Unter all den Spielzeugartikeln die uns als Kinder unterhalten haben, waren es in erster Linie wohl die Lego, die nicht aus den Kinderzimmern wegzudenken waren. Besonders in den 80ern und 90ern hatten die dänischen Klötzchen ihre Hochzeit, bis sie später mehr und mehr durch elektronisches Spielzeug verdrängt wurden. Schliesslich liess sich der Freundeskreis mit Playstation & co. Viel mehr beeindrucken – dabei hat ein mächtiges Piratenschiff, eine batteriebetriebene Monorail oder ein schwarzer Rennwagen von Lego Technics nach wie vor den grösseren Coolnessfaktor!
Dessen bewusst wurden sich in jüngerer Zeit vor allem die jungen Erwachsenen. Es werden überdimensionale Star Wars Sternenkreuzer gekauft und/oder sogenannte Brick-Movies gedreht; Kurzfilme mit Legomännchen in einer stop-motion-Animation. Und genau auf diesen Zug sprangen nun Warner auf, die sich kurzerhand mit dem dänischen Mutterkonzern zusammenschlossen und einen abendfüllenden Spielfilm realisierten:
“The LEGO Movie“.
Was erst als überlanger Werbefilm anmutet, entpuppt sich dabei relativ schnell als höchst amüsante Idee, die zudem hervorragend umgesetzt wurde und vor allem Erinnerungen weckt: an die eigene Kindheit und die chaotisch-absurden Stories die man sich damals selbst ausdachte.
Story
In „Steinstadt“ geht alles seinen geregelten Gang, strikt nach Anleitung. Bauarbeiter Emmet führt ein durchschnittliches Leben in einem durchschnittlichen Job und einer durchschnittlichen Wohnung, hat jeden Tag genau den selben Tagesablauf und findet das alles absolut super – bis er eines Tages auf der Baustelle unverhofft auf einen Baustein trifft, den er noch nicht kennt. Laut einer Prophezeiung des Magiers Vitruvius wird ein besonderer Meisterbauer genau diesen Gegenstand finden und zu ihm bringen, den „Stein des Widerstandes“.
In einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd verhilft die draufgängerische Wildstyle dem unbeholfenen Emmet zur Flucht aus „Steinstadt“ und bringt ihn in die freie Zone, ausserhalb des Einflussbereichs des finsteren Lord Business. Dessen perfider Plan ist es, die Bewohner von Steinstadt mit der ultimativen Superwaffe – dem „Kragle“ – für immer daran zu hindern, frei und kreativ zu bauen. Nur der eine besondere Meisterbauer kann das Schicksal aufhalten.. aber ist Emmet das wirklich?
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Die Story hinter der Bauklötzenmär ist eine altbekannte, die nur ein wenig anders erzählt wird. Das Schicksal der Welt hängt von einem einzigen Helden wider Willen ab, der mit Hilfe seiner Freunde dem Schurken das Handwerk legen soll. Was
“The LEGO Movie“ allerdings von anderen Versionen abhebt, ist seine chaotische Art und Weise. Hier werden nicht nur Action- und Abenteuerfilme an sich persifliert, sondern man nimmt sich auch selbst nicht besonders ernst, zieht über Klassiker der Filmgeschichte her und macht sich grundsätzlich über viel zu viel lustig um es überhaupt aufzählen zu können.
Denn anders als noch bei
“Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ oder
“21 Jump Street“ haben die beiden kreativen Köpfe Phil Lord und Chris Miller sämtliche Regeln über Bord geworfen und sich in höchst anarchischer Art und Weise gehörig ausgetobt. Beinahe zu jeder Sekunde hat man das Gefühl, gerade selbst mit Lego zu spielen anstatt sich nur einen Film anzusehen – und das ist das wohl höchste Lob welches man diesem Film machen kann.
Abgesehen davon lebt der Film vor allem von seinen Charakteren: Emmet ist herrlich duschnittlich langweilig, der blinde Zauberer Vitrivius ein schrulliger Kautz wie er im Buche steht und auch sämtliche Nebenfiguren wachsen dem Zuschauer binnen weniger Minuten ans Herz. Allen die Show stiehlt allerdings die Legoinkarnation von Batman. Dieser nimmt nicht nur die Film- und Comicfigur an sich gehörig auf die Schippe, sondern sorgt auch allgemein für die meisten Lacher und dürfte bereits jetzt absoluten Kultstatus erreichen.
