Freitag, 6. Februar 2015
"Sylosis - Dormant Heart" CD-Review



Es gibt Bands, die ihrem Stil jahrzehntelang treu bleiben und solche, die bei jedem Album etwas neues versuchen wollen, einen Schritt weitergehen und sowohl ihre eigenen wie auch die Grenzen ihrer Fans ausloten. Zu letzteren gehören sicherlich auch Sylosis aus dem englischen Reading, die nun mit “Dormant Heart“ ihr mittlerweile 4. Studioalbum abliefern – und dabei erneut einen leichten Stilwechsel einschlagen. Doch gefällt das?

Wir erinnern uns an den derben Stilbruch zwischen “Conclusion of an age“ und dessen Nachfolger “Edge oft he earth“. Von solidem, aber leicht generischem Metalcore mit Thrash-Anstrich verabschiedet sah man sich plötzlich mit einer Platte konfrontiert, welche das vorherige Konzept komplett über den Haufen warf. Neumodischer, melodischer Thrash vermischte sich mit progressiven Elementen und experimentellen Blues-Einflüssen zu einem eigenständigen Werk – es liess sich nichts Vergleichbares finden und Sylosis hatten damit ihre eigene Nische geschaffen, die sie perfekt füllten.
Nach dem vergleichsweise etwas zu experimentellen “Monolith“ haben die Engländer nun einen Gang zurückgeschaltet und sich wieder vermehrt auf das Essentielle konzentriert: erneut verpackt in einem Konzeptalbum präsentieren sich uns 12 Songs (in der Bonus-Edition sind es noch 2 mehr) mit einer ziemlich klaren Linie. Während die meisten davon im Mid-Tempo Bereich angesiedelt und mit progressiven Elementen gespickt sind, finden sich auch einige Tracks darunter, die den Thrash-Hammer so richtig kreisen lassen und für den einen oder anderen verspannten Nacken sorgen werden. Als Beispiele seien hier „Victims and Pawns“ oder das titelgebende „Dormant Heart“ genannt.
Doch gerade die etwas gemächlicheren Stücke sind es, welche die Klasse dieser Band so richtig zum tragen bringen: „Leech“, „Mercy“ oder „Servitude“ sind nicht nur einwandfrei komponiert, sondern auch technisch auf einem Level mit welchem selbst so manch gestandene Kapelle nicht mithalten kann.
Natürlich gibt es auch Ausreisser wie das zwar atmosphärische, aber langatmige „Quiescent“ und die beiden Bonus-Tracks hätte man sich in meinen Augen auch sparen können, aber das ist Kritik auf einem sehr hohen Niveau.
Vorrangig auffällig ist jedoch der allgemein sehr schwermütige Grundton des Albums. Unter der umfassenden Thematik einer Gesellschaft, in welcher wir alle wie Lämmer hinter einander herlaufen, benötigt unser schlafendes Herz einen Weckruf um aus diesem Trott auszubrechen. Das Thema wird von allen Seiten her betrachtet und angesprochen, kritisch, verzweifelt, traurig, wütend und auch mal ironisch – aber immer mit einem ernsten Grundton. Grundpfeiler für all jene Emotionen ist auch auf “Dormant Heart“ wieder das Organ von Frontmann und Gitarrist Josh Middleton. Zwar ist im Vergleich zu den vorherigen Alben keine grosse Steigerung wahrzunehmen, dennoch macht er seinen Job sehr ordentlich und bringt die Texte entsprechend rüber.
Instrumental bewegt sich die neue Platte auf einem ähnlichen Level wie schon die Vorgänger, legt die Messlatte derweil aber nochmals ein Stückchen höher. Die auf Grundton gestimmten Gitarren legen sich mit ordentlich Volumen auf die Ohren, während die Drums als wuchtige Unterstützung dienen und in erster Linie die Toms die komplette Soundwand zu durchdringen vermögen.
Die Produktion lässt letztendlich keine Wünsche offen und die Platte klingt genau so wie man sich ein ordentliches Metalalbum vorstellt.

Fazit
Genau wie schon bei den beiden Vorgängern, ist es extrem schwierig, “Dormant Heart“ zu bewerten oder irgendwem zu empfehlen. Wieso? Weil die Platte wiederum anders klingt als die letzten Werke – und erst recht im Vergleich zum Debutalbum. Vom ehemaligen Metalcore-Einschlag ist nichts mehr übrig geblieben, doch was genau ist das hier vorliegende? Thrash? Vielleicht. Doom? Sicher auch, ja. Death? Hört man immer wieder aufblitzen. Progressive? Sind die Herren schon lange.
Die Scheibe ist eine wilde Mischung aus alledem, mal schnell, mal langsam, erst mit ordentlichem Arschtritt und dann wieder verzweifelt flehend. Doch eines ist sie immer: laut, brachial und vor allem auf einem technisch enorm hohen Level. Erneut finden sich grossartige Riffs vor treibenden Rythmen und sorgsam eingebettete Soli die im Gegensatz zu manch anderen Bands immer im Kontext des restlichen Songs stehen und dessen Grundstimmung genau so beibehalten.
“Dormant Heart“ ist beileibe kein beliebiges Album und schon gar nicht leicht verdaulich. Erneut braucht es 1-2 Durchläufe bis man die Scheibe wirklich zu schätzen lernt, vermag sich dann aber kaum mehr an ihr satt zu hören. Es ist nicht eines jener Alben von denen man einzelne Songs hört und das Gesamtwerk aussen vor lässt. Es ist ein reines Konzeptalbum, dazu gedacht dass man die vollen 59 Minuten aufmerksam zuhört – zum Beispiel während einer Autofahrt oder noch besser mit dem Kopfhörer auf seinem Lieblingssessel.
Wer schon lange auf etwas wirklich grossartiges von Metallica wartet oder mit der aktuellen Scheibe von Machine Head nicht so ganz zufrieden ist, der sollte sich von Sylosis unbedingt ein Ohr voll gönnen. So polarisierend ihr Stil auch sein mag – wer sich darauf einlässt, erlebt ein absolut grossartiges Album und den wohl besten Einstieg in das Metaljahr 2015 den man sich nur wünschen konnte.

-> 9/10 Punkte



Sonntag, 25. März 2012
Konzertreview "Progression Tour 2012"
Es ist immer wieder schön, wenn ausgewählte Tourneen auch in unserer kleinen Schweiz halt machen. Wenn dabei auch noch eine tolle Location sowie ein passender Termin ausgewählt wurden, ist das Ganze natürlich umso besser - wie im Fall der "Progression Tour 2012" mit Suffokate, Neaera, Unearth und den Headlinern von Heaven Shall Burn.
Dieses mal fiel der Termin glücklicherweise auf einen Samstag und das Z7 in Pratteln wurde kurum zum abrissreifen Gebäude erklärt. Denn eines ist klar: um einem solchen Publikum wie gestern standzuhalten, bedarf es der ganz hohen Baukunst. Doch eines nach dem andern...


Location
Die "Konzertfabrik Z7" in Pratteln kann man schon eher als eine der grösseren Locations für diese Art von Musik bezeichnen und ist entfernt mit dem Volkshaus Zürich oder der Reithalle in Bern vergleichbar - zumindest was die Grösse angeht. Knapp 1500 Nasen finden in der alten Industriehalle Platz und jene wollen natürlich laufend mit Getränken versorgt werden, was von "nur" 2 Barstationen aus geschieht. Somit ist das Gedränke an den Zapfhähnen grundsätzlich vorprogrammiert, noch schlimmer ist es aber in den Pausen zwischen den Bands. Jeder möchte hinaus um zu rauchen und dabei quetschen sich diese 1500 Körper durch ein maximal 4 Meter breites Tor. Autsch. Dass der Platz vor der Halle nicht dazu gebaut ist, derart viele Menschen auf einmal hinter den Absperrungen zu halten - man konnte sich kaum bewegen und es war selbst ein Ding der Unmöglichkeit, auf direktem Wege zum Klo zu gelangen - machte es nur noch schlimmer. Natürlich kann niemand etwas für dermassen viel Publikum - aber die Platzverhältnisse könnte man in einem solchen Fall durchaus anpassen.

Unmittelbar vor dem Eingang befindet sich ein Foodstand an welchem sich hungrige Besucher mit Würsten, Burgern und Fritten zu durchschnittlichen Preisen eindecken können.

Erreichbar ist das Z7 von Bahnhof Pratteln aus in ca. 10 Minuten zu Fuss, sofern man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Mit dem Auto gestaltet sich die Anfahrt ebenso simpel: Autobahnausfahrt Pratteln und von dort aus noch 2-3 Minuten bis zum Parkplatz fahren - welcher im übrigen umsonst zur Verfügung steht, nur leider nicht unmittelbar neben der Halle ist.

Insgesamt erntet das Z7 als Kriegsschauplatz von mir 7/10 bangende Metallköpfe.


Preise
4 Bands waren für die Unterhaltung verpflichtet worden, der Preis dafür betrug immerhin stolze 40.- CHF. Bedenkt man den Aufwand, die Gagen von immerhin 3 "grösseren" Bands, die Sicherheitsvorkehrungen, usw. sind die 40 Öcken sicherlich angemessen - jedoch ist das Z7 auch dafür bekannt, mit seinen Ticketpreisen ein wenig teurer zu sein als andere Locations.

An den beiden Bars des Z7 gibt es standardmässig nur Dosenbier, welches mit 6.- CHF für 0.5l zu Buche schlägt - wer Bier aus dem Offenausschank will, muss dies explizit erwähnen und blecht dafür auch entsprechend mehr. Die 3dl Cola im Becher für 4.- CHF sind durchaus akzeptabel, das Dosenbier für meinen Geschmack eher weniger - vor allem zu diesen Preisen.

Beim Merchandise hingegen gab es für die Brieftasche wenig zu meckern: T-Shirts für 25.- und Hoodies à 40.- sind sehr fair, nicht zuletzt wenn man lediglich läppische 15.- für eine aktuelle CD ausgeben muss.

Die Geldbörse wurde zwar beansprucht, dies aber in einem durchaus noch fairen Rahmen -> 7/10 bangende Metallköpfe.




Bands
Wie bereits beschrieben, wurden für diesen lauten Abend 4 Acts verpflichtet, die sich alle durch ihre Bühnenpräsenz und ihre wirklich spürbare Power auszeichnen konnten.

