Montag, 9. Oktober 2017
"ES" Filmkritik



Es ist wohl unbestritten, dass die meisten Verfilmungen der Geschichten von Horrorautor Stephen King hanebüchener Mumpitz sind. Carrie? Interessanter Stoff, aber objektiv kein guter Film - die Neuauflage gar furchtbar. Christine? Friedhof der Kuscheltiere? Kinder des Zorns? Dreamcatcher? Der Rasenmähermann?
Es findet sich dermassen viel Mist unter den Umsetzungen des berühmten Autors, dass die gelungenen Werke umso mehr herausstechen.

Stanley Kubricks "The Shining" gilt bis heute als eine der detailliertesten Horrorumsetzungen überhaupt. Doch die 1990er TV-Adaption des Beststellers "ES" schaffte etwas ganz anderes: während Figuren wie Michael Myers oder Jason Voorhees über mehrere Filme hinweg ihren Platz unter den Ikonen des Horrors behaupten mussten, gelang es nur wenigen Figuren, sich mit nur einem einzigen Auftritt zu etablieren. Frankensteins Monster. Leatherface. Der Xenomorph. Und Pennywise.
Dank Tim Currys Darstellung des kinderfressenden Clowns waren Jugendliche und junge Erwachsene jahrelang traumatisiert - an Besuche im Zirkus war kaum mehr zu denken. Umso gespannter wurde die Ankündigung einer Neuinterpretation des Stoffes verfolgt. Die Skepsis war gross, nicht zuletzt da man in Hollywood über Jahre hinweg nur noch alte Marken ausgeschlachtet und zu Grabe getragen hat und die meisten Remakes einfach nur richtig schlecht waren. Sollte und konnte es diesmal anders sein? Würde uns Pennywise erneut schlaflose Nächte bereiten?


Story
Derry, Maine, September 1988. Es ist ein regnerischer Herbsttag, als der kleine Georgie verschwindet - in die Kanalisation gezerrt von einem Clown. Knapp 1 Jahr ist seither vergangen, doch Georgies älterer Bruder Bill hat die Suche nach ihm noch immer nicht aufgegeben. Dank etwas Überzeugungskraft schliessen sich auch seine Freunde Richie, Stan und Eddie der Suche an, stellen jedoch bald fest, dass irgendwas in Derry nicht mit rechten Dingen zugeht. Sie alle leiden zusehends an Visionen und glauben, ihren Verstand zu verlieren, als sie einer nach dem anderen Pennywise begegnen. Dies treibt die vier Jungs auch in die Arme von Beverly Marsh, Ben Hanscomb und Mike Hanlon - allesamt ebenfalls Aussenseiter, Mobbingopfer, Verlierer.
Gemeinsam stellen sie fest, dass eine uralte Macht in der Kanalisation von Derry haust und sich alle 27 Jahre von neuem zeigt, in Gestalt eines tanzenden Clowns. Seine Nahrung? Kinder.


-> Trailer bei Youtube


Die erste TV-Adaption aus dem Jahre 1990 hatte mit vielen Problemen zu kämpfen: der Cast war zum Grossteil knapp durchschnittlich, das Budget ziemlich knapp und das Pacing war während der über 3 Stunden Laufzeit auch nicht wirklich gelungen. Doch Dank Tim Currys Darstellung von Pennywise sicherte sich die Umsetzung trotzdem ihren Platz als Kultfilm, wenn auch leider objektiv betrachtet nicht als sonderlich guter.

Regisseur Andy Muschietti ("Mama") hatte grundsätzlich ähnliche Hürden zu überwinden. Wie sollte man den Stoff filmisch umsetzen? Lieber Überlänge oder 2 einzelne Teile? Und wer sollte in die Fussstapfen von Tim Curry treten?
Der bei der Masse doch eher unbekannte Schwede Bill Skarsgård sollte diesmal in die Figur des Pennywise schlüpfen. Wie erste Trailer schon verrieten, hatte man sich dieses mal aber für einen leicht anderen Ansatz entschieden als noch vor 27 Jahren. Aber schliesslich geht Pennywise auch nicht alle 27 Jahre nach dem selben Muster vor...
War "Es" damals ein eher durchschnittlich aussehender Clown mit grosser roter Nase und etwas freundlicherem Gesicht, so geht Skarsgårds Interpretation ganz klar in eine dämonischere Richtung. Scharfe Fangzähne und ein sehr finsterer Blick der nichts Gutes erahnen lässt sorgen für ein leicht anderes Bild als damals. Auch ist Pennywise diesmal weniger zu Scherzen aufgelegt. Ursprünglich war es die morbide Mischung aus Slapstick und Terror welche uns vor dem Clown erschaudern liess - heute ist von der lustigen Seite nicht mehr viel übrig, der Film kommt also mit einem durchaus ernsteren Ton daher.

Unterbrochen wird dies nur durch den sprücheklopfenden Richie. War dieser schon in der Buchvorlage und in der alten Verfilmung der Witzbold der Gruppe, so zielt sein Humor diesmal einiges weiter unter die Gürtellinie. Sicherlich Geschmacksache, bei uns hat das Kino jedenfalls gelacht.

Fast unvermeidbar war allerdings, dass Muschietti das eine oder andere mal von der Vorlage abweicht. So sind die Begegnungen mit Pennywise/Es teilweise nicht nur an anderen Orten, sondern auch in anderer Gestalt und auch der Ablauf ist nicht ganz der selbe. Andere Szenen hingegen wurden 1:1 übernommen, woran gerade Kenner des Originals ihre Freude haben dürften. So ist nicht nur Georgies Begegnung mit dem Clown beinahe minutiös nachverfilmt worden, sondern auch Henrys Konfrontation mit Ben auf der Brücke im Wald eine klare Verbeugung vor dem Original.

Letztendlich kommen sowohl alte Hasen wie auch die unvoreingenommenen Kinogänger auf ihre Kosten. Vieles ist anders, aber niemals unverständlich und auch wer die Vorlage nicht kennt, verpasst nichts oder muss sich Sorgen machen, irgend etwas nicht zu verstehen.
Schade ist höchstens, wenn man die ganzen eingestreuten 80er Referenzen nicht zu erkennen oder zu schätzen weiss. So gab es im Saal definitiv mehrere, die nicht wussten, weshalb das Kino im Hintergrund gerade "Lethal Weapon 2" oder "Batman" zeigt.


Bild & Ton
Gefilmt wurde "ES" ganz klar mit der Absicht, als düster und bedrohlich daher zu kommen und dank ordentlicher Umsetzung passt dies auch. Das sommerliche Derry zeigt sich mit warmen Sonnenstrahlen und hellen Farben in einer freundlichen Atmosphäre, doch spätestens in den Barrens und der Kanalisation ist davon überhaupt nichts mehr zu spüren. Lange dunkle Schatten, pechschwarze Ecken und finstere Gewölbe bieten Pennywises Behausung Schutz. Die Bedrohlichkeit der Situation und Umgebung wird einem mit simplen Kameraeinstellungen und -tricks bewusst gemacht, einfach aber effektiv. Hauptdarsteller des Horrors ist jedoch ein bestimmtes Haus, mitten in Derry, in welches sich die Kids in der zweiten Hälfte des Films begeben. Hier wird aus einem düsteren Film binnen weniger Minuten klassischer Horror in all seinen Facetten und dies besser, als es so mancher Film der letzten Jahre geschafft hätte.

Die Bildschärfe liegt dabei fast immer auf einem hohen Niveau, nur ganz selten schleicht sich ein etwas schlechter fokussierter Shot ein. Die digitalen Effekte indes sind zweischneidig. Einige auf einem Toplevel, andere wiederum leicht zu künstlich.

Als konsistent hingegen zeigt sich der Sound. Die musikalische Untermalung ist simpel, unauffällig, in vielen Szenen gar nicht erst vorhanden. Wird es auf der Leinwand bedrohlich, so steigt auch das Streicherstakkato langsam an, Pianisten hauen in die richtig tiefen Tasten oder Bläser quälen die schrägsten Töne aus ihren Instrumenten. Und dabei wird es oftmals richtig laut - die Effekte gehen durch Mark und Bein und sorgen erst dafür, dass das Gezeigte auch seine volle Wirkung entfalten kann.


Fazit
Anders als die meisten Horrorfilme der jüngeren Neuzeit, setzt "ES" auch in seiner Neuauflage nicht auf billige Jumpscares. Natürlich werden vereinzelt welche eingestreut, doch hauptsächlich bemüht man sich um eine düstere, bedrohliche Atmosphäre - und diese kommt durchaus rüber. Wer die Vorlage nicht kennt, dürfte dank Pennywise einen der besten Horrortrips des Jahres erleben. Gerade die Auftritte in denen "Es" sich nicht (nur) als Clown zeigt sind furchterregend und in manchen Szenen schlicht hervorragend umgesetzt. So mancher Kinobesucher sank zumindest förmlich in seinen Sitz oder hob bei Androhung einer entsprechenden Konfrontation bereits schützend die Hand vors Gesicht.

Bewerte ich "ES" allerdings nur aus meiner eigenen Sicht, so sieht das Fazit ein klein wenig anders aus. Ja, der Film ist gut. Ja, er ist auch durchaus besser und vor allem anders als sein Vorgänger. Und ja, ich werde ihn sehr wahrscheinlich in meine Sammlung aufnehmen. Aber empfand ich ihn als bedrohlich? Furchteinflössend? Oder hab ich mich gar erschrocken? Nein. Leider nicht. Und dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir hier den besten Horrorfilm des Jahres gesehen haben und zugleich einen der wichtigsten. Denn er zeigt nicht nur, dass man Kings Vorlagen überzeugend umsetzen kann, sondern auch, dass ein Remake auf keinen Fall etwas schlechtes sein muss.
Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil, der im Herbst 2019 folgen soll.

