"Maniac" Blu-Ray Review
Alexandra Aja. Horrorfreunde horchen bei diesem Namen besonders auf, zeichnete sich der Franzose doch für den Kultfilm
“Haute Tension“ und das erfolgreiche Remake von
“The Hills have eyes“ verantwortlich. Der Horror liegt ihm also im Blut, auch wenn er nicht persönlich hinter der Kamera tätig ist, sondern einem Kollegen als Autor und Produzent zur Seite steht. Bereits zum zweiten Male heisst dieser Kollege Franck Khalfoun, welcher nun auf dem Regiestuhl von
“Maniac“ Platz nahm – ebenfalls eine Neuverfilmung aus den 80er-Jahren.
Psychisch kranke Serienmörder kennen wir aus Hollywood zwar bereits zuhauf, doch noch nie zuvor wurde einer davon so beleuchtet wie in diesem neuen Slasher. Nicht nur auf visueller Ebene eine gänzlich neue Erfahrung…
Story
Frank Zito wirkt nach aussen hin wie ein etwas schüchterner, aber normaler junger Mann; mit seinen strahlend blauen Augen wirkt er auf viele Frauen sogar sehr anziehend, was seinen „Job“ nur noch erleichtert. Frank ermordet Frauen, skalpiert sie fachmännisch und nimmt ihre Haarpracht mit in seinen Laden. In diesem von seiner Mutter geerbten Geschäft restauriert Frank Mannequins fachmännisch und mit grösster Sorgfalt, nur um sie danach mit einer neuen Haarpracht und der letzten getragenen Kleidung der ermordeten Frauen auszustatten.
Erstaunlich ist, dass Frank dabei oftmals mit sich selbst hadert und verzweifelte Monologe hält, wenn er wieder einem hübschen Mädchen das Leben genommen hat. Schnell wird klar, dass Frank psychisch gestört und höchstwahrscheinlich sogar schizophren ist – die Ursache davon und wieso sich das in der Ermordung unschuldiger Frauen äussert, wird jedoch erst im Verlauf der Handlung aufgeschlüsselt und endet in einem wunderbar verstörenden Finale.
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Trailer bei Youtube
Grob umrissen handelt es sich bei
“Maniac“ um keinen allzu kreativ geschriebenen Film, da man die Story in ähnlicher Form natürlich schon in manch anderen Filmen serviert bekam. Was Franck Khalfouns neuestes Werk jedoch von anderen Genrevertretern unterscheidet, ist seine Inszenierung. Folgt der Grossteil anderer Filme meist den Opfern und blendet den Killer nur sporadisch ein, um die Spannung hoch zu halten, so erleben wir
“Maniac“ fast gänzlich aus Franks eigener Perspektive. Wir sehen also kaum viel mehr als seine Unterarme oder den Unterkörper und folgen jeder seiner Handlung so detailliert und intensiv wie noch nie. Das sorgt für ein ungewohntes Mittendrin-Gefühl, wenn
wir hautnah miterleben wie eine Frau vor
unseren Augen stirbt. So ähnlich kennen wir das sonst nur aus Videospielen, wenn wir das ganze Spiel im Körper eines fremden Protagonisten erleben. Der Unterschied dabei ist, dass wir den Körper im Spiel lenken dürfen, während uns der Regisseur in Frank Zito gefangen hält und wir absolut nichts gegen seine Gräueltaten unternehmen können.
Der Film lebt also entgegen jeglicher Erwartungen nicht von seinen Schreckmomenten, sondern vom Eintauchen in die Tiefen der Psyche eines geistig verwirrten Mörders. Dabei kommt man nicht umhin, das handwerkliche Geschick der Filmcrew zu bewundern. Besonders Hauptdarsteller Elijah Wood musste erstmals hinter und nicht vor der Kamera agieren und präsentiert sich dem Publikum nur in Reflexionen oder Rückblicken. Umso beeindruckender dass er trotzdem eine absolut glaubhafte Performance abliefert und als Serienmörder äusserst überzeugend rüberkommt. Er ist es dann auch, der den Film über die Volle Laufzeit trägt, auch wenn man bis zum Schluss über des Rätsels Lösung grübeln darf und dennoch so manche Frage ungeklärt bleibt.
Bild
Man merkt von Beginn weg, dass
“Maniac“ nicht mit einem gigantischen Budget gedreht wurde. So ist die Bildqualität zwar absolut in Ordnung, bleibt jedoch in vielen Punkten hinter seiner Möglichkeit zurück. Der Gesamteindruck gibt sich in Sachen Farbgebung recht dunkel und blass, selbst wenn Frank bei Sonnenschein im Park spazieren geht oder eine grell erleuchtete Galerie besucht. Ob das ein gewolltes Stilmittel ist, sei mal dahin gestellt, es wirkt sich jedenfalls deutlich auf den optischen Gesamteindruck aus. Denn nicht zuletzt sind dadurch auch die Kontraste und somit die Plastizität eher im niedrigeren Bereich angesiedelt, während der Schwarzwert jedoch kaum satter sein könnte und in sämtlichen Einstellungen überzeugt.