Suffokate, die für die ursprünglich angesetzten Rise to remain einsprangen, markierten den Anfang mit einer vorbildlichen Aufwärm-Show. Auch wenn ihr Sound eher an Death- als an Metalcore erinnerte, so waren sie dennoch ein passender Ersatz und sorgten bereits für erste Circle- und Moshpits. Ein fehlerloser Auftritt mit ordentlich Energie wie es sein sollte.

Als nächstes standen die Münsteraner von Neaera auf dem Plan, welche erneut durch ihren unvergleichlichen Frontmann Benni auf sich aufmerksam machen konnten. Diese Rampensau himself betrat ohne erste Begrüssung die Bühne, sondern forderte die Menge gleich mit den ersten Worten dazu auf, sich für eine Wall of death bereit zu machen. Auch gut. Nur wenige Augenblicke später sprang der Wirbelwind bereits erstmals in die Menge zum Corwdsurfing, was noch weitere 2x folgen sollte - einmal davon sogar von erhöhter Position.
Der sympathisch-charismatische Sänger tobte auf der Bühne hin und her, interagierte mit dem Publikum wie ein Profi und sorgte mitsamt seinen Bandkumpanen für eine Menge Unterhaltung. Eine passende Songauswahl quer durch alle Alben rundete das Paket ab und erhob Neaera eindeutig in den Status meiner Live-Band Nr. 1.
Diesen Eindruck hatten wohl auch einige der Fans, denn fast zu jedem Zeitpunkt war Bewegung in den Reihen zu sehen - und selbst wenn es nur wirbelnde Haare waren. Es war schweisstreibend und energiegeladen. Grosses wow!



Die darauffolgenden Unearth konnten - für meinen Geschmack - daran nicht mehr anknüpfen. Sie zeigten eine sehr solide Show mit Songs, die durchaus stets zum mitmachen anregten. Erneut waren Pits aller Sorten das Standardprogramm und auch soundtechnisch gab es nichts zu meckern. Dennoch verkneife ich mir eine genaue Bewertung, da diese Truppe nicht zu meinem Repertoire gehört.



Es war langsam Zeit für den Headliner: Heaven Shall Burn. Die Ossis waren lange genug nicht mehr in der Schweiz und freuten sich wohl sehr auf diesen Auftritt, denn dies war in jedem Atemzug der Bandmember zu spüren und zu sehen. Von der freundlichen Begrüssung bis hin zur enthusiastischen Verabschiedung zeigten HSB eine wirklich gute Show mit vielen Lichteffekten, überdurchschnittlicher Interaktion mit dem Publikum, viel Bewegung auf der Bühne und nicht zuletzt einer gelungenen Songauswahl. Die meisten der auserlesenen Tracks waren altbekannt, schnell und hart - und spätestens als die ersten Takte von "Endzeit" zu vernehmen waren, waren die 1500 Metalfans total aus dem Häuschen. Wall of deaths wechselten sich mit Cirle- und Moshpits ab; die Knochenmühle lief auf Hochtouren und die Security im Bühnengraben hatte alle Hände voll zu tun, um Crowdsurfer aus der Menge zu ziehen.
Und auch wenn man bestimmt nach jeder Show sagt "das war die geilste seit langem" - hier könnte es sogar stimmen.

Die Bandauswahl erntet von mir somit 8.5/10 bangende Metallköpfe.




Fazit
Die Schweiz zeigt sich den verschiedensten Metal-Stilen gegenüber sehr freundlich und aufgeschlossen - doch scheinbar ist Metalcore DER Publikumsmagnet schlechthin. Noch selten zuvor hatte ich das Z7 derart voll erlebt und auch die Stimmung war besser als ich es jemals in Erinnerung hatte. Wenn man schon alleine vom rumstehen zu schwitzen anfängt, dann weiss man, dass es eine heisse Sache werden wird - was spätestens mit den wirklich guten Bands auch bewiesen wurde.
Extrem viel Bewegung mit Pits und Crowdsurfing, eine sehr gut abgemischte Soundkulisse, freundliches Personal, überdurchschnittliche aber dennoch insgesamt faire Preise sowie gute bis sehr gute Bands sorgten dafür, dass man diesen Abend durchaus positiv im Kalender anstreichen kann.

Progression Tour, du warst geil!

-> 22.5/30 bangende Metallköpfe sind zufrieden - einzig an der Location hätte man noch ein wenig mehr drehen können.



Samstag, 17. September 2011
Festivalbericht "Meh Suff 2011"
Es sind oftmals alljährlich wiederkehrende Ereignisse auf die man sich besonders freut. Früher waren es Weihnachten, Ostern und Neujahr, heute sind es eben Dinge wie Musikfestivals. Das "Meh Suff Metal-Festival" ist eines davon und ging am 09. und 10. September in die sechste Runde. Völlig logisch, dass auch ich zum bereits dritten Male mit dabei sein musste...


Location
Das Gelände des Meh Suffs befindet sich auf dem "Balmen", oberhalb der zürcher Gemeinde Hüttikon. Mit dem Auto erreicht man den Parkplatz von Baden aus in rund 15 Minuten, kommend von Zürich benötigt man etwa 30. Wer über keinen fahrbaren Untersatz verfügt, fährt mit den ÖV bis nach Otelfingen und wird von dort aus mit dem (relativ kleinen) Shuttlebus abgeholt, der fast den ganzen Tag hin und her fährt.

Beim Parkplatz angekommen, gilt es sein Gepäck zu schultern und die etwa 300 Meter vom Parklatz bis zum Camground durch einen lauschigen Wald zurückzulegen. Dahinter erwartet den Besucher eine Festivalübliche Wiese mit Absperrband und Drahtzaun um zu verhindern, dass sich die Camper an Orten breit machen, wo sie nicht sollten. Hierbei anzumerken wäre, dass der Campingplatz in diesem Jahr dem Besucheransturm fast nicht gewachsen war. Wer erst am Freitag Abend anreiste, hatte fast keine Chance mehr, einen geeigneten Platz zu ergattern.
Eine Anfahrt per Auto bis zum Camping ist des weiteren nicht möglich - wer also zu viel Gepäck dabei hat, muss sich entweder etwas einfallen lassen, oder den Weg mehrmals zurücklegen.
Positiv: selbst wer (noch) kein Ticket besitzt, kann sich bereits mit seinem Zelt breit machen. Einzig eine Platzgebühr von CHF 5.- wird erhoben, sowie eine Abfalltasche im Gegenwert von CHF 5.- ausgehändigt. Wer diese, mit Müll gefüllt, am Sonntag zurückbringt, erhält die Kohle zurück. Wer keinen Müll produziert oder mit seiner Gruppe nicht alle Taschen braucht, guckt in die Röhre. Ein grundsätzlich tolles System gegen die Verschmutzung des Areals - allerdings nicht komplett durchdacht.

Kommen wir zum schlechtesten Aspekt des ganzen Festivals: der Einlass zum eigentlichen Gelände. Wie jedes Jahr bestand der Ein-/Ausgang aus einem Biertisch samt Kassierer der gleichzeitig die Tickets kontrollierte, jemandem der das Festivalbändchen um das Handgelenk des Besuchers schlang und einer dritten Person, welche die Aluschlaufe am Bändchen befestigte - abgesichert durch 2-3 Securitas. Da es nur eine Kasse gab und somit nur eine Person auf einmal bedient werden konnte, bildeten sich sehr schnell Schlangen mit einer Wartezeit von bis zu 30 Minuten. Aber da es, wie bereits erwähnt, letztes Jahr nicht anders war, sollte hier mal ein klares Wort gesprochen werden. So geht das einfach nicht, liebe Organisatoren. Das ist einfach nur abgrundtief schlecht. Ein Festival welches grade mal ~700 Besucher zu bewältigen hat, sollte wenigstens im Stande sein, dies viel schneller zu tun. Sehr schwach.

Ansonsten verfügt das "Meh Suff" über alles was der geneigte Festivalgänger so benötigt. Überduchschnittlich saubere Dixie-Klos, ein Duschwagen, (relativ wenige) Merchandise-Stände, ein mittelgrosses Bierzelt, ein Met-Stand und diverse Verpflegungsmöglichkeiten. Das ist auch dringend nötig, da es kaum möglich ist, sich mit einem kurzen Fussmarsch in einem nahe gelegenen Supermarkt mit Lebensmitteln o.ä. einzudecken - so was ist nämlich schlichtweg nicht vorhanden. Umso begrüssenswerter war die Tatsache, dass man jeweils am Morgen ein Frühstück mit Kaffee, Säften und Brötchen im Angebot hatte.


Festivalbetrieb
Über die Laune eines Besuchers entscheidet auch immer der reibungslose Verlauf des Festbetriebes - und hier hat sich das "Meh Suff" dieses Jahr so einige Punkte dazuverdient, mal abgesehen vom bereits erwähnten problem an der Kasse.
Der Zeitplan der Bands wurde mit einer Verspätung von maximal 10 Minuten immer eingehalten, es gab nie Soundprobleme und auch keine Engpässe bei Getränken oder Esswaren. Im Gegenteil: damit nicht alle immer an der selben Bar ihr Bier beziehen mussten, hat man extra in der Nähe der Bühne einen Wagen eingerichtet, bei welchem es nur abgezapften Gerstensaft gab - schliesslich das meistverkaufte Getränk des gesamten Wochenendes. Auch wenn die Besucherzahlen weit unter denen jeglicher anderer Festivals liegen, so ist diese Neuerung dennoch sehr begrüssenswert, da man kaum mehr als 5 Minuten auf seinen Becher warten musste.


Sauberkeit und Hygiene
Die Abfallpolitik mit den ausgehändigten -taschen mag nicht komplett durchdacht worden sein, hat aber enorm zur Sauberkeit des Festivals beigetragen. Weder auf dem Campground noch vor der Bühne stiess man auf Berge von Müll, u.a. auch deshalb, weil die meisten ihre Becher an die Bar zurückbrachten um ihr Pfand zu kassieren.
Sehr positiv auch, dass man hier - wie bereits schon im letzten Jahr - auf die saubersten Dixie-Klos stösst, die mir jemals untergekommen sind. Immer genügend Klopapier vorhanden, keine Exkremente innerhalb der Kabinen verteilt, dank integrierter Spülung überdurchschnittlich sauber und jeden Tag 1x entleert. Hiervon könnte sich manch anderes Festival (oder deren Besucher) eine dicke Scheibe abschneiden.


