Remakes - eine Kolumne
„Wo bitte geht’s nach Hollywood?“ Fragte Steven Spielberg einst 1979. Und gerne wäre ich um eine Wegbeschreibung froh, sollte doch irgendwer bitte mal dort anklopfen. Oder kann mir irgendwer aus dem Stehgreif erklären was seit geraumer Zeit mit der Traumfabrik los ist, die uns früher mit solch tollen Filmen verwöhnt hat?
Wo sind die genialen Ideen der früheren Meisterregisseure hinverschwunden?
Der Anfangs erwähnte Herr Spielberg dreht beinahe nur noch familientaugliches Kino ohne Zauber früherer Tage, Oliver Stones letztes Meisterwerk „Natural Born Killers“ ist auch schon 20 Jahre her und selbst ein Martin Scorsese scheint seine besten Ideen bereits verbraten zu haben.
Letztendlich hat es den Anschein als würde ein jeder nur noch auf das schnelle, sichere Geld aus sein – wobei Eigenständigkeit Mangelware geworden ist.
Natürlich könnte man mit dem Beispiel der Sequels anfangen: „The Fast & The Furious“ entwickelte sich nach der Jahrtausendwende zu einem Jugendphänomen und zog seither 5 weitere Teile nach sich – die Dreharbeiten für Nr. 7 sind in vollem Gange, selbst wenn Hauptdarsteller und Protagonist Paul Walker 2013 bei einem Autounfall ums Leben kam. Wie man diesen Abgang kompensieren will ist den Fans noch schleierhaft, aber ein Kassenschlager dürfte auch dieser Film problemlos werden.
Und wenn es keine schnellen Autos sind, so sind es stattdessen vielleicht eher Fantasywelten? Schliesslich sind die „Avatar“ Teile 3-4 bereits angekündigt. Und das traurige daran, auf IMDB wird sogar James Cameron als Regisseur genannt. Wenn nicht einmal mehr die grossen Namen neue Ideen bringen können – wer dann?
Dass „Avatar“ abgesehen von seinem Design gar nicht mal so grossartig war, sei mal dahingestellt. Aber dass sich aus dem Stoff tatsächlich noch 3 weitere gute Filme drehen lassen, wage ich zu bezweifeln.
Im Horrorbereich sind die Remakes der US-Amerikaner schon lange Standard, nicht erst seit „The Ring“ oder „The Grudge“. Alles was man im englisch- oder deutschsprachigen Raum noch nicht kennt, wird ohne Umschweife modernisiert und zumeist auch stark vereinfacht. Ob irgendwer im Grossraum Los Angeles wohl weiss, dass „Ju-On“ (so das Original von „The Grudge“) eigentlich mehrere Teile hat und die Story viel komplexer ist? Nein, ich denke nicht.
Dabei machen die Ketzer noch nicht einmal vor ihren eigenen Klassikern Halt. Bereits Alfred Hitchcock musste sich dank „Psycho 2 & 3“ sowie einem 1998er Remake im Grabe rumdrehen und hätte wohl am liebsten einen Schwarm Vögel auf die Macher gehetzt, die derart schamlos (und vor allem miserabel) mit seinem Stoff umgegangen sind.
Dabei sind es doch gerade entweder grossartige oder hochkontroverse Filme, die vor einer Neuinterpretation selten gefeit sind: Tobe Hooper schockte mit seinem „Texas Chainsaw Massacre“ die Kinogänger und Medien gleichermassen – der Film landete umgehend auf dem Index. Jahre später drehte Marcus Nispel unter der Fuchtel von Michael Bay ein Remake – mit Erfolg. Hier fragt man sich, ob man den eigentlich indizierten Film auch einer neuen Horrorgeneration näherbringen, oder bloss aus dem „verbotenen“ Stoff eine Stange Geld scheffeln wollte. Ersteres wäre immerhin nachvollziehbar.
Konnte die Neuauflage von „Halloween“ durch Rob Zombie der Marke immerhin ein paar neue Facetten hinzufügen, so entzieht sich mir jegliches Verständnis beim Gedanken an Verwurstungen wie „Freitag der 13te“, „Nightmare on Elm Street“ oder deren unsäglichen Fortsetzungen und/oder Mash-Ups. Seelenlos, ohne jegliche Substanz, einfach nur schlecht und dumm. Zwar dienen solche Horrorstreifen oftmals als Sprungbrett nach Hollywood für angehende Schauspieler, doch bei den meisten bleibt es auch dabei – man sieht sie nie wieder. Was aufgrund ihrer Leistungen aber auch nicht weiter tragisch ist.
Als weitaus schlimmer empfinde ich da die sogenannten Reboots von Marken, die noch gar nicht mal so alt sind.
Ja, „Star Trek“ hat mit „Into Darkness“ und dem gleichnamigen Erstling vieles richtig gemacht und nicht nur alte Fans befriedigt, sondern auch viele neue hinzugewonnen. Ob der Schritt nötig war, bleibt dennoch umstritten. Allerdings hat sich die Trekkie-Gemeinde als tolle Cashcow erwiesen, weshalb also vom Konzept abweichen?
Was man sich allerdings dabei gedacht hat, Andres Garfield in die Rolle des Spiderman zu stecken, bleibt mir für immer ein Rätsel. Die neue Serie ignoriert die erfolgreiche Trilogie mit Tobey Maguire komplett und macht alles noch hipper, noch fresher, noch cooler. Auf einmal ist Peter Parker kein Loser mit Brille mehr, sondern ein cooler junger Erwachsener mit einer guten Portion Selbstbewusstsein, der gegenüber seiner Freundin keinen Hehl um seine Identität macht – bitte was?! Schlag mich einer, aber was soll der Mist? Ein solcher Humbug ist mir lange nicht mehr untergekommen.
Für manche sind die Filme gar nicht mal so schlecht – ich halte sie für unnötigen Rotz.
Beim Thema Star Wars ist die Sachlage anders: wie sicherlich bekannt ist, wurde Lucasfilm von Disney aufgekauft – welche nun an Episode 7 arbeiten. Erste Bilder vom Set sehen zwar vielversprechend aus, aber die Skepsis bleibt. Bereits George Lucas selbst hat die ursprüngliche Trilogie durch die Episoden 1-3 komplett verhunzt, wie also ist Disney in der Lage, das ganze besser zu machen?
Und was hält die Filmzukunft sonst noch bereit? Es wartet ein neuer Jurassic Park Ableger namens „Jurassic World“ auf uns – natürlich ohne Jeff Goldlbum oder Sam Neill. Die beiden Ikonen der ersten Filme fehlen also völlig, und damit wahrscheinlich auch das Aushängeschild der Marke. Nebst den Dinos natürlich.