Die Detailfülle indes ist höchstens als durchschnittlich zu bezeichnen und kommt nicht an die Qualität eines „herkömmlichen“ Films heran. Dabei kann das nicht einmal auf die ungewohnte Kameraführung geschoben werden, denn anders als bei
“The Blair witch project“ oder
“Cloverfield“ setzt
“Maniac“ nicht auf eine wacklige Handkamera. Sämtliche Einstellungen sind ruhig gehalten und folgen der natürlichen Bewegung von Franks Körper und Augen. Somit zeigt Cinematograph Maxime Alexandre eindrucksvoll, dass dieses Mittendrin-Gefühl auch ohne verwackelt-verschwommene Bilder erzeugt werden kann.
-> 7/10 Bildpunkte
Sound
Slasher-Typisch gibt sich
“Maniac“ bis auf wenige Ausnahmen mehrheitlich ruhig und verhalten. Die subtil eingesetzte Musik unterstützt im Hintergrund mit düsteren Synthie-Klängen das Bildgeschehen und sorgt dabei für eine wohlige Atmosphäre wie man sie seit John Carpenters
“Halloween“ kaum mehr erleben durfte. Genrefans werden sich zudem über die liebevolle Reminiszenz an
“Das Schweigen der Lämmer“ erinnern, wenn in einer Szene das Lied „Goodbye Horses“ im Hintergrund läuft.
Ansonsten bleibt die vorhandene DTS-HD Spur eher zurückhaltend und lässt nur selten die Muskeln der Heimkinoanlage spielen. In dramatischen Schlüsselszenen bebt der Tiefenbass und das allgemeine Volumen nimmt ordentlich zu, nur um danach wieder abzuflachen und Platz für die frontlastigen Dialoge zu schaffen. Surroundeffekte finden sich indes nur selten, werden dann aber umso gezielter eingesetzt.
Im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten eine realistische und nett klingende Spur, von einem ordentlichen Slasher kann man jedoch auch mehr erwarten.
-> 6.5/10 Soundpunkte
Fazit
Eines ist klar: in Punkto Inszenierung beschert uns Franck Khalfoun mit seiner Neuinterpretation von
“Maniac“ schon beinahe ein handwerkliches Meisterstück. Fast den kompletten Film in Point-of-View Manier zu drehen, bedarf vor allem einiges an Mut, da man sich damit wahrlich nicht nur Freunde schafft. Manch einer wird sich mit der Kameraarbeit schwer tun und sich wünschen, der Film wäre konventioneller gedreht worden – was allerdings durchaus schade wäre. Denn
“Maniac“ würde auf diese Weise nicht so gut funktionieren. Die komplette Atmosphäre der Hilflosigkeit des Zuschauers wird nur durch diese Inszenierung hervorgerufen und sorgt somit für den einzigen nennenswerten Aspekt, der den Film von anderen unterscheidet.
Denn wirklich spannend ist der Streifen leider nie, was an der eher seichten Geschichte liegt. Einzig und allein die Frage nach Franks Motiven und seinen Beweggründen hält das Interesse am Film auf einem entsprechenden Level – zusammen mit den Goreszenen, die man selten zuvor in einer solchen hautnahen Intensität erleben durfte.
Als Filmfan kommt man letztendlich nicht drum herum, die Kameraarbeit und das Acting von Elijah Wood zu bewundern und erfreut sich an Querverweisen zu Klassikern des Horrorgenres. Das allein hievt den 88-minüter jedoch auch nicht über den Durchschnitt hinaus. Einen Blick wert ist
“Maniac“ sicherlich, den Kauf rechtfertigt aber höchstens der Sammelaspekt für wirklich aussergewöhnlich gemachte Filme.
-> 6/10 Blu-Ray Punkte
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lendenzorn am 01. Mai 13
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"The man with the iron fists" Blu-Ray Review
Wenn sich Musiker im Filmgeschäft versuchen, schlägt das meistens fehl. Zwar gibt es eine Hand voll Ausnahmen, die sich ein zweites Standbein als Schauspieler aufbauen konnten, doch wenn sie auch gleichzeitig den Weg als Regisseur einschlagen wollen, ist das Desaster in der Regel vorprogrammiert. So auch im Falle von
“The man with the iron fists“. Wu-Tang Mitbegründer RZA hegte schon lange den Wunsch, selbst einen Kung-Fu Film im Stile der chinesischen Klassiker zu drehen, wie sie Bruce Lee und Jackie Chan hervorbrachten. Parallelen zu eben solchen finden sich in
“The man with the iron fists“ zwar zuhauf, doch sowohl vor wie auch hinter der Kamera war der Film eigentlich nur zum scheitern verurteilt. Gründe dafür finden sich in beinahe jeder Einstellung – doch eines nach dem andern.
Story
Das alte China im 19. Jahrhundert. Ein nicht näher genannter Gouverneur erbittet Geleitschutz für seine wertvolle Goldladung, die er von Gold Lion, dem Anführer des Lion-Clans, erhält. Dieser wird jedoch von Silver Lion, seiner rechten Hand, verraten, der sich daraufhin mit dem Gold aus dem Staub macht und in einem nahe gelegenen Dorf nach einem sicheren Versteck sucht. Das lokale Bordell „Pink Blossom“ bietet sich an, da dort wohl niemand eine solche Goldladung vermuten würde.
In jenem Dorf arbeitet auch ein Schmied (gespielt von RZA), der für den Lion-Clan wie auch für deren Feinde, den Wolf-Clan, Waffen herstellen soll. Als regelmässiger Besucher des Freudenhauses gerät er jedoch mitten in den Konflikt rund um das Gold, als seine Lieblingsdirne von einem Attentäter des Lion-Clans ermordet wird. Um Rache zu nehmen benötigt er jedoch die Hilfe von Jack Knife (Russel Crowe), einem Haudegen und Gentlemen, der ebenfalls im „Pink Blossom“ verweilt und laut eigenen Angaben nur auf der Durchreise ist.