Lärmbelästigung
In diesem Punkt trifft man auf eine hübsche Kontroverse der Betreiber. In ihrem Festival-ABC schreiben sie klar und deutlich, dass sich die Besucher mehrheitlich ruhig verhalten sollen, auch auf dem Parkplatz, vor allem nachts. Und was macht der Veranstalter? Er befeuert die Soundanlage im Bierzelt bis 6 Uhr morgens mit relativ lautem Metal jeglicher Art. Glücklich ist, wer im Auto auf dem Parkplatz nächtigte - denn an Schlaf ist bei so was kaum zu denken.


Bands und Stimmung
Der wichtigste Aspekt eines Festivals: was taugt das Line-Up und wie sehr gehen die Fans dabei mit?
Erneut traf sich auf dem Hüttikerberg ein buntes Sammelsurium aus Death-, Black- und Folk-Metal Bands, womit eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Dieses Jahr las sich das Billing wie folgt:

Freitag, 09.09.2011
15:00 - 15:30 Big Ball (30min)
16:00 - 16:45 Excruciation (45min)
17:15 - 18:00 Tribes Of Cain (45min)
18:30 - 19:15 Requiem (45min)
19:45 - 20:30 Nargaroth (45min)
21:00 - 22:00 Marduk (60min)
22:30 - 23:30 Vital Remains (60min)
00:00 - 01:00 Eluveitie (60min)
01:30 - 02:15 Oral Fistfuck (45min)

Samstag, 10.09.2011
12:30 - 13:00 Soulless (30min)
13:30 - 14:15 Obscurity (45min)
14:45 - 15:30 Leng Tch'e (45min)
16:00 - 16:45 Setherial (45min)
17:15 - 18:00 Fleshless (45min)
18:30 - 19:15 Desaster (45min)
19:45 - 20:30 Manegarm (45min)
21:00 - 21:45 Vomitory (45min)
22:15 - 23:15 Legion Of The Damned (60min)
23:45 - 00:45 Gorgoroth (60min)
01:15 - 02:00 Hyperium (45min)

Sehr positiv anzumerken ist, dass alle Bands so klangen wie sie sollten - egal ob sie ihren eigenen Mischer dabei hatten oder nicht. Selbst komplex zu mixende bands wie "Eluveitie" mit ihren zig Instrumenten konnten überzeugen und somit blieb der eine oder andere Fauxpas vom letzten Jahr glücklicherweise aus.
Letzendlich ist die Qualität des Line-Ups vom eigenen Geschmack abhängig, aber die Veranstalter haben es geschafft, einen Spagat diverser Stile hinzulegen, mit dem alle irgendwie befriedigt wurden. Selbst wer kein Fan von Black-Metal ist, konnte sich problemlos in aller Ruhe auch die Vertreter jenes Genres anhören.
Für mich persönlich stach allen voran "Manegarm" aus dem Billing heraus. Die 5 Schweden boten eine solide und abwechslungsreiche Performance und sorgten für eine sehr lockere sowie gute Stimmung beim versammelten Publikum. Qualitativ zu überzeugen vermochte hingegen fast jede Band. Kaum Fehler, gute Setlisten, Kontakt zum Publikum und viel Sympathie. Hier zeigt sich einmal mehr, dass ein kleines, familiäres Festival durchaus seine Vorteile gegenüber den grossen Vertretern geniesst.
Ob man für die gebotenen Bands aber die verlangten CHF 89.- entrichten wollte, bleibt jedem selbst überlassen. Zusammen mit den 10.- für Camping und Abfalltasche sowie dem Konsum von Getränken, Lebensmitteln, usw. war es bei weitem kein günstiges Wochenende - aber ein umso witzigeres.


Fazit
Auch meine dritte Anreise zum "Meh Suff" kann als erfolgreich bezeichnet werden. Trotz meiner arbeitsbedingten späten Ankunft am Freitag Nachmittag kam ich in den Genuss der meisten Bands die mich interessierten, konnte mich zur Genüge mit meinen Begleitern unterhalten sowie einiges an "Flüssignahrung" konsumieren und dank Übernachtung im Auto war ich sogar das ganze Wochenende lang einigermassen fit und brauchbar.
Letztendlich bleiben mit dem eher happigen Eintrittspreis von 89.- sowie der langen Schlange vor der Kasse nur 2 Kritikpunkte am ganzen Festival - abgesehen davon war es auch dieses Jahr ein Genuss, der sich 2012 hoffentlich wiederholen wird.



Montag, 22. August 2011
Abschiedskonzert "Sozi Brain" /Retrospektive einer Band
Am letzten Freitag, den 19.08.2011 war es soweit: meine Band "Sozi Brain" gab nach ihrer 6-jährigen Schaffenszeit ihr Abschiedskonzert. Es waren 6 Jahre mit unzähligen Konzerten, Studioaufnahmen, Tourneen bis nach Dänemark und nicht zuletzt eine Zeit in der 4 Menschen sich zeitweise ziemlich nah kamen. Es war eine Ära, eine Ära die nun ihr Ende gefunden hat. Grund genug für mich, die komplette Historie inkl. Abschiedskonzert nochmals aufzurollen...


Es war im Spätsommer 2004 als sich alles in Gang zu setzen begonnen hat. Sam (Gesang, Gitarre) und ich (Schlagzeug) kannten uns bereits einige Jahre lang, dank dem Besuch der selben Schulklasse. Schon früh kam die Idee von uns, dass wir unser musikalisches Geschick einmal vermischen und eine Band auf die Beine stellen sollten. Sam hatte bereits erste Songs geschrieben ["Das Baby namens Menschheit" stammt z.B. aus dieser Ära - ein echter Oldie!] und meine Wenigkeit versuchte, diese am Billig-E-Drum zu begleiten. Da man damit aber kaum vorwärts kam, lag das Projekt bis zum erwähnten Zeitpunkt aber erstmal auf Eis.. bis wir gemeinsam als Besucher zum "Soundflecke Open Air" in Zurzach pilgerten. Es war ein friedliches kleines Festival und die Band "Skaramouche" brachte die Leute gekonnt zum tanzen, als urplötzlich Sam auf mich zugerannt kam und mir die Worte "Ey, ich hab 'nen Gitarristen gefunden!" in mein linkes Ohr schrie. Kurzum wurde ich quer durchs Publikum gezerrt und stand plötzlich vor einem jungen Mann in unserem Alter. Nackenlanges braunes Haar, Brille auf der Nase und grade sehr mit Tanzen beschäftigt, stellte er sich mir als Marius vor. Zu jenem Zeitpunkt bedarf es nicht der vielen Worte, es war ziemlich schnell klar, dass dieser humorvolle Geselle fortan zu unserer Truppe gehören wird. So schnell kann's gehen...

Nur wenige Wochen/Monate später befand sich Marius auf einer Geburtstagsparty, auf die er sich im Grunde selbst eingeladen hatte. Nachdem er irgendwann gelangweilt in der Küche landete, sass dort ein weiterer Herr, der genau auf die selbe Weise an jenen Ort gelangte. Man stellte sich einander vor, trank ordentlich Bier zusammen und keiner von beiden wusste am nächsten Tag mehr, wer der andere eigentlich war. Und dennoch brachte man es irgendwie auf die Reihe, dass der selbe junge Punker ein paar Wochen später in unserem Proberaum stand, an seinem Bass rumzupfte und sich einfach nur als PJ vorstellte. Sozi Brain war geboren.
Da wir nicht auf Dauer meinen Eltern von deren Keller aus auf die Nüsse gehen konnten, mussten wir uns einen Proberaum suchen. Fündig wurden wir in Ennetbaden in einem kleinen, beinahe abbruchreifen Haus. Bereits mehrere Bands waren dort einquartiert, weshalb wir uns dachten, so schlimm kann es nicht sein. Zudem ging der Preis absolut in Ordnung.
Allerdings zahlten wir nicht nur für die paar wenigen uns zur Verfügung stehenden Quadratmeter, sondern auch für Löcher in den Wänden, Mäuse im Proberaum, kaum auszuhaltende Kälte ohne Heizung, ein Fenster welches sich nicht wirklich schliessen liess und eine immer anhaltende Feuchtigkeit, die mit unzähligen Pizzaschachteln und alten Teppichen in Schach zu halten versucht wurde. Und als der Mülleimer langsam voll und kein Platz mehr für leere Bierdosen mehr war, wurden die spontan in die an der Decke aufgehängten Leinentücher geworfen - so schult man selbst im Proberaum seine Basketballkünste! Nicht umsonst wollten wir unser zweites Album "neues aus dem Kellerloch" taufen...

In den folgenden Jahren tüftelten wir fleissig an Songs, gaben Konzerte, probten unsere Songs da wir merkten dass unsere Auftritte beschissen klangen, gaben erneut Konzerte, nahmen unsere tatsächlich geübten Songs auf Platte auf, versuchten diese zu verkaufen, und und und.