Bild
Entgegen dem Trend der immer realistischer werdenden Animationen hat man sich bei
“The LEGO Movie“ bewusst für einen etwas holprigeren Look entschieden, so dass man sich vermehrt an erstgenannte Brick-Movies erinnert anstatt an einen modernen Animationsfilm. Rein technisch gibt man sich jedoch keinerlei Blösse und hat die Bausteinwelten sowie ihre Bewohner absolut beeindruckend eingefangen. Das Bild ist zu jeder Zeit gestochen scharf und erschlägt den Zuschauer förmlich mit einer Fülle an Details, die man bislang in ähnlicher Form selten zu Gesicht bekommen hat. So wurden Figuren und Gegenstände mit Merkmalen ausgestattet, die einem selbst dann kaum auffallen würden, wenn man damit spielt. Wer ganz genau hinsieht, erkennt auf den digitalen Plastikteilen sogar Fingerabdrücke und Schmutz- oder Staubpartikel, was den gelungenen Eindruck einer „lebendigen“ Legowelt nur noch mehr verstärkt.
Laut diverser Aussagen soll der Lego Film einer der wenigen sein, welcher enorm von seiner 3D-Fassung profitiert, da es den Film extrem plastisch machen würde. Doch Verfechter der klassischen 2D-Version dürfen beruhigt sein: auch in der herkömmlichen Variante wirkt die Plastikwelt enorm plastisch und überraschend dreidimensional – das Mittendrin-Gefühl ist auch hier überdurchschnittlich hoch. Dazu tragen auch die tollen Kontraste und die knalligen Farben bei, die legotypisch sehr satt daher kommen.
Alles in allem reiht sich die optische Präsentation ganz weit vorne mit ein und darf zurecht auch als Referenz herhalten!
-> 10/10 Bildpunkte
Sound
Ein Begriff: Dolby Digital 5.1. Das liest sich auch im Jahr 2014 noch immer mager, nicht zuletzt wenn man weiss, dass in absehbarer Zukunft sogar die ersten Heimkinoanlagen mit Dolby Atmos ausgestattet werden. Umso bedauerlicher ist es, wenn man sich bewusst gegen wuchtigere Tonvarianten entscheidet wie es Warner in der Vergangenheit fast immer getan hat. So blieb auch
“The LEGO Movie“ nicht davon verschont und muss das beste daraus machen, wobei immerhin dieses Vorhaben gelingt: trotz der vergleichsweise geringen Bitrate klingt der Film überraschend klar und voluminös. Mit einem tollen Balancing im Rücken wechseln sich glasklare Dialoge mit passendem Score ab, unterbrochen durch minimal lautere Actionszenen, denen etwas mehr Wumms allerdings gut zu Gesicht gestanden hätte. So bleibt der Subwoofer meist auf Sparflamme und kann nur selten zeigen wozu er eigentlich fähig wäre, während die hinteren Lautsprecher vor allem für einzelne gezielte Effekte eingesetzt werden.
Eine allgegenwärtige Surroundatmosphäre darf man hier also leider nicht erwarten, genau so wenig wie ein Actionfeuerwerk. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten kann man der Disc allerdings keinen Vorwurf machen.
-> 7/10 Soundpunkte
Fazit
“The LEGO Movie“ ist wie ein nostalgischer Trip in die Vergangenheit, als man im Kinderzimmer wie ein verrückter auf dem Boden rumkroch, auf der Suche nach diesem einen letzten Bauteil, welches man 5 Minuten zuvor noch achtlos weggeschoben hatte und das nun nicht mehr auftauchen will. Mit Lego war es möglich dass Piraten auf Astronauten trafen, Haie auf offener Strasse mit Autos kollidierten oder Ritter fremde Planeten unsicher machten. Man erschuf sich seine eigenen Regeln und Gesetze, ersann seine eigenen Geschichten – und genau dieser Tradition folgt das erste Lego Abenteuer in Spielfilmlänge. Es ist so wunderbar chaotisch wie lange kein anderer Film vor ihm: kernige Einzeiler wechseln sich mit klamaukartigem Slapstick und völlig sinnlosem Humor ab, während mittendrin kurzum unzählige Filmklischees gehörig durch den Kakao gezogen werden.