Ebenfalls auf der Suche nach Silver Lion ist Zen Yi, dessen Vater der anfangs ermordete Gold Lion war, und der nun natürlich ebenfalls auf Rache sinnt.
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Trailer bei Youtube
Bereits bei genauerer Betrachtung der Hintergrundgeschichte stellt man fest, dass sich RZA förmlich übernommen hat. Zwar half Altmeister Eli Roth kräftig am Drehbuch mit und mit Quentin Tarantino hatte man einen sehr fähigen Kultregisseur als Mitproduzent an Bord, doch auch diese konnten hier wohl nichts mehr retten.
Zu viele Charaktere wurden mit in den Plot eingebunden und jeder reist aus eigenen Motiven in das Dorf, wobei es sich aber meist lediglich um Rache dreht. Während eine solche Motivation in anderen Filmen selbst mit mehreren Protagonisten problemlos funktioniert, fehlt es bei
“The man with the iron fists“ vor allem an Logik, Innovation oder einer anständigen Verbindung der verschiedenen Personen und Geschichten. Grundsätzlich ergibt hier fast nichts einen Sinn und der komplette Film ist dermassen inhaltsleer, dass schon beinahe ein Vakuum im Gehirn zu entstehen droht.
Das wäre alles nur halb so wild, wenn immerhin handwerklich alles solide wäre – was aber ebenso wenig der Fall ist. Zwar kann sich RZA damit rühmen, die eine oder andere gute Kamerafahrt eingebaut zu haben, doch bei zu schnell geschnittenen Kampfszenen in welchen die Kontrahenten auch gerne mal meterhoch durch die Lüfte segeln, vergeht nicht zuletzt auch dem geneigten Kung-Fu Fan gehörig das Lachen. Das mit Abstand schlimmste jedoch ist ganz klar der Soundtrack, mit welchem der Film gestützt wird. RZA hat auf gängige asiatische Klischees verzichtet und füllt dafür sein eigenes komplett aus, indem er sämtliche Kampfszenen mit modernem HipHop unterlegt hat. Bravo. Das alte China mit sensationell dämlichen Kämpfen unterlegt mit Rapmusik – eine schlimmere Entscheidung hätte RZA gar nicht treffen können.
Dabei hätte der Film zumindest in Sachen Cast gute Chancen auf einen ordentlich-unterhaltsamen Film gehabt. Mit Russel Crowe, Lucy Liu und Rick Yune konnte der Möchtegern-Regisseur den einen oder anderen prominenten Namen um sich scharen, doch jeder von ihnen ist mit seiner Rolle hemmungslos unterfordert. Allen voran Crowe, der als raubeiniger Gentlemen Jack Knife grundsätzlich die beste Figur abgibt, aber sein Schauspiel nicht ansatzweise entfalten kann. Fragt sich nur, weshalb sich ein solcher Hochkaräter für diesen Film hat verpflichten lassen.
Fällt es von Beginn an schwer, den Film ernst zu nehmen, wird es im Laufe der Rund 90 Minuten fast noch schlimmer. Wenn der Hauptdarsteller ein schwarzer Schmied (blacksmith) im alten China ist und dazu auch noch zum Nachnamen „Smith“ heisst, kann man nicht anders, als sich vor schmerzen die Schläfen zu reiben. Kraftausdrücke wie „Motherfucker“ helfen dann genau so wenig wie völlig akzentfreies Englisch sämtlicher Darsteller, wobei im gesamten Film nur eine Hand voll Worte Chinesisch gesprochen werden.
Hätte es RZA also geschafft, mit seinem Setting und den Kulissen das Flair der Klassiker wiederaufleben zu lassen, so macht er dies mit sämtlichen restlichen Aspekten wieder komplett zunichte.
Bild
Blieb zu hoffen, dass wenigstens die technische Qualität dieses furchtbaren Machwerks überzeugen konnte – und immerhin hier wurden die Hausaufgaben gewissenhaft erledigt.
Die liebevoll designten Hintergründe erstrahlen dank des hochauflösenden Formates in vollem Glanz und überzeugen mit einer hohen Detailfülle und einer ordentlichen Bildschärfe. Einzig in den schnell geschnittenen Kampfszenen schleicht sich ab und an ein schlechter fokussierter Shot mit leichter Unschärfe ein, was den Gesamteindruck aber kaum trüben kann. Die Farben sind klar und kräftig, die Kontraste ausgewogen und selbst an kleinen Partikeln kann man sich erfreuen. Dass dabei auch gänzlich auf Filmkorn verzichtet wurde erhöht zwar die optische Qualität noch weiter, dämpft dafür auch das Flair eines „alten“ Kung-Fu Filmes.
-> 8/10 Bildpunkte
Sound
Akustisch bietet
“The man with the iron fists“ untere Durchschnittskost, nicht mehr und nicht weniger. Die Gespräche sind meist klar und deutlich, auch wenn man sie aufgrund ihres fehlenden Inhaltes und der dümmlichen Dialogregie gar nicht hören will. Das (vorsicht Wortwitz!) schwarze Schaf stellt hierbei RZA dar, dessen Gemurmel im englischen Original selbst dann kaum verständlich ist, wenn man den Center bis zum Anschlag hochdreht.