Die Highlights dieser ganzen Geschichte sind nicht zahlreich, aber umso prägender für unser ganzes musikalisches Dasein:

- Das erste Konzert inkl. Live-Mitschnitt am 10.09.2005 im Jugendzentrum Siggenthal, mit rund 40 Anwesenden
- Ein Gig auf der Ladefläche eines Pick-Up Truck durch die Lenzburger Altstadt.. während das Ding fuhr!
- Die zweite Platzierung am KiFF-Bandcontest
- Die erste Albumtaufe mit "Normahl" an Weihnachten 2007 vor ca. 470 Leuten im KiFF in Aarau
- Die erste Tournee 2009 nach Deutschland und Dänemark
- Plattentaufe Nr. 2 im Januar 2010 im KiFF
- Die zweite Tournee inkl. Auftritt in der Bundeshauptstadt im Jahr 2010
- Das Abschiedskonzert im Barracuda in Aarau vor ~30 unserer treuesten Anhänger, inkl. Sound- und Videomitschnitt (folgt noch)

Was uns dabei vor allem in Erinnerung bleibt, sind spezielle Momente die wohl die wenigsten in solcher oder ähnlicher Form jemals erleben durften. Das Gefühl vor fast 500 Leuten im KiFF zu stehen war schon der Wahnsinn, aber es ging sogar noch besser: beim Auftritt in Dänemark hatten wir keine Ahnung was uns erwarten würde. Wir wussten, dass wir in einer Art Jugendzentrum spielen, aber der genaue Rahmen war uns unbekannt. Dort angekommen sagte man uns, wo wir unser Equipment aufstellen sollen und wo wir nächtigen werden. Das Ganze hat sich spätestens dann komisch angefühlt, als ich mein Schlagzeug vor den neugierigen Augen jugendlicher, dänischer Cafébesucher aufgebaut hatte. Als wir dann gegen 9 Uhr alle auf der kleinen Bühne standen (in Dänemark ist es um diese Zeit noch hell wie am Tag), sassen vor uns einige Besucher auf Stühlen und in Sesseln, nippten an ihrem Getränk und hörten uns mal mehr und mal weniger aufmerksam zu. Wahrscheinlich lag das in erster Linie daran, dass all unsere Texte in deutsch verfasst sind und die Dänen natürlich bloss dem dänischen oder englischen mächtig sind. Somit ernteten wir in erster Linie ausdruckslose oder verwirrte Gesichter, gepaart mit verhaltenem Applaus nach den Songs. Noch nie kam es vor, dass wir auf der Bühne uns so viel mehr bewegten als das Publikum. Aber hey, in Dänemark ist alles möglich.
Es war jedenfalls hochgradig amüsant und nicht zuletzt deswegen einer der Auftritte, die uns für immer im Gedächtnis bleiben werden. Als kleine schweizer Punkrockband in Dänemark spielen war einfach der Wahnsinn!

Zudem waren unsere Tourneen immer gespickt mit kleineren Malheuren... wer kann schon ahnen, dass eine Baustelle auf der deutschen Autobahn die Spur plötzlich so abzweigt, dass man komplett wo anders hin fährt? Marius und ich tuckerten danach quer durch die Pampa, vorbei an lauschigen Dörfchen und Kleinstädten in Richtung Ziel, während Sam und PJ keine Ahnung hatten wo wir uns befinden. Hätte sich unser 'Tourbus' nicht zwischenzeitlich mal geweigert anzuspringen, ansprechend zu bremsen oder nicht plötzlich mitten auf einer passähnlichen Strasse den Motor abzuwürgen, so wären solche Zwischenfälle aber vielleicht sogar vertretbar gewesen.
Nicht aber, wenn man von der Grenzwache komplett kontrolliert und auseinander genommen wird, bloss weil man bei Überschreiten der Grenze stolz angibt, dass man "Punkrock" spielt.. Oder wie wärs wenn man an Orte fährt, an denen man spielen wollte, dann aber feststellt dass man sich dort höchstwahrscheinlich jede erdenkliche Krankheit einsammeln würde? Plus solche die noch gar nicht entdeckt wurden!?

Es gab viele lustige, absurde, peinliche oder nervtötende Situationen und es ist absolut unmöglich, sie alle aufzuzählen.
Am besten sieht man sich dazu einfach mal die Ansammlung von Videos an, die sich von und über uns auf Youtube finden -> http://www.youtube.com/results?search_query=sozi+brain&aq=0

All das gipfelte letztendlich aber im anfangs erwähnten letzten Konzert im Barracuda in Aarau.
Den Organisator dieser "Last Friday" Sessions kennen wir bereits seit unserem Podestplatz beim Bandcontest und er hatte sich seit jeher den ein oder anderen Auftritt von uns angesehen und uns stets viel Potential zugesprochen. Ihm war es dann auch zu verdanken, dass wir in seiner kleinen lauschigen Bar inkl. Kellergewölbe "Lebe wohl" sagen durften, bei einem Konzert zu dem jeder kommen konnte ohne Eintritt zu bezahlen.
Bereits am Vorabend sammelten wir uns in unserem (zwischenzeitlich nach Gretzenbach neben einen Buddhisten-Tempel verlegten) Proberaum, luden die Instrumente in unseren uralten VW Sharan und tuckerten nach Aarau.
Als wir das Lokal erstmals in Augenschein nahmen, war der erste Gedanke "jo.. cool.. das wird, öhm, eng". Das Kellergewölbe war lediglich geschätzte 25-30 qm gross mit einer etwas niederen Decke, ohne eigentliche Bühne. Heisst, wir waren auf Augenhöbe mit dem Publikum.. zumindest abgesehen von mir. Da ich als Schlagzeuger im sitzen spiele, konnten mal wieder alle auf mich herabsehen. Es war sehr herablassend.
Am Freitag hatte sich jedoch bereits gegen 20:30 Uhr jede menge Volk versammelt, welches sich unser letztes Konzert ansehen wollte. Uns stellte sich natürlich die Frage, wie die alle Platz finden sollten.. Die Antwort war simpel: durch quetschen. Als wir um 22:00 zur "Bühne" spazierten und uns die Meute auf dem Fusse folgte, füllte sich der Keller mehr und mehr und irgendwie hatte man bloss noch eine Wand aus Menschen vor sich.
Bereits als wir unser Set mit der Akkustikversion des "Baby namens Menschheit" eröffneten, wurde lautstark mitgesungen und so ging es beinahe während dem ganzen Konzert weiter - wäre da nicht der Unterbruch durch PJ gewesen, dessen Batterie im Bass plötzlich keinen Saft mehr spenden wollte... Das Publikum strömte nach draussen um zu rauchen oder sonst was zu tun und kam erst nach langem Zurufen und Zerren wieder hinein. Wahrscheinlich wollten sie einfach nicht mehr und fühlten sich genötigt - das wär zumindest mein erster Verdacht. Und womöglich stand draussen jemand mit einer Shotgun und hat sie gewaltsam wieder die Treppe runter gepfercht. Aber das sind alles nur vage Vermutungen!
Jedenfalls ging es ein paar Minuten später weiter mit unserem Programm aus strengstens ausgewählten Songs, von denen ca. die Hälfte eigentlich gar nicht zu den Publikumslieblingen gehört hatte, und wir näherten uns langsam aber sicher dem Ende und somit dem allerletzten Live-Song von "Sozi Brain". Noch einmal verlangte man Zugaben, wollte uns nicht gehen lassen, wollte noch mehr Schweiss und Biergeruch in diesem viel zu kleinen Keller verteilen - doch wir blieben standhaft. Mit einem letzten "Nicht mein Gott" ohne PJ, dessen Bass mittlerweile definitiv nicht mehr wollte, verabschiedeten wir uns lautstark und wünschten allen eine gute Nacht, auf wiedersehen und was so alles dazu gehört.
Letztendlich verhökerten wir selbst unsere CDs und Shirts zu spottpreisen und wurden kaum welche los, was absolut für den Erfolg unserer Band spricht...

Woran scheiterte es aber letztendlich? An vielen Faktoren. Zum einen sicherlich daran, dass wir immer erst Konzerte gespielt und dann mit den bereits bekannten Songs ins Studio gegangen sind. Wer kauft schon eine Platte, die er bereits in- und auswendig kennt? Zum anderen eine Werbestrategie die nicht aggressiv genug war, was allerdings mit den unterschiedlichen Ansichten innerhalb der Band zu tun hatte. Der eine wollte Facebook, Myspace usw. wie verrückt pushen, ein anderer sträubte sich dagegen weil es zu aufdringlich wirken könnte und man dadurch die treuen, alteingesessenen Fans verliert, andere wollten einfach nicht so viel Zeit und Mühe in die Band investieren wie es andere taten.
Der Hauptgrund war aber der Stillstand. Wir waren an einem Punkt angelangt, bei dem bis auf eine Person kaum noch jemand die Musse hatte, neue Songs zu schreiben und etwas in das Projekt zu investieren. Nichts ging mehr voran, wir kauten seit Wochen auf den selben Riffs rum und es war kein Ende mehr in Sicht. Es ist schade, aber eine logische Konsequenz all dessen was sich in den letzten 1-2 Jahren bei uns allen entwickelt hat. Geschmäcker haben sich verändert, Familien- und Jobsituationen haben sich geändert und nicht zuletzt wurden wir alle entschieden älter.

Es war eine schöne Zeit, eine unvergessliche Zeit und auch eine lehrreiche Zeit. Wir alle konnten vieles mitnehmen aus dieser Phase und hoffen, dass wir uns alle eines Tages wieder sehen - am liebsten im Publikum während einer von uns auf der Bühne steht und dem nachgeht was er am liebsten tut: musizieren. Ich für meinen Teil wechsle in den Death Metal und benötige dazu bloss noch einen zweiten Gitarristen und einen fähigen Sänger.

Wer bis dahin nochmals in Erinnerungen an die Brains schwelgen möchte, der folgt einfach diesen Links und wartet auf die Veröffentlichung der letzten Live-Mitschnitte:

- http://www.youtube.com/results?search_query=sozi+brain&aq=f
- http://www.sozibrain.ch
- http://www.myspace.com/sozibrain



Samstag, 28. Mai 2011
Konzertreview "The Black Dahlia Murder"
"The Black Dahlia Murder" ist ein Name, den man in den letzten Jahren immer häufiger gehört hat. Mit Auftritten an renommierten und namhaften Festivals wie Wacken, Brutal Assault, Deathfest, Ozzfest, With Full Force, Summer Breeze und nicht zuletzt dem schon fast legendären Mountains of Death Festival konnten sie in der Szene bereits so einige Anhänger um sich scharen. So ist es vor allem die Energie bei ihren Auftritten welche zu überzeugen weiss. Der Elan den die 5 Jungs aus Detroit an den Tag legen wenn sie ihre ganz eigene Form des Melodic Death Metal zelebrieren, wirkt enorm mitreissend und greift dann auch recht schnell auf das Publikum über.
So geschehen auch gestern in einem kleinen Club im schweizerischen Kanton Aargau. Doch eines nach dem andern.


Location
Das "Böröm Pöm Pöm" [ja, der Club heisst wirklich so!] in Oberentfelden ist mit Zug und Regionalbahn ab Aarau relativ gut zu erreichen, schwierig wird je nach dem höchstens die Heimfahrt - abhängig davon, wie lange das Konzert eben dauert. Wer es jedoch wieder zurück nach Aarau schafft, kommt von dort aus bis sicher 2 Uhr nachts problemlos noch richtung Bern, Basel oder Zürich.
Der Club selber befindet sich in einem Industriegebiet und bietet genügend Parkmöglichkeiten für die doch eher kleine Anzahl an Besuchern. Mit gerade mal 200 Leuten ist der Raum nämlich bereits zum bersten gefüllt, wobei es die Platzverhältnisse nicht gerade einfacher machen.
In der hinteren Ecke stehen 2 Sofas und eine elektronische Dartscheibe, die ca. 5 Meter lange Bar nimmt dann ebenfalls noch einiges an Platz weg und gegenüber davon will auch noch der Tontechniker samit Mischpult beschäftigt werden. Hinzu kommt, dass einzelne Stützpfeiler/Säulen sowie kleine Stehtische den verbleibenden Platz ebenfalls nochmals schmälern. Man kann sich also durchaus vorstellen, wie das da drin bei nur 200 Leuten bereits zu und her geht.