Wer will kann in der liebenswert inszenierten Geschichte sogar einen Seitenhieb auf die ach so steife Gesellschaft erkennen, in der alles in geregelten Bahnen verlaufen muss und in der kreative Geister keinen Freiraum haben. Und selbst wer diese Botschaft ausblendet, erhält einen durchweg unterhaltsamen Film der erfrischend anders daherkommt als man es heutzutage aus Hollywood gewohnt ist.
Schade ist nur, dass dem Streifen in den letzten rund 20 Minuten ein wenig die Luft ausgeht während es auf das Finale zugeht. Hier hätte man ruhig das vorherrschende Chaos weiterlaufen lassen dürfen, anstatt einen Gang zurück zuschalten.
Wer sich vom eher gemächlichen Einstieg samt unglaublich furchtbarem und nervigem Titelsong nicht abschrecken lässt, findet in
“The LEGO Movie“ einen Film für die ganze Familie – wobei Erwachsene sogar noch mehr unterhalten werden dürften als ihre Kids.
-> 7.5/10 Blu-Ray Punkte
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Fortsetzungen im Marvel-Universum haben es nicht immer leicht, wobei es meistens die jeweils dritten Teile sind, die sowohl bei Kritikern wie auch beim Publikum nicht mehr ankommen. Das war nicht nur bei "Spider-Man" so, sondern auch bei den "X-Men", "Blade", "Ghost Rider", "Fantastic Four", und so weiter und so fort. Allerdings hat man mit der Fortsetzung zu "Thor" gezeigt, dass ein Nachfolger auch besser oder zumindest gleichwertig wie der Vorgänger sein kann.
Im Falle von
"Captain America" war das Vorhaben nun ungleich schwerer, war schon der erste Teil beim Fachpublikum nicht sonderlich gut angekommen, obwohl das Einspielergebnis eine andere Sprache spricht. Fast 370 Millionen USD liessen die Kassen ordentlich klingeln und sicherten somit die Fortsetzung bereits im Vorfeld.
Eben diese ist nun fürs Heimkino erhältlich und muss sich nun auch dort behaupten. Doch schafft sie das überhaupt?
Story
Captain Steve Rogers gewöhnt sich nur schwer an das 21. Jahrhundert, nachdem er fast 70 Jahre lang im Kälteschlaf lag. Bis auf eine mittlerweile alte Dame sind sämtliche seiner alten Gefärten längst tot, das Heldendasein hat seine Schattenseiten und nicht zuletzt hält S.H.I.E.L.D.-Direktor Nick Fury ihm auch noch wichtige Informationen über drei neue, riesige Helicarrier vor - das sogenannte Project Insight. Aufgebaut als Verteidigungsanlage sollen die Helicarrier potentielle Bedrohungen bereits eliminieren bevor die Menschheit überhaupt in Gefahr schwebt; doch Captain Rogers sieht in den gigantischen Kampfmaschinen bloss eine Einschränkung der Freiheit eines jeden Bürgers. Sein Disput mit Fury trägt Früchte, denn dieser ändert seine Meinung und möchte das Projekt gerne für unbestimmte Zeit auf Eis legen.
Kurz darauf wird Direktor Fury auf offener Strasse von verkleideten Polizisten angegriffen, sowie von einem übermächtigen Gegner mit einem metallischen Arm. Nur mit Mühe gelingt ihm die Flucht und sofort ist klar, dass sich S.H.I.E.L.D. einer neuen Bedrohung ausgesetzt sieht. Denn wer es auf Nick Fury abgesehen hat, der bekommt es mit Captain America zu tun...