Neben die absolut unpassende musikalische Untermalung gesellen sich auch so manche Umgebungs- und Kampfeffekte, die zwar über einen gewissen Druck verfügen, jedoch nie die Räumlichkeit einer wirklich guten DTS-HD Spur erreichen. So wirkt alles stets ein wenig flach und man wird nur selten so beschallt, wie man es sich wünschen würde. Gerade in Actionszenen dürfte es noch viel mehr Krachen, während diverse direktionale Effekte für ein wohliges Surroundgefühl sorgen könnten. Potential eindeutig verschenkt.
-> 5.5/10 Soundpunkte
Fazit
Ich hatte weder Hoffnungen noch Erwartungen an diesen Film – und doch wurde ich auf ganzer Linie enttäuscht. Bei einer Hommage an die alten Kung-Fu Klassiker von Bruce Lee & co. dachte ich an langsam geschnittene Kämpfe mit einer gelungenen Choreo und einer hanebüchenen, aber dennoch unterhaltsamen Story. Doch
“The man with the iron fists“ bietet davon rein gar nichts. Die Kampfszenen wirken dilettantisch, die Story noch inhaltsleerer als in
“Far Cry“ und die Untermalung mit neumodischem HipHop ist dermassen schlecht und unpassend, dass man es kaum in Worte fassen kann. Wäre das nicht genug, agiert mittendrin auch noch RZA als „Schauspieler“ mit dem Niveau eines Darstellers aus
„Berlin Tag und Nacht“, dessen Blick entweder durch zu viel Marihuana getrübt wurde, oder dem schlichtweg alles egal zu sein scheint.
Als einziger Lichtblick in diesem Desaster sticht Russel Crowe heraus, der für den ein oder anderen Oneliner sorgt oder mit seiner Coolness die Leinwand für sich zu gewinnen vermag.
Letztendlich spricht nur der gelungene optische Transfer für diese Blu-Ray, da man sich hier keinesfalls vor der Konkurrenz zu verstecken braucht und sämtliche Kulissen und Kostüme in ganzer Pracht darstellt, wobei nur die seltenen weichen Shots oder die fehlende Plastizität eine noch höhere Wertung zunichte machen. Aber das alleine darf kein Kaufgrund für einen Film sein, der sonst auf ganzer Linie versagt.
Ich sage das höchst selten über einen Film, da ich versuche, Objektivität zu wahren: aber
“The man with the iron fists“ ist wirklich so richtig richtig schlecht! Finger weg! Oder wenn ihr der Menschheit etwas gutes tun wollt, kauft sämtliche Exemplare dieses Films und verbrennt sie in einer öffentlichen Zurschaustellung.
-> 1/10 Blu-Ray Punkte
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lendenzorn am 01. Mai 13
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"Game of Thrones - Season 2" Blu-Ray Review
“Game of Thrones“. Eine Serie, die aus dem Nichts kam und quasi über Nacht die halbe Welt wie im Sturm erobert hat. Bereits die erste Staffel der TV-Adaption der
“A Song of Ice and Fire“ Saga von George R. R. Martin war höchst erfolgreich und wurde dank sensationeller Einschaltquoten auch auf zahlreichen anderen Sendern ausgestrahlt. Nicht zuletzt deswegen erfreut sich die mittelalterliche Fantasy-Serie auch in Europa einer grossen Beliebtheit, deren makellose Umsetzung regelmässig für Begeisterungsstürme und regelrechte Fanhysterie sorgt. Und spätestens als der Blu-Ray Release im Frühjahr 2012 sämtliche Verkaufsrekorde für Serien brach, war klar, dass man weitere Staffeln produzieren würde. Seit Anfang April 2013 sind nun auch die Folgen der zweiten Staffel im hochauflösenden Format für jedermann erhältlich und erneut lohnt sich der Kauf auf sämtlichen Ebenen. Doch wie schon bei den ersten Folgen, gestaltet es sich erneut schwer, die Faszination der Serie in Worte zu fassen – genau so wie es fast unmöglich ist, die Handlung in wenigen Sätzen zusammenzufassen, ohne essentielle Dinge zu vergessen oder vorneweg zu nehmen.
Deshalb an dieser Stelle die ausdrückliche Warnung, dass dieses Review möglicherweise Spoiler enthalten wird. Solltet ihr die zweite – oder gar die erste – Staffel noch nicht gesehen haben, tut euch selbst einen Gefallen und überspringt den Story-Abschnitt!
Story
In Westeros ist der Krieg um den eisernen Thron in vollem Gange. Während der junge König Joffrey die Hauptstadt King’s Landing mit eiserner Hand regiert, merkt er nicht, dass sich die Streitmächte von Renly und Stannis Baratheon formieren um einzeln gegen die Hauptstadt vorzurücken. Ein jeder von ihnen hält sich selbst für den Thronfolger, nachdem ihr älterer Bruder Robert bei der Wildschweinjagd von einem Eber aufgespiesst wurde und um’s Leben kam – eingefädelt von seiner machthungrigen Frau Cersei Lannister.