-> 7.5/10



Samstag, 14. November 2015
"James Bond 007: Spectre" Filmkritik



Worauf freuen sich Bond-Fans am meisten? Richtig, den nächsten Bond-Film!
Wovor haben Bond-Fans am meisten Angst? Richtig, vor dem nächsten Bond-Film!
Es ist ein Fluch mit dem britischen Geheimagenten: egal ob Hauptdarsteller, Regisseur oder Bondgirl: entweder hassen dich alle für deinen Film, oder du wirst dafür gelobt. Und selten hat James Bond dermassen polarisiert wie seit Beginn der Daniel Craig Ära. Nicht nur dass die 007 erstmals blond war, nein, er war auch noch ruppig, brutal, trank Bier und es war ihm schlichtweg egal was irgendwer mit seinem Martini anstellt.
Martin Campbell hatte nach "Goldeneye" mit "Casino Royale" seinen zweiten und auch einen der besten Bonds aller Zeiten abgeliefert. Marc Forster hingegen scheiterte mit seinem Actionfilm "Quantum of Solace" unter Bond-Fans gnadenlos, während Sam Mendes das Ruder wieder herumreissen und mit "Skyfall" nicht nur überzeugen, sondern geradezu begeistern konnte. Nun durfte Mendes mit "Spectre" zum zweiten mal hinter einander auf dem Regiestuhl Platz nehmen und reiht sich damit in einem illustren Kreis ein, der bislang nur wenige Mitglieder hat. Doch was macht Mendes mit diesem Ritterschlag?


Story
Er lässt Bond in einem der besten Prologe der letzten 30 Jahre erst einmal halb Mexico City in Schutt und Asche legen. Die ersten Minuten sind nicht nur mit sehr guter Action ausgestattet, sondern auch mit der grossartigsten Kamerafahrt aller bisherigen Bond-Filme. Nach dem Tod der grossen M ist Bond auf der Suche nach einem Mann namens Sciarra, welchen sie in einer letzten Videobotschaft an ihn erwähnt hatte. Sciarra wiederum führt ihn auf eine weitere Spur nach einem mysteriösen "weissen König" - doch dieser ist nur die Spitze des Eisberges und offenbart, dass hinter all diesen Männern eine weltumspannende Organisation steckt: Spectre.

Während 007 trotz Dienstsuspendierung auf eigene Faust ermittelt, muss sich sein Waffenmeister Q vor M rechtfertigen, welcher sich mit seinem MI6 gerade in einer umspannenden Umstrukturierung befindet: das 00-Programm soll abgeschafft und durch eine weltweit vernetzte Spionageabteilung ersetzt werden. Geheimdienst im neuen Zeitalter. Doch irgendwas an der Sache riecht komisch...


-> Trailer bei Youtube


Daniel Craig wird sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass er mit seiner Darstellung der britischen Geheimagenten die Fanlager spaltet. Doch "Spectre" wird sich ebenfalls gleichzeitig in Rosen gebettet und mit Mistgabeln verfolgt fühlen, denn er polarisiert nicht minder als sein Hauptdarsteller. Dabei liegt es im Auge des Betrachters, welche Aspekte des Films man als positiv oder negativ empfindet.
Ich für meinen Teil empfand die Verknüpfung zu den vorangegangenen 3 Teilen als aufgesetzt und vor allem stark bemüht. Ebenso wollte die eigentliche Story des Films nicht bei mir zünden, was sicherlich auch daran liegt, dass fast alles extrem vorhersehbar ist, nicht nur dank wiederkehrender Charaktere und Elemente. Es fühlte sich nicht "frisch" an, sondern eher wie eine erzwungene Zusammenführung dessen, was man storymässig seit "Casino Royale" präsentiert hatte. Das ist vor allem deswegen unnötig, weil sämtliche Teile für sich abgeschlossene Geschichten boten und kaum Fragen offen liessen. Wieso also nicht etwas völlig neues machen?

Allgemein hätte ich mir von Sam Mendes in seinem zweiten Anlauf mehr Mut gewünscht. Sowohl Charaktere wie auch Schauplätze bleiben austauschbar und bieten kaum neue Gesichtspunkte, geschweige denn bieten sich an um in Erinnerung zu bleiben. Das gilt leider auch für die Actionszenen, welche - abgesehen vom bereits erwähnten, wirklich grossartigen Prolog - richtiggehend zahm daherkommen. Natürlich wird geschossen, diverse Vehikel und Gebäude fliegen in die Luft und auch die obligatorische Verfolgungsjagd kommt nicht zu kurz. Doch wir haben das alles schon besser gesehen - viel besser. Wenn Bond mit einem Flugzeug einen Holzschuppen durchquert, so ist das weitaus weniger spektakulär, überraschend oder amüsant als das Pendant aus "Goldeneye" mit Panzer und Backsteinmauer. Andere Bondtitel bedienten sich ebenfalls der bekannten Elemente, konnten diesen jedoch oftmals auch eigene Facetten hinzufügen - all dies verpasst Mendes hier völlig und beweist zweifellos, dass er es nicht versteht, Action zu inszenieren.


Auch in Sachen Besetzung gab es schon besseres zu berichten: Léa Seydoux möchte als Bondgirl stark und weiblich zugleich sein, schafft den Spagat aber nicht so ganz. Ebenso fehlt ihr die gewisse Eleganz wie sie beispielsweise Eva Green auf die Leinwand brachte. Wrestling Star Dave Bautista gibt im ganzen Film nur ein einziges Wort von sich und lässt sonst lieber die Fäuste sprechen, macht dies auch ganz zufriedenstellend, bleibt jedoch hinter Ikonen wie Beisser oder Oddjob zurück. Ralph Fiennes und Ben Whishaw in ihren Rollen als M und Q dürfen erstmals von mehr Screentime profitieren und schöpfen damit auch aus dem vollen. Gerade der stärkere Fokus auf M tut dem Film gut und beleuchtet einen interessanten Charakter endlich von nahem.
Doch was ist mit Waltz? Wird er den Erwartungen gerecht und darf als einer der ganz grossen Gegenspieler in die Bond-Geschichte eingehen? Ganz klar: nein. Waltz liefert einen klassischen Waltz ab, genau so wie in jedem seiner anderen Filme, die bekannte Mischung aus Genie und Wahnsinn. Das wäre ganz in Ordnung, wenn wir es nicht schon tausend mal gesehen hätten. Doch wer mindestens einen weiteren 007 Titel oder einen Film mit Christoph Waltz gesehen hat, der wird nur schwer von dieser Darbietung zu begeistern sein.


Bild & Ton
Wie bereits erwähnt, schafft es Mendes nicht, die Action richtig in Szene zu setzen. Die Kameraeinstellungen sind schlicht zu wenig spektakulär als dass man das Geschehen gebannt verfolgen würde. Nur der bereits erwähnte Epilog zeigt, dass es der Englänger eigentlich auch anders kann. Dieser steht auch sinnbildlich für die exotischen Schauplätze, mit welchen man in Bond-Filmen normalerweise verwöhnt wird - doch auch hier bleibt "Spectre" ganz klar hinter den Möglichkeiten zurück. Ein Abstecher nach Rom (gähn), ein einziger Kameraschwenk durch Tanger, ein kurzer Ritt durch Obertilliach und viel zu viel London locken niemandem hinter dem Ofen hervor. Gerade in der Kategorie Schauplätze und Kulissen muss ein Bond brillieren - und genau das tut er nicht.

Bildgewaltig eingefangen ist der neue Bond also nicht, aber immerhin macht er akustisch einiges wett. Wenn es laut wird, dann so richtig, während der Score wieder durch diverse Varianten des bekannten Bond-Themes aufgewertet wird. Immerhin in diesem Punkt ist alles beim alten - und das durchaus im positiven Sinne.


Fazit
Sam Mendes wollte mit "Spectre" die losen Enden der 3 vorangegangenen Bond-Filme verknüpfen und etwas grosses, episches daraus spinnen. Das Problem dabei ist nur: es gäbe gar keine losen Enden, würde man sie nicht in genau diesem Film erwähnen. Das wirkt nicht nur arg konstruiert, sondern auch extrem bemüht. Hinzu kommt dass weder die Schauplätze noch der Gegenspieler oder der Showdown wirklich überzeugen kann und so ziemlich hinter allem zurückbleibt was man an Erwartung an einen Bond-Streifen schüren kann.
Viele zogen über "Quantum of Solace" her, weil dieser kein echter Bond, sondern mehr "Bourne" war. Jedoch bot dieser weitaus die besseren Actionszenen als dieser neueste Teil, welcher nebenbei auch nicht mit einer richtig guten Story aufwarten kann. "Spectre" ist von vorne bis hinten unter dem Bond-Durchschnitt und gibt sich dabei lediglich von "The world is not enough" und "Die another day" geschlagen. Sam Mendes zweiter Streich ist für mich nicht nur der schlechteste Teil seit dem Reboot, sondern auch einer der insgesamt mieseren Bond Titel überhaupt. Da verwundert es auch nicht, dass ich persönlich den Vorspann und den dazugehörigen Song als fast so schlecht bezeichne wie das furchtbare Machwerk mit Madonna.

"Spectre" ist für mich die Enttäuschung des Jahres.

-> 5.5/10



"Jurassic World" Blu-Ray Review



Anfangs der 90er erlebten Dinosaurier einen regelrechten Boom - und das nur dank eines Filmes: "Jurassic Park". Der Blockbuster lockte nicht nur abermillionen Menschen in die Kinos, sondern vermarktete sich auch mit Schulheften, Tassen, Bechern, Mousepads und unmengen anderem Mumpitz den eigentlich niemand brauchte und dennoch gekauft wurde. "Jurassic Park" prägte die 90er in etwa so stark wie es 10 Jahre zuvor E.T. tat, es war einmal mehr eine Glanzleistung eines Mannes, der heute bloss noch ein Schatten seiner selbst ist: Steven Spielberg.
Nachdem die erste Fortsetzung des Saurierspektakels unter seiner Fuchtel grösstenteils enttäuschte, übergab er das Szepter für den dritten Teil an jemand anderen und war nur noch als Produzent tätig. So auch beim neuesten Ableger "Jurassic World", dessen Ankündigung im Internet verdammt hohe Wellen schlug. Bald schon schürte man mit Trailern sowie der Bekanntgabe des Cast relativ hohe Erwartungen - und genau das kann einem Film auch schon mal zum Verhängnis werden.


Story
Es ist 14 Jahre her seit die Öffentlichkeit letztmals von der Isla Nublar gehört hatte, seitdem hat sich jedoch so einiges verändert. Aus dem kleinen Park von anno dazumal wurde ein ganzes Freizeitresort mit Einkaufspassage, Restaurants, Streichelzoo und natürlich Dinosauriern.
So begleitet der Zuschauer die beiden Jungs Gray und Zach auf die Insel, wo sie mit ihrer Tante Claire das Wochenende verbringen sollen. Nur denkt Claire nicht im Traum daran ihre Zeit mit Babysitten zu verschwenden, sondern kümmert sich lieber um ihren Park und die neueste Attraktion, den Indominus Rex - eine gewaltige Bestie, die sogar den guten alten T-Rex überragt.
Bevor der neue Saurier jedoch dem Publikum präsentiert wird, soll der Raptorenaufseher und -Trainer Owen Grady das Tier begutachten und seine Einschätzung dazu abgeben, doch weder er noch die Wärmebildkameras können den Dinosaurier finden. Ein Schelm, wer hier an einen möglichen Ausbruch denkt...