Aufgrund der Säulen ist es dann auch nicht gerade einfach, einen Platz zu ergattern, bei dem man auch die komplette Band zu Gesicht kriegt. Ganz klar, je näher man am Geschehen ist, desto besser.

Ebenfalls zu erwähnen ist die Hitzeentwicklung, die auf solch engem Raum natürlich schnell unangenehme Werte aufweist. So ziemlich jeder Besucher hat einiges an Körperflüssigkeit verloren und auch die Bands haben ordentlich transpiriert. Durch die damit entstandende stickige Luft war zeitweise auch das atmen nicht mehr ganz so angenehm.

Akkustisch war an diesem Abend jedoch alles in bester Ordnung. Die Herren am Mischpult haben ihre Arbeit gewissenhaft und sehr ordentlich erledigt, der Sound aus den eher kleinen Lautsprechern klang satt und voll, ohne Details zu verschlucken - und dies selbst bei den zwei Supportacts.
Abgesehen davon dass die linke Box zwischendurch mal für 5 Sekunden still war, war hierbei also alles in bester Ordnung.

Schön auch, dass man in Oberentfelden an die Raucher denkt, für die man im Flur, gegenüber des Merchandise-Standes, extra ein belüftetes Fumoir eingerichtet hat. Wer also jeweils keine Lust darauf hatte, die zwei Stockwerke bis zum Eingang zu überwinden, durfte sich dort in die doch etwas stickige Raucherhöhle begeben.

Insgesamt erhält die Location von mir 6/10 bangende Metallköpfe.


Preise
Drei Bands sorgten an diesem Abend für die Unterhaltung, 35.- wollten die Veranstalter dafür sehen. Dies ist, verglichen mit anderen Konzerten, im gehobenen Durchschnitt aber angesichts der Qualität der Bands dennoch vertretbar.
Die Getränkepreise waren hingegen durchaus im fairen Bereich angesiedelt. Mit 5.- konnte man einen halben Liter Bier und mit 3.- einen 3dl Becher eines Softdrinks oder Bieres im Offenausschank erstehen. Während Flaschenbiere mit 6.- zu Buche schlugen, kann ich über den härteren Alkohol kein Urteil fällen, da ich mich diesem nicht gewidmet habe.

Die Preise für T-Shirts und CDs waren ebenfalls im absolut vertretbaren Rahmen angesiedelt. Wer die neue Scheibe von "The Black Dahlia Murder" erstehen wollte, musste dafür 20.- auf den Tisch legen, während es für ein T-Shirt nochmals 5.- mehr waren. Die beiden Supportacts überreichten ihre Waren dem Volke für durchschnittlich 5.- weniger.

Aargauer Preispolitik und fairer Merchandise ergeben hier also eine Gesamtpunktzahl von hübschen 8/10 bangenden Metallköpfen.


Bands
Die Bandauswahl war mit 3 Acts nicht sonderlich gross, aber sorgte dennoch für Abwechslung. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass es kaum etwas vergleichbares wie "The Black Dahlia Murder" gibt und sich auch die beiden Supportacts von einander unterschieden.

Den Anfang machten "Some Kind of Noise" aus der Umgebung mit einer Mischung aus Metalcore und Deathcore. Viele Breakdowns, ab und zu eingestreute Blastbeats und ein teilweise schon fast komplexer Aufbau der Songs rückten die Jungs in ein gutes Licht und sie konnten eindrucksvoll zeigen was sie so drauf haben, während erste Violent Dancer ihre (extrem nervigen und dämlich anzusehenden) Bewegungen vollführten und der Rest der anwesenden Gäste gediegen mit dem Kopf nickte.
Nach einem 30-minütigen Set und einer kurzen Umbaupause ging es dann auch gleich weiter mit

"Breakdown of Sanity" - einer Combo die nun bereits mit dem zweiten Longplayer auf sich aufmerksam macht. Ihr treibender Metalcore kann am treffendsten mit Bands wie "Parkway Drive" verglichen werden und stiess beim Publikum auf viel Wohlwollen. Erneut gab es bescheuerte Tanzeinlagen und einige wirbelnde Köpfe zu sehen, während die Berner Gielen sich als wahre Energiebündel entpuppten. Somit konnten sie die Entscheidung, beim Open Air Gränichen spielen zu dürfen, gekonnt untermauern und bestimmt noch den einen oder anderen Anhänger dazugewinnen.
Leider war es dann der Manager von "The Black Dahlia Murder" welcher den Jungs einen Strich durch die Rechnung machte und ihr Set nach nur 15-20 Minuten beendete, weil die Nordamerikaner auf die Bühne sollten. Eine doch eher zweifelhafte Entscheidung, gemessen daran dass der Auftritt von "Breakdown of Sanity" sehr gut ankam und man des weiteren absolut im Zeitplan war. Sehr schade.

"The Black Dahlia Murder" konnten für diese Entscheidung dann immerhin entschädigen. Mit bester Laune präsentierten sich die 5 Herren dem rappelvollen Böröm Pöm Pöm und gaben eine gute Stunde lang eine gelungene Mischung aus alten und neuen Tracks zum Besten. Man spielte sich einmal quer durch die Diskografie und zurück, erzählte zwischen den Songs kleinere Anekdoten, heizte das Publikum immer wieder von neuem an und erlaubte sich in erster Linie keinen einzigen Fehler.
Stets perfekt im Takt sassen auch die Soli von Gitarrist Ryan Knight bis zum letzten Ton und es wahr eine reine Freude, den Musikern bei ihrer Arbeit zuzuhören - und zuzusehen. Trevor Strnad wirbelte so gut es ihm auf der kleinen Bühne möglich war hin und her, interagierte mit dem Publikum und genoss es sichtlich, derart gefeiert zu werden.
Die Stimmung war bei Songs wie "Deathmask Divine" oder "Statutory Ape" auf dem absoluten Höhepunkt und man brachte selbst einen kleinen Circle Pit auf die Reihe. Der Spass war der Band regelrecht ins Gesicht geschrieben und sie genossen dieses kleine, publikumsnahe Clubkonzert in vollen Zügen.

Vor und nach der Show gab es auch genügend Gelegenheiten, sich mit den, wirklich sehr netten, Herren zu unterhalten, Fotos zu schiessen, usw. Diese Bodenständigkeit und Offenheit sorgte dann auch für viel positive Resonanz und eine wirklich gute Grundstimmung und gab dem Abend eine ganz eigene Note.

Auch wenn die Auswahl bei dem Preis nicht sonderlich gross war, so konnte sie durch ihre Qualität überzeugen, wobei natürlich vor allem "The Black Dahlia Murder" für extrem viel Nackenschmerzen sorgten. Somit hagelt es hier 9/10 bangende Metallköpfe.


Fazit
Einmal mehr wurde bewiesen, weshalb Clubkonzerte einem Festival oftmals vorzuziehen sind. Klar, die Location hat durchaus ihre Nachteile und eignet sich nur bedingt für diese Art von Konzerten, aber das hat meinen Spass kaum gemindert. Keine Parkprobleme, faire Preise und drei nette bis grandiose Acts sorgten für sehr viel Spass - gerne wieder!

23/30 begeisterte, bangende Metallköpfe untermauern dieses Review.

Ich und Trevor von TBDM
Trevor approves!



Samstag, 12. März 2011
"Sylosis - Edge of the Earth" CD-Review
Bei den Briten von Sylosis und mir war es wie Liebe auf den ersten Blick. Zumindest was mich betrifft. Dass sich die Jungs genau so in mich verguckt haben, wage ich einmal zu bezweifeln. Aber egal, hier geht es schliesslich nicht um die Gefühle verweichlichter Heulsusen, sondern um echte Männerliebe. Die Liebe zu einer richtig guten Metalband und deren Musik. Nämlich!

Es war im Jahre 2008 als ich die Herren aus Reading erstmals sah, bei ihrem ersten Auftritt überhaupt den sie in der Schweiz ablieferten - und meines Wissens war es sogar der erste Gig ausserhalb des vereinigten Königreiches. Jedenfalls waren die 5 Testosteronschleudern für eine andere Band eingesprungen und ich kam erstmals in den Genuss ihrer gekonnten Mischung aus modernem Thrash-Metal und Melodic Death. Die etwas mehr als 30 Minuten vergingen wie im Fluge und selten zuvor hatte mich eine bis dato unbekannte Band derart aus den Socken gehauen. Was ich da zu hören kriegte war genau meine Kragenweite und es war nur eine Frage der Zeit bis ich mir endlich ihr Debutalbum "Conclusion of an Age" zulegen konnte, welches in sämtlichen Metalzeitschriften weltweit Punktezahlen in den oberen Regionen abstauben konnte. Es war ein Karrierestart wie aus dem Bilderbuch und tausende von Fans weltweit warteten seither auf Album Nummer zwei. Und hier ist es nun endlich, hört auf den bedeutungsschwangeren Namen "Edge of the Earth" und kommt ein wenig anders aber dennoch vertraut daher. Doch eines nach dem andern.

