Remakes - eine Kolumne
„Wo bitte geht’s nach Hollywood?“ Fragte Steven Spielberg einst 1979. Und gerne wäre ich um eine Wegbeschreibung froh, sollte doch irgendwer bitte mal dort anklopfen. Oder kann mir irgendwer aus dem Stehgreif erklären was seit geraumer Zeit mit der Traumfabrik los ist, die uns früher mit solch tollen Filmen verwöhnt hat?
Wo sind die genialen Ideen der früheren Meisterregisseure hinverschwunden?
Der Anfangs erwähnte Herr Spielberg dreht beinahe nur noch familientaugliches Kino ohne Zauber früherer Tage, Oliver Stones letztes Meisterwerk „Natural Born Killers“ ist auch schon 20 Jahre her und selbst ein Martin Scorsese scheint seine besten Ideen bereits verbraten zu haben.
Letztendlich hat es den Anschein als würde ein jeder nur noch auf das schnelle, sichere Geld aus sein – wobei Eigenständigkeit Mangelware geworden ist.

Natürlich könnte man mit dem Beispiel der Sequels anfangen: „The Fast & The Furious“ entwickelte sich nach der Jahrtausendwende zu einem Jugendphänomen und zog seither 5 weitere Teile nach sich – die Dreharbeiten für Nr. 7 sind in vollem Gange, selbst wenn Hauptdarsteller und Protagonist Paul Walker 2013 bei einem Autounfall ums Leben kam. Wie man diesen Abgang kompensieren will ist den Fans noch schleierhaft, aber ein Kassenschlager dürfte auch dieser Film problemlos werden.
Und wenn es keine schnellen Autos sind, so sind es stattdessen vielleicht eher Fantasywelten? Schliesslich sind die „Avatar“ Teile 3-4 bereits angekündigt. Und das traurige daran, auf IMDB wird sogar James Cameron als Regisseur genannt. Wenn nicht einmal mehr die grossen Namen neue Ideen bringen können – wer dann?
Dass „Avatar“ abgesehen von seinem Design gar nicht mal so grossartig war, sei mal dahingestellt. Aber dass sich aus dem Stoff tatsächlich noch 3 weitere gute Filme drehen lassen, wage ich zu bezweifeln.

Im Horrorbereich sind die Remakes der US-Amerikaner schon lange Standard, nicht erst seit „The Ring“ oder „The Grudge“. Alles was man im englisch- oder deutschsprachigen Raum noch nicht kennt, wird ohne Umschweife modernisiert und zumeist auch stark vereinfacht. Ob irgendwer im Grossraum Los Angeles wohl weiss, dass „Ju-On“ (so das Original von „The Grudge“) eigentlich mehrere Teile hat und die Story viel komplexer ist? Nein, ich denke nicht.
Dabei machen die Ketzer noch nicht einmal vor ihren eigenen Klassikern Halt. Bereits Alfred Hitchcock musste sich dank „Psycho 2 & 3“ sowie einem 1998er Remake im Grabe rumdrehen und hätte wohl am liebsten einen Schwarm Vögel auf die Macher gehetzt, die derart schamlos (und vor allem miserabel) mit seinem Stoff umgegangen sind.

Dabei sind es doch gerade entweder grossartige oder hochkontroverse Filme, die vor einer Neuinterpretation selten gefeit sind: Tobe Hooper schockte mit seinem „Texas Chainsaw Massacre“ die Kinogänger und Medien gleichermassen – der Film landete umgehend auf dem Index. Jahre später drehte Marcus Nispel unter der Fuchtel von Michael Bay ein Remake – mit Erfolg. Hier fragt man sich, ob man den eigentlich indizierten Film auch einer neuen Horrorgeneration näherbringen, oder bloss aus dem „verbotenen“ Stoff eine Stange Geld scheffeln wollte. Ersteres wäre immerhin nachvollziehbar.
Konnte die Neuauflage von „Halloween“ durch Rob Zombie der Marke immerhin ein paar neue Facetten hinzufügen, so entzieht sich mir jegliches Verständnis beim Gedanken an Verwurstungen wie „Freitag der 13te“, „Nightmare on Elm Street“ oder deren unsäglichen Fortsetzungen und/oder Mash-Ups. Seelenlos, ohne jegliche Substanz, einfach nur schlecht und dumm. Zwar dienen solche Horrorstreifen oftmals als Sprungbrett nach Hollywood für angehende Schauspieler, doch bei den meisten bleibt es auch dabei – man sieht sie nie wieder. Was aufgrund ihrer Leistungen aber auch nicht weiter tragisch ist.

Als weitaus schlimmer empfinde ich da die sogenannten Reboots von Marken, die noch gar nicht mal so alt sind.
Ja, „Star Trek“ hat mit „Into Darkness“ und dem gleichnamigen Erstling vieles richtig gemacht und nicht nur alte Fans befriedigt, sondern auch viele neue hinzugewonnen. Ob der Schritt nötig war, bleibt dennoch umstritten. Allerdings hat sich die Trekkie-Gemeinde als tolle Cashcow erwiesen, weshalb also vom Konzept abweichen?
Was man sich allerdings dabei gedacht hat, Andres Garfield in die Rolle des Spiderman zu stecken, bleibt mir für immer ein Rätsel. Die neue Serie ignoriert die erfolgreiche Trilogie mit Tobey Maguire komplett und macht alles noch hipper, noch fresher, noch cooler. Auf einmal ist Peter Parker kein Loser mit Brille mehr, sondern ein cooler junger Erwachsener mit einer guten Portion Selbstbewusstsein, der gegenüber seiner Freundin keinen Hehl um seine Identität macht – bitte was?! Schlag mich einer, aber was soll der Mist? Ein solcher Humbug ist mir lange nicht mehr untergekommen.
Für manche sind die Filme gar nicht mal so schlecht – ich halte sie für unnötigen Rotz.

Beim Thema Star Wars ist die Sachlage anders: wie sicherlich bekannt ist, wurde Lucasfilm von Disney aufgekauft – welche nun an Episode 7 arbeiten. Erste Bilder vom Set sehen zwar vielversprechend aus, aber die Skepsis bleibt. Bereits George Lucas selbst hat die ursprüngliche Trilogie durch die Episoden 1-3 komplett verhunzt, wie also ist Disney in der Lage, das ganze besser zu machen?
Und was hält die Filmzukunft sonst noch bereit? Es wartet ein neuer Jurassic Park Ableger namens „Jurassic World“ auf uns – natürlich ohne Jeff Goldlbum oder Sam Neill. Die beiden Ikonen der ersten Filme fehlen also völlig, und damit wahrscheinlich auch das Aushängeschild der Marke. Nebst den Dinos natürlich.
Und auch abgesehen davon werden wir mit Remakes nicht verschont. „Godzilla“, „Robocop“, „Evil Dead“ – das sind nur einige wenige prominente Vertreter der jüngeren Zeit. Und es werden garantiert noch unzählige Folgen. Natürlich sind längst nicht alle davon schlecht, aber bei den meisten bleibt es bei seelenlosen Ablegern einst fantastischer Geschichten.
Aber ich verspreche eines: sobald irgendwer auf die Idee kommt, „Alien“ nochmals anzufassen, fahre ich persönlich nach Hollywood und versohle den Verantwortlichen den Hintern,

Lang lebe die Cashcow!