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Auch wenn man dieses mal versucht hat, der Geschichte ein wenig mehr Tiefe zu verleihen als noch im ersten Teil, so ist
"Captain America - The return of the first Avenger" noch lange kein wirklich spannender Film. Selbst wer die Comics nicht gelesen hat, blickt bereits nach rund 30 Minuten hinter die Fassade und kann sich leicht zusammenreimen, was so alles passieren wird. Somit bleibt auch der Versuch, mehrschichtige Charaktere einzubauen ziemlich schnell auf der Strecke. Letztendlich ist es schön, dass zwei neue Charaktere eingeführt werden und Fury sowie Black Widow mehr Screentime erhalten - doch der Film profitiert davon letzten Endes nur wenig.
Der Regie kann man hier genau so wenig einen Vorwurf machen wie der tollen Technik oder den Darstellern - die Produktion ist einwandfrei und genau so wie man es von einem Marvel Film eben erwarten würde. Doch das Script verpasst es, Story oder Charakteren Ausdruck zu verleihen. Immerhin vermag
"Captain America" auch dieses mal mit seiner Action zu unterhalten, die nicht nur eindrucksvoll inszeniert wurde, sondern auch vermehrt auf klassische Spezialeffekte anstatt CGI setzt. Eine begrüssenswerte Wendung, die dem Ganzen auch einen ganz anderen Anstrich verpasst.
Bild
Optisch bewegt sich Marvel einmal mehr in gewohnten Gefilden und hat der Blu-Ray ein angenehm scharfes und detailliertes Bildmaster spendiert. Gerade in ruhigeren Szenen darf man den Detailreichtum an Gesichtern und Kostümen bewundern, während Actionsequenzen mit Effekten nur so um sich schmeissen. Diese kommen trotz der manchmal etwas unruhigen Kamera und der schnellen Schnitte sehr gut rüber, wobei bei heftigen Kameraschwenks auch gerne mal eine leichte Verwischung auszumachen ist.
Zu diesem kleineren Manko gesellt sich noch der nicht ganz optimale Schwarzwert, der gerne ein wenig dunkler hätte sein dürfen - gerade in Anbetracht dessen, dass die sonstigen Farben und Kontraste sehr satt und natürlich rüberkommen. Wäre die Plastizität noch etwas höher ausgefallen, gäbe der Film schon beinahe bestes Demomaterial ab. So bleibt es leider "nur" bei einem wirklich sehr guten Bild.
-> 8.5/10 Bildpunkte
Sound
In Zeiten moderner Heimkinoanlagen erwarten viele gerade bei Blockbuster-Titeln auch eine Tonspur in 7.1 - um das Kinofeeling nochmals zu verstärken.
"The return of the first Avenger" verzichtet allerdings auf die beiden zusätzlichen Lautsprecher und hat sich für die deutsche Synchro für eine DTS-HD Abmischung in 5.1 entschieden (während 7.1 dem englischen Original vorenthalten bleibt). Das ist jedoch nicht weiter schlimm, sorgen hier doch auch die 5 Lautsprecher für eine ordentliche Atmosphäre. Während es in Actionszenen ordentlich kracht und Kugeln als allen Richtungen auf unsere Trommelfelle prasseln, so gehen Dialoge selbst dann nicht unter, wenn sie vom äusserst voluminösen Score untermalt werden. Die Balance ist hervorragend, die Bässe nicht übertrieben und die Feindetailwiedergabe stets gegeben. Modernes Actionkino
muss einfach so klingen!
-> 10/10 Soundpunkte
Fazit
Captain America war nie einer meiner Lieblingshelden. Nur schon durch die Farben seines Kostüms kam es mir vor, als würde man mir die patriotische USA-Propaganda regelrecht ins Gesicht halten. Marvel zeigt mit diesem zweiten Teil jedoch, dass es auch ganz subtil geht.
Nicht einmal der Captain selbst zeigt sich als Vorzeige-Patriot und ob er seine Gegner im Anzug oder in einem T-Shirt verprügelt, macht letztendlich keinerlei Unterschied - denn man hat es schlichtweg verpasst, der Figur ein wirkliches Profil zu verleihen. Sein Schicksal war mir während der ganzen 136 Minuten komplett egal, genau so wie jenes sämtlicher anderer Charaktere. Hier wächst einem niemand ans Herz und es spielt keine Rolle wer wann wie ins Gras beissen muss. Ein jeder bleibt komplett austauschbar, was gerade beim Hauptcharakter ein schweres filmisches Vergehen ist.