Der markanteste Unterschied zum Vorgänger: die Band ist um ein Mitglied geschrumpft, Jamie Graham hält nicht mehr schreiend das Mikrofon in der Hand, sondern jener Part wird von nun an von Gitarrist und Mastermind Josh übernommen, welcher die Lücke mit einem ganz eigenen Charakter füllt. Weniger cleane Passagen, rauhere Screams und insgesamt etwas mehr Druck sind nun stimmlich auszumachen, was sich im Endeffekt auch auf den gesamten Sound des Albums auswirkt. Dieser gibt sich im Gegensatz zum Vorgänger noch einen Zacken verspielter und experimentierfreudiger. Während man bereits früher lustig zwischen Thrash und Melo-Death hin und her gewechselt hat, mischen sich neuerdings auch viele progressive Parts darunter und auch diverse Anleihen an den Traditionellen Heavy Metal sind auszumachen. "Beyond the Resurrected" ist hier ein Musterbeispiel, welches in seinen langgezogen Soli sogar an den altehrwürdigen Blues erinnert und eine Schwere aufweist, wie man sie von Sylosis bislang gar nicht zu erwarten glaubte.
Man sollte es keineswegs falsch verstehen: auch auf "Edge of the Earth" wird das Metal-Rad nicht neu erfunden, aber Sylosis haben es geschafft, aus verschiedensten Stilen das beste zusammenzuklauben und damit ein Konzeptalbum geschaffen, welches die Band sicher erneut einige Level nach oben katapultieren wird. Vom ersten bis zum letzten Track erzählt uns das Album die Geschichte eines Mannes, der seelisch am Abgrund steht. Einsam, isoliert und ohne Ausweg. Es mag abgedroschen und gar ein wenig Emomässig klingen, passt aber als Konzept bestens zusammen, wie auch das Cover mitsamt Booklet beweist.

Fazit
"Edge of the Earth" ist anders - aber wohl grade deswegen unglaublich gut. Kaum ein Titel klingt wie der andere und selbst nach mehrmaligem Durchhören fallen einem bei den teilweise sehr langen Songs noch Details auf, die man bisher schlichtweg überhört hatte. Sphärisch, episch und durchdacht mit einem nahezu makellosen Songwriting ist dieser zweite Longplayer ein erneuter riesengrosser Schritt nach vorne und dürfte aus den 4 Engländern weit mehr machen als der bisherige Geheimtipp. Zum Schluss noch ein kleines Wort der Warnung: die Scheibe bietet knapp 73 Minuten an Musik und eignet sich daher eher weniger als Häppchen zwischendurch. Aber etwas mehr Aufmerksamkeit hat dieser Werk sowieso verdient.

-> 9/10 Punkten



Dienstag, 1. Februar 2011
"Those whom the gods detest"-Tour 2011
Nile. Ein Name, eine Band, eine Legende. Rein technisch gesehen gehören die 3 Männer aus South Caroline zu den besten Death Metal Bands auf unserem Planeten und bereits vielerorts wurden auch ihre Livequalitäten hochgelobt. Bei ihrem Besuch im Zürcherischen Dietikon am Samstag den 29.01.2011 durfte ich mich also erstmals selbst davon überzeugen, wie gut die Herren wirklich sind. Doch eines nach dem andern.

Location
Das Sounddock 14 in Dietikon ist wohl nicht unbedingt die Art von Club, die sich manche Band gewohnt ist - erinnert es doch rein optisch eher an eine alte Lagerhalle als an ein Konzertlokal. Ein kalter Betonboden, kahle Betonwände die teilweise mit Holz verkleidet wurden sowie ein Schiebetor aus Blech sorgen hierbei für das nötige Feeling. Platz bietet das Dock für rund 400 Leute und war auch an jenem Samstag durchaus gut besucht, was nicht zuletzt für einige Schwierigkeiten sorgen sollte, wenn man zur Bar, auf die Toilette oder nach draussen gelangen wollte.
Um eine dieser drei Destinationen erreichen zu können, muss man sich zwischen Mischpult/Wand, Mischpult/Merchandise oder Mischpult/Bar vorbeiquetschen, was alles andere als leicht ist, wenn alles mit Menschen zugestellt ist. Die haben natürlich alle ihr gutes Recht genau dort stehen zu dürfen, aber vor allem wenn man dringendst das Klo besuchen wollte, war es ungemein mühsam, sich erst an 50 durstigen Metallern mit langen Haaren vorbeizuquetschen, die oftmals auch noch einige Zentimeter grösser waren als meine eher kurzgeratene Wenigkeit.
Das Klo indes war, gemessen an der allgemeinen Qualität der Einrichtung, durchschnittlicher Standard. Es war zumindest am Anfang sauber, die Spülungen funktionierten und es war auch genügend Papier vorhanden um sich nach dem Händewaschen die Finger auch noch trocknen zu können.
Die Bar ist verhältnismässig kurz geraten und war mit nur 3 Bedienungen natürlich stark ausgelastet und es vergingen oft (zu) viele Minuten bis man seine Bestellung aufgeben konnte. Die Preise hingegen sind relativ fair (gemessen am Zürcher Standort) und die Auswahl der Getränke für ein Konzertlokal durchaus ausreichend.
Die kleine Bühne war ausreichend beleuchtet und hoch genug, so dass man die Musiker eigentlich von jeder Position aus gut erblicken konnte und auch soundtechnisch vermochten die doch eher kleinen Lautsprecher zu überzeugen und die Klänge gut im Raum zu verteilen.

Im Endeffekt bleibt einfach die Tatsache, dass das Sounddock viel zu eng ist, was sich auch bemerkbar machte wenn plötzlich die Hälfte der Besucher in den Eingangsbereich wollte um eine zu rauchen, oder sich eine Kleinigkeit vom Met- oder Burgerstand zu gönnen. Denn auch dort war v.a. durch die Umzäunung der Platz sehr beschränkt und kaum Bewegungsfreiheit vorhanden.
Positiv ist die Nähe zum Bahnhof Dietikon, welcher in etwa 5-10 Minuten bequem zu Fuss zu erreichen ist.

Somit erhält die Location von mir 7/10 bangende Metallköpfe.


Preise
Wie bereits erwähnt bewegten sich die Preise in einem fairen Rahmen, gemessen daran, dass man sich immerhin im Kanton Zürich befand. 6 Franken für 4dl Bier plus 1.- Pfand gingen in Ordnung, wie auch der Eintrittspreis von 38 Eiern für die gebotenen 5 Bands. Hinzu kamen 5.- für die doch eher kleinen, nicht allzu üppigen Burger und verhältnismässig stattliche Preise für einen Becher Met.

Für die Preispolitik hagelt es hier 8/10 bangende Metallköpfe.


Bands
Musikalisch bot der Veranstalter an diesem Samstag eine nette Mischung verschiedener Stile, wobei eine junge Band aus der Westschweiz den Anfang übernehmen durfte. "Dark Rise" hiessen die jungs und fielen in erster Linie durch ihren sehr schlechten Frontmann auf, der eher an einen sterbenden brünftigen Hirsch erinnerte, als an jemanden der wirklich wusste wie man growlt. Sehr schade, weil die Jungs rein vom musikalischen her ihre Sache nichtmal allzu schlecht machten. Für einen Opener letztendlich jedoch in Ordnung.

Als nächstes wurde es mit schwedischem Melo-Death von "Zonaria" etwas homosexueller auf der Bühne. Allein ihr Outfit sorgte für den einen oder anderen Schmunzler: Gothic-Stil kombiniert mit Hockeypads anstelle der Bauchmuskulatur war dann doch etwas merkwürdig. Die Songs gingen allerdings ins Ohr und sorgten für ein paar nickende Köpfe, ohne aber gross begeistern zu können. Ein Auftritt ohne Tiefen, aber auch ohne wirkliche Höhen.

Dritte im Bunde kamen aus Deutschland, hörten auf den Namen "Dew Scented" und prügelten dem Publikum eine gelungene Mischung aus Death und Thrash um die Ohren. Erstmals an jenem Abend kam wirkliche Stimmung auf, man sah erste Circle- und Moshpits und auch die Band hatte sichtlich Spass. Der bis dato sicherlich beste Auftritt des Abends.

"Melechesh" aus Israel kannte der eine oder andere bereits vom MehSuff Metal Festival und wusste deshalb was hier geboten würde: orientalisch anmutender Black Metal mit netten Soli, gut akzentuierten schnellen Blasts und einer guten Portion Melodie. Wenn es auch nicht so ganz mein Fall war, so kann man das Set dennoch als kurzweilig und gut bezeichnen - wennauch nicht sonderlich speziell.

Zu fortgeschrittener Stunde versammelte man sich dann im Saal um "Nile" zu sehen - für die meisten wohl der Hauptgrund weshalb man überhaupt angereist war. Die Uhr zeigte bereits 23:30 und eigentlich sollten die Amerikaner seit gut 50 Minuten auf der Bühne stehen. Diese Art von Verzögerung kennt man zwar von den meisten anderen Konzerten, aber was dann geschah, spottet jeglicher Normalität: Roadies betraten die Bühne und fingen an, an Gitarren rumzuzupfen. Ganz langsam und gemächlich, ohne Hast. Zwischendurch kamen Rufe vom eigens mitgebrachten Mann am Mischpult, dann verschwand wieder jemand von der Bühne, ein anderer kam und es war ein ständiges Hin und Her, während von "Nile" noch überhaupt nichts zu erkennen war. Gitarren wurden gestimmt, Mikros am Drumkit befestigt, alles durchgecheckt - jedoch mit der geschwindigkeit einer bekifften Galapagosschildkröte.
Das interessanteste daran: wer selbst in einer Band spielt, weiss, dass genau solche Dinge bei Ankunft erledigt werden sollten. Da führt man einen Soundcheck durch und macht alles bereit, so dass man letztendlich nur noch die Bühne zu betreten braucht - vor allem wenn sowohl Verstärker wie auch das komplette Drumkit bereits den ganzen Abend hindurch auf der Bühne bereit standen. Aufgebaut, versteht sich. Somit verstrichen unglaubliche 45 Minuten(!) bis sich die vier Herren dann doch mal auf die Bühne bequemten um ihr Set zu beginnen. Zwar entschuldigte man sich für "technical difficulties", aber selbst das war angesichts der Wartezeit dann eher lächerlich - nicht zuletzt da jede Band zuvor einfach loslegen konnte und sogar gut klang, und ein netter junger Herr hinter mir meinte, dass "Nile" genau das selbe schon einmal abgezogen hätten. Sehr schwach.
Das Set vermochte dann leider auch nicht mehr, meine hohen Erwartungen zu erfüllen. Die Songauswahl war zwar durchdacht mit viel neuem und auch einigen älteren Klassikern; aber das Ganze wurde viel zu lieblos präsentiert. Karl Sanders beispielsweise stand fast immer genau am selben Fleck und zupfte eher gelangweilt an seiner Gitarre rum. Kein Wort zum Publikum, keine wirbelnden Haare, gar nichts. Nur seine Killerplauze die er nach knapp einer Stunde wieder von der Bühne schob, nachdem er die Gitarre wortlos an seinen Roadie weitergereicht hatte. Von Enthusiasmus oder Freude keine Spur - einzig der mitgebrachte Live-Bassist gab sich Mühe, sprach zum Publikum, spielte technisch hervorragend und vermochte auch die Vocals gut rüberzubringen. Ansonsten war der Auftritt der Mannen sehr enttäuschend und konnte meine Erwartungen nicht ansatzweise erfüllen. Dumm nur, dass ich ihnen bereits vor dem Auftritt 30 Kröten für ein T-Shirt in den Rachen geschoben hatte.