Doch auch Robb Stark hat Rache am jungen König geschworen, als dieser gegen Ende der ersten Staffel seinen Vater Eddard Stark vor den Augen der jungen Arya Stark hinrichten liess. So zieht der „junge Wolf“ ebenfalls Richtung Süden und hinterlässt eine blutige Spur des Todes, dem Familienoberhaupt Tywin Lannister nichts entgegenzusetzen hat. Dass der überhaus fähige Schwertkämpfer Jaime Lannister bei einer Schlacht von Robb Stark gefangen genommen wurde macht die Situation für beide Parteien nur bedingt besser – denn Mutter Catelyn Stark wähnt ihre beiden Töchter Sansa und Arya noch immer in Gefangenschaft in King’s Landing; unwissend dass sich Arya mittlerweile auf dem Weg in Richtung Nights Watch an der grossen Mauer hoch im Norden befindet und auf ihrem Weg so manche unerwartete Überraschung erleben wird.
Weitab von all dem befindet sich Daenerys Targaryen mit ihren 3 jungen Drachen und den verbliebenen ihres Volkes noch immer auf dem östlichen Kontinent Essos, inmitten einer schier unendlichen Wüste, mit dem drohenden Hungertod konfrontiert. Als sie unverhofft auf die Handelsstadt Qarth stossen, wähnt sich die Khaleesi in trügerischer Sicherheit, denn in der wohlhabenden, florierenden Stadt ist nichts so wie es scheint – und ihre Rückkehr nach Westeros rückt immer mehr in weite Ferne.
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Das Ränkespiel rund um den eisernen Thron geht in die zweite Runde und mit ihm ziehen auch einige neue Charaktere mit in den Handlungsstrang ein. Wer die Geschehnisse der ersten Staffel nicht mehr in Erinnerung rufen kann, tut gut daran, sein Gedächtnis nochmals aufzufrischen; die schiere Flut an neuen, mehr oder weniger wichtigen Charakteren ist immens. Nebst diesen Neulingen treiben natürlich auch alte Bekannte ihr Unwesen, allen Voran Peter Dinklage in seiner Paraderolle als Tyrion Lannister, der erneut allen die Show stiehlt. Seine Performance als ungeliebter, kleinwüchsiger aber hochintelligenter Sohn des mächtigen Tywin sorgt erneut für grosse Begeisterung und dürfte bei den nächsten Emmys erneut als heisser Kandidat gelten.
Doch auch wenn der „Half-Man“ wieder alles in den Schatten stellt, so sollten auch sämtliche weiteren Charaktere nicht vergessen werden. Erneut ist der Cast bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend besetzt und man hält es kaum für möglich, dass der Grossteil von ihnen selten oder nie zuvor an einer grösseren Hollywoodproduktion beteiligt war. Umso bemerkenswerter ist es mit anzusehen, wie dank einem gut geschriebenen Drehbuch selbst aus Kindern grosse Charakterdarsteller werden, die sich durchaus mit den grossen Kalibern dieser Serie messen können. Dabei ist es vor allem in der englischen Originalversion eine wahre Freude, den Gesprächen zwielichtiger Gestalten und dem fiesen Geflüster der Drahtzieher beizuwohnen, wie sie ihr gegenüber um den Finger wickeln und mit Worten manipulieren.
Somit ist die grosse Stärke von
“Game of Thrones“ erneut die hervorragende Dialogregie, die den Mammutanteil der Spannung und der Faszination erzeugt. Doch auch die eine oder andere Kampfszene hat sich eingeschlichen und im Gegensatz zur ersten Staffel kommt – wohl budgetbedingt – auch ein wenig mehr CGI zum Einsatz, woran man letztendlich doch merkt, dass es sich grundlegend um eine Fantasyserie handelt, in der auch Magie und Übernatürliches eine Rolle spielen.
Es gestaltet sich jedenfalls sehr schwer, eine dramaturgisch ähnlich gestrickte Serie zu finden.
“Mad Men“,
“Boardwalk Empire“ oder auch
“The Walking Dead“ zeigen teilweise zwar ähnliche Ansätze, reichen aber bislang nicht an die Komplexität von
“Game of Thrones“ heran. Nicht nur deswegen gibt es momentan wohl nichts vergleichbares – schon gar nicht im Fantasybereich.
Bild
Bereits die erste Staffel von HBOs Vorzeigeserie bestach durch einein wirklich guten Blu-Ray Transfer und dies ist natürlich bei der zweiten Staffel nicht anders. Erneut präsentiert man uns ein hervorragendes Bildmaster mit der Schärfe einer Rasierklinge und gelungenen Kontrasten, die im Zusammenspiel mit den Farben für ein harmonisches und äusserst plastisches Bild sorgen. So sind erneut verschiedenste Farbfilter im Einsatz, die je nach Setting den kalten Norden in einen bläulichen oder das südlich gelegene King’s Landing in einen rot-goldenen Hauptton tauchen, der nicht störend, sondern enorm atmosphärisch ausfällt. Einzig in ganz dunklen Bereichen verschwinden einzelne Details, die man in sämtlichen anderen Einstellungen jedoch in voller Fülle und Pracht bestaunen darf. Egal ob Rüstungen und Kleidung, Bodenbeschaffenheiten oder Hautpartikel – die Anzahl ist unüberschaubar gross und verweist so manch andere Blu-Ray in ihre Schranken.
Doch während man sich bereits bei der ersten Staffel ob der Bildqualität im siebten Himmel wähnte, so wurde diese Freude durch den unglücklichen Kopierschutz zuweilen getrübt. Bei vielen Abspielgeräten kam es zu Problemen und einzelne Kapitel, Episoden oder gar ganze Discs liessen sich nicht korrekt abspielen.