-> Trailer bei Youtube


Schon nach den ersten Trailern und Storyfetzen war relativ schnell klar, in welche Richtung sich der Film entwickeln würde. Dass er sich dabei als Huldigung an den Urvater der Serie sieht, verhindert allerdings nicht die Vorhersehbarkeit des ganzen. Es ist schlichtweg unmöglich, nicht vorauszusehen was alles geschehen wird. Dies nimmt dem Film nicht nur einiges an Spannung, sondern auch unmengen an Faszination. Mit Dr. Grant und Dr. Sattler erstmals die Insel zu erkunden war absolut atemberaubend und dieses Gefühl kann auch Jurassic World nicht mehr erwecken. Alles schon mal da gewesen, alles schon mal gesehen. Die wenigen Neuerungen lassen sich an einer Hand abzählen und sind auch nicht das gelbe vom Ei. Gerade in Sachen Story hätte man ruhig mehr Mut zur Eigenständigkeit beweisen dürfen, anstatt mehr oder weniger 1:1 die Vorgänger zu kopieren.


Bild
Wenn man schon durch den Park schlendert um Urechsen zu betrachten, dann sollte man das natürlich auf einem möglichst grossen Schirm tun, damit die monströsen Tiere auch wirklich zur Geltung kommen. Denn trotz der Tatsache, dass man deren digitalen Ursprung auf den ersten Blick erkennt, werden sie immerhin richtig in Szene gesetzt. Kontraste, Bildschärfe und auch Farben sind auf einem sehr hohen Niveau und sorgen für ein absolut harmonisches Gesamtbild, welches kaum wünsche offen lässt. Einzig in Sachen Plastizität hätte man sicherlich mehr erreichen können - auch ohne 3D Effekt.

-> 9/10 Bildpunkte


Sound
Überraschenderweise ist die Tonspur vergleichsweise unspektakulär ausgefallen. Selbstverständlich wird von allen Kanälen Gebrauch gemacht um ein atmosphärisches Klangbild zu erschaffen, doch vieles bleibt einfach zu brav. Gerade die Effekte in den actionreichen Szenen hätten ein gutes Stück mehr Wumms vertragen können um den Subwoofer so richtig ins Schwitzen zu bringen. So reicht es meist nur für eine Aufwärmübung. Was hingegen gefällt ist der Score aus der Feder von Michael Giacchino ("Up", "Ratatouille"). Auch wenn nur wenige seiner Kompositionen im Gedächtnis bleiben werden, so dröhnt es zumindest wunderbar voluminös aus den Boxen.

-> 7.5/10 Soundpunkte


Fazit
"Jurassic World" wollte die selbe Faszination erwecken wie damals sein Urvater "Jurassic Park" - doch gelungen ist das nur ansatzweise. Zwar sind Dinosaurier noch immer coole Protagonisten für einen Kinofilm, allerdings zeigen sie die eine oder andere Abnutzungserscheinung. Genau dies versucht der Film mit seiner Hauptattraktion zu kaschieren - und ruiniert genau mit dieser für mich den ganzen Film. Aus Spoilergründen kann ich nicht näher darauf eingehen, aber der Indominus Rex raubt mir das letzte Bisschen Faszination für diese wundersame Insel. Hinzu kommen bisweilen dämliche, nervige und irrational handelnde Charaktere und fertig ist ein Film, den eigentlich niemand gebraucht hätte. "Jurassic World" hätte Erinnerungen an den ersten Teil wecken sollen und man sollte die Insel und seinen Park nochmals neu erleben. Zumindest eines hat er geschafft, da er mich daran erinnert hat, wie gut ich "Jurassic Park" doch fand - und im selben Augenblick vergleicht man die beiden unweigerlich miteinander und realisert: das war nix, nochmals zurück ins Labor bitte.

-> 6/10 Blu-Ray Punkte


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Freitag, 22. Mai 2015
"Der Babadook" Filmkritik



Das Horrorgenre steckt ganz klar in einer Krise. Reboots und Remakes finden sich an jeder Ecke und selbst wenn man tatsächlich mal auf einen neuen Namen trifft, so prahlt dieser eher selten mit eigenen Ideen, sondern verwurstet lediglich bereits bekanntes Genrematerial zu einem neuen Einheitsbrei den eigentlich niemand so wirklich überzeugt. Glücklicherweise gibt es aber auch noch Filmemacher und Regisseure – oder in diesem Falle Regisseurinnen -, die einen Weg abseits des Mainstream suchen und ihren Streifen mit Ansätzen spicken die im Kino schon seit langem keine Verwendung mehr fanden. Drahtzieherin Jennifer Kent stand in Australien schon einige Male selbst vor der Kamera, bis sie mit ihrem ersten Kurzfilm „Monster“ für Aufsehen sorgte. Genau dieser lieferte dann auch die Vorlage für ihren ersten Abendfüller “Der Babadook“.
Von Kritikern nur so mit Lob überschüttet konnte sich der kleine Streifen an den Kinokassen bislang nicht durchsetzen. Ist die Geschichte eher ein Fall für die Heimvideothek, oder aber liegt der Ursprung des mässigen Erfolges gar woanders?


Story
Die Geburt des kleinen Samuel beginnt mit einem Schicksalsschlag, als sein Vater auf dem Weg ins Krankenhaus bei einem Autounfall sein Leben verliert. Alleingelassen und mit der Situation völlig überfordert zieht Amelia ihren Sohn alleine gross und versucht ihr Möglichstes, um dem mittlerweile 6-jährigen ein normales Leben zu bieten. Doch das Leben ohne Vaterfigur gestaltet sich für Samuel ungemein schwierig: er hat so fürchterliche Angst vor Monstern, dass seine Mutter mit ihm jeden Abend im Schrank und unter dem Bett danach Ausschau halten muss und der kleine sich sogar Waffen zur Monsterbekämpfung baut. Das alles wäre nur halb so schlimm, doch spätestens als er seine Waffen mit zur Schule schleppt und bei einer vermeintlichen Monsterjagd seine Mitschüler gefährdet, droht die Situation zu eskalieren.
Eines Abends vor dem Schlafengehen zieht er das Buch vom Mister Babadook aus dem Regal, welches seine Mutter ihm vorlesen soll. Was sich zuerst als einfache Gruselgeschichte entpuppt, wird mit jeder Seite schlimmer und verstörender. Schlimmer noch: Samuel glaubt jedes Wort der Geschichte und ist wie besessen davon überzeugt, dass der Babadook existiert und seine Mutter diesen auf keinen Fall reinlassen soll. Langsam fühlt sich auch Amelia nicht mehr wohl in ihrer Haut. Nächtliche Geräusche, flackernde Glühbirnen, Kakerlaken hinter der Tapete und ein total aufgebrachter Samuel rauben ihr nächtelang den Schlaf und sie droht schon beinahe den Verstand zu verlieren.
Als Samuel später das Buch erneut in den Händen hält, wird klar, dass das Versteck auf dem Schrank wohl nicht das richtige war – und prompt wird das Werk von Amelia in Stücke zerrissen und weggeworfen. Als sie es später zusammengeklebt vor ihrer Haustür wiederfindet, denkt sie erst an einen wahnsinnigen Verfolger. Doch wer hätte es auf sie und Samuel abgesehen? Ist der Babadook etwa aus Fleisch und Blut? Oder spielt sich letztendlich doch alles nur in ihrem Kopf ab?


-> Trailer bei Youtube


VORSICHT! Dieser Abschnitt enthält massive Spoiler, unter anderem zur Analyse der Geschehnisse rund um den titelgebenden Babadook! Wer den Film unvoreingenommen sehen möchte, der überspringt diese Stelle und fährt beim technischen Abschnitt fort.

Wer aufgrund des Trailers von “Der Babadook“ einen weiteren Monsterfilm erwartet, liegt ziemlich weit daneben. Ja, Mister Babadook selbst wird als Monster dargestellt, hat dabei aber herzlich wenige Auftritte. Ab und zu schaut er finster aus den Schatten oder lässt seine Krallen spielen (Freddy Kruger lässt grüssen), sorgt jedoch aber meistens mit seiner Passivität für Unwohlsein. Der Zuschauer merkt dass er im Haus ist, ohne ihn immer zu Gesicht zu kriegen. Und genau hier liegt für manche das Problem des Films: er ist kein Monsterstreifen vom Schlage eines “The Ring“, “The Grudge“ oder ähnlichem. Der Horror spielt sich grösstenteils auf der psychologischen Ebene und somit im Kopf ab – und damit muss man sich abfinden können.
So ist ziemlich bald klar, dass der Babadook nichts anderes ist als die Personifizierung von Amelias Ängsten, gepaart mit Wahnsinn. Wenn sie dazu gezwungen wird den Hund zu töten, dann nur weil sie nervlich komplett am Ende ist und jeder kleine Funke das Pulverfass zur Explosion bringen kann. Ein bellender Hund ist dann also ebensowenig willkommen wie ein quängelnder Samuel, der einige Male angsterfüllt vor seiner Mutter flüchtet. Der Babadook macht also möglich, was sich Amelia insgeheim wünscht. Nicht er ist das eigentliche Monster, sondern sie selbst.


Der Cast hinterlässt einen etwas faden Nachgeschmack. Essie Davis spielt ihre Amelia zwar solide, aber auch mit einem Hauch von Unnatürlichkeit, während Noah Wiseman als Samuel vor allem mit seiner Fähigkeit brilliert, dem Zuschauer gehörig auf die Nerven zu gehen. Ich war mir auch nach dem Abspann nicht sicher, ob es an seinem unausgereiften Schauspiel oder aber am Charakter selbst lag, aber auch ich wollte diesen Jungen bereits nach 5 Filmminuten erwürgen. Ich finde Kinder in Filmen doof – nervende Kinder sind jedoch der absolute Hass.
Dazu trägt letzten Endes aber auch die deutsche Synchro bei, die man gelinde als „mässig gelungen“ bezeichnen kann. Kaum eine der Stimmen passt zum zugewiesenen Charakter und unterstreicht so die Tatsache, dass dem Film wohl nur ein begrenztes Budget zur Verfügung stand.