Alles in Allem verdient die Bandauswahl 6/10 bangende Metallköpfe, was durchaus auch mehr hätte sein können - das Potential war jedenfalls vorhanden.


Fazit
Hatte ich meinen Spass bei diesem Konzert? Jain. Nachdem meine Stimmung anfangs sehr hoch angesiedelt war, fiel sie vor dem Auftritt von Nile in den Keller. Die lange Wartezeit und die Allüren der Band machten vieles zunichte und nahmen dem Abend den ganzen Schwung.
Werde ich wieder nach Dietikon tingeln? Sehr wahrscheinlich. Werde ich mir Nile nochmals ansehen? Höchstens in einem anderen Rahmen.

Gesamthaft 21/30 bangende Metallköpfe mit einem sehr faden Beigeschmack.



Freitag, 17. Dezember 2010
Caliban European Winter Tour 2010
Im Zürcher Dynamo wurde es am Mittwoch den 15.12. mal wieder richtig schön laut. 5 international mehr oder weniger bekannte Metalbands luden zum fröhlichen Moshen und Bangen. Natürlich konnte ich mir diese Veranstaltung kaum entgehen lassen!

Location
Das Zürcher Dynamo befindet sich rund 10 Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt und ist somit sehr bequem per ÖV zu erreichen. Als Alternative bietet sich auch der Bahnhof Zürich Hardbrücke an, sofern man von jenem Punkt aus die besseren Verbindungen hat.
Der "grosse" Saal bietet Platz für rund 500 Nasen und befindet sich im 4. Stock. In erster Linie heisst das für alle Raucher: viel Treppensteigen. Denn fast in der ganzen Schweiz gilt in Lokalen das generelle Rauchverbot. Gut für die Nichtraucher, blöd für die Raucher (wie mich) und besonders blöd natürlich auch deshalb, weil man die "schönen" Gerüche wie Schweiss, Bier und Erbrochenes viel besser riecht. Mmmh, leckere Mischung!
Der Saal selber passt mit seiner Grösse bestens für diese Art von Konzerten und auch die Akkustik ist überdurchschnittlich gut. Als Manko für die Bands ist anzumerken, dass der vorhandene Bühnenplatz relativ begrenzt ist und es schon gerne mal ein wenig eng werden kann - also unpraktisch für Kapellen mit mehr als 4-5 Mitgliedern.
Direkt vor dem Eingang zum Saal befindet sich eine kleine Bar mit 2 Zapfstationen plus grossem Kühlschrank. Bei rund 400 Besuchern dann doch eher unpraktisch, wenn man 10 Minuten in der Schlange stehen muss um sich ein einzelnes Bier abzuholen.
Ein weiterer positiver Aspekt war die Absperrung vor der Bühne. Gut für die Band weil durch das Gemoshe keine Mikrofonständer o.ä. umgeworfen werden können (man spricht aus Erfahrung!), schlecht für manche Fans die gerne auf die Bühne klettern um von dort aus Stagediving zu betreiben. Ausserdem dürfte sie beim einen oder anderen Crowdsurfer für blaue Flecken gesorgt haben, wenn mal wieder einer aus Versehen darauf fiel. Autsch.

Für die Location selber vergebe ich als treppenverachtender Raucher 7/10 Punkten.


Preise
Hand in Hand mit der Location gehen auch meistens die Preise. In erster Linie sei hier gesagt, dass es sich nicht nur um die teure Schweiz, sondern auch noch um Zürich handelte - neben Genf die mit Abstand teuerste Stadt der Schweiz. 5 Bands in einer Location für rund 400 Leute - stolze 46.- CHF! Für meinen Geschmack einiges zu viel, gemessen daran dass ich bei meinen Lieblingsfestivals für einen kleinen Aufpreis 3x oder gar 4x so viele Bands zu sehen kriege und manche davon vom selben internationalen Format sind. Dazu gesellen sich Bierpreise von teuflischen 7.- für 0,5 Liter Gerstensaft. Auch hier bewegen sich die Preise an anderen Orten meist zwischen 5.- und 6.-. Aber eben, typisch Zürich.
Völlig in Ordnung gingen hingegen die Preise für den Merchandise der Bands. Für lockere 25.- CHF konnte man Shirts ersteigern, was im durchschnittlichen Rahmen liegt. Neaera bot sogar Bundles für CD + Poster à 15.- an. Das nenn ich fair!

Im Ganzen betrachtet erhält die zürcher Preispolitik von mir lausige 4/10 Punkten.


Bands
Jetzt geht es ums Eingemachte. Waren die Bands wenigstens gut, wenn man schon so viel dafür bezahlen musste? Den Anfang machten die jungen Schotten von Bleed from Within: jung, ungestüm, aber musikalisch solide und ein gelungener Opener. Mit 2 Alben in Petto bereits mit solchen Grössen auf Tour zu gehen ist sicherlich eine riesige Ehre, was man den Jungs auch angemerkt hat. Sie hatten jede Menge Spass und schlugen den bis dahin versammelten ~50 Nasen 30 Minuten lang eine deftige Mischung aus Metal- und Deathcore um die Ohren. Perfekt zum aufwärmen, bei einem längeren Set wäre es möglicherweise langweilig geworden.
Gleich im Anschluss traten Neaera auf den Plan - der Hauptgrund weshalb ich mich an jenem Abend überhaupt nach Zürich begeben hatte. Wie nicht anders zu erwarten war, lieferten die Münsteraner eine explosive Show, angetrieben von ihrem Frontmann Benni. Dieser betrieb gar 2x Crowdsurfing ohne dabei sein tiefes Gegrunze zu unterbrechen und kletterte später auch gerne mitsamt Mikrofon auf den Tischen herum die eigentlich für den Merchandise gedacht waren. Benni bewies sich einmal mehr als wahrer Wirbelwind der keine Sekunde lang ruhig stehen konnte und auch kaum eine Gelegenheit ausliess, sich beim Publikum für die sehr positive Resonanz zu bedanken. Auch wenn bis dato kaum mehr als 150 Leute anwesend waren, war die Stimmung bereits sehr gut, was sich auch in zahlreichen Crowdsurfern niederschlug - von heftigem Moshing natürlich ganz zu schweigen. Der in meinen Augen mit Abstand beste Auftritt des Abends!

Nach einem kühlen Bier an der Bar wurde es urplötzlich ziemlich schwierig, den Saal wieder zu betreten. Von einer Minute auf die andere war alles gerappelt voll - Soilwork waren da. Diese Band macht es mir nicht leicht, eine objektive Wertung abzugeben; dennoch bleibt es nicht unversucht: die 5 Schweden spielten in rund 45 Minuten ein ausgewogenes Set aus älteren und neuen Titeln, wobei auch mal eher gemächliche Tracks eingestreut wurden. Musikalisch immer auf einem hohen Level, jedoch für das blosse Auge eher langweilig. Es gab kaum Bewegung auf der Bühne und vor allem Frontmann Björn blieb unnahbar und schien in erster Linie bloss Coolness ausstrahlen zu wollen - was ihm bestens gelang (was nicht zwingend positiv ist). Dass diese Truppe musikalisch rein gar nicht mein Fall ist, soll hier aber nicht meinungsbildend sein, sondern nur eine Randnotiz.

Die nächste Band war eine mir bis dato fast unbekannte Gruppierung die auf den Namen All That Remains hört. Anscheinend in Metalcore-Kreisen bereits recht bekannt, hörte ich deren Namen im Rahmen dieser Veranstaltung zum ersten mal. Nachdem ich mir im Vorfeld 1-2 Tracks angehört hatte, war die Band im Hinterkopf bereits als "gay" abgestempelt, was sich im Nachhinein noch als Fehler herausstellen sollte. Das Instrumentenensemble machte den Anfang, bevor Sänger Phil unter Jubel die Bühne betrat und erstmal mit einem langgezogenen tiefen Schrei das Eis brach. Von da an wechselten sich gekonnte Screams mit nicht immer ganz perfektem cleanen Gesang ab und sorgten so für ein recht gelungenes Gesamtbild. Die Stimmung war völlig zurecht am kochen, es wurde lauthals mitgesungen, man sah Circle Pits, Crowdsurfing und sogar eine kleine Wall of Death, zu welcher nicht etwa die Band aufforderte, sondern von der Menge gewollt war, die sich auf einmal in zwei Hälften aufzuteilen begann.
Die Band selbst bot eine ordentliche Show mit viel Bewegung, Seitenwechseln und allem was dazu gehört. Ein wirklich guter Gig von einer Band, die Live viel mehr hermacht als von Konserve.

Caliban
Der kürzeste Text in diesem Review: mag ich ned, find ich schwul (schon mal den Sänger angesehen?), hab ich mir nicht mehr angesehen. Punkt.

Für die Bandauswahl hagelt es subjektive 6/10 Punkten


Fazit
Das Bier und der Eintrittspreis waren recht teuer, zusammen mit dem Zugticket nach Zürich ein recht ordentlicher Betrag. Dazu 5 Bands von welchen ich mit zweien nichts anfangen konnte, während ich zum Rauchen gefühlte tausend Treppen überwinden musste. Immerhin waren die verbliebenen 3 Bands ihr Geld wert und im Grossen und Ganzen haben wir uns alle prächtig amüsiert.

Aufgrund der stolzen Preise, welche einem schon mal nen Strich durch die Rechnung machen können, erntet dieser Konzertabend von mir 17 von 30 möglichen Punkten.