Und auch abgesehen davon werden wir mit Remakes nicht verschont. „Godzilla“, „Robocop“, „Evil Dead“ – das sind nur einige wenige prominente Vertreter der jüngeren Zeit. Und es werden garantiert noch unzählige Folgen. Natürlich sind längst nicht alle davon schlecht, aber bei den meisten bleibt es bei seelenlosen Ablegern einst fantastischer Geschichten.
Aber ich verspreche eines: sobald irgendwer auf die Idee kommt, „Alien“ nochmals anzufassen, fahre ich persönlich nach Hollywood und versohle den Verantwortlichen den Hintern,
Lang lebe die Cashcow!
lendenzorn am 04. Juni 14
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"Robocop" Blu-Ray Review
Remakes. Remakes überall, von hier bis Timbuktu. Es gibt einen asiatischen Horrorstreifen der in der westlichen Welt noch unbekannt ist? Remake!
Ein europäischer Streifen muss auch in den Staaten in die Kinos gelangen? Remake!
Ein Film ist älter als 10 Jahre? Remake!
Oh Verzeihung, ich hab da was wichtiges vergessen: wenn man 2-3 Details am Original ändert und an die Neuzeit anpasst, dann ist das Ganze natürlich kein Remake mehr, wir nennen es einfach Reboot – also eine Neuauflage, am besten einer kompletten Filmreihe. Das macht die Sache dann natürlich besser.
Es hat den Anschein, als wären derzeit beinahe nur noch Remakes (Entschuldigung, Reboots!) in den Kinos und Wohnzimmern unterwegs. Egal ob japanische Horrorstreifen, Fantasykino oder Action – kaum ein Klassiker bleibt verschont. Einer der neuesten Ableger ist
“Robocop“. Paul Verhoevens Original von 1987 war vor allem aufgrund seiner Doppeldeutigkeit aussagekräftig. Es warf überraschend viele Fragen auf über das menschliche Dasein, Kritik an den Medien oder der Globalisierung auf und forderte unter der actionreichen Oberfläche einiges mehr an Aufmerksamkeit als manch anderer Film.
Die neue, blankpolierte Version des Brasilianers José Padilha muss sich leider den Vorwurf gefallen lassen, auf fast alle dieser Punkte verzichtet zu haben. Einzig der Aspekt der Menschlichkeit und des Grössenwahnsinns wurde gekonnt aufgegriffen und dabei mit Begriffen wie geistigem Eigentum oder Götterkomplex bereichert. Das verhilft dem Streifen immerhin dazu, dass man ihn nicht von Beginn weg als 08/15-Remake verteufelt, sondern ihm immerhin die Chance zugesteht, angesehen zu werden.
Story
Detective Alex Murphy und sein Partner sind undercover im Detroiter Untergrund unterwegs, auf der Suche nach Beweisen um einen berüchtigten Waffenschieber namens Vallon endlich dingfest zu machen. Als sie bereits kurz vor dessen Verhaftung sind, fliegt ihre Tarnung auf und die Polizisten sehen sich in eine Schiesserei verwickelt, in der Murphys Partner schwer verletzt wird.
Murphy will der Sache auf eigene Faust weiter nachgehen, doch dazu soll es nicht mehr kommen: bei einem Anschlag auf sein Leben wird Murphy durch eine Autobombe lebensgefährlich verletzt und ist nun auf die Hilfe von OmniCorp angewiesen.
Der Megakonzern ist darauf spezialisiert, androide Kampfroboter herzustellen, die einen Krieg ohne menschliche Verluste führen sollen. Vom amerikanischen Volk verhöhnt und abgelehnt findet OmniCorp in Alex Murphy endlich die Gelegenheit, in der Beliebtheitsskala nach oben zu steigen: mit Einwilligung von Alex’ Frau retten sie die unverletzten Organe des Polizisten und setzen diese in ein Exoskelett aus Metall, samt Gehirn und Antlitz des schwerverletzten. Aus Alex Murphy wird Robocop, ein Gesetzeshüter ohne menschliche Schwächen. Doch wie viel vom alten Familienvater steckt noch in dieser Blechbüchse?
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Trailer bei Youtube
Auch wenn man es unweigerlich tun wird, es ist ein Fehler diesen neuen
“Robocop“ mit dem 27 Jahre alten Original zu vergleichen. Schliesslich ist er auch auf ein ganz anderes, jüngeres Publikum zugeschnitten: schnellere Schnitte, rasantere Action mit mehr Tempo, noch mehr Spezialeffekte, ein treibender Soundtrack und die Wahl des Schauspielerensembles machen aus dieser Neuauflage einen typischen Hollywoodstreifen für Teenager und junge Erwachsene.
Das muss nichts schlechtes sein und kann durchaus für ordentliche Unterhaltung sorgen – man sollte bloss keinerlei Anspruch hiervon erwarten und sich auf einen Actionfilm ohne Ecken und Kanten einstellen.
Der Film legt dabei ein ordentliches Erzähltempo an den Tag und kann vor allem durch die Effekte sowie seinen Protagonisten Robocop begeistern. Dessen Neuinterpretation gefällt tatsächlich erstaunlich gut und funktioniert bestens. Einzig gegen Ende geht dem Streifen durch die etwas dünne Story ein wenig die Puste aus und er kann sich nur knapp über die Ziellinie retten. Abgesehen davon macht José Padilha mit seinem Hollywooddebut aber einen ganz guten Job.
Bild
Visuell macht die Blu-Ray aus dem Hause MGM sehr viel, wenn auch nicht alles, richtig. Abgesehen von ein paar schlechter fokussierten Shots erfreut man sich an einem beinahe messerscharfen Bildmaster mit klaren, kräftigen Farben und einem satten Schwarzwert, der sogar mit vielen Details aufwartet.
Allgemein ist die Detailfülle auf einem hohen Niveau und fällt selbst bei schnellen Schnitten oder Effektaufnahmen kaum ab, während nicht zuletzt die Close-Ups auf ganzer Linie überzeugen können.
Dass nebenbei auch die Plastizität nicht zu kurz kommt, verhilft dem Bildmaster zu einem sehr zufriedenstellenden Endergebnis, auch wenn noch nicht an der Referenzmarke gekratzt wird.
-> 9/10 Bildpunkte
Sound
Ein Blockbuster macht erst dann so richtig Spass, wenn es aus allen Ecken rummst und kracht – und genau das ist hier auch der Fall. Nur selten zuvor durfte man sich auch im Heimkino eines derart dichten Klangteppichs erfreuen;
“Robocop“ macht ohne Zweifel alles richtig. Bereits in der Eröffnungssequenz wird man aus sämtlichen Kanälen regelrecht befeuert und zahllose Details und direktionale Effekte dringen in die Gehörgänge. Unmittelbar wird ein Mittendrin-Gefühl erzeugt und selbst in ruhigeren Momenten bricht die Begeisterung kaum ab. Sobald die hinteren Lautsprecher nicht mit Effekten beschäftigt sind, versorgen sie uns auf dem Sofa mit voluminöser Musik oder passenden Umgebungsgeräuschen, jeweils passend zur Situation auf dem Fernseher.