Bild & Ton
Die Kameraarbeit des Polen Radek Ladczuk geht meist in Ordnung, auch wenn seine Bildsprache kaum neue Akzente setzt. Seine vielen Nahaufnahmen unterstreichen jedoch den allgemeinen Ton des Films – nur sehr selten wird mit Totalen oder etwa ungewöhnlichen Kamerafahrten gearbeitet.
Jennifer Kent hat sich dann auch bewusst für eine ruhige Inszenierung entschieden. Jumpscares, schnelle Schnitte oder gar Actionpassagen finden sich hier nie, was dem Film aber stark zu Gute kommt. Wünschen würde man sich hingegen eine etwas aufregendere Farbgebung: der allgemeine Farbton ist nicht nur düster-bedrückend, sondern regelrecht blass. Das ist zwar insofern passend, dass es die Tatsache unterstreicht, dass sämtliche Farbe und Lebensfreude aus Amelias Leben verschwunden ist, doch wirkt der Film dadurch auch öfters billiger als er eigentlich ist. Die Inszenierung erreicht in keiner Szene Hollywoodniveau und setzt sich nicht nur damit vom gewissen Einheitsbrei ab.

Tonal jedoch gibt es wenig Grund zur Kritik, sieht man einmal von der eher bemüht wirkenden deutschen Synchronisation ab. Knarzende Dielen und Türen sind logischerweise ein alter Hut, werden jedoch schön subtil und passend eingebettet. Dadurch wird eine nette Atmosphäre aufgebaut, auch wenn diese sicherlich noch steigerungsfähig wäre. Der dezente Score hält sich derweil im Hintergrund und tritt nur in Ausnahmefällen in Erscheinung. Das ist zwar nicht schlecht, sorgt jedoch auch dafür, dass man diesem so gut wie keine Beachtung schenkt


Fazit
Nochmals zum mitschreiben: wer ins Kino geht, mit der Erwartung einen Monsterfilm zu sehen, der liegt beim "Babadook" falsch. Natürlich ist das titelgebende Wesen ebenfalls ein Filmmonster und tritt auch ab und an in Erscheinung, doch entgegen aller Erwartungen spielt dieser Film ganz klar mit der Psyche seiner Darsteller wie auch der Zuschauer. Keine Jumpscares, keine Gewaltorgie, keine Toten - und auch keine Teenager. "Der Babadook" ist ein Film für all jene, die sich einen solch ruhigen Streifen regelrecht verdient haben, indem sie sich jahrelang mit durchschnittlicher Kost begnügen mussten. Wäre ein Vergleich angebracht, so wäre möglicherweise "The Shining" ein Kandidat, auch wenn die Richtung nochmals eine etwas andere ist. Doch es ist schwer, Jennifer Kents Erstlingswerk in einen Vergleich zu setzen oder gar ins rechte Licht zu rücken. Man müsste ihn gesehen haben um mitreden zu können.
Doch genau hier liegt die Krux: will man das? Für meinen persönlichen Geschmack war der Film zu langatmig, nicht spannend genug und vor allem alles andere als gruselig. Zweifellos unheimlich, aber nicht wirklich furchteinflössend. Die Nächte danach waren jedenfalls genau so angenehm wie jene davor und gerade diesbezüglich bin ich mir anderes gewohnt.
Sucht man aber nach einem Film dessen Horror einfach anders ist und der sich mit anderen, tiefgründigeren Themen als bloss Blut und Morde auseinandersetzt, dann sind die knapp 94 Minuten sicherlich auch nicht verschwendet.

-> 6/10



Mittwoch, 18. März 2015
"Interstellar" Blu-Ray Review



Christopher Nolan hat sich bereits vor seinen "Batman"-Eskapaden immer mal wieder ein wenig ernsteren und tiefgründigeren Themen gewidmet und schreckte dabei selten davor zurück, nicht immer alles haarklein erklären zu müssen. Anders als beim sonstigen Mainstream-Kino setzt der Brite also oftmals eine gewisse zu grunde liegende Intelligenz seines Zuschauers voraus. Doch noch nie zuvor hat er diese in einem solchen Rahmen beansprucht wie bei "Interstellar". Bereits aus den Trailern wurden nur wenige schlau und kaum einer wusste, welche Art von Film hier auf uns zukommen würde. Irgendwas mit Science-Fiction und Weltraum vor dem Hintergrund einer dramatischen Familiengeschichte. Doch das Endergebnis ist weit mehr als das, was man von solchen Filmen gemeinhin erwartet.


Story
Im späten 21. Jahrhundert droht der Menschheit (einmal mehr) der Untergang aufgrund der sterbenden Erde. Man konzentriert sich in erster Linie darauf, dringend benötigte Nahrungsmittel herzustellen, weshalb gefühlt jeder zweite Schüler zum Farmer ausgebildet wird. Auch Cooper (Matthew McConaughey), der früher Ingenieur und Pilot bei der Nasa war, betreibt seit einigen Jahren seine eigene Farm mit Hektaren an Maisfeldern. Doch aufgrund der ständigen Sandstürme fallen die Ernten immer niedriger aus und die Versorgungsgrundlage der Menschheit wird immer knapper.

Als seine Tochter Murphy eines Morgens ihr Zimmerfenster offen liess, drangen Unmengen an Staubkörnern ein und formten auf dem Fussboden ein Muster in Form eines Binärcodes - Koordinaten, welche Cooper und Murphy zu einer versteckten Einrichtung der Nasa führen. Dort erfährt Cooper vom Plan der Regierung, eine Raumstation ins All zu entsenden und von dort aus auf einen neuen Planeten überzusiedeln; Planeten die zuvor von 12 Astronauten entdeckt und für möglicherweise bewohnbar erklärt worden waren. Der Haken dahinter: um dort hin zu gelangen muss eine Raumsonde durch ein schwarzes Loch fliegen und erste Vorkehrungen auf dem Planeten treffen um das Überleben der Menschheit zu sichern. Als bester verbliebener Pilot kommt nur Cooper in Frage um die Mission zu führen, gemeinsam mit einem Team aus 3 Wissenschaftlern und einer Ladung an gefrorenen Embryos. Doch niemand weiss was es heisst, durch ein Wurmloch zu fliegen, wie viel Zeit man im All verbringen wird und was das für das Leben auf der Erde bedeutet.
Kann Cooper seine Kinder einfach zurücklassen und wird er sie jemals wiedersehen? Besteht noch Hoffnung für die Menschheit?


-> Trailer bei Youtube


Die Story von "Interstellar" in Worte zu fassen gestaltet sich ähnlich schwer, wie sie komplett zu verstehen. Die Prämisse der Menschheit als aussterbende Rasse wurde natürlich schon hunderte Male aufgegriffen, doch nie zuvor in einem solchen Kontext. Kaum einer ging im Mainstreamkino jemals so weit um sich eingehend mit Quantenphysik, Singularität, schwarzen Löchern oder relativer Zeit zu befassen. Und genau hier liegt auch das grösste Problem von Nolan und "Interstellar": wer nicht eine gewisse Grundkenntnis dieser Begriffe besitzt und grob versteht wovon die Wissenschaftler sprechen, der wird einen Grossteil des Films leider nicht verstehen. Hier könnte man fragen, ob das von Nolan so gewollt war, dass man sich später eingehender mit dem Thema beschäftigt, oder noch länger über den Film diskutiert.
Doch wer sich von solchen Dingen nicht abschrecken lässt, erlebt dennoch faszinierende Science-Fiction, dir vor allem hervorragend gecastet und gespielt ist. Matthew McConaughey spielt erneut sehr stark und harmoniert zudem perfekt mit Anne Hathaway oder Michael Cane. Anders als noch bei "Gravity" wirken hier die Schauspieler in ihren Rollen als Astronauten nicht deplatziert, sondern glaubwürdig, besonnen, analytisch und intelligent. Und diese Stichworte lassen sich auf dem Film zuordnen: "Interstellar" ist kein Actionspektakel oder die Entführung in eine fremde Welt. Es ist ein zumeist ruhiger Film der sich mit seiner Erzählung Zeit lässt und nur dank dessen seine volle Wirkung entfaltet.


Bild
Wie bei Filmen von Christopher Nolan mittlerweile nicht mehr anders zu erwarten, liefert die eingelegte Blu-Ray ein absolut hervorragendes Bild. Die Farbpalette ist zwar vor allem im Weltraum ein wenig kühler und beschränkter, bietet aber dennoch sehr gelungene Kontraste und somit auch eine entsprechende plastische Wirkung. Gestochen scharfe Bilder ohne Kantenflimmern sind eine Wohltat fürs Auge und erfreuen mit unzähligen Details. Ebenfalls erneut beeindruckend sind die eingestreuten Aufnahmen im IMAX-Format, bei denen sich das Bild über den kompletten Schirm erstreckt und die schwarzen Balken verschwinden lässt.

-> 9.5/10 Bildpunkte


Sound
Auch tonal zeigt sich der Film stets trittfest und kann mit einer erstklassigen Surroundatmosphäre punkten, bevor in ruhigeren Szenen die Geräuschkulisse auf ein Minimum reduziert und damit eigentlich beinahe noch mehr Stimmung aufgebaut wird. Dementsprechend stimmt auch die Balance - nur in seltenen Fällen gehen Dialoge und Sprachfetzen im Soundgewitter ein wenig unter und bedürfen einer guten Auffassungsgabe.
Leider weiss der Soundtrack von Hans Zimmer einmal mehr keine besonderen Akzente zu setzen und ist nach dem Abspann wohl als erstes vergessen. Vielleicht wären hier andere Komponisten zu mehr fähig gewesen.

-> 8.5/10 Soundpunkte


Fazit
Das erste Drittel von "Interstellar" zeigt sich als relativ bodenständiges Familiendrama vor dystopischem Hintergrund, bevor die schweren wissenschaftlichen Geschütze aufgefahren werden. Die Raumfahrt wird von Nolan jedoch spannend und soweit als nachvollziehbar inszeniert, auch wenn dem Zuschauer bei weitem nicht alles logisch erscheinen dürfte. Spätestens bei Begriffen wie Singularität, oder wenn die Mannschaft von Zeit als relativem Faktor spricht, werden sich einige ausklinken müssen - es kann schliesslich nicht jeder einen Hochschulabschluss in Quantenphysik besitzen.
Nolan hält sich auch nicht lange damit auf, eine erklärende Grundlage zu dieser Diskussion zu liefern. Dies bedeutet entweder, dass er es bewusst im Raum stehen lassen will, oder sich auf diese Weise gekonnt um eine Erläuterung drücken wollte, da er die Theorie dahinter selbst nicht ganz durchschaut hatte. Doch gerade gegen Ende hin wäre es nicht ganz unwichtig, ein wenig mehr zu wissen. Somit lässt uns der Film zwar erstaunt, verwundert und fasziniert, aber auch ein wenig verwirrt zurück.