Diese Probleme gehören nun glücklicherweise der Vergangenheit an. HBO hat sich für einen anderen Kopierschutz entschieden, mit dem die meisten Player umzugehen wissen, wodurch man nun in den Genuss sämtlicher Folgen kommt.
-> 10/10 Bildpunkte
Sound
Wie bereits im Storyabschnitt erwähnt, ist vor allem die englische Originalspur ein Genuss. Die zahlreichen Charaktere sorgen mit ihren verschiedenen Dialekten für viel Atmosphäre, wobei die meisten eine sehr klare und deutliche Aussprache haben, was das Verständnis klar erleichtert. Doch auch an all jene die dem Englischen nicht gar so mächtig sind hat man gedacht, nicht nur mit Untertiteln sondern auch mit einer fast genau so gelungenen deutschen Tonspur. Zwar entfallen hier die herrlichen Dialekte und so mancher Orts- und Familienname wurde etwas unglücklich übersetzt, doch qualitativ hinkt man dem Original kaum hinterher.
Eine Vielzahl an direktionalen Effekten sorgt für viel Räumlichkeit und die gezielt einsetzende Musik ist so voluminös wie man es sich nur wünschen kann. Derweil bleiben aber auch die Dialoge stets verständlich, auch wenn das Balancing noch einen Tick mehr Feinschliff vertragen könnte. Gerade das Schlachtgetümmel wirkt im Vergleich zu den Stimmen minimal zu laut und könnte schlummernde Nachbarn stören, auch wenn man sich noch so gerne an den satten Tiefenbässen und den wuchtigen Effekten erfreut.
Damit verpasst der Ton nur äusserst knapp die Höchstwertung, auch wenn sich nichts desto trotz alles absolut grandios anhört.
-> 9.5/10 Soundpunkte
Extras
Für Käufer solcher Serien sind auch oftmals die Zusatzinhalte sehr interessant, mit denen man auch hier nicht gegeizt hat. So gibt es zu jeder Episode einen gelungenen Führer mit zusätzlichen Informationen zu Handlung und Charakteren, wie auch zahlreiche Interviews mit den Darstellern, die einen tieferen Einblick in ihre Rollen und den Schaffensprozess liefern, ohne zu viel zu spoilern.
Da ich diese Extras aber selbst noch nicht gesehen habe, enthalte ich mich einer Wertung, da ich auch über deren Qualität kaum Auskunft geben kann. Wer jedoch noch tiefer in die Welt von Westeros und Essos eintauchen möchte, wird hier mit Sicherheit fündig.
Fazit
Das Ende der ersten Staffel von
“Game of Thrones“ hat vor allem die Lust auf mehr geweckt. Man wollte unbedingt wissen wie es weitergeht, nachdem man viele Charaktere bereits ins Herz geschlossen hatte und liebend gern mit ihnen mitfiebert. Nebenbei hoffte man natürlich auch, dass die Serie erfolgreich genug sein wird, damit der Hunger der Fans gestillt wird – doch mit der Nachricht dass die vierte Staffel mittlerweile ebenfalls gesichert ist, gehören solche Ängste definitiv der Vergangenheit an.
Umso mehr freut man sich, dass die zweite Staffel der ersten nicht im geringsten Nachsteht und mit seinen herrlich zwielichtigen Charakteren und den grossartigen Kulissen weiterhin auf einem hohen Niveau unterhalten kann. Selbst Episoden, welche die Haupthandlung nicht entscheidend vorantreiben, können mit zahlreichen Geschichten der Nebencharaktere auftrumpfen, wobei man einzelne immer mehr lieben und andere hassen lernt, aber die Sympathie eines Einzelnen auch plötzlich ins Gegenteil kippen kann. Das ist es auch, was die Serie ausmacht. Das grosse Ränkeschmieden und die allgegenwärtige Spannung ist das eine, aber in erster Linie ist es die hohe Schauspielkunst und das gelungene Drehbuch, welche vor den Fernseher fesseln.
Die ganze Serie hat bloss einen einzigen Wehrmutstropfen: es dauert ein volles Jahr bis Staffel 3 auf Blu-Ray erscheint. Wer allerdings Pay-TV oder genügend Geduld hat, wird früher oder später auch in leicht verminderter Qualität erfahren, wie es weitergeht.
-> 10/10 Blu-Ray Punkte
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lendenzorn am 26. April 13
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"Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" Blu-Ray Review
Bei Erwähnung des Namens von J. R. R. Tolkien denkt grundsätzlich jeder erstmal an „Der Herr der Ringe“. Wem könnte man es auch verdenken, schliesslich ist dieses Jahrhundertwerk nach wie vor die berühmteste, meistzitierte und –gehuldigte Geschichte der modernen Fantasy, sowie Inspirationsquelle zahlreicher weiterer Autoren. Und nicht zuletzt dank Peter Jacksons meisterhafter Verfilmung der Saga war auch die Buchtrilogie wieder in aller Munde. Doch was vor allem jüngere Fans nicht wissen dürften: Tolkien hat lange Zeit vor dem Herrn der Ringe bereits sein erstes Prosawerk aus Mittelerde verfasst – „Der Hobbit“.