Montag, 23. August 2010
Festivalbericht Mountains of Death
Ach ja, der liebe Sommer. Einmal mehr hat er uns dieses Jahr schon gehörig verarscht. Erst ist es Wochenlang extremst heiss, trocken und auch gern mal schwül, dann wirds wieder fast 2 Wochen lang regnerisch und knappe 20° kühl, nur um dann wieder auf 27° anzuschwellen wenn wir uns in unserem kleinen dreier-Grüppchen vom lauschigen Aargau aus in Richtung Muotathal im Kanton Schwyz bewegen.
Aber dann, am Freitag Nachmittag schlug der Sommer 2010 wieder zu: Regen. Eine gute Stunde lang Regen. Der zuvor beinahe trockene Untergrund verwandelte sich schnurstracks in lustig-weichen Matsch und für den Dreck gab es kein Halten mehr. Schuhe, Hosen, Pullis und Shirts sollten sowieso klar sein - aber am meisten leiden letztendlich dann sowieso die Zelte darunter, die man in mühseliger Handarbeit daheim (alleine) putzen darf. Hooray for Boobies!

Muotathal ist nicht nur irgend ein kleines Bergkaff, nein, es ist wohl DAS super Bergkaff schlechthin für Freunde der lauten todesbleihaltigen Musik. Seit nunmehr 10 Jahren organisiert man dort, am Arsch der Welt, das sog. "Mountains of Death" Festival - das einzige Open Air in der Schweiz welches sich einzig und allein einer einzigen Musikrichtung widmet: dem Brutal Death Metal. Und auch im heurigen Jubiläumsjahr konnte das Line-Up mit allerhand grossen Namen auftrumpfen: Disavowed, Inveracity, Necrophagist, The Black Dahlia Murder, Dying Fetus und Suffocation bildeten hierbei die (persönliche) Spitze des Eisberges und sorgten für so manchen verspannten steifen Nacken sowie literweise Bierkonsum im Publikum.
Es war ein Festival wie man es im Muotathal jedes Jahr zu sehen bekam und alles kam einem irgendwie vertraut vor. Und doch gab es kleine aber feine Änderungen, die das Festivalleben teilweise angenehmer und teilweise aber auch einiges mühseliger machten...

- Barbetrieb
Irgendjemand im Organisationsteam hatte die Idee, das Bargeld an der Bar gegen Konsumkarten auszuwechseln. Heisst, anstatt jedes Getränk einzeln zu bezahlen, musste man sich für 50.- CHF an einer separaten Kasse eine solche Karte holen, auf der dann die konsumierten Getränke abgestrichen wurden. Dies führte jedoch zu sehr vielen unzufriedenen Gesichtern.
1. war die Schlange um an jene Karten zu gelangen teilweise meterlang
2. hatte man NULL Überblick über den eigenen Konsum, da NIRGENDS die Getränkepreise angeschrieben und auf der Karte keine Beträge vermerkt waren. Da stand nur eine simple "-1" pro Feld, was auch immer das letztendlich heissen sollte. Jedenfalls hätten die Barkeeper ohne weiteres zu viele Felder abstreichen können und kaum einer hätte es gemerkt, da jegliche Kontrolle fehlte.
3. eine solche Konsumkarte verliert sich schneller als Bargeld - und wer diese verliert, verliert damit auch deren Restwert. Genau so wer nicht daran denkt, den Restwert der Karte bis zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder gegen Bargeld umzutauschen. Absoluter Schwachfug und hirnrissiger Mumpitz.

- Hygiene
Erstmals in diesem Jahr stellte der Veranstalter einen Duschwagen bereit - eine wunderbare Idee, welche von vielen genutzt wurde, wenn auch das Wasser direkt von der eiskalten Muota abgepumpt wurde und sich das Vergnügen beim Duschen somit in Grenzen hielt. Der negative Aspekt der ganzen Sache war jedoch, dass dadurch ein Klowagen weichen musste, bzw. stattdessen ein normalgrosser und ein kleiner hingekarrt wurden; anstelle von 2 normalgrossen wie ansonsten üblich. Das führte zu weitaus grösseren Schlangen wenn man seinem Geschäft nachgehen wollte. Natürlich könnte man auch einfach irgendwo in den nächsten Busch pissen oder wie es einige taten: einfach zwischen zwei Zelte stellen und dann los. Aber um ehrlich zu sein bin ich nicht gerne ein solch asoziales Arschloch. Da steht ein Klo, also bin ich auch geneigt jenes zu benutzen um weder andere Festivalbesucher zu verärgern noch die netten Leute welche das Gelände zur Verfügung stellen.
Die Schlange allerdings war im Grunde noch das kleinste Problem an der ganzen Sache. Die Wagen selber waren bereits am zweiten Tag (Freitag Nachmittag gegen 15 Uhr) dermassen verdreckt, vollgepisst und wahrscheinlich auch noch vollgeschissen, dass man jegliche Lust verlor etwas zu konsumieren, da man ansonsten noch gezwungen war, sich auf eine dieser Toiletten zu setzen bei welchen das komplette Innere genau so aussah wie es roch: nämlich absolut widerlich.
Die Frage ist nun, ob die Schuld bei Besuchern oder Veranstaltern zu suchen ist; am logischsten erscheint mir beides. Auf der einen Seite zu viele asoziale, besoffene Besucher denen einfach scheissegal ist wer als nächstes seine Notdurft verrichten muss und auf der anderen Seite Veranstalter die sich nicht um so was kümmern. Dabei zeigen Beispiele wie das noch kleinere "MehSuff Metal Festival" dass es auch anders geht: Nette kleine DixieKlos mit Spülung, die allmorgendlich abgepumpt und täglich mehr als 1x kontrolliert und ggf. gereinigt wurden.

- Campingplatz
Wie so manch anderes Festival steht das MoD Jahr vor Jahr vor dem Problem der Expansion. Zum Jubiläum gab es nicht nur ein Programm für 3 Tage anstatt nur für 2, sondern man rechnete dementsprechend auch mit mehr Besuchern.
Im letzten Jahr fanden sich 1300 Leute im Thal ein, heuer waren es mit über 1400 nochmals mehr. Das Problem dabei: der Zeltplatz blieb im Grunde gleich gross. Wohin also mit all den neuen Schlafunterkünften die man vorheriges Mal noch nicht begrüssen durfte? Es war am südlichen Ende des Campingplatzes eine leichte Ausdehnung zu erkennen, aber es war kaum vorstellbar, wie dort 100 zusätzliche Besucher Platz finden wollten.
Für das nächste Festival sollte man sich wohl oder übel nach einer neuen Campingstätte umsehen, da nicht zu erwarten ist, dass das Open Air plötzlich wieder an Masse verliert.

- Lärm
Betrunkene sind laut, einverstanden. Gegen die kann man wenig unternehmen, ebenfalls einverstanden. Aber ist es wirklich notwendig, dass man im Bierzelt bis MORGENS UM FUCKING SIEBEN UHR in einer Mords Lautstärke Death Metal laufen lässt, damit es unter Garantie auch der schwerhörigste Arsch ohne Ohren in der hinterletzten Ecke des Campingplatzes noch hört?!
Natürlich ist es nicht der Sinn eines Festivals, dass man dort 12 Stunden pro Nacht schläft. Aber wer nicht schläft, ist nicht fit, wer nicht fit ist, hat keinen Bock auf Party und wer keine Party macht, konsumiert weniger Alkohol und sorgt damit für weniger Einnahmen. Ist dies der Sinn der Sache? Fein - für mich ist es dennoch das hirnloseste was ich an einem Open Air jemals erleben durfte. Und das waren doch schon so einige. Dafür sollte man die Betreiber wirklich schlagen dürfen.


Trotz des wirklich tollen Bandangebots und des mehr als fairen Eintrittspreises (von der überteuerten Verpflegung mal abgesehen), war es wohl eines meiner letzten Festivals, weil ich langsam irgendwie zu alt bin für die Scheisse. Ich bin zwar erst knappe 26, aber so langsam vergeht mir die Lust darauf, meinen Rucksack mit allem Möglichen vollzustopfen, das 8,5kg Zelt unter den Arm zu packen und damit über irgendwelche aufgeweichten Wiesen zu marschieren. Denn ein Auto hab weder ich noch meine jeweiligen Festivalbegleiter und so langsam wirds mir einfach zu bunt mit dem ganzen Bullshit.
Ich habs jetzt wieder gemerkt, wie sehr mir nach den 3 Tagen alles weh tat weil ich so wenig geschlafen hab weil 1. die "Matratze" viel zu hart ist und 2. bis spät in den Morgen irgendwelche Besoffenen laut rumbrüllen oder der Veranstalter bis morgens um 7 Death Metal laufen lässt welchen man bis zum Campingplatz hört. Ich hab pro Nacht wenn's gut kommt also vllt. 4 Stunden geschlafen und das sogar mehr als nur unbequem - mir schmerzt jeder einzelne scheiss Muskel im Körper und selbst das Geniessen der Konzerte wurde spätestens am Samstag (Abend) langsam zur Qual.

Das Line-Up ist fast jedes mal grossartig und nirgendwo sonst krieg ich für mein erarbeitetes Geld so viele tolle Bands aus dem Brutal Death Genre zu sehen - nicht zuletzt weil es das einzige Festival dieser Art in der ganzen Schweiz ist. Aber auf diese Weise kann ich nicht mehr, wirklich. Denn zu guter Letzt muss ich auch jedes verdammte Mal nachdem ich campen war, mein riesen Zelt daheim im Alleingang säubern, weil ich alleine wohne und es auf dem Campingplatz sowieso nicht wirklich sauber wird.

Für dieses Jahr steht noch genau ein Festival an, am 10. und 11.09. und dann ist Sense. Das wird höchstwahrscheinlich mein letztes Open Air werden, danach hab ich die Schnauze voll davon und ich beschränke mich auf Clubkonzerte.


Nichts desto trotz noch einige Impressionen in Bild und Ton:
Inveracity live: http://www.youtube.com/watch?v=5UEC6qtHp8M
Black Dahlia Murder live: http://www.youtube.com/watch?v=VO4aR432MH8
Dying Fetus live: http://www.youtube.com/watch?v=D4tBgekHDmU
Suffocation live: http://www.youtube.com/watch?v=_U26d2At61A

Die schlechte Bild- und Tonqualität beruht hierbei auf meinem Handy, welches kurzfristig für die Digitalkamera einspringen musste, weil bei jener der Akku den Geist aufgegeben hatte. Somit lässt alles ein Wenig zu wünschen übrig ^^

Fotos gibts hier: http://www.facebook.com/album.php?aid=18470&id=1729073221&l=eeb8ceaea2