-> 8/10 Blu-Ray Punkte


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Freitag, 6. Februar 2015
"Dracula Untold" Blu-Ray Review



Die Geschichte des Grafen Dracula wurde schon unzählige Male erzählt und verfilmt, zu den berühmtesten Umsetzungen zählen dabei sicherlich Francis Ford Coppolas „Bram Stokers Dracula“ wie auch die deutsche Adaption „Nosferatu“. Regisseur Gary Shore hat sich bei seinem Erstlingswerk jedoch für einen etwas anderen Ansatz entschieden und inszeniert den Hintergrund, wie aus dem berüchtigten und gefürchteten Vlad Tepes – auch „der Pfähler“ genannt – der Vampirfürst wird.
Eine an sich interessante Idee, die mit einer ordentlichen Adaption wirklich gut hätte werden können… hätte.


Story
Die Karpaten im frühen Mittelalter. Nachdem Fürst Vlad (Luke Evans) seine Kindheit im Osmanischen Reich verbrachte und dort zu einem Kämpfer ausgebildet wurde, wird er in ganz Osteuropa als grosser Krieger gefürchtet. Doch das langjährige Bündnis mit seinem ehemaligen türkischen Waffenbruder Mehmed (Dominic Cooper) droht zusammenzubrechen, als dieser sein Heer erweitern möchte. Um die Sicherheit Transsilvaniens weiterhin zu gewährleisten, verlangt er von Vlad einen Tribut von 1000 Jünglingen für seine Armee – einer davon soll sein eigener Sohn sein. Zum Wohle seines Volkes stimmt der Fürst zu, entscheidet sich aber während dessen Übergabe für das Abschlachten der türkischen Gesandten und somit für den Krieg. Aufgrund der zahlenmässigen Überlegenheit der Türken sieht Vlad keine andere Möglichkeit als den letzten Ausweg aus dieser heillosen Situation: er sucht im Reisszahngebirge den Vampir Caligula auf, mit dessen unmenschlichen Kräften er kurz zuvor bereits Bekanntschaft gemacht hatte. Dieser erzählt ihm das Geheimnis seiner Kräfte und seiner Unsterblichkeit und bietet Vlad einen Pakt: er soll von seinem Blute kosten und selbst zum Vampir werden. Würde er danach 3 volle Tage dem Blutdurst widerstehen, so wäre er wieder ein normaler Mensch – ansonsten droht ihm das selbe Schicksal, sein Dasein als einsames und gefürchtetes Monster zu fristen.
Widerwillig geht Vlad den Handel ein und sieht sich bald mit der ungeheuren Kraft versehen, ganze gegnerische Heere dem Erdboden gleich zu machen – doch zu welchem Preis?


-> Trailer bei Youtube


Um Vlad den Pfähler ranken sich unzählige Sagen und Legenden – was davon alles wahr und erfunden ist, lässt sich nicht belegen. Fakt ist jedoch, dass er aufgrund seiner Gräueltaten wohl als Inspiration zur Romanfigur diente. Somit ist die Idee, die beiden Figuren miteinander zu verknüpfen, mitnichten eine Schlechte. Vlad Tepes als gebrochenen Mann darzustellen der im Vampirismus den letzten Ausweg sieht, hätte mit viel Dramatik und Pathos inszeniert werden können, doch Gary Shore spinnt aus dem Ganzen einen nicht ernst zu nehmenden Actionfilm, der sich mehr an „Van Helsing“ orientiert anstatt an den grossen Vorbildern. Das dumme daran ist nur, dass sich der Film selber zu ernst nimmt und keine ironischen Töne einschlagen will. So nimmt man Hauptdarsteller Evans den gebrochenen und verzweifelten Vlad zwar noch ab, aber spätestens nach seiner Wandlung zum Vampir verwandelt sich die gute Vorlage in ein Comicrelief mit tonnenweise Effekthascherei. Zu oft wird versucht das magere Script unter einem Berg an Spezialeffekten zu vergraben. Diese sind zwar relativ ordentlich anzusehen, nehmen dabei aber auch oft zu comichafte Ausmasse an. Gerade beim Design von Caligula und den Vampiren allgemein wäre ein wenig mehr Zurückhaltung durchaus angebracht gewesen.
Rein schauspielerisch ist “Dracula Untold“ in Ordnung, aber nicht mehr als Durchschnitt. Luke Evans ist noch ein wenig darin überfordert, alleine einen ganzen Film zu tragen, macht seine Sache soweit aber nicht schlecht. Dominic Cooper wiederum nimmt man den türkischen Befehlshaber nicht wirklich ab, seine Darstellung wirkt ein wenig zu glatt. Charles Dance indes dürfte sich nach „Game of Thrones“ mal wieder für eine etwas seichtere Rolle interessiert haben, was wohl der Grund für sein Engagement als Caligula gewesen sein dürfte.
Der restliche Cast besteht aus grösstenteils unbekannten Gesichtern und fällt weder negativ noch positiv auf – sie sind eben einfach da, wobei man von ihren Rollen allerdings auch nicht mehr erwarten kann.


Bild
Ähnlich wie beispielsweise “Underworld ist das Bild von “Dracula Untold“ in einem recht kühlen Gemisch aus grau und blau gehalten, was zwar für eine nette Grundstimmung sorgt, aber der Farbpalette nicht nur gut tut. So sind auch die Kontraste nicht immer gelungen, was die Plastizität entscheidend schmälert. Immerhin trifft dies nicht auf den Schwarzwert zu, der sogar so dunkel ist, dass er beinahe alles verschlingt was ihm in die Quere kommt. Das betrifft dann leider auch sämtliche Details, die sich ansonsten aber in durchschnittlichem Masse zeigen und vor allem in Nahaufnahmen das Auge erfreuen.
Zum bereits genannten Mittelmass gesellt sich auch die Bildschärfte hinzu, die in den besten Momenten durchaus als gelungen betrachtet werden kann, aber in hektischeren Szenen auch gerne mal verwischt. Die etwas weicheren Effektshots fallen da auch gar nicht mehr weiter auf…
Alles in allem erinnert der optische Stil an eine graphic novel, kann dabei aber Vorreitern wie “Sin City oder “300“ nicht ganz das Wasser reichen.

-> 6.5/10 Bildpunkte


Sound
Akustisch gibt sich die Dracula Umsetzung wiederum wenig Blösse. Vor allem in effektreichen Szenen machen sich die hinteren Lautsprecher bemerkbar und feuern mit direktionalen Effekten um sich. Dabei hat auch der Subwoofer immer wieder einiges an Arbeit zu verrichten und unterstützt das Sounddesign in entscheidenden Momenten durchaus ansprechend. Löblicherweise leiden die Dialoge nicht unter dem Soundgewitter: dank einer gelungenen Abmischung sind Dialoge und Sprachfetzen stets verständlich.
Musikalisch indes wird leider nur Durchschnittskost geboten. Zwar mit gewissem Volumen aber ohne wirklich eigenständigen Charakter hat Ramin Djawadi (“Game of Thrones“) hier komponiert und vermag es wider Erwarten nicht, hier Akzente zu setzen.

-> 8/10 Soundpunkte


Fazit
Schon nach den Trailern war es schwer, von “Dracula Untold“ viel zu erwarten, auch wenn noch nicht genau klar war, in welche Richtung sich der Film entwickeln würde. Aus der eigentlich interessanten Grundidee einen seichten Actionfilm zu spinnen war jedoch die wohl dümmste Entscheidung die Gary Shore hätte treffen können. Er macht aus der tragischen Figur des Dracula ein Monster mit übermenschlichen Kräften, welches seine Gegner im Sekundentakt niedermetzelt und mit der romantischen Version des Vampirs rein gar nichts mehr gemein hat. Ähnlich wie also schon mit “Die Mumie“ oder “I, Frankenstein“ wird hier ein klassisches Filmmonster in seinen Grundfesten erschüttert und zum Einsturz gebracht. Dracula war einst eine gefürchtete Persönlichkeit, der Inbegriff des Horrors – und kein Actionheld.
Letztendlich ist es aber sogar dann schwer, diesen Film zu geniessen, wenn man sein Hirn währenddessen im Kühlschrank lagert. Die Inszenierung ist viel zu uninspiriert und uninteressant geraten um wirklich unterhaltsam zu sein. So wirken die 95 Minuten Laufzeit um einiges länger als sie eigentlich sind. Wer aber bis zum Ende durchhält darf sich immerhin damit rühmen, wohl eine der schlechtesten Dracula Umsetzungen aller Zeiten gesehen zu haben. Bram Stoker würde sich im Grabe umdrehen…

-> 3.5/10 Blu-Ray Punkte


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Dienstag, 14. Oktober 2014
"Annabelle" Filmkritik



Nach dem unerwartet sensationellen Erfolg von „The Conjuring“ war es lediglich eine Frage der Zeit, bis man einen weiteren Ableger ins Rennen wirft. Während sich Regisseur James Wan bereits um den offiziellen zweiten Teil kümmert, hat er seinen Kameramann und Schützling John R. Leonetti damit beauftragt, ein Prequel zu drehen. Dieses trägt den Titel “Annabelle" und behandelt die namensgebende Puppe, die bereits im Original zu sehen war – in einer verschlossenen Vitrine die auf keinen Fall geöffnet werden darf. Doch warum hat man die Puppe weggesperrt? Ist ihr beherrschender Dämon wirklich um so vieles schlimmer als alle anderen?


Story
Mia und John Gordon erfreuen sich eines friedlichen Lebens in einem typischen US-Amerikanischen Vorort. Sie gehen jeden Sonntag zur Kirche, besitzen ein kleines Häuschen und Johns Doktortitel ist ebenso in Aussicht wie der Familienzuwachs in Form einer kleinen Tochter.
Um das Glück perfekt zu machen macht John seiner Frau ein ganz besonderes Geschenk: schon lange war Mia auf der Suche nach einer einzigartigen, hölzernen Puppe, die nun endlich ihr Regal ziert und die Sammlung somit komplettiert. Noch in der selben Nacht werden ihre Nachbarn von einer okkulten Sekte brutal niedergestochen und Mia selbst beim selben Vorfall leicht verletzt. Wieso sich einer der beiden Täter beim Überfall sogleich Mias neue Lieblingspuppe geschnappt hat, bleibt vorerst ebenso unklar wie die sich fortan überschlagenden Ereignisse – Türen schliessen sich wie von Geisterhand, Nähmaschinen knattern mitten in der Nacht los und nichts scheint mehr so wie es war. Doch was hat das alles mit dieser Puppe zu tun?