Das selbe Schicksal teilt auch die Story, die mit keinerlei Überraschungen oder Wendungen aufwarten kann und deren Spannung sich somit arg in Grenzen hält. Der rote Faden reicht um sich von einer Actionsequenz zur nächsten zu hangeln - was dazwischen passiert, ist selten wirklich von Belang. Dabei haben andere Marvel-Filme doch schon eindrücklich gezeigt, dass es auch besser geht.
Wer einfach nur stimmiges Actionkino erwartet, der macht grundsätzlich wenig falsch. Die effektvollen Kämpfe und Schiessereien machen Spass, es kracht ordentlich und es vermag im grossen und Ganzen auch durchaus zu unterhalten - doch wer von einem Blockbuster auch etwas mehr erwartet und gerne seine Nerven mit Spannung oder die Lachmuskeln mit Witz strapazieren möchte, der ist besser beraten, sich den Film erst auszuleihen.
-> 6.5/10 Blu-Ray Punkte
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Wer die Entwicklung der Mobiltelefone seit der Jahrtausendwende ein wenig beobachtet hat, konnte zuweilen amüsantes feststellen. Nokia dominierte den Markt, Handys waren robuste Panzer mit einem schlichten Design und ohne unnötigen Schnickschnack. Mit fortschreitender Technik war es den Entwicklern dann auch möglich, ihre Hardware in kleineren Gehäusen unterzubringen – die Geräte wurden immer kleiner und handlicher. Bis das Zeitalter der Smartphones begann.
Schnell machte sich eine erneute Kehrtwende bemerkbar, die Touchscreencomputer im Taschenformat wuchsen mit der Kundenanfrage und wurden immer grösser und breiter. Wer mobil komfortabel surfen, spielen und E-Books lesen wollte, brauchte dafür ein grösseres Display – und schnell wurden überdimensionale Boliden mit 5“ oder mehr zum Standard.
Im Zusammenhang mit dem grösseren Bildschirm wuchs natürlich auch das Gehäuse, darin wiederum fand mehr und vor allem potentere Hardware Platz. Die Geräte wurden also zunehmends auch schneller bei der Bewältigung ihrer zahlreichen Aufgaben, während die Akkuleistung exponentiell dahinschwand.
Irgendwann ging ein Raunen durch die Käuferschaft: der Wunsch nach kleineren Modellen wuchs wieder. Samsung und HTC reagierten bald und schoben jeweils „mini“ Versionen ihrer Flaggschiffe
Galaxy S3, respektive
One nach.
Die beiden kleinen Brüder ihrer Vorgänger fanden zwar ihre Abnehmer, aber auch zahlreiche kritische Stimmen. Im Vergleich zu den High-End Boliden waren sie zwar ungemein handlicher, aber auch entsprechend langsamer und in ihren Funktionen entschieden entschlackt worden.
Und genau hier sprang Sony in die Bresche und entwickelte kurzerhand keinen „mini“, sondern eine Kompaktversion seines Alleskönners
Xperia Z1: das
Xperia Z1 Compact. im Gegensatz zur Konkurrenz verbaute Sony hier die selben hochwertigen Komponenten und schraubte lediglich an den Massen sowie einigen wenigen technischen Feinheiten. Halten wir also hiermit endlich ein hochwertiges, kleines Smartphone in unserer Hand?
Fakten
- Masse: 127 x 64.9 x 9.5 mm (HxBxT)
- Gewicht: 137 Gramm
- Display: 4.3“ TFT mit 1280 x 720 Pixel (ca. 342 ppi)
- Kameras: 20.7 Megapixel Rückseite und 2 Megapixel Front
- CPU: 2.2 GHz Quadcore
- Ram: 2 GB
- Akku: 2300 mAh Li-ion
- Betriebssystem: Android 4.3 Jellybean bei Auslieferung, Update auf 4.4 Kitkat
- Verbindungen: UMTS HSPA+, GSM, LTE, WLAN 802.11a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.0, GPS, GLONASS, NFC
- Besonderes: Wasserdicht nach IPX5 und staubdicht nach IP55/58
Aussehen, Verarbeitung und Haptik
Nach dem Öffnen der Schachtel fällt als erstes das überdurchschnittliche Gewicht des Kraftprotzes auf: die 137 Gramm liegen erst ungewohnt schwer in der Hand, fühlen sich zugleich aber sehr hochwertig und solide an. Von einem Ziegelstein ist das
Z1 Compact dennoch weit entfernt: das Smartphone wirkt mit seiner komplett schwarzen Oberfläche angenehm schlicht und elegant, einzig am oberen Rand prangt unauffällig der silbergraue „Sony“ Schriftzug. Darüber erkennt man, unauffällig in den Rahmen eingearbeitet, eine blaue LED-Leuchte die über empfangene Nachrichten informiert.
Die gläserne Front ist rundherum in gefrästes Aluminium eingefasst, an der rückseitigen Plastikabdeckung befinden sich Kameralinse, das NFC- sowie das XPERIA-Logo.
Linksseitig, versteckt unter Gehäuseklappen, finden sich der Mini-USB Anschluss, sowie die Einschübe für die microSD- und die MicroSIM-Karte. Die Oberkante beherbergt einen 3.5mm Klinkenschluss für das mitgelieferte Headset, während gegenüber der Lautsprecher angebracht wurde. Der Lautstärkeregler in Form einer Wippe sowie der Powerbutton mitsamt Auslöser für die Kamera schlussendlich sitzen rechts.
Wie man es auch dreht und wendet, alles wirkt wie aus einem Guss, nichts scheint aufgesetzt oder deplatziert, alles ist dort wo es sein sollte. Das liegt nicht zuletzt daran, dass nur sehr geringe Spaltmasse auszumachen sind und sich die Rückseite nicht entfernen lässt – an einen eigenhändigen Austausch des Akkus ist also nicht zu denken.
So edel und hübsch das alles auch wirken mag, auch dieses Kleinod hat durchaus seine Schattenseiten. Wer die schwarze Version erwirbt, wird sehr schnell erste Fingerabdrücke auf der Rückseite erkennen, und auch der Touchscreen ist davor nicht gefeit. Zwar wurde eine Spezialfolie über das Glas geklebt, doch gerade diese ist auf Kratzer und sonstige Einflüsse sehr anfällig. Auch wenn der kleine Kraftprotz milde Stürze und Erschütterungen problemlos übersteht, so sollte vor allem dann Vorsicht geboten werden wenn man das Handy in der selben Hosentasche trägt wie den Schlüsselbund. Nicht nur empfindlichen Naturen sei an dieser Stelle eine Lederhülle oder zusätzliche Schutzfolien ans Herz gelegt, sofern man länger Freude an seinem neuen Telefon haben möchte.
Denn trotz der kleinen Mankos legt man das
Z1 Compact nur sehr ungerne aus der Hand. Gerade dank seines Gewichtes und der Aluminium Umrandung wirkt es sehr hochwertig und die abgerundeten Kanten tragen dazu bei, dass auch nach mehreren Minuten nichts schmerzt.
Das gilt auch für das Display, welches die Blicke wie von selbst auf sich zieht. Zwar beträgt die Auflösung lediglich 720p HD, aufgrund der Grösse von nur 4.3“ ist die Pixeldichte jedoch ausreichend hoch um selbst kleinste Texte gestochen scharf wiedergeben zu können. Das macht auch das Lesen längerer Zeitungsartikel zum Vergnügen, wie auch das Verweilen auf Youtube oder das Betrachten von Bilderalben.
Die Farben sind satt und knackig und wirken trotz der starken Kontraste nicht unnatürlich. Man sieht sich einfach gerne an was hier in der Hand vor sich geht, selbst wenn man links oder rechts daneben sitzt. Die Blickwinkel sorgen dafür dass auch dann nichts abflacht wenn das Handy in steilerem Winkel betrachtet wird.
Das Navigieren durch das eigene User Interface aus dem Hause Sony ist letztendlich nicht nur dank der geringen Grösse überaus angenehm. Das gesamte Display lässt sich auch mit kleineren Händen bequem mit nur einem Daumen ansteuern, während die Druckpunkte von Powerbutton und Lautstärkeregler klar definiert sind. Nach ein wenig Eingewöhnung ist gerade das Ein- und Ausschalten bzw. das Wechseln in den Standbymodus nochmals ein wenig angenehmer als bei Konkurrenzvertretern wie der
Galaxy-Serie von Samsung.
Rühmen kann sich das kleine Wunderwerk vor allem durch seinen Staub- und Wasserschutz. Zahlreiche Testversuche auf Youtube belegen, dass das Handy sowohl in Bier baden wie auch während dem Schnorcheln als Kamera verwendet werden kann. Rein theoretisch liesse sich damit also sogar unter der Dusche telefonieren – wobei das sicherlich ein wenig merkwürdig wäre. Aber zumindest sind auch ungewollte Ausflüge in die Badewanne kein Problem, wenn man sich zur Entspannung gerne Musik anhört oder einen Film ansehen möchte.
Hard- & Software
Wie bereits anfangs erwähnt werkelt im Inneren der Sony-Maschine eine Quadcore-CPU mit 2.2GHz. Das sind faktisch teilweise weniger als beim ein oder anderen 5“ Modell, verhilft aber dennoch dazu, dass das
Z1 Compact läuft wie ein geölter Blitz.
Während die Inbetriebnahme nach dem Ausschalten gerne ein paar Sekunden in Anspruch nimmt, so macht sich spätestens im Startbildschirm keinerlei Verzögerung mehr bemerkbar. Egal ob Apps oder aufwändige 3D-Spiele, sämtliche Ladzeiten sind in Sekundenschnelle überstanden. Per Druck auf einen der Softbuttons am unteren Bildschirmrand lässt sich dabei fliessend wieder zum Homescreen oder einer weiteren aktiven Applikation wechseln. Selbst wer testweise mehrmals hinter einander diesen Wechsel ausführt, wird das
Compact nicht ins Schwitzen bringen.
Webseiten lädt der bereits vorinstallierte Google Chrome ebenfalls in Rekordzeit – natürlich jeweils abhängig vom gerade verfügbaren Netz. Unter WLAN oder 4G sind jedenfalls bis zu 1.5mb/s möglich, was für ein Mobiltelefon klar im oberen Spitzenbereich liegt.
In hoher Geschwindigkeit lassen sich dann auch zahlreiche Apps aus dem Play Store installieren, sofern man dafür auf dem Telefon noch Platz findet. Von Haus aus kommt das kleine Sony mit 16 GB Speicherplatz, wobei rund 5GB bereits durch Android, UI und vorinstallierte Apps belegt sind. Letztere lassen sich leider nur umständlich deinstallieren und eigene Anwendungen finden nur auf dem Telefonspeicher, nicht aber auf der SD-Karte ein Plätzchen. Immerhin lässt sich damit der Speicher um bis zu 64GB erweitern und schaufelt somit fleissig Musik, Videos oder Fotos.
Immerhin hält sich die Menge der vorinstallierten Programme in Grenzen – genau so wie deren Nutzen. Einen Grossteil davon wird der Käufer nie nutzen oder aber durch gleichwertige bzw. bessere aus dem Play Store ersetzen.
Das eigentliche User Interface benötigt gerade zu Anfang ein wenig Umgewöhnung, je nach dem von welchem Gerät man umsattelt. Das Design sowie die Menüführung sind allerdings in sich logisch und einfach aufgebaut, selbst Neulinge finden sich hier schnell zurecht. Mit wenigen Fingerbewegungen bastelt man sich seinen eigenen Homescreen, verschiebt und löscht Apps, passt Widgets an seine Bedürfnisse an und ändert das farbliche Grundthema der UI. Hier bietet Sony bereits von Beginn weg einige zur Auswahl, zahlreiche mehr lassen sich aus dem Web ziehen.
Es gibt also auch in Sachen Menüstruktur und Steuerung nicht viel zu meckern, einzelne Punkte sind dann aber doch umso störender: gerade die Anordnung der Bilder im Album hätte Sony gerne nochmals überdenken dürfen. So sind sämtliche Dateien nach Datum sortiert und nicht etwa nach Typ. So mischen sich selbstaufgenommene Fotos querbeet mit Screenshots und Albumcovern der Musiksammlung – hier etwas zu finden kann zur Geduldsprobe ausarten.
Audiotechnisch bietet Sony hier Standardkost, die weder zum grinsen noch zum weinen anregt. Das grösste Manko ist der an der Unterseite angebrachte Lautsprecher, dessen Ausrichtung sich bemerkbar macht, sobald man das Handy in der Waagrechten hält um beispielsweise Filme zu sehen. Die einseitige Ausgabe für das rechte Ohr ist dann nicht wirklich zufriedenstellend.
So ganz glücklich machen kann dann auch der vorinstallierte Walkman für die Musikwiedergabe nicht. Wer auf ein eigenes Headset ausweicht und das mitgelieferte ignoriert, kommt zwar in den Genuss eines handelsüblichen MP3-Players, die Menüstruktur der Software jedoch ist relativ stark verschachtelt und nicht übersichtlich genug um intuitiv von einem Album zum nächsten zu wechseln.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Kamera: die Qualität der Fotos ist für ein Handy zwar absolut ausreichend, die Bedienung der App allerdings zu fummelig. Wer die Kamera via Knopfdruck auf der Gehäuseseite aktiviert, landet im „automatik“-Modus, welcher lediglich mit einer Auflösung von 8 Megapixeln knipst. Möchte man die vollen 20 MP ausnutzen, so muss die Kamera entweder via App gestartet werden, oder aber man wechselt innerhalb der Anwendung mühselig in den manuellen Modus.
Das ist gerade bei Schnappschüssen ein unnötiger Stolperstein der sicher hätte vermieden werden können. Aber selbst mit manuellen 20 MP braucht man sich keine Illusionen zu machen: sobald die Lichtverhältnisse nicht mehr ganz optimal sind oder gar die Nacht hereinbricht, geht auch dem
Z1 Compact die Puste aus.
Fazit
Satteln wir das Pferd für einmal von hinten auf: mit dem nicht ganz kratzfesten Display wird auf Dauer nur glücklich, wer dem
Sony Xperia Z1 Compact eine Schutzhülle spendiert und wer gerne Schnappschüsse in sämtlichen Lebenslagen knipst, wird sich über die Kamerapp sicher das ein oder andere mal ärgern. Spätestens dann, wenn er die Partyfotos des letzten Geburtstages unter hundert anderen im Album suchen muss.
Dem gegenüber steht jedoch ein kleiner Kraftprotz, der selbst gestandenen 5“ Geräten den Rang abläuft. In sämtlichen verfügbaren Benchmarks hat es die Konkurrenz hinter sich gelassen und auch im Alltag spielt das
Z1 Compact seine Stärken aus.
Das blitzschnelle Navigieren mit nur einer Hand macht genau so viel Spass wie das surfen im Netz oder das Ansehen von Videos. Hier ruckelt und hackt nichts, es fühlt sich einfach toll an. Genau so wie das Gefühl, ein stabiles, wertiges Gerät in der Hand zu halten. Die verarbeiteten Materialien sorgen für eine edle Optik – der kleine Sony ist ein echter Hingucker, sofern man sorgfältig mit ihm umgeht.
Pro:
+ Design, Verarbeitung und Haptik
+ extrem schnell, auch im Internet
+ High-End Technik die mit einer Hand bedienbar ist
+ Sehr scharfes, kräftiges Display
+ Akku-Laufzeit von bis zu 2 Tagen bei durchschnittlichem Gebrauch
+ Sprachqualität
+ Staub- und wasserdicht
Contra:
- Sehr anfällig auf Kratzer
- manche vorinstallierte App lässt sich nicht deinstallieren
- Ausrichtung des Mono-Lautsprechers
- 20MP Kamera bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück
- Menüstrukturen von Kamera, Fotoalbum und Musikplayer zu fummelig/unübersichtlich