Erste Gerüchte einer Verfilmung der als Kinderbuch angelegten Geschichte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer im Internet. Wer sollte den berühmten Bilbo Beutlin mimen? Und wer nimmt auf dem Regiestuhl Platz? Lange Zeit war der Mexikaner Guillermo del Toro im Gespräch, der bereits mit
“Hellboy“ und
“Pan’s Labyrinth“ erfolgreich im Fantasygenre Fuss fassen konnte. Als dieser das Projekt dann verliess um sich einer anderen Aufgabe zu widmen, übernahm Meister Jackson kurzerhand das Szepter wieder selbst.
Nach den obligaten Dreharbeiten in Neuseeland wurde der Film ab dem 13. Dezember 2012 in Europa gezeigt und erschien nun im hochauflösenden Format auf Blu-Ray. Doch wie schlägt sich das „Vorgeplänkel“ im Vergleich mit seinem grossen Bruder, dem Herrn der Ringe?
Story
Bilbo Beutlin ist ein vergnügter Hobbit im noch jungen Alter von 50 Jahren, der bereits das eine oder andere kleine Abenteuer hinter sich und bis auf weiteres genug davon hat. Eines Tages erscheint ein Zauberer in Kapuze und Mantel vor seiner Tür, den er bislang nur vom Hörensagen kannte: Gandalf der Graue. Dieser unterbreitet ihm das Angebot, ihn auf einem Abenteuer zu begleiten, da er noch einen weiteren Begleiter suche. Vehement verneint der junge Hobbit und will Gandalf abwimmeln, wird letztendlich aber doch gegen seinen Willen vom Zauberer eingesponnen. So staunt Bilbo nicht schlecht, als kurz darauf ein Zwerg an seine Tür klopft, als er gerade sein Abendmahl zu sich nehmen will. Vom Besuch überrumpelt, kümmert er sich dennoch um seinen Gast, der es sich in seinem Haus ziemlich gemütlich macht, als unverhofft ein weiterer Zwerg auftaucht und noch deren 11 folgen sollen.
Nachdem die verfressene Schar Bilbos gesamte Vorratskammer leergeräumt hat, kehrt endlich Ruhe ein und Gandalf erläutert den Anwesenden das Vorhaben: die Mission führt die Sippe zum einsamen Berg weit im Osten, unter dem einst die Zwerge hausten und sich nun der Drache Smaug festgesetzt hat und vehement seinen neuen Schatz bewacht. Dieser soll natürlich zurückerobert und die Heimat neu aufgebaut werden, mit Hilfe des Hobbits, der vom Zauberer als grosser Meisterdieb angepriesen wurde.
Nach langem hin und her willigt der Hobbit ein und eilt den bereits aufgebrochenen Zwergen hinterher, ohne eigentlich zu wissen worauf er sich genau eingelassen hat oder zu ahnen, dass Orks nicht das Gefährlichste in Mittelerde sind.
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Trailer bei Youtube
Anmerkung: die deutschen Stimmen in diesem Trailer sind nicht die selben wie in der Endfassung!
Wie bereits bei
“The Lord of the Rings“ sind die unbelesenen Zuschauer die glücklicheren. Selbst wenn man das Buch nicht kennt, ist die Geschichte wie sie Peter Jackson und Fran Walsh ersonnen haben in sich schlüssig und ohne grosse Lücken. Umso härter trifft es jedoch Kenner und Liebhaber der ursprünglichen Geschichte, wurde doch erneut einiges umgeschrieben, verändert, weggelassen oder ausgeschmückt. Das ist im Kontext des Films zwar zu verschmerzen, da nichts unangenehm heraussticht, doch vor allem Fans dürften sich daran stossen.
Den grössten Grund zur Kritik bietet jedoch die visuelle Umsetzung sowie das Design der Figuren. Natürlich ist
“Der Hobbit“ ein Kinderbuch und die USK-Einstufung von 12 Jahren durchaus angemessen, jedoch zielt gerade das Design der Zwerge und Orks zu sehr auf das jugendliche Publikum ab. Knollennasen, angeklebte Bärte und kugelrunde Bäuche sind nicht gerade das, was man von einer Schar grimmiger Zwerge erwarten dürfte. Gerade im Vergleich zu Gimli aus der bekannten Trilogie wirken diese 13 Zwerge bis auf wenige Ausnahmen absolut lachhaft. Wie pflegte dieser noch gleich zu sagen? „Ich wünschte ich könnte eine Schar Zwerge antreten lassen, bis an die Zähne bewaffnet und dreckig!“ Ein Wunsch, den manch einer sicherlich gern erfüllt gesehen hätte.
Stattdessen ist die Kindervorlage an jeder Ecke ersichtlich, was sich auch im Aussehen der Orks niederschlägt. Verkörperten diese in
“Der Herr der Ringe“ noch eine ernstzunehmende, abgrundtief böse Bedrohung, bildet in dieser neuen Variante ein grosser Fetter Ork mit überdimensionaler Eiterbeule am Kinn die Spitze des Eisberges. Furchterregend ist hier höchstens die Tatsache, dass sämtliche nichtmenschlichen Charaktere mit CGI umgesetzt wurden, anstatt wie noch vor einigen Jahren auf altmodische, aber sehr wirkungsvolle Vollmasken und Kostüme zu setzen. Ob man hier den Aufwand scheute oder so eher der Vorlage gerecht werden wollte, bleibt mir ein Rätsel. Festzuhalten bleibt bloss, dass Fans vom düsteren Mittelerde sicherlich abgeschreckt werden dürften, da vom ehemals erwachsenen Fantasysetting nichts mehr übrig blieb. Und spätestens wenn Radagast der Braune wie der Nikolaus mit seinem Schlitten durch den Wald rast, gezogen von animierten Kaninchen, kann man diesen Film kaum mehr ernst nehmen.