-> Trailer bei Youtube


Ein wenig anders konstruiert hätte die Origin-Story von “Annabelle einen ordentlichen Aufhänger für einen anständigen Streifen hergegeben, in der finalen Form erfährt man jedoch nur wenig mehr über die geheimnisvolle Puppe und deren dämonischen Besitzer. Hinzu kommt, dass keines der neugewonnenen Details auch nur ansatzweise neu ist, oder dem verfluchten Gegenstand neue Facetten verleihen kann. Dies liegt in erster Linie am komplett uninspirierten Drehbuch, welches sich auf keinerlei Experimente einlässt sondern lediglich Versatzstücke aus anderen Filmen weiterverarbeitet, bzw. verwurstet.
Das ist umso mehr schade, da die schauspielerische Leistung des unbekannten Cast wirklich nicht schlecht ist und man mit deren Präsenz vor der Kamera durchaus hätte arbeiten können. Doch wenn selbst Nonames vom Script völlig unterfordert scheinen, dann läuft in der Produktion definitiv etwas falsch.


Bild & Ton
Das Grundbild von “Annabelle zeigt sich in leicht untersaturierten, aber dennoch natürlichen Farben. So sind auch die heller ausgeleuchteten Szenen nur selten wirklich kräftig, wirken dank den gelungenen Kontrasten aber trotzdem erfreulich homogen. Vom Schwarzwert lässt sich leider nicht das selbe behaupten. Dieser ist zwar tiefschwarz, verschluckt dabei aber dermassen viele Details dass es überaus schwer fällt, im Dunkel überhaupt etwas zu erkennen. Natürlich ist das ein beliebtes Stilmittel bei Horrorfilmen, allerdings ist dessen Wirkung ungleich besser wenn man trotz allem genügend erkennen kann um überhaupt so etwas wie Gänsehaut zu entwickeln.
Bildsprache und Kamerafahrten beherrscht Regisseur Leonetti bereits durch seine Mitarbeit bei „The Conjuring“ sowie „Insidious“ - was auch der Grund sein dürfte, weshalb sich die Titel optisch leider ein wenig zu sehr ähneln. So arbeitet er Kameramann in seinem Regiedebut fast durchweg mit beinahe den selben Einstellungen, Nahaufnahmen und Totalen wie wir sie bereits aus vorherigen Titeln kennen, was auch die eine oder andere Überraschung vorweg nimmt. So weiss der geneigte Horrorfan bereits von Anfang an, worauf er seine Augen richten muss um die Schockeffekte bereits zu erkennen bevor sie passieren. Das hemmt sowohl Spannung wie auch Dramatik und lässt die eigentlich solide Arbeit weitaus langweiliger und generischer erscheinen als sie eigentlich ist.
Auch das Sounddesign ist lediglich durchschnittlich und bedient sich klassischer Elemente wie dem Streicherstakkato, knarzenden Türen, trampelnden Schritten oder einem akzentuiert eingesetzten lauten Knall. Wenn man sich nur selten Horrorfilme ansieht geht das natürlich völlig in Ordnung, verliert allerdings bei Kennern seine Wirkung komplett. Immerhin ist die Abmischung ordentlich, Dialoge klar verständlich und der Score erfreulich voluminös.


Fazit
Auch „The Conjuring“ war bei weitem kein Meilenstein im Horrorgenre, konnte aber dennoch so manchen Zuschauer für sich gewinnen. Atmosphäre und Cast waren überdurchschnittlich gut, die Story ging in Ordnung und die handwerkliche Umsetzung war gelungen – wie bei James Wan nicht anders zu erwarten. So gab es auch den ein oder anderen der von der mysteriösen Puppe namens Annabelle fasziniert war und gerne ein wenig mehr über sie erfahren hätte. Die Idee, daraus einen eigenen Film zu drehen mag vielleicht etwas weit hergeholt sein, hätte jedoch tatsächlich funktionieren können. In seiner finalen Form jedoch bedient sich “Annabelle schamlos aus unzähligen Genrevertretern – das wäre an sich nur halb so wild, wenn es denn immerhin ordentlich gemacht wäre.
Doch egal welchen Punkt man näher beleuchtet, man kommt nicht drum herum, diesen aktuellen Ableger als generisch, uninspiriert und langweilig zu bezeichnen. So ist es nicht nur die lahme Story die man in ähnlicher Form schon gesehen hat, sondern vor allem der kaum vorhandene Spannungsbogen, der sich nicht einmal bemüht, auch nur ein einzelnes Klischee auszulassen. Gegenstände die sich von selbst bewegen kennt man bereits seit 40 Jahren, wurden aber schon weitaus besser und interessanter in Szene gesetzt. Die Jumpscares sind ebenso altbekannt und vorhersehbar wie die einsetzende Musik und die Soundeffekte. Kameramann Leonetti schafft es genau ein mal während einer längeren Szene so etwas wie Spannung und Intensität aufzubauen, fährt diese Prämisse aber gegen Ende eben jener Szene wieder mit Vollgas gegen die Wand indem er dem Kinosaal seinen Dämon präsentiert, welcher nicht nur frappierend an „Insidious“ erinnert, sondern in seinem Design auch derart lächerlich ist, dass der Film sofort jegliche Ernsthaftigkeit oder gar Bedrohlichkeit verliert. Spätestens hier verliert Leonetti das Interesse seiner Zuschauer komplett, stolpert über seine eigenen Füsse und humpelt eher mitleiderregend über die Ziellinie.
Schlechte oder durchschnittliche Horrorfilme gibt es wie Sand am Meer, gute oder gar sehr gute finden sich nur höchst selten und werden dementsprechend mit offenen Armen empfangen. “Annabelle indes ist einfach nur dermassen langweilig dass man es kaum in Worte fassen kann. Selbst wer hier auf die Verleih- oder TV-Version wartet, sollte sich besser zwei mal überlegen, ob er die 100 Minuten nicht lieber dafür nutzt, dem Gras beim wachsen zuzusehen. Oder mal wieder seinen Teppich zu streicheln. Oder seine Memoiren auffrischen, den Nachbarn die eigene Lebensgeschichte erzählen, eine Packung Streichhölzer anzünden, Postleihzahlen auswendig lernen,…

-> 3/10 Punkte



Sonntag, 31. August 2014
"The Lego Movie" Blu-Ray Review



Unter all den Spielzeugartikeln die uns als Kinder unterhalten haben, waren es in erster Linie wohl die Lego, die nicht aus den Kinderzimmern wegzudenken waren. Besonders in den 80ern und 90ern hatten die dänischen Klötzchen ihre Hochzeit, bis sie später mehr und mehr durch elektronisches Spielzeug verdrängt wurden. Schliesslich liess sich der Freundeskreis mit Playstation & co. Viel mehr beeindrucken – dabei hat ein mächtiges Piratenschiff, eine batteriebetriebene Monorail oder ein schwarzer Rennwagen von Lego Technics nach wie vor den grösseren Coolnessfaktor!
Dessen bewusst wurden sich in jüngerer Zeit vor allem die jungen Erwachsenen. Es werden überdimensionale Star Wars Sternenkreuzer gekauft und/oder sogenannte Brick-Movies gedreht; Kurzfilme mit Legomännchen in einer stop-motion-Animation. Und genau auf diesen Zug sprangen nun Warner auf, die sich kurzerhand mit dem dänischen Mutterkonzern zusammenschlossen und einen abendfüllenden Spielfilm realisierten: “The LEGO Movie“.
Was erst als überlanger Werbefilm anmutet, entpuppt sich dabei relativ schnell als höchst amüsante Idee, die zudem hervorragend umgesetzt wurde und vor allem Erinnerungen weckt: an die eigene Kindheit und die chaotisch-absurden Stories die man sich damals selbst ausdachte.


Story
In „Steinstadt“ geht alles seinen geregelten Gang, strikt nach Anleitung. Bauarbeiter Emmet führt ein durchschnittliches Leben in einem durchschnittlichen Job und einer durchschnittlichen Wohnung, hat jeden Tag genau den selben Tagesablauf und findet das alles absolut super – bis er eines Tages auf der Baustelle unverhofft auf einen Baustein trifft, den er noch nicht kennt. Laut einer Prophezeiung des Magiers Vitruvius wird ein besonderer Meisterbauer genau diesen Gegenstand finden und zu ihm bringen, den „Stein des Widerstandes“.
In einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd verhilft die draufgängerische Wildstyle dem unbeholfenen Emmet zur Flucht aus „Steinstadt“ und bringt ihn in die freie Zone, ausserhalb des Einflussbereichs des finsteren Lord Business. Dessen perfider Plan ist es, die Bewohner von Steinstadt mit der ultimativen Superwaffe – dem „Kragle“ – für immer daran zu hindern, frei und kreativ zu bauen. Nur der eine besondere Meisterbauer kann das Schicksal aufhalten.. aber ist Emmet das wirklich?


-> Trailer bei Youtube


Die Story hinter der Bauklötzenmär ist eine altbekannte, die nur ein wenig anders erzählt wird. Das Schicksal der Welt hängt von einem einzigen Helden wider Willen ab, der mit Hilfe seiner Freunde dem Schurken das Handwerk legen soll. Was “The LEGO Movie“ allerdings von anderen Versionen abhebt, ist seine chaotische Art und Weise. Hier werden nicht nur Action- und Abenteuerfilme an sich persifliert, sondern man nimmt sich auch selbst nicht besonders ernst, zieht über Klassiker der Filmgeschichte her und macht sich grundsätzlich über viel zu viel lustig um es überhaupt aufzählen zu können.
Denn anders als noch bei “Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ oder “21 Jump Street“ haben die beiden kreativen Köpfe Phil Lord und Chris Miller sämtliche Regeln über Bord geworfen und sich in höchst anarchischer Art und Weise gehörig ausgetobt. Beinahe zu jeder Sekunde hat man das Gefühl, gerade selbst mit Lego zu spielen anstatt sich nur einen Film anzusehen – und das ist das wohl höchste Lob welches man diesem Film machen kann.
Abgesehen davon lebt der Film vor allem von seinen Charakteren: Emmet ist herrlich duschnittlich langweilig, der blinde Zauberer Vitrivius ein schrulliger Kautz wie er im Buche steht und auch sämtliche Nebenfiguren wachsen dem Zuschauer binnen weniger Minuten ans Herz. Allen die Show stiehlt allerdings die Legoinkarnation von Batman. Dieser nimmt nicht nur die Film- und Comicfigur an sich gehörig auf die Schippe, sondern sorgt auch allgemein für die meisten Lacher und dürfte bereits jetzt absoluten Kultstatus erreichen.