Einziger Wermutstropfen bleiben die Stimmen aus der Centerbox, die manchmal minimal zu leise sind gegenüber den mächtigen Surroundeffekten.
-> 9.5/10 Soundpunkte
Fazit
Dieser neue
“Robocop“ mag nicht an die Grösse des Originals anknüpfen, geschweige denn hat er das Zeug zum modernen Klassiker, so wie es einst Paul Verhoeven vergönnt war. Dazu ist er in seinen Untertönen nicht kritisch und in seiner Action nicht gnadenlos-brutal genug um auf diesen Ebenen seinem Urvater das Wasser reichen zu können.
Betrachtet man dieses Remake jedoch ohne Vorurteile als reinen, neuen Actionfilm, so hat er durchaus seine Daseinsberechtigung.
Der neue Alex Murphy weiss ebenso zu überzeugen wie die schnellen Actionpassagen oder der solide ausgewählte Cast und die visuellen Effekte. Zudem zeigt die Blu-Ray in technischer Hinsicht wozu die blaue Scheibe geschaffen wurde: mit einem wirklich tollen Bildmaster und einem gewaltigen Sounddesign könnte die Disc tatsächlich ihren Platz in so mancher Sammlung finden – wobei Fans am besten sowieso beide Versionen im Schrank stehen haben sollten.
Wer dem Ganzen aber nach wie vor skeptisch gegenübersteht, darf zumindest im Verleih ruhigen Gewissens zugreifen; die knapp 2 Stunden waren schon mit so manchem Film schlechter ausgefüllt.
-> 7/10 Blu-Ray Punkte
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lendenzorn am 04. Juni 14
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Spieletest "Baphomet's Fluch 5: Der Sündenfall" (PC)
Es war ein langer, steiniger Weg für Charles Cecil und sein Studio von „Revolution Software“, bis
“Baphomet’s Fluch 5: Der Sündenfall“ endlich realisiert werden konnte - und einer, der tausende von Spielern weltweit bis zuletzt auf die Folter spannen sollte. Konnte die fünfte Episode endlich wieder an die packenden Teile 1 & 2 anknüpfen, oder verlor sich das Ganze so sehr im Sande wie schon die letzten Ableger?
Es war unter anderem Cecils eigene Aussage, die vor rund 12 Jahren besagte, das klassische Point & Click Adventure sei tot. Aufgrund der sinkenden Absatzzahlen diverser Titel entschlossen sich sämtliche grösseren Studios dazumal, auf die aufkommende 3D-Technik umzusteigen; was letztendlich in den beiden
“Baphomet“-Titeln
“Der schlafende Drache“ und
“Der Engel des Todes“ gipfelte, die jedoch sowohl bei Kritikern wie auch bei Fans für wenig Begeisterung sorgten. Steuerung und Rätseldesign entfernten sich zu stark vom Bekannten und wollten nicht so richtig in das Adventurekonzept passen. Aus den Titeln wurden Ladenhüter und lange Zeit war es still um den sympathischen Engländer und sein Team – bis zum 23. August 2012, als der fünfte Teil der Serie offiziell angekündigt und vorgestellt wurde.
Ohne zahlungskräftigen Publisher im Rücken wandte man sich an die Fans und bat mittels Kickstarter-Kampagne um finanzielle Unterstützung für das Projekt. Innerhalb kurzer Zeit wurde das angepeilte Ziel erreicht und die Entwicklung schritt in grossen Sprüngen voran.
Erste Infos und Screenshots zeigten ein klassisches Adventure im stimmigen Comiclook – es sollte also zurück zu den Wurzeln gehen. Doch die entscheidende Frage bis zuletzt war: konnte Revolution den Zauber aus vergangenen Tagen nochmals aufleben lassen oder sollte dieser fünfte Auftritt der vorerst letzte werden?
Story
Paris im Frühling. So begann bereits der erste Teil der Serie; und erneut wird Protagonist George Stobbart bereits nach kurzer Zeit mit einem handfesten Mord konfrontiert. Dieses mal besucht er gerade eine Kunstgalerie, aus welcher ein vermeintlicher Pizzabote kurzerhand ein Gemälde entwendet und dabei den Inhaber der Galerie kaltblütig seines Lebens beraubt. Doch der Dieb hat die Rechnung ohne Hobbydetektiv George gemacht, der natürlich noch am Tatort beginnt, die Ermittlungen auf eigene Faust zu führen. Wieso hat der Dieb gerade dieses Gemälde entführt? Das symbolische Bildnis einer Schlange die sich in den eigenen Schwanz beisst, rundherum scheinbar göttliche Figuren, die Augen auf einen alten Baum gerichtet – La Malediccio.
Als der vermeintliche Besitzer des Gemäldes auftaucht führt die Spur via London nach Spanien und erneut sieht sich George erneut in eine Weltumspannende Verschwörung verwickelt, rund um die Gnostiker, Katharer und natürlich die Templer.
An seiner Seite ist einmal mehr die Charmante Pariser Journalistin Nicole Collard sowie die eine oder andere Nebenfigur die man bereits aus den Vorgängern kennt. Ein altbekanntes Spielgefühl stellt sich aufgrund der Umstände also recht schnell ein, und doch will der Funke lange Zeit nicht so wirklich überspringen.
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Trailer bei Youtube
Gameplay & Steuerung
Wer sich auf
“Baphomet’s Fluch 5: Der Sündenfall“ einlässt, soll genau das kriegen was er auch erwartet: ein klassisches Point & Click Adventure mit handgezeichneten Hintergründen und einer spannenden, mysteriösen Story. Oder zumindest
sollte man das kriegen, denn irgendwie hat man stets das Gefühl, bei Revolution Software wäre die Zeit stehen geblieben.
Das hat natürlich auch seine guten Seiten, wie beispielsweise die Steuerung, deren Aufmachung wir sogar frei wählen dürfen. Wir können entweder genau so navigieren und rätseln wie es schon in den Vorgängern der Fall war, oder aber wir nehmen die leicht veränderte Benutzeroberfläche der neuaufgelegten „Directors Cut“ Editionen, die erst für Nintendo DS/Android/iOS veröffentlicht wurden und danach auch im Steam-Shop auftauchten.
Egal für welche wir uns entscheiden, die Steuerung per Maus geht flüssig und Leicht von der Hand, es gibt kaum Stolpersteine oder unnötige Klicks welche es zu überwinden gilt wenn wir eine bestimmte Aktion ausführen möchten.
Verzichtet hat man allerdings auf den typischen Doppelklick mit dem wir Szenen sofort verlassen können. Immerhin geht unser Protagonist jeweils nur einige Schritte bis zum Ausgang, bevor die Szenerie von selbst wechselt.
Etwas störend empfinden manche vielleicht das eher gemächliche Tempo mit dem sich George und Nico durch die Hintergründe bewegen. Dazu tragen auch diverse Animationen bei, die jeweils erst komplett abgeschlossen sein wollen bevor die eigentlich initiierte Aktion beginnt. So geht George beispielsweise gerne erst komplett um Objekte herum und stellt sich genau an den für ihn vorgesehenen Platz bevor er ein Objekt betrachtet, damit interagiert oder ein Gespräch beginnt. Das ist vor allem dann nervig, wenn man sich möglicherweise verklickt, oder vergessen hat, ob man etwas bereits angeklickt hatte.
Die einfache Steuerung macht sich dann im Endeffekt auch im Rätseldesign bemerkbar: wählen wir einen Gegenstand im Inventar per Klick aus und versuchen diesen mit einem anderen Objekt zu benutzen, so fällt dieser wieder in seine Position zurück sofern die Aktion nicht erfolgreich war.
Somit haben es auch nur einige wenige harte Kombinations-Kopfnüsse in das fertige Spiel geschafft – die meiste Zeit warten die eingesammelten Gegenstände bloss im Inventar auf ihren Einsatz, während wir viele Rätsel eher im vorbeilaufen lösen.
Wir wissen nicht wie wir fortfahren sollen? Ein Gespräch mit einer der Nebenfiguren wirkt wahre Wunder, denn auf einmal kann ein zuvor uninteressantes Objekt näher betrachtet oder sogar benutzt werden und die Rätselmühle dreht sich weiter. Dabei ist es in Gesprächen leider auch völlig belanglos, welche Dialogoption wir wählen; Hauptsache jedes Thema wird abgehakt. Wir werden nicht vor Entscheidungen gestellt, können unser Gegenüber nicht verärgern oder nur mit einer passenden Antwort weiterkommen, genau so wenig ist es uns möglich das Zeitliche zu segnen.
Das sind zwar allesamt Punkte wie wir sie heutzutage in jedem modernen Adventure zu Gesicht kriegen, aber das macht die Sache nicht zwingend besser. Selbst ein strikt lineares Gespräch kann unglaublich spannend sein – sofern es denn auch so inszeniert wurde.
Waren die Unterhaltungen von George und Nicole früher mit passendem Wortwitz gespickt, fehlt davon schon fast jede Spur. Die meisten Gespräche geben sich zu ernst, der aufblitzende Humor wirkt zumeist stark erzwungen und will nicht so recht zu den Charakteren passen wie wir sie in den vergangenen Jahren kennengelernt haben. Gerade der Amerikaner wirkt zwar nach wie vor sehr sympathisch, hat aber ein gutes Stück von seinem Charme eingebüsst und wirkt dadurch entschieden langweiliger als zuvor. Aber vielleicht sind das auch nur die Alterserscheinungen.
Grafik & Sound
Immerhin konnte man für Mr. Stobbart mit Alexander Schottky nochmals den selben Sprecher engagieren, der dem Blondschopf bereits zuvor seine Stimme verlieh. Dieser macht seinen Job wie gewohnt gut und auch die meisten der Nebencharaktere überzeugen mit einer gelungenen Vertonung, wenn auch die Dialogregie nicht immer so ganz passt. Manche Sätze wirken ein wenig zu enthusiastisch, während bei anderen die Emotionen gerne noch stärker ausfallen dürften.
Die Audioqualität als Gesamtes stimmt jedoch, woran auch die einmal mehr tolle Hintergrundmusik ihren Anteil hat. Im passenden Moment eingesetzt untermauert sie die Grundstimmung entscheidend und trägt viel zur richtigen Atmosphäre bei.
Grafisch haben sich jedoch die ersten Zweifel bestätigt, die bereits beim Betrachten der ersten Screenshots aufkamen: zwar sind die Hintergründe allesamt hübsch gezeichnet, lassen jedoch in den Details ein wenig zu wünschen übrig. Es gibt genügend populäre Genrevertreter die zeigen, wie es noch besser gehen könnte.
Das trifft leider auch auf die Figuren zu: die 3D-Gitter-Modelle bewegen sich etwas hölzern durch die Umgebungen und hätten gerne noch einige zusätzliche Polygone und Details vertragen können.
Somit merkt man leider auch deutlich, dass die Figuren im Nachhinein eingesetzt wurden – es wirkt nicht wie aus einem Guss und entfernt sich damit auch vom ursprünglichen Charme des Comiclooks der ersten Teile. Dass man 3D Figuren problemlos mit flachen Hintergründen verbinden kann, hat bereits das 12 Jahre alte
“Runaway“ gezeigt.
Fazit
Ich war sehr gespannt auf den fünften Ableger der
“Baphomet’s Fluch“-Reihe, doch
“Der Sündenfall“ hat mich zu grossen Teilen enttäuscht.
Noch heute erinnere ich mich gerne an die spannende Geschichte rund um die Templer, die mit Verschwörungstheorien und historischen Querverweisen nur so um sich geworfen hat. Bis zuletzt rätselte man, was es mit diesem Baphomet denn nun auf sich haben sollte und welches Ziel die Templer der Neuzeit verfolgen.
Grundsätzlich hat man genau die selbe Formel auf diesen neuen Teil angewandt: ein mysteriöses Bild, die Gnostiker und ein fanatischer Kult. Das Problem ist nur, dass mich die Geschehnisse dieser Story völlig kalt gelassen haben, es war mir schlichtweg egal. Ich vermisste nicht nur den Humor, sondern auch das packende Element, welches mich wie in einem guten Thriller immer weiterrätseln lässt, selbst wenn ich den Rechner längst ausgemacht hatte.
Man könnte sagen, dieser neue Teil ist in erster Linie steril, ohne besondere Ecken und Kanten, die ihn zu einem Juwel der Serie machen. Alles wirkt glattpoliert und genau so wie es die Fans haben wollten, indem man sich sehr stark an den erfolgreichen alten Teilen orientierte. Doch leider hat sich auch das Adventuregenre weiterentwickelt und so wie
“Baphomet’s Fluch 5: Der Sündenfall“ im Jahr 2014 daherkommt, wirkt es einfach zu altbacken – und das ganz ohne Retro-Charme.
Dabei verzichtet Georges neuestes Abenteuer doch auf so vieles um sich von modernen Spielen abzuheben: es gibt keine Hotspot-Anziege für Objekte und Ausgänge, nur selten Rendersequenzen und keine spielzeitstreckenden Schiebe- und Schalterrätsel. Man besann sich auf die alten Tugenden und designte das kompletre Spiel rund um Inventar- und Dialogrätsel – nur leider nicht allzu gute. Die Dialoge sind oftmals in die Länge gezogen und uninteressant, während die Rätsel zu selten die Hirnwindungen so richtig in Wallung bringen und nebenbei eher durch ihre oftmals abstruse Logik zum Verzweifeln anregen.
Dieses neue
“Baphomet“ ist bei weitem kein schlechtes Spiel und dürfte für fanatische Abenteurer sowieso ein Pflichtkauf werden. Wer jedoch die Erwartungshaltung ein wenig herunterschraubt und sich damit abfinden kann, dass dieser neue Teil nicht die Klasse der ersten beiden erreicht, der wird trotzdem einige spassige Stunden hiermit verbringen können.
Pro:
- hübsche Hintergründe
- Dialoge zumeist gut gesprochen
- so mancher Ortswechsel
- einfache, durchdachte Steuerung
- George und Nico sind wieder unterwegs…
Contra:
- …aber nicht so charismatisch wie zuvor
- Figuren passen nicht zu 100% in die 2D-Hintergründe
- Story nicht allzu spannend
- Rätsel zu seicht oder zu unlogisch
Grafik: 75%
Sound: 83%
Steuerung: 85%
Atmosphäre: 75%
Gesamtwertung: 72%
Hardwareanforderungen
Minimal:
Grafikkarte: Geforce 6600GT oder äquivalent
Prozessor: Pentium 4 1,6 GHz
Arbeitsspeicher: 1,0 GByte
Empfohlen:
Grafikkarte: Geforce 9600GT oder äquivalent
Prozessor: Core 2Duo E4400
Arbeitsspeicher: 2,0 GByte
Testsystem:
Grafikkarte: Geforce GTX 660 OC
Prozessor: Intel Core i5 3550
Arbeitsspeicher: 8,0 GByte
lendenzorn am 04. Juni 14
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Spieletest "The Walking Dead" Season 1 (PC)
Seit der Jahrtausendwende schwappte eine stete Zombiewelle durch sämtliche Kinosäle und machte letztendlich das Thema mit einer Serienumsetzung namens
“The Walking Dead“ sogar massentauglich. Basierend auf einer Comicserie des US-Amerikaners Robert Kirkman beschäftigte sich die äusserst blutige Abendunterhaltung nicht nur mit dem grossen Thema einer Zombie-Pandemie, sondern auch mit allerlei zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikten. Nicht zuletzt dank der gelungenen Mixtur aus Drama und Horror konnte die Produktion zahlreiche Grammy-Nominationen einholen, von denen sie leider keine gewann.
Das allein war jedoch nicht genug: als die kreativen Köpfe von „Telltale Games“ eine Spielumsetzung der beliebten Comics ankündigten, schürte man die Hoffnung auf ein wirklich gelungenes Konzept. Eine Adventure-Serie im Horrorsegment mit dramatischem Einschlag? Immer her damit! Das Spiel verkaufte sich wie warme Semmeln und heimste unzählige Preise ein, unter anderem wurde es mehrmals zum „Spiel des Jahres 2012“ gewählt.
Mittlerweile ist die zweite Staffel mit ihrer ersten Episode gestartet und will natürlich erneut an den Erfolg anknüpfen. Grund genug, nochmals eingehend zu beleuchten, was das Konzept rund um eine Handvoll Überlebende unter tausenden von Zombies derart grossartig macht.
Story
Wir hören auf den Namen Lee Everett und fahren gerade in einem Streifenwagen in Richtung Staatsgefängnis, hinter uns am Horizont verschwindet langsam die Grossstadt Atlanta. Doch wir befinden uns nicht etwa hinter dem Steuer, sondern gefesselt auf dem Rücksitz. Einsitzen soll der gute Mann, dafür dass er einen US-Senator erschlagen hat, den er auf frischer Tat erwischt hat – im Bett mit seiner nun Ex-Frau. Der unehrenhaft entlassene Lehrer einer Grundschule hat sich bereits mit seinem Schicksal abgefunden, als der unachtsame Officer einen über die Strasse schlurfenden Zombie frontal erwischt und der Wagen sich mehrmals überschlägt, ehe wir schliesslich verletzt in einer Waldböschung erwachen, noch immer gefesselt auf dem Rücksitz.
Nach einer kurzen Befreiungsaktion werden wir urplötzlich von einem untoten Polizisten angegriffen, der einige Meter neben seinem Wagen ein unschönes Ende fand. In letzter Sekunde findet die eben aufgesammelte Patrone ihren Weg in das Magazin der Flinte und pustet dem frisch auferstandenen Zombie die Rübe weg.
Kaum imstande aufrecht zu gehen, schleppen wir uns die Böschung hinauf zu einem scheinbar verlassenen Haus, in dem wir nach Hilfe suchen. Kurze Zeit später setzt sich ein kleines Mädchen mit uns per Walkie-Talkie in Verbindung. Die 8-jährige heisst Clementine und versteckt sich alleine in ihrem Baumhaus, nachdem sich ihre Babysitterin in ein fürchterliches Monster verwandelt hatte. Kurzum nehmen wir die Kleine an die Hand und versprechen, ihr zu helfen.
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: die kleine wird zu unserer besten Freundin. Unsere Adoptivtochter. Unser Ankerpunkt in einer Welt voller gefrässiger Untoter und wahnsinnig gewordener Menschen. Wir werden Dinge tun und erleben, die wir uns in einer solchen Form in einem Videospiel bislang kaum vorstellen konnten. Wir werden leiden, ab und zu schmunzeln, vor dem Monitor schmerzerfüllt das Gesicht verzerren und uns möglicherweise selbst hassen lernen.
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Trailer bei Youtube
Interaktive Filme sind bislang grösstenteils gescheitert. Wir erinnern uns z.B. nur ungern an das gross angelegte
“Akte X“ Spiel zur Serie, welches noch mit realen Schauspielern und Filmszenen realisiert wurde. Telltale geht hier einen anderen weg und erzählt seine Geschichte zwar im selben Universum wie die Comics oder die TV-Serie, allerdings mit frischen Charakteren und einer eigenen Storyline, die parallel zu den bereits bekannten spielt. Zwar treffen wir ab und zu auf bereits bekannte Charaktere oder Schauplätze, die Querverweise sind aber selten und nur Kennern der Vorlagen vorbehalten. Aber auch wer sich ohne Vorkenntnisse in
“The Walking Dead“ stürzt, kann das Spiel in vollen Zügen geniessen.
Im Gegensatz zu anderen Entwicklern stützen sich die Jungs von Telltale nicht nur auf ihre Lizenz und ein damit einhergehendes Erlebnis, sondern erschufen eine interaktive Dramaserie, die auch in einem ganz anderen Umfeld bestens funktionieren würde. Das liegt vor allem daran, dass wir als Spieler aktiv mit in die Geschichte eingebunden werden und das Geschehen massgeblich beeinflussen können. Vor allem aber entwickeln wir dabei Emotionen für digitale Figuren. Wir lieben einzelne und hassen andere abgrundtief, während wir mit uns selbst hadern und derweil kaum erwarten können, wie es im nächsten Kapitel weitergehen wird.
Aufgebaut ist das Ganze dann im Endeffekt auch wie eine Serie wie wir sie aus dem Fernsehen kennen. Einzelne Episoden präsentieren sich inklusive Vorspann, Prolog, einem Ausblick auf die nächste Folge (inklusive unserer vorangegangenen Entscheidungen) mitsamt rollenden Credits zum Schluss. Das hat dank den vielen Cliffhangern nicht nur einen gekonnten dramatischen Kniff, sondern sorgt auch für ein eher spezielles Feeling beim durchspielen.
Gameplay
Beworben wird
“The Walking Dead“ als Adventure, auch wenn das nur bedingt zutrifft. Ein Begriff wie Interactive Storytelling wäre wohl um einiges passender, denn Rätsel wie in anderen Genrevertretern lösen wir mit Lee nur höchst selten. Natürlich stecken auch wir ab und an einen Gegenstand in unsere Tasche, doch mehr als ein paar wenige gleichzeitig werden es nie. Die Lösung der kleinen Steine die man uns in den Weg legt, ist derweil auch meist in unmittelbarer Nähe und fordern uns grundsätzlich nie.
Wer die Reihe anhand dieser Beschreibung bereits als langweilig abstempelt, könnte jedoch nicht noch weiter daneben liegen. Hauptbestandteil von
“The Walking Dead“ sind unverkennbar die unzähligen Dialoge, welche die Story vorantreiben. Alle paar Spielminuten werden wir während einer Unterhaltung vor eine Entscheidung gestellt, die es innerhalb eines knapp bemessenen Zeitlimits zu fällen gilt, um die Dynamik zu wahren. Genau wie im echten Leben müssen wir uns manchmal blitzschnell entscheiden um grösseres Übel zu verhindern – schweigen wir, so ist der Ausgang der Unterhaltung ungewiss, genau so wie deren Konsequenzen.
Dabei unterscheidet Telltale aber niemals zwischen richtig oder falsch, es gibt nur „übelst beschissen“ und „beschissen übel“. So gilt es auch immer wieder, uns in brenzligen Situationen für eines von zwei Menschenleben zu entscheiden, welches wir retten wollen. Soll der etwas nerdige TV-Verkäufer oder die zielgenaue Reporterin an unserer Seite bleiben? Wen retten wir aus den tödlichen Klauen der Zombies, während wir dem anderen qualvoll beim sterben zusehen?
Egal wie wir uns entscheiden, wir müssen mit den damit verbundenen Konsequenzen leben (ausser wir benutzen die Rückspulfunktion im Hauptmenü). Leider können wir die grundlegende Handlung und deren Ausgang nicht verändern, wohl aber auf deren Umstände Einfluss nehmen. So bestimmen wir direkt oder indirekt wer zu unserer Gruppe gehört, wer uns in brenzligen Situationen den Rücken stärkt oder mit wem wir uns ständig auf Kriegsfuss befinden. Das sorgt je nach Spielweise für vollkommen unterschiedliche Ausgangs- und Gesprächssituationen und bringt sogar bei einem erneuten Durchlauf nochmals eine ordentliche Portion Spannung mit sich.
Allerdings müssen wir selbst im zweiten Anlauf sämtliche Dialoge und Zwischensequenzen über uns ergehen lassen – eine Option, diese zu Überspringen fehlt nämlich komplett. Das ist insofern sinnvoll als dass wir ansonsten wichtige Informationen verpassen oder eine falsche Entscheidung fällen könnten, wäre aber bei eher irrelevanten Gesprächen gerade für ungeduldige Spieler willkommen gewesen.
Steuerungstechnisch bewegen wir uns bei
“The Walking Dead“ auf sehr simplem Niveau. Lee bewegt sich entweder per Maus/Tastatur- oder Gamepadeingabe durch die stark begrenzten Spielabschnitte, wobei bei beiden Möglichkeiten einige wenige Tasten für das komplette Spiel ausreichen. Es sei denn, wir begegnen einem der zahlreichen Quicktime-Events in denen wir durch dauerhämmern einer bestimmten Taste den Angriffen eines Zombies ausweichen oder uns sonst was vom Leib halten müssen.
Grafik
Technisch präsentiert sich
“The Walking Dead“ in Comicoptik mit Cel-Shading-Look, was zunächst nicht jedermanns Sache sein dürfte. Damit orientiert sich die Serie klar stärker an den Comics statt an der TV-Umsetzung, besitzt mit ihrem eigenwilligen Stil aber auch genug Eigenständigkeit um unverkennbar zu sein.
Das Gesamtbild will auf den ersten Blick so gar nicht zum blutigen und dramatischen Inhalt passen, wirkt aber im Endeffekt dermassen stimmig, dass man nicht drum herum kommt, den Entwicklern dafür auf die Schulter zu klopfen.
Mit vergleichsweise einfachen Methoden, wenig Polygonen und eher schwach aufgelösten Texturen holen sie das Maximum aus dem Grundgerüst heraus. Enthusiasten werden damit kaum glücklich werden, doch wer sich darauf einlässt ertappt sich dabei, wie er immer tiefer in die Comicwelt einsinkt und sich gar nicht mehr davon losreissen möchte.
Sound
Das wichtigste zuerst: die gesamte Sprachausgabe liegt nur in Englisch vor, kann bis auf einzelne Wörter aber auch von solchen Verstanden werden, die nur auf besseres Schulenglisch zugreifen können. Immerhin hat man sich erbarmt und mit der Zeit deutsche Texte per Patch nachgereicht, für all jene, die dennoch Verständigungsprobleme haben.
Die Sprachtexte erneut in Deutsch zu vertonen wäre allerdings schade gewesen, erledigen doch sämtliche Sprecher durch die Bank weg einen hervorragenden Job. Gerade die verschiedenen Persönlichkeiten kommen durch ihre unterschiedlichen Dialekte noch besser zur Geltung und lassen die Dialoge enorm dynamisch wirken.
Musikalisch wird das Geschehen nur vergleichsweise selten, dann aber umso intensiver unterstützt. Der gelungene Soundtrack sorgt selbst in ruhigen Momenten dafür, dass die Spannung nicht abbricht und stets mitfiebern. Die Umgebunsgeräusche indes unterstützen die Atmosphäre und schaffen dabei ein akustisches Klangbild, dessen Harmonie mühelos davon ablenken könnte, dass auf dem Bildschirm gerade die Welt zugrunde geht.
Fazit
“The Walking Dead“ war nicht nur für viele Kritiker das Spiel des Jahres, auch meine Wenigkeit stimmt in den allgemeinen Tenor ein. Telltale hat es geschafft, mit einem spielerisch sehr simpel gestrickten Adventure ein Erlebnis zu schaffen, wie man es lange nicht mehr zu Gesicht gekriegt hat. Ein Spiel, in dem es weder richtig noch falsch gibt, sondern bloss Entscheidungen und deren Konsequenzen. Wir entscheiden sowohl aktiv wie auch passiv über Leben und Tod, machen uns innerhalb der Gruppe Freunde und Feinde und müssen stets Abwägen, was für uns oder die gesamte Gruppe am besten ist.
Das tolle ist, dass wir Nebenhandlungen dabei in einem Ausmass beeinflussen können, wie es bislang in einem Adventure noch selten der Fall war, was auch zu einem erneuten Durchspielen anregt. Auch wenn man die grundlegende Story nicht verändern kann und deren Ausgang bereits kennt, so sind die verschiedenen Wendungen und Dispute innerhalb der Überlebenden Grund genug, das Ganze nochmals anzupacken.
Spielerisch reisst
“The Walking Dead“ dabei keine Bäume aus und sorgt mit seinen seichten Rätseleinlagen bei Adventureprofis eher für ein müdes lächeln. Doch die Reihe will gar nicht schwierig sein, sie will unterhalten – und das macht sie während rund 15 Stunden auf einem extrem hohen Niveau, das Suchtpotential entfaltet. Wer beim Abspann nicht mindestens eine Träne verdrückt, hat ein Herz aus Stein oder sollte sich unter einem solchen verkriechen um sich zu schämen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die erst kürzlich gestartete zweite Staffel genau dort anknüpft, wo die erste aufgehört hat: bei einem unvergleichlichen und hervorragenden Spielerlebnis.
Pro:
- für eine interaktive Serie verhältnismässig lange Spielzeit
- dank diversen Entscheidungen auch in einem zweiten Durchlauf interessant
- Liebenswerte Charaktere
- hervorragendes Storytelling auf Hollywoodniveau
- eigenwilliger, aber sehr stimmiger Look…
Contra:
- …der leider ein wenig Detailarm ist
- Grundlegende Handlung nicht veränderbar
- Maus-/Tastatursteuerung nicht ganz optimal
- Zwischensequenzen und Dialogfetzen nicht überspringbar
Grafik: 80%
Sound: 88%
Steuerung: 79%
Atmosphäre: 93%
Gesamtwertung: 92%
Hardwareanforderungen
Minimal:
Grafikkarte: ATI/AMD oder Nvidia mit mind. 512MB Ram und DirectX 9.0
Prozessor: Pentium 4 2,0 GHz
Arbeitsspeicher: 3,0 GByte
Empfohlen:
Grafikkarte: Nvidia oder ATI/AMD mit 1024MB Ram und DirectX 9.0
Prozessor: Dualcore mit 2,0 GHz oder höher
Arbeitsspeicher: 3,0 GByte
Testsystem:
(Maximale Einstellungen)
Grafikkarte: Geforce GTX 660 OC
Prozessor: Intel Core i5 3550
Arbeitsspeicher: 8,0 GByte
lendenzorn am 23. Dezember 13
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"Der Hobbit - Smaugs Einöde" Filmkritik
Bereits im Dezember letzten Jahres liessen sich abertausende von Mittelerde-Fans von
"Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" im Kino verzaubern. Das Lob der Kritiker war gross und auch viele alteingesessene Fans von
"Der Herr der Ringe" fanden gefallen an dem Film. Doch es gab auch so manche, denen dieser erste Teil der Hobbit-Trilogie zu slapstickartig, zu blankpoliert und zu wenig fantastisch war. Gerade bei der teilweise langgezogenen Geschichte schieden sich die Geister, wie auch bei auftauchenden Figuren welche so oder in ähnlicher Form nicht einmal in der Buchvorlage auftauchten.
Der Trailer und die Vorankündigung zu
"Smaugs Einöde" versprach wiederum etwas pompöser, spannender und auch actionorienterter zu werden - viele sprachen nach den ersten Pressevorführungen gar von einem noch besseren Filmerlebnis. So stellt sich also die Frage: hat es Regisseur Peter Jackson diesmal geschafft, wieder an alte
"Der Herr der Ringe"-Glanztaten anzuknüpfen, oder droht diesem zweiten Teil das relativ typische Schicksal eines lückenfüllenden Zwischenteils einer Trilogie?
Vorsicht! Ab hier gilt möglicherweise Spoilergefahr für all jene, die den Film noch sehen wollen ohne Details zu erfahren! Wer dem entgehen möchte, springt bitte gleich zum "Bild"-Abschnitt hinunter oder liest lediglich das Fazit.
Story
Der junge Hobbit Bilbo, der Maiar Gandalf und ihre zwergischen Gefolgsleute befinden sich noch immer auf der Flucht vor Azog, dem Anführer der Orks - und bis zum einsamen Berg ist es noch ein weiter Weg, auf dem viele Gefahren lauern. So verschlägt es die Truppe auch durch den Düsterwald, in dem König Thranduil mit seinen Elben lebt, die vor allem Zwergen gegenüber nicht sonderlich freundlich gesinnt sind. Doch die Elbenkriegerin Tauriel empfindet schnell Sympathie für einen der kleinen Bergleute und setzt sich zum Ziel, diesem zu helfen, als die Gefolgschaft auf ihrer erneuten Flucht von Orks angegriffen und dieser eine schwer verwundet wird. Doch die nahegelegene Seestadt ist unweit vom einsamen Berg entfernt - dort hin zu gelangen erweist sich jedoch als weitere Hürde, spätestens als den ortsansässigen Menschen klar wird, wen die Zwerge tief unter dem Berg mit ihrem Abenteuer erwecken werden...
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Trailer bei Youtube
Schon allein durch das erneute rekonstruieren der Story wird einem bewusst, wie wenig Inhalt dieser Film tatsächlich bietet. Und dabei ist noch nicht einmal mit einberechnet, dass sowohl Legolas wie auch Tauriel in der Buchvorlage keinen Auftritt hatten, sondern lediglich in den Anhängen sowie im Silmarillion Erwähnung finden. Somit bieten sie für die Geschichte ansich genau so wenig Mehrwert wie der erneut eingebundene Azog oder der sich abspaltene Gandalf. Gerade seine Szenen gehen im Kontext des einzelnen Filmes absolut unter. Das Treffen mit Radagast an der Grabstätte der neun Menschenkönige (die späteren Ringgeister) ergibt genau so wenig Sinn wie die diversen Unterhaltungen der Zwerge. Vieles ist komplett inhaltsleer, trägt nichts zur Geschichte oder zur Charakterzeichnung bei und hilft nur dabei, den Film unnötig in die Länge zu ziehen.
So wird zwar der eine oder andere Zwerg ein wenig näher beleuchtet, bis auf diese Ausnahmen bleiben sie allerdings absolut austauschbar. Als bestes Beispiel dient eine Szene in welcher mindestens einer der Truppe fehlt - und es keinem einzigen Zuschauer auffällt.
Besonders auffällig hingegen ist Legolas, den man einer digitalen Verjüngungskur unterzogen hat, damit er sich von seinem Ebenbild der
"Der Herr der Ringe" Trilogie unterscheiden kann. Das Endergebnis ist jedoch relativ bescheiden ausgefallen und wirkt ziemlich merkwürdig, fast so sehr wie die Tatsache, dass der junge Elbenprinz wie ein Gummiball zwischen den Orks herumhüpft, auf den Köpfen der Zwerge balanciert während er weitere Feinde in einer Geschwindigkeit tötet, die jeden Zeitraffer überflüssig machen. Natürlich, auch in der vorangegangenen Trilogie war der Elb ein sehr fähiger und wendiger Kämpfer - doch selbst da waren Fans empört als er auf einem Schild wie auf einem Skateboard ritt oder in weniger als 1 Minute den Rücken eines Mumakil bestiegen hatte. Aber der Legolas aus
"Smaugs Einöde" toppt an lächerlichkeit wirklich alles bislang dagewesene im Mittelerde-Universum.
Doch er und seine digital animierte Kampfkunst steht stellvertretend für den halben Film: fast alle Actionszenen entstanden am Computer und
sämtliche tierischen Wesen sowie Orks sind ebenfalls digitaler Natur. Vorbei sind die Zeiten in denen man in stundenlanger Arbeit aus einem Schauspieler einen furchterregenden Uruk-Hai bastelte und bloss für Massenszenen zum Computer griff.
Das diente letztendlich dem Zweck, die Actionszenen rasanter zu gestalten, was allerdings im kompletten Gegenteil zu dem steht, was man aus
"Der Herr der Ringe" kennt. Durch die unfreiwillig komischen Kämpfe entfaltet sich ein ganz eigenes Feeling, und zwar eines, das man nicht mögen muss.
Natürlich bleibt
"Der Hobbit" in seiner Urfassung ein Kinderbuch, aber diese filmische Umsetzung zeigt ein gänzlich anderes Bild von Mittelerde. Beispielsweise hätten es weder Frodo noch Sam, Merry oder Pipin jemals mit (sprechenden!) Spinnen in einer Überzahl aufgenommen und wären dabei auch noch als Sieger hervorgegangen. Hingegen hätte Gimli mindestens einigen von ihnen die Köpfe eingeschlagen, während sich 13 seiner Artgenossen binnen Minuten von ihnen einspinnen lassen.
Sind Gimli und Bilbo einfach die besseren Kämpfer als ihre Verwandten? Lassen wir die Frage als Vergleich einfach mal so im Raum stehen... Fakt ist: eine sprechende Kankra in
"Die Rückkehr des Königs" hätte dem ganzen Film einen derben Schlag in die Magengrube versetzt.
Bild & Ton
Peter Jackson und sein neu entdecktes HFR Format sind eine Geschichte für sich. Zwar erstrahlen die erneut mit sehr viel Liebe und Hingabe gestalteten Sets und Kostüme gestochen scharf und in einem enormen Detailreichtum, die 48 Bilder pro Sekunde sorgen jedoch auch dafür, dass vieles einfach zu unecht und unnatürlich wirkt. So fällt es einem auch um vieles leichter, all die digital erstellten Effekte zu erkennen, während sich dazumal Gollum beinahe nahtlos mit in das Bild einfügte. Somit sorgt das allgemein sehr digitale Bild für einen enorm eigenwilligen Look - schliesslich sind gut 80% des Filmes am Computer entstanden. Und gerade hier zeigt sich, wie episch
"Der Herr der Ringe" in seiner Umsetzung und Ausstattung einfach war, während man den Hobbit kurzum am Computer gestaltete und weitaus weniger Handwerkskunst mit eingeflossen ist.
Doch irgendwie bleibt auch der fahle Nachgeschmack, dass selbst der hochgelobte Howard Shore weniger Einfallsreichtum besass als er für diese neue Trilogie komponierte. Nicht eines der erklingenden Stücke erreicht annähernd einen markanten Charakter und spätestens beim eher wenig gelungenen Titeltrack im Abspann hat man die musikalische Untermalung komplett vergessen.
Fazit
Nachdem mir bereits der erste Teil nicht wirklich gefallen hat, ging ich ohne jegliche Erwartung in die Vorstellung von
"Smaugs Einöde" und wurde trotzdem bitter enttäuscht. Der auf erneute 2,5 Stunden aufgeblasene Mittelteil einer 300-seitigen Geschichte strotzt nur so vor Langeweile. Kein Inhalt, keine Spannung, keine Dynamik. Man versucht zwar zwischen die überaus lächerlichen Actionszenen auch ruhigere Momente einzustreuen, doch selbst jene besitzen keinerlei Bedeutung. Als Beispiel sei hier der Kurzbesuch bei Beorn genannt. Man übernachtet, frühstückt, der Hautwandler sagt dass er Zwerge nicht ausstehen kann, Orks aber noch mehr hasst, man zieht weiter ohne sich zu verabschieden. Beorn mag in Mittelerde durchaus eine Rolle spielen, hier jedoch ist sein kompletter Auftritt völlig für die Katz und man fragt sich zurecht, wieso er überhaupt eingebaut wurde.
Das gilt auch für sämtliche anderen Szenen die entweder gar nicht oder in ganz anderer Form im Buch vorkamen. Gerade erstere unterscheiden sich leider nur allzu deutlich von den "echten" Szenen und machen den Film um einiges schlechter als er eigentlich sein sollte.
Irgendwann quält man sich dann doch bis zum Finale, welches allerdings erst stattfindet nachdem sich Bilbo fast 30 Minuten lang mit Smaug unterhält, bevor der eigentliche Endspurt beginnt und ziemlich aprupt in einem erneuten Cliffhanger endet.
"Smaugs Einöde" ist nicht nur ein "typischer" Mittelteil ohne richtigen Anfang oder ordentlichen Schluss, er ist vor allem in seiner gezeigten Form absolut überflüssig, langgezogen und vergleichsweise schlecht. Gerade durch "Die zwei Türme" sollte Peter Jackson eigentlich wissen wie man einen Mittelteil drehen sollte, der sich in seiner Qualität nur unwesentlich von den Eckpfeilern unterscheidet - doch hier hat sämtliches Know-How versagt.
Meine durchaus gnädige Wertung ergibt sich letztendlich bloss durch die Verneigung vor den schön gestalteten Sets und Kostümen sowie dem erneut gut ausgewählten Cast. Alles andere ist für mich der Inbegriff einer abgrundtiefen Enttäuschung.
Oder um es noch deutlicher auszudrücken: hätte ich nicht 16.- SFr Eintritt dafür bezahlt, wäre ich ~45 Minuten vor Schluss aufgestanden und gegangen. Und das kam noch
nie vor.
-> 5/10 Punkte
lendenzorn am 19. Dezember 13
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