Bild
Bei den Uraufführungen im Kino störte sich manch einer noch an der neuen verwendeten Bildtechnik, die mit speziellen Kameras gefilmt wurde. Diese lassen das Bild viel klarer, aber auch plastischer Wirken als mit handelsüblichen HD-Kameras. Die Folge davon ist ein Look der zwar mit einem kinotypischen Bild nicht mehr viel gemeinsam hat, jedoch vor allem auf Blu-Ray besonders stark zur Geltung kommt. In sämtlichen Einstellungen stechen hunderte von Details ins Auge und satte Farben dominieren das Geschehen, während uns ein absolut messerscharfes Bild in Erstaunen versetzt. Weder Kompressionsartefakte noch Schmutzpartikel oder Rauschen stört das Bild, was vor allem bei Detailfetischisten besonders gut ankommen wird.
Aber grade die Farben sind es dann auch, die dem Film selbst den letzten Hauch Realismus nehmen. So schön Mittelerde auch anzusehen ist, alles wirkt noch eine ganze Spur bunter und fröhlicher als noch beim Herrn der Ringe. Das ist sicherlich gewollt, für Fans jedoch ungewohnt.
Technisch vorzuwerfen gibt es an der optischen Präsentation nichts, aber das Ergebnis ist sicherlich Geschmacksache.
-> 9.5/10 Bildpunkte
Sound
Wie bereits bei den Blu-Rays von
“Der Herr der Ringe“ hat man auch dem Hobbit eine DTS-HD Spur verpasst. Diese überzeugt mit einer guten Dynamik auf sämtlichen Kanälen, die auch Gespräche fast ausnahmslos perfekt präsentiert. Nebst druckvollen und knackigen Effekten die auch immer wieder durch ihre Räumlichkeit begeistern können, galt dem Score erneut besonderes Augenmerk. Howard Shore hat bekannte Stücke und Themen leicht angepasst und wiederverwendet, aber auch neue komponiert, die sich ebenso nahtlos in das Gesamtkonzept einfügen.
Überaus gelungen ist auch die deutsche Vertonung, auch wenn diese in Sachen Dynamik und Volumen nicht ganz die Klasse des englischen Originals erreicht.
Aber auch hier gibt es wenig Grund zur Klage und die heimische Anlage wird mit Freuden ihre Arbeit verrichten.
-> 8.5/10 Soundpunkte
Fazit
Auch wenn ich nun von Filmenthusiasten und Hobbit-Fans Schelte kriegen werde, muss ich es ganz offen aussprechen: ich bin enttäuscht. Im Rahmen der Vorlage eines Kinderbuchs hat man sicherlich ganze Arbeit geleistet und Mittelerde mitsamt menschlichen und unmenschlichen Bewohnern gut eingefangen. Doch wenn man bei jeder Einstellung erneut an das Design von
“Der Herr der Ringe“ mitsamt seinen Vorzügen denkt, kommt man über Kritik nicht hinweg. Es sind nicht nur die komplett computeranimierten Orks die nicht in das Gesamtbild von Tolkiens bekannter Fantasy passen wollen, sondern auch die Zwerge. Dass diese kriegerischen Rauhbeine sowohl grimmig als auch amüsant zugleich sein können, hatte Gimli in der Vergangenheit mehrfach bewiesen. Wieso also hat man diese 13 Kinder des Schmieds also derart comichaft gestaltet, dass sie eher an Gérard Depardieus Darstellung von Obelix als an stattliche Krieger erinnern? Und wieso war es nötig, diesen Männern auch noch Furz- und Rülpswitze aufzuzwingen?
Beim besten Willen, aber nein, ich vermag es nicht, diesen Film auch nur ansatzweise ernst zu nehmen. Daran hat auch der Zauberer Radagast seinen Anteil – dieser wurde zwar bereits in der Buchvorlage als kauziger Zeitgenosse beschrieben, doch so wie er hier auftaucht haben ihn sich wohl die wenigsten vorgestellt.
Grösster Lichtblick im dennoch grundsätzlich soliden Cast bietet aber Martin Freeman als Bilbo Beutlin. Seine Darstellung des jungen Hobbits überzeugt auf ganzer Linie dank Mimik und Aussprache und muss sich keineswegs vor Elija Wood (Frodo), Ian Holm (alter Bilbo) oder Sean Astin (Samweis Gamdschie) verstecken.
Ich hatte grosse Hoffnungen in diesen Film gesteckt, selbst wenn mir die Buchvorlage weitaus weniger gut gefiel als noch beim Herrn der Ringe. Doch das allzu kinderfreundliche Ergebnis hat mir Bauchschmerzen und eine herbe Enttäuschung bereitet, die mir sogar sämtliche Vorfreude auf die nachfolgenden Teile nimmt. Von daher hat diese Blu-Ray ihre Wertung vor allem der technischen Seite zu verdanken, die vor allem Bildtechnisch die Messlatte relativ hoch ansetzt.
-> 6/10 Blu-Ray Punkte
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lendenzorn am 08. April 13
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