Bild
Entgegen dem Trend der immer realistischer werdenden Animationen hat man sich bei “The LEGO Movie“ bewusst für einen etwas holprigeren Look entschieden, so dass man sich vermehrt an erstgenannte Brick-Movies erinnert anstatt an einen modernen Animationsfilm. Rein technisch gibt man sich jedoch keinerlei Blösse und hat die Bausteinwelten sowie ihre Bewohner absolut beeindruckend eingefangen. Das Bild ist zu jeder Zeit gestochen scharf und erschlägt den Zuschauer förmlich mit einer Fülle an Details, die man bislang in ähnlicher Form selten zu Gesicht bekommen hat. So wurden Figuren und Gegenstände mit Merkmalen ausgestattet, die einem selbst dann kaum auffallen würden, wenn man damit spielt. Wer ganz genau hinsieht, erkennt auf den digitalen Plastikteilen sogar Fingerabdrücke und Schmutz- oder Staubpartikel, was den gelungenen Eindruck einer „lebendigen“ Legowelt nur noch mehr verstärkt.
Laut diverser Aussagen soll der Lego Film einer der wenigen sein, welcher enorm von seiner 3D-Fassung profitiert, da es den Film extrem plastisch machen würde. Doch Verfechter der klassischen 2D-Version dürfen beruhigt sein: auch in der herkömmlichen Variante wirkt die Plastikwelt enorm plastisch und überraschend dreidimensional – das Mittendrin-Gefühl ist auch hier überdurchschnittlich hoch. Dazu tragen auch die tollen Kontraste und die knalligen Farben bei, die legotypisch sehr satt daher kommen.
Alles in allem reiht sich die optische Präsentation ganz weit vorne mit ein und darf zurecht auch als Referenz herhalten!

-> 10/10 Bildpunkte


Sound
Ein Begriff: Dolby Digital 5.1. Das liest sich auch im Jahr 2014 noch immer mager, nicht zuletzt wenn man weiss, dass in absehbarer Zukunft sogar die ersten Heimkinoanlagen mit Dolby Atmos ausgestattet werden. Umso bedauerlicher ist es, wenn man sich bewusst gegen wuchtigere Tonvarianten entscheidet wie es Warner in der Vergangenheit fast immer getan hat. So blieb auch “The LEGO Movie“ nicht davon verschont und muss das beste daraus machen, wobei immerhin dieses Vorhaben gelingt: trotz der vergleichsweise geringen Bitrate klingt der Film überraschend klar und voluminös. Mit einem tollen Balancing im Rücken wechseln sich glasklare Dialoge mit passendem Score ab, unterbrochen durch minimal lautere Actionszenen, denen etwas mehr Wumms allerdings gut zu Gesicht gestanden hätte. So bleibt der Subwoofer meist auf Sparflamme und kann nur selten zeigen wozu er eigentlich fähig wäre, während die hinteren Lautsprecher vor allem für einzelne gezielte Effekte eingesetzt werden.
Eine allgegenwärtige Surroundatmosphäre darf man hier also leider nicht erwarten, genau so wenig wie ein Actionfeuerwerk. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten kann man der Disc allerdings keinen Vorwurf machen.

-> 7/10 Soundpunkte


Fazit
“The LEGO Movie“ ist wie ein nostalgischer Trip in die Vergangenheit, als man im Kinderzimmer wie ein verrückter auf dem Boden rumkroch, auf der Suche nach diesem einen letzten Bauteil, welches man 5 Minuten zuvor noch achtlos weggeschoben hatte und das nun nicht mehr auftauchen will. Mit Lego war es möglich dass Piraten auf Astronauten trafen, Haie auf offener Strasse mit Autos kollidierten oder Ritter fremde Planeten unsicher machten. Man erschuf sich seine eigenen Regeln und Gesetze, ersann seine eigenen Geschichten – und genau dieser Tradition folgt das erste Lego Abenteuer in Spielfilmlänge. Es ist so wunderbar chaotisch wie lange kein anderer Film vor ihm: kernige Einzeiler wechseln sich mit klamaukartigem Slapstick und völlig sinnlosem Humor ab, während mittendrin kurzum unzählige Filmklischees gehörig durch den Kakao gezogen werden.
Wer will kann in der liebenswert inszenierten Geschichte sogar einen Seitenhieb auf die ach so steife Gesellschaft erkennen, in der alles in geregelten Bahnen verlaufen muss und in der kreative Geister keinen Freiraum haben. Und selbst wer diese Botschaft ausblendet, erhält einen durchweg unterhaltsamen Film der erfrischend anders daherkommt als man es heutzutage aus Hollywood gewohnt ist.
Schade ist nur, dass dem Streifen in den letzten rund 20 Minuten ein wenig die Luft ausgeht während es auf das Finale zugeht. Hier hätte man ruhig das vorherrschende Chaos weiterlaufen lassen dürfen, anstatt einen Gang zurück zuschalten.
Wer sich vom eher gemächlichen Einstieg samt unglaublich furchtbarem und nervigem Titelsong nicht abschrecken lässt, findet in “The LEGO Movie“ einen Film für die ganze Familie – wobei Erwachsene sogar noch mehr unterhalten werden dürften als ihre Kids.

-> 7.5/10 Blu-Ray Punkte


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Samstag, 16. August 2014
"Captain America - The return of the first Avenger" Blu-Ray Review



Fortsetzungen im Marvel-Universum haben es nicht immer leicht, wobei es meistens die jeweils dritten Teile sind, die sowohl bei Kritikern wie auch beim Publikum nicht mehr ankommen. Das war nicht nur bei "Spider-Man" so, sondern auch bei den "X-Men", "Blade", "Ghost Rider", "Fantastic Four", und so weiter und so fort. Allerdings hat man mit der Fortsetzung zu "Thor" gezeigt, dass ein Nachfolger auch besser oder zumindest gleichwertig wie der Vorgänger sein kann.
Im Falle von "Captain America" war das Vorhaben nun ungleich schwerer, war schon der erste Teil beim Fachpublikum nicht sonderlich gut angekommen, obwohl das Einspielergebnis eine andere Sprache spricht. Fast 370 Millionen USD liessen die Kassen ordentlich klingeln und sicherten somit die Fortsetzung bereits im Vorfeld.
Eben diese ist nun fürs Heimkino erhältlich und muss sich nun auch dort behaupten. Doch schafft sie das überhaupt?


Story
Captain Steve Rogers gewöhnt sich nur schwer an das 21. Jahrhundert, nachdem er fast 70 Jahre lang im Kälteschlaf lag. Bis auf eine mittlerweile alte Dame sind sämtliche seiner alten Gefärten längst tot, das Heldendasein hat seine Schattenseiten und nicht zuletzt hält S.H.I.E.L.D.-Direktor Nick Fury ihm auch noch wichtige Informationen über drei neue, riesige Helicarrier vor - das sogenannte Project Insight. Aufgebaut als Verteidigungsanlage sollen die Helicarrier potentielle Bedrohungen bereits eliminieren bevor die Menschheit überhaupt in Gefahr schwebt; doch Captain Rogers sieht in den gigantischen Kampfmaschinen bloss eine Einschränkung der Freiheit eines jeden Bürgers. Sein Disput mit Fury trägt Früchte, denn dieser ändert seine Meinung und möchte das Projekt gerne für unbestimmte Zeit auf Eis legen.
Kurz darauf wird Direktor Fury auf offener Strasse von verkleideten Polizisten angegriffen, sowie von einem übermächtigen Gegner mit einem metallischen Arm. Nur mit Mühe gelingt ihm die Flucht und sofort ist klar, dass sich S.H.I.E.L.D. einer neuen Bedrohung ausgesetzt sieht. Denn wer es auf Nick Fury abgesehen hat, der bekommt es mit Captain America zu tun...


-> Trailer bei Youtube


Auch wenn man dieses mal versucht hat, der Geschichte ein wenig mehr Tiefe zu verleihen als noch im ersten Teil, so ist "Captain America - The return of the first Avenger" noch lange kein wirklich spannender Film. Selbst wer die Comics nicht gelesen hat, blickt bereits nach rund 30 Minuten hinter die Fassade und kann sich leicht zusammenreimen, was so alles passieren wird. Somit bleibt auch der Versuch, mehrschichtige Charaktere einzubauen ziemlich schnell auf der Strecke. Letztendlich ist es schön, dass zwei neue Charaktere eingeführt werden und Fury sowie Black Widow mehr Screentime erhalten - doch der Film profitiert davon letzten Endes nur wenig.

Der Regie kann man hier genau so wenig einen Vorwurf machen wie der tollen Technik oder den Darstellern - die Produktion ist einwandfrei und genau so wie man es von einem Marvel Film eben erwarten würde. Doch das Script verpasst es, Story oder Charakteren Ausdruck zu verleihen. Immerhin vermag "Captain America" auch dieses mal mit seiner Action zu unterhalten, die nicht nur eindrucksvoll inszeniert wurde, sondern auch vermehrt auf klassische Spezialeffekte anstatt CGI setzt. Eine begrüssenswerte Wendung, die dem Ganzen auch einen ganz anderen Anstrich verpasst.


Bild
Optisch bewegt sich Marvel einmal mehr in gewohnten Gefilden und hat der Blu-Ray ein angenehm scharfes und detailliertes Bildmaster spendiert. Gerade in ruhigeren Szenen darf man den Detailreichtum an Gesichtern und Kostümen bewundern, während Actionsequenzen mit Effekten nur so um sich schmeissen. Diese kommen trotz der manchmal etwas unruhigen Kamera und der schnellen Schnitte sehr gut rüber, wobei bei heftigen Kameraschwenks auch gerne mal eine leichte Verwischung auszumachen ist.
Zu diesem kleineren Manko gesellt sich noch der nicht ganz optimale Schwarzwert, der gerne ein wenig dunkler hätte sein dürfen - gerade in Anbetracht dessen, dass die sonstigen Farben und Kontraste sehr satt und natürlich rüberkommen. Wäre die Plastizität noch etwas höher ausgefallen, gäbe der Film schon beinahe bestes Demomaterial ab. So bleibt es leider "nur" bei einem wirklich sehr guten Bild.

