als verrückter Ex-Zahnarzt abnimmt, der nun Geld für Leichen einkassiert, kauft man Foxx den gepeinigten, rebellierten Sklaven nicht so richtig ab. Es mag auch am Script liegen, aber seine Darstellung ragt kaum über den Durchschnitt hinaus. Dies gilt glücklicherweise nicht für Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson, die beide in eher ungewohnten Nebenrollen zu sehen sind, die sie in einer solchen Form noch selten zuvor verkörpert haben.

Grundsätzlich ist es eine wahre Freude, den Protagonisten zuzusehen (und zu hören), das täuscht allerdings nicht über die relativ schwache Story und den Umstand hinweg, dass sich “Django Unchained“ nach gut der Hälfte der 165 Minuten zu ziehen beginnt. Nach einem fulminanten Einstieg inklusive Schiesseinlagen und sehr viel schwarzem Humor, folgt ein äusserst dialoglastiger Mittelteil, der sich bis ins Schlussdrittel hinzieht. Hier hat Tarantino erfolglos versucht, den Fokus vermehrt auf die Geschichte und ihre Charaktere zu legen, was aber insofern misslingt, als dass erstere zu wenig hergibt und letztere leider zu eindimensional bleiben um auch in den ausufernden Gesprächen noch wirklich interessant zu sein. So ist es hier nur noch dem grösstenteils hervorragenden Acting zu verdanken, dass man das schleichende Geschehen trotzdem noch gerne verfolgt, bis man zuletzt bei einem Ende angelangt, welches man entweder als grandios bezeichnet, oder aber als eines der dümmsten der letzten paar Filmjahre.


Bild
Wie es sich für einen richtigen Western gehört, präsentiert sich das Bild von “Django Unchained“ als trostlos, dreckig, staubig und braun. Allerdings darf dies durchaus als Kompliment betrachtet werden, denn nur so wird der wilde Westen auch ordnungsgemäss ins Wohnzimmer transportiert.
Die Farbpalette zeigt sich zwar ziemlich einseitig, aber dennoch kräftig und satt und weiss dank den ausgewogenen Kontrasten sogar in dunklen Bereichen mit einer Vielzahl an Details zu gefallen. In hellen Szenen allerdings legt man hier noch eine deutliche Schippe drauf und füllt den Bildschirm mit allem, was moderne HD-Kameras so hergeben. Egal ob Hautporen, feinste Haarsträhnen der Pferde oder der obligatorische Wüstensand – Details finden sich an jeder Stelle wo sie hingehören und sorgen auch aufgrund der hohen Bildschärfe für ein überdurchschnittlich gutes Bild. Zu einer Höchstwertung reicht es leider aufgrund der mangelnden Plastizität nicht, aber auch die selten zu findenden weicher fokussierten Shots stören das Gesamtbild nicht merklich.

-> 8/10 Bildpunkte


Sound
Die auf der Disc enthaltene DTS-HD Spur überzeugt durch enorm voluminöse Musik und eine glasklare Dialogwiedergabe, die lediglich an der (gewollt) genuschelten Vertonung krankt. Nicht alle Protagonisten sind stets verständlich, auch wenn das Balancing und die allgemeine Lautstärke der Gespräche grundsätzlich sehr gut sind. Das gilt auch für die knalligen Effekte, die besonders in den actiongeladenen Momenten beinahe ohrenbetäubend zur Geltung kommen und für ein sehr dynamisches Klangbild sorgen, welches sich rund um das Sofa aufbaut.
Leider flacht dieses Surround-Feeling in den ruhigeren Momenten schnell ab, da Tarantino hier nur spärlich auf atmosphärische Umgebungseffekte setzt. Dass aber selbst die Prärie in dieser Hinsicht mehr zu hören hergibt, beweist beispielsweise “Todeszug nach Yuma“ überaus eindrücklich.
Nicht jedermanns Geschmack wird erneut die für Tarantino typische Musikauswahl treffen. Nebst durchaus passendem Johnny Cash und Konsorten wurde die eine oder andere Szene auch mit modernem Hip-Hop unterlegt, was nicht so recht ins Gesamtbild passen will. Es wirkt zwar selten derart deplatziert wie beim kürzlich erschienenen “The man with the iron fists“, nimmt dem Film aber immer wieder ein gutes Stück Western-Atmosphäre.

-> 7.5/10 Soundpunkte


Fazit
Es ist nicht nur die Anpassung an den breiten Strom die aus “Django Unchained“ wenig mehr machen als knapp überdurchschnittliche Filmkost. Dass die Geschichte ohne Umschweife von A nach B erzählt wird und dabei auf sämtliche Überraschungen verzichtet, ist nicht das Hauptproblem – sondern die Laufzeit von satten 165 Minuten. Wer so viel Zeit füllen will, sollte zumindest sehr interessante Charaktere zur Hand haben, wenn schon die Story nicht allzu viel her gibt. Und auch wenn das Acting von Waltz, DiCaprio und Jackson über jeden Zweifel erhaben ist, so bleiben ihre dargestellten Personen zu eindimensional und vorhersehbar. Diese Mankos machen sich insbesondere im Mittelteil des Films bemerkbar, wenn sowohl Story wie auch Charakterentwicklung vor sich hin plätschern, ohne dass wirklich etwas passiert. Zwar wirft Tarantino immer wieder einige Schmunzler mit rein, aber viel mehr ist da nicht. Das ist umso tragischer, da sich der Einstieg als herrlich abgedreht-komödiantischer Western gestaltet, der auf ganzer Linie überzeugen und unterhalten kann. Doch schnell wird klar, dass der Film selber nicht so wirklich weiss, was er eigentlich sein will. Wer ein historisch angehauchtes Drama rund um Sklaverei sucht, findet in “Gladiator“ oder “Spartacus“ (der Film, nicht die Serie) eine weitaus bessere Alternative; mit “Todeszug nach Yuma“ einen modernen Western, der “Django“ in jeder Hinsicht überlegen ist; und unzählige weitere Foltermethoden für die Lachmuskeln.
Letztendlich ist “Django Unchained“ weder Fisch noch Vogel – bei weitem kein schlechter Film, aber er übernimmt sich an seinen eigenen Ambitionen.

-> 7/10 Blu-Ray Punkte


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Montag, 20. Mai 2013
"Kindsköpfe 2" Filmkritik



Es ist wohl unlängst bekannt, dass die Geschmäcker von Kritikern und Publikum in vielen Fällen auseinandergehen. Was den grossen Filmenthusiasten und –kennern gefällt, fällt beim Mainstream zumeist durch und was in Reviews aufs Gröbste zerrissen wird, feiert das Publikum gnadenlos ab.
Ein gutes Beispiel hierfür waren schon immer die Filme des amerikanischen Komikers Adam Sandler. Seine Filme strotzten stets vor plattem Humor, kindischem Slapstick und Sprüchen tief jenseits der Gürtellinie. Und doch konnte er in der Vergangenheit einen Hit nach dem anderen landen, der an der Kinokasse mit hohen Einnahmen und vielen Lachern quittiert wurde. Zu seinen grössten Erfolgen gehörte auch “Kindsköpfe“ von 2010, der nun knapp 3 Jahre später seine Fortsetzung findet. Und erneut schlagen Kritiker die Hände über den Kopf zusammen, während sich Sandlers Brieftasche mit abermillionen von Dollar füllt. Doch wem soll man hier glauben? Dem Zielpublikum oder den Filmkennern?


Story
Einige Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers, zieht Lenny Feder (Adam Sandler) wieder zurück in die Kleinstadt aus der seine Familie ursprünglich herstammt. Dort angekommen merkt er, dass nicht nur Lenny, sondern auch seine Freunde Eric, Kurt und Higgy (Kevin James, Chris Rock und David Spade) so langsam zum alten Eisen gehören und in Sachen Party nicht mehr mit dem Jungvolk mithalten können. Somit befassen die Freunde den Entschluss, es mit einer grossen Fete nochmals so richtig krachen zu lassen und legen sich nebenbei eher unfreiwillig mit einer Studentenverbindung sowie einem alten Prügelknaben an


-> Trailer bei Youtube


Der Plot in Komödien füllt selten mehr als ein paar Zeilen, aber in “Kindsköpfe 2“ ist er dermassen dünn, dass man eigentlich auch schon von „nicht vorhanden“ sprechen kann. Es gibt weder eine wirkliche Handlung der man folgen könnte, noch nennenswerte Charakterentwicklungen oder sonst etwas, was man von einem (richtigen) guten Film erwarten dürfte.
Natürlich hat man auch diverse Nebenfiguren aus dem Vorgänger wieder eingebaut, verzichtet jedoch stattdessen fast völlig auf sonstige Referenzen. Grundsätzlich bietet “Grown ups 2“ (so der englische Originaltitel) nichts anderes als eine Aneinanderreihung platter Gags, die nicht zuletzt oftmals komplett sinnlos und aus dem Kontext gerissen sind.
Wieso Lenny z.B. früh Morgens als erstes von einem Hirsch angepinkelt wird, bleibt uns bis zuletzt ein Rätsel – genau so wie die Frage, wie um alles in der Welt man so etwas auch noch als lustig empfinden kann.
Dieses Prädikat lässt sich auch auf die meisten anderen „Witze“ anwenden: egal ob Fäkalien, zurückgebliebene Kinder, unbeliebte Glatzköpfe, halbstarke Vorstadtgangs oder Homosexuelle – kaum ein Klischee wird ausgelassen und nicht zuletzt mit Plattitüden weit unter der Gürtellinie bombardiert.
Zugegeben, eine Handvoll Pointen können doch zum Schmunzeln und in sehr seltenen Fällen sogar zum lachen anregen, aber alles andere ist selbst für diese Art von Comedy einfach viel zu kindisch und schlecht umgesetzt.

Als einziger Lichtblick fungiert “Twilight“-Liebling Taylor Lautner in einer Nebenrolle als halbstarker Anführer einer Studentenverbindung sowie Wrestling-Star „Stone Cold“ Steve Austin mit einem kleinen Cameo-Auftritt.


Bild & Sound
Grundsätzlich bedarf es in diesen beiden Punkten keiner grossen Worte. Als Komödie braucht “Kindsköpfe 2“ nicht grossartig Atmosphäre zum Zuschauer zu transportieren, sondern behält es optisch bei klaren, kräftigen Farben ohne grossartigen Detailverlust oder sonstige Störfaktoren.
Tonal gibt sich der Streifen ebenfalls höchst unaufregend. Die Synchro ist passend und laut genug (auch wenn nicht jeder Satz wortwörtlich übersetzt werden konnte), die Musik siedelt sich zwischen seichtem Pop und Rock an und Umgebungseffekte oder ähnliches sucht man fast vergebens.


Fazit
Man könnte “Kindsköpfe 2“ als Anarcho-Kino der alten Schule bezeichnen. Ein Film der keinerlei Sinn ergibt, nicht mit einer platten Moral gegen Ende glänzen will oder sich dem Comedy-Mainstream der letzten Jahre anpasst. Ähnlich wie der Klassiker “Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ reiht der Film bloss einen Gag an den nächsten, ohne sich um sinnvolle Zusammenhänge oder gar eine Story zu kümmern. Der grosse Unterschied ist nur, dass sämtliche Jokes über keinerlei Niveau verfügen und in ihrer Umsetzung auch zu ausgelutscht und dümmlich sind, als dass es irgendwen über 20 noch wirklich amüsieren könnte.
Wer sich mit Nonsense-Humor unterhalten will, sollte sein Geld lieber in die DVDs/Blu-Rays der “Nackten Kanone" investieren, oder sich nochmals daran erinnern, warum Monty Python nach wie vor die Könige des Humors sind.

-> 3.5/10 Gesamtpunkte