-> 8.5/10 Bildpunkte


Sound
In Zeiten moderner Heimkinoanlagen erwarten viele gerade bei Blockbuster-Titeln auch eine Tonspur in 7.1 - um das Kinofeeling nochmals zu verstärken. "The return of the first Avenger" verzichtet allerdings auf die beiden zusätzlichen Lautsprecher und hat sich für die deutsche Synchro für eine DTS-HD Abmischung in 5.1 entschieden (während 7.1 dem englischen Original vorenthalten bleibt). Das ist jedoch nicht weiter schlimm, sorgen hier doch auch die 5 Lautsprecher für eine ordentliche Atmosphäre. Während es in Actionszenen ordentlich kracht und Kugeln als allen Richtungen auf unsere Trommelfelle prasseln, so gehen Dialoge selbst dann nicht unter, wenn sie vom äusserst voluminösen Score untermalt werden. Die Balance ist hervorragend, die Bässe nicht übertrieben und die Feindetailwiedergabe stets gegeben. Modernes Actionkino muss einfach so klingen!

-> 10/10 Soundpunkte


Fazit
Captain America war nie einer meiner Lieblingshelden. Nur schon durch die Farben seines Kostüms kam es mir vor, als würde man mir die patriotische USA-Propaganda regelrecht ins Gesicht halten. Marvel zeigt mit diesem zweiten Teil jedoch, dass es auch ganz subtil geht.
Nicht einmal der Captain selbst zeigt sich als Vorzeige-Patriot und ob er seine Gegner im Anzug oder in einem T-Shirt verprügelt, macht letztendlich keinerlei Unterschied - denn man hat es schlichtweg verpasst, der Figur ein wirkliches Profil zu verleihen. Sein Schicksal war mir während der ganzen 136 Minuten komplett egal, genau so wie jenes sämtlicher anderer Charaktere. Hier wächst einem niemand ans Herz und es spielt keine Rolle wer wann wie ins Gras beissen muss. Ein jeder bleibt komplett austauschbar, was gerade beim Hauptcharakter ein schweres filmisches Vergehen ist.
Das selbe Schicksal teilt auch die Story, die mit keinerlei Überraschungen oder Wendungen aufwarten kann und deren Spannung sich somit arg in Grenzen hält. Der rote Faden reicht um sich von einer Actionsequenz zur nächsten zu hangeln - was dazwischen passiert, ist selten wirklich von Belang. Dabei haben andere Marvel-Filme doch schon eindrücklich gezeigt, dass es auch besser geht.

Wer einfach nur stimmiges Actionkino erwartet, der macht grundsätzlich wenig falsch. Die effektvollen Kämpfe und Schiessereien machen Spass, es kracht ordentlich und es vermag im grossen und Ganzen auch durchaus zu unterhalten - doch wer von einem Blockbuster auch etwas mehr erwartet und gerne seine Nerven mit Spannung oder die Lachmuskeln mit Witz strapazieren möchte, der ist besser beraten, sich den Film erst auszuleihen.

-> 6.5/10 Blu-Ray Punkte


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Mittwoch, 4. Juni 2014
Remakes - eine Kolumne
„Wo bitte geht’s nach Hollywood?“ Fragte Steven Spielberg einst 1979. Und gerne wäre ich um eine Wegbeschreibung froh, sollte doch irgendwer bitte mal dort anklopfen. Oder kann mir irgendwer aus dem Stehgreif erklären was seit geraumer Zeit mit der Traumfabrik los ist, die uns früher mit solch tollen Filmen verwöhnt hat?
Wo sind die genialen Ideen der früheren Meisterregisseure hinverschwunden?
Der Anfangs erwähnte Herr Spielberg dreht beinahe nur noch familientaugliches Kino ohne Zauber früherer Tage, Oliver Stones letztes Meisterwerk „Natural Born Killers“ ist auch schon 20 Jahre her und selbst ein Martin Scorsese scheint seine besten Ideen bereits verbraten zu haben.
Letztendlich hat es den Anschein als würde ein jeder nur noch auf das schnelle, sichere Geld aus sein – wobei Eigenständigkeit Mangelware geworden ist.

Natürlich könnte man mit dem Beispiel der Sequels anfangen: „The Fast & The Furious“ entwickelte sich nach der Jahrtausendwende zu einem Jugendphänomen und zog seither 5 weitere Teile nach sich – die Dreharbeiten für Nr. 7 sind in vollem Gange, selbst wenn Hauptdarsteller und Protagonist Paul Walker 2013 bei einem Autounfall ums Leben kam. Wie man diesen Abgang kompensieren will ist den Fans noch schleierhaft, aber ein Kassenschlager dürfte auch dieser Film problemlos werden.
Und wenn es keine schnellen Autos sind, so sind es stattdessen vielleicht eher Fantasywelten? Schliesslich sind die „Avatar“ Teile 3-4 bereits angekündigt. Und das traurige daran, auf IMDB wird sogar James Cameron als Regisseur genannt. Wenn nicht einmal mehr die grossen Namen neue Ideen bringen können – wer dann?
Dass „Avatar“ abgesehen von seinem Design gar nicht mal so grossartig war, sei mal dahingestellt. Aber dass sich aus dem Stoff tatsächlich noch 3 weitere gute Filme drehen lassen, wage ich zu bezweifeln.

Im Horrorbereich sind die Remakes der US-Amerikaner schon lange Standard, nicht erst seit „The Ring“ oder „The Grudge“. Alles was man im englisch- oder deutschsprachigen Raum noch nicht kennt, wird ohne Umschweife modernisiert und zumeist auch stark vereinfacht. Ob irgendwer im Grossraum Los Angeles wohl weiss, dass „Ju-On“ (so das Original von „The Grudge“) eigentlich mehrere Teile hat und die Story viel komplexer ist? Nein, ich denke nicht.
Dabei machen die Ketzer noch nicht einmal vor ihren eigenen Klassikern Halt. Bereits Alfred Hitchcock musste sich dank „Psycho 2 & 3“ sowie einem 1998er Remake im Grabe rumdrehen und hätte wohl am liebsten einen Schwarm Vögel auf die Macher gehetzt, die derart schamlos (und vor allem miserabel) mit seinem Stoff umgegangen sind.

Dabei sind es doch gerade entweder grossartige oder hochkontroverse Filme, die vor einer Neuinterpretation selten gefeit sind: Tobe Hooper schockte mit seinem „Texas Chainsaw Massacre“ die Kinogänger und Medien gleichermassen – der Film landete umgehend auf dem Index. Jahre später drehte Marcus Nispel unter der Fuchtel von Michael Bay ein Remake – mit Erfolg. Hier fragt man sich, ob man den eigentlich indizierten Film auch einer neuen Horrorgeneration näherbringen, oder bloss aus dem „verbotenen“ Stoff eine Stange Geld scheffeln wollte. Ersteres wäre immerhin nachvollziehbar.
Konnte die Neuauflage von „Halloween“ durch Rob Zombie der Marke immerhin ein paar neue Facetten hinzufügen, so entzieht sich mir jegliches Verständnis beim Gedanken an Verwurstungen wie „Freitag der 13te“, „Nightmare on Elm Street“ oder deren unsäglichen Fortsetzungen und/oder Mash-Ups. Seelenlos, ohne jegliche Substanz, einfach nur schlecht und dumm. Zwar dienen solche Horrorstreifen oftmals als Sprungbrett nach Hollywood für angehende Schauspieler, doch bei den meisten bleibt es auch dabei – man sieht sie nie wieder. Was aufgrund ihrer Leistungen aber auch nicht weiter tragisch ist.

Als weitaus schlimmer empfinde ich da die sogenannten Reboots von Marken, die noch gar nicht mal so alt sind.
Ja, „Star Trek“ hat mit „Into Darkness“ und dem gleichnamigen Erstling vieles richtig gemacht und nicht nur alte Fans befriedigt, sondern auch viele neue hinzugewonnen. Ob der Schritt nötig war, bleibt dennoch umstritten. Allerdings hat sich die Trekkie-Gemeinde als tolle Cashcow erwiesen, weshalb also vom Konzept abweichen?
Was man sich allerdings dabei gedacht hat, Andres Garfield in die Rolle des Spiderman zu stecken, bleibt mir für immer ein Rätsel. Die neue Serie ignoriert die erfolgreiche Trilogie mit Tobey Maguire komplett und macht alles noch hipper, noch fresher, noch cooler. Auf einmal ist Peter Parker kein Loser mit Brille mehr, sondern ein cooler junger Erwachsener mit einer guten Portion Selbstbewusstsein, der gegenüber seiner Freundin keinen Hehl um seine Identität macht – bitte was?! Schlag mich einer, aber was soll der Mist? Ein solcher Humbug ist mir lange nicht mehr untergekommen.
Für manche sind die Filme gar nicht mal so schlecht – ich halte sie für unnötigen Rotz.

Beim Thema Star Wars ist die Sachlage anders: wie sicherlich bekannt ist, wurde Lucasfilm von Disney aufgekauft – welche nun an Episode 7 arbeiten. Erste Bilder vom Set sehen zwar vielversprechend aus, aber die Skepsis bleibt. Bereits George Lucas selbst hat die ursprüngliche Trilogie durch die Episoden 1-3 komplett verhunzt, wie also ist Disney in der Lage, das ganze besser zu machen?
Und was hält die Filmzukunft sonst noch bereit? Es wartet ein neuer Jurassic Park Ableger namens „Jurassic World“ auf uns – natürlich ohne Jeff Goldlbum oder Sam Neill. Die beiden Ikonen der ersten Filme fehlen also völlig, und damit wahrscheinlich auch das Aushängeschild der Marke. Nebst den Dinos natürlich.
Und auch abgesehen davon werden wir mit Remakes nicht verschont. „Godzilla“, „Robocop“, „Evil Dead“ – das sind nur einige wenige prominente Vertreter der jüngeren Zeit. Und es werden garantiert noch unzählige Folgen. Natürlich sind längst nicht alle davon schlecht, aber bei den meisten bleibt es bei seelenlosen Ablegern einst fantastischer Geschichten.
Aber ich verspreche eines: sobald irgendwer auf die Idee kommt, „Alien“ nochmals anzufassen, fahre ich persönlich nach Hollywood und versohle den Verantwortlichen den Hintern,

Lang lebe die